Farhad Dilmaghani

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Farhad Dilmaghani, 2019

Farhad Dilmaghani (* 1971 in Groß-Gerau) ist ein deutscher Politik- und Sozialwissenschaftler. Er war Vorstandsbevollmächtigter des gemeinnützigen Analyse- und Beratungshauses Phineo. Von 2012 bis 2013 war er Staatssekretär in der Senatsverwaltung für Arbeit, Integration und Frauen.

Farhad Dilmaghanis Großeltern wanderten in den 1950er Jahren aus dem Iran als Flüchtlinge nach Deutschland ein.[1]

Dilmaghani studierte von 1993 bis 1998 an der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main Politikwissenschaft, Volkswirtschaftslehre und Philosophie „mit Auszeichnung“. Von 1995 bis 1996 studierte er am Institut d’études politiques de Lyon internationale Beziehungen.

Seine erste berufliche Station war im Bundesministerium der Finanzen als Referent für Europafragen. Unter Bundeskanzler Gerhard Schröder war er von 2000 bis 2005 im Bundeskanzleramt Referent für politische Planung sowie Bildung und Gesundheit.[2] In dieser Verwendung koordinierte er u. a. den Geschäftsbericht der Bundesregierung, schrieb Reden für den Bundeskanzler und betreute den Deutschen Ethikrat. Als Grundsatzreferent nahm er auch an Runden zur Regierungsplanung unter Leitung des damaligen Chefs des Bundeskanzleramts, Frank-Walter Steinmeier, teil.

Danach leitete er für die Allianz SE den Bereich „Issues Management“ und war als Pressesprecher für Themen im Bereich Corporate Responsibility und Asset Management verantwortlich.[3] In dieser Position erarbeitete er gemeinsam mit der Group Risk Einheit der Allianz SE eine konzernweite Reputational Risk Policy als Teil des Risikomangementsystems der Allianz SE.[4] Darauf folgte die Position als Leiter der Bereiche Kommunikation, Marketing und Regierungsbeziehungen der privaten Wirtschaftshochschule European School of Management and Technology (ESMT).[5] Er leistete einen wesentlichen Beitrag die ESMT als internationale Kommunikationsplattform zwischen Wissenschaft, Politik und Zivilgesellschaft zu etablieren.[6] In dieser Zeit arbeitete eng mit dem damaligen Präsidenten der ESMT und späteren wirtschaftspolitischen Berater von Bundeskanzlerin Merkel, Prof. Lars-Hendrik Röller, zusammen. Seit 2014 arbeitet Dilmaghani für das gemeinnützige Analyse- und Beratungshaus Phineo als Vorstandsbevollmächtigter für den Öffentlichen Sektor in Berlin.[7] und Vorsitzender des Vereins DeutschPlus – Initiative für eine plurale Republik.[8] In dieser Funktion berät er die öffentliche Verwaltung und Bundesministerien bei der Umsetzung von Projekten mit Fokus auf die Zivilgesellschaft und Wirkungsorientierung. Dazu gehören unter anderem das Bundeskanzleramt, das Auswärtige Amt und auch das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend.[9][10]

Im Jahr 2010 gründete er unter anderem gemeinsamen mit der Sozialwissenschaftlerin Naika Foroutan, dem Regisseur Züli Aladağ und dem Architekten Van Bo Le-Mentzel die Initiative „DeutschPlus – Initiative für eine plurale Republik“, eine Art Thinktank. Dilmaghani ist ehrenamtlicher Vorsitzender des Vereins. In dieser Funktion ist er regelmäßiger Teilnehmer bei den Integrationsgipfeln der deutschen Bundeskanzlerin Angela Merkel. Außerdem war er für DeutschPlus für das Projekt WeltweitWir – Diversität im Auswärtigen Amt mit dem Auswärtigem Amt verantwortlich, das junge Migranten für den diplomatischen Dienst interessieren sollte.[11]

Gemeinsam mit der ehemaligen Beauftragten der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration Aydan Özoğuz und dem Direktor des Berliner Institut für empirische Integrations- und Migrationsforschung Herbert Brücker leitete Dilmaghani eine Kommission zur Erarbeitung eines Leitbilds für Deutschland als Einwanderungsgesellschaft.[12] In der Süddeutschen Zeitung unterbreitete er als Gastautor den Vorschlag für ein neues Staatsziel „Vielfalt“ im Grundgesetz, den er gemeinsam mit dem Juristen Johannes Eichenhofer erarbeitet hatte.[13] Im Oktober 2020 sprach sich Dilmaghani in einem Gastbeitrag bei Zeit Online für ein neues Bundesministerium für Gesellschaftlichen Zusammenhalt, Anti-Diskriminierung, Migration und Integration aus, wie es in ähnlichen Konstellationen bereits in einigen Bundesländern gegeben ist.[14]

Dilmaghani veröffentlicht regelmäßig zu Themen der Einwanderungsgesellschaft und progressiven Regieren in diversen Medien. Im Spiegel plädierte er im September 2019 für eine Reform des gegenwärtigen Regierungssystems in Deutschland in Anlehnung an Neuseeland, das mit dem Amtsantritt von Premierministerin Jacinda Ardern ein „Wellbeing Budget“ (Deutsch etwa: Etat für Wohlbefinden) eingeführt hat.[15] Er sieht darin auch eine Weiterentwicklung der Ansätze für Wirksam Regieren, die von Bundeskanzlerin Merkel 2015 eingeführt wurden. Gemeinsam mit dem Präsidenten des Amtes für Verfassungsschutz Thüringen, Stephan J. Kramer, und dem Wissenschaftler und Gründungsdirektor des Institutes für Demokratie und Zivilgesellschaft, Matthias Quent, veröffentlichte er im Februar 2020 auf Zeit Online kurz nach den rassistischen Terroranschlägen von Hanau einen Masterplan gegen Rechtsextremismus.[16] Dilmaghani vermittelt seine Positionen auch regelmäßig bei öffentlichen Auftritten, wie etwa bei der re:publica 19.[17]

Im Jahr 2012 wurde er vom Berliner Senat zum Staatssekretär in der Senatsverwaltung für Arbeit, Integration und Frauen ernannt. Nach 14 Monaten im Dienst wurde er 2013 von der damaligen Senatorin Dilek Kolat (heute Kalayci) entlassen.[18] Laut RBB blieb die Begründung „vage“. Fortlaufend heißt es in dem Artikel: „Senatsintern und innerhalb der SPD wird seit Jahren kritisch darüber gesprochen, dass die Fluktuation der engsten Mitarbeiter der Senatorin hoch sei.“ So habe sie unter anderem auch ihre Staatssekretäre Boris Velter[18] und Barbara Loth entlassen.[19] Dilmaghani gilt als Architekt des Landesarbeitsmarkt-Programms BerlinArbeit.[20] In seiner Zeit als Arbeitsstaatssekretär wurde Dilmaghani auch kurzzeitig in den Verwaltungsrat der Bundesagentur für Arbeit berufen.[21] Als Integrationsstaatsekretär war er als Chefunterhändler daran beteiligt, einen Hungerstreik von 17 Geflüchteten am Brandenburger Tor friedlich zu beenden,[22] ebenso wie an der Entwicklung der Einbürgerungskampagne des Berliner Senats „Dein Pass“.[23]

2019 wurde Dilmaghani im Rahmen eines vergleichenden Rechtsgutachtens des ehemaligen Bundesverwaltungsrichter Kurt Graulich von der Berliner Senatskanzlei rehabilitiert. In einer offiziellen Pressemitteilung der Stadt Berlin äußerte sich dieszbezüglich der Chef der Berliner Senatskanzlei Christian Gaebler.[24][18] Auch der Chef des Bundespräsidialamtes Stephan Steinlein kommentierte die Rehabilitierung durch die Berliner Senatskanzlei positiv.[25]

Fünf Jahre war er im Bundeskanzleramt Referent für Grundsatzfragen sowie Bildung und Forschung.[26]

Er ist seit Juni 2023 Leiter des Kommunikationsstabes und Sprecher von Lisa Paus, der Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend.[27][28]

Veröffentlichungen

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Einzelnachweise

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  1. Debatte über Einwanderung: Wie wird die Fremde zum Zuhause? In: deutschlandfunkkultur.de. 10. Oktober 2015, abgerufen am 31. Oktober 2023 (Farhad Dilmaghani und Alina Bronsky im Gespräch mit Matthias Hanselmann).
  2. Maximilian Popp: Ressentiments gegen Migranten: "Die Gräben werden tiefer". In: Der Spiegel (online). 13. Juni 2016, abgerufen am 14. November 2016.
  3. Staaten zu langsam im Wettlauf gegen den Klimawandel. In: ots.at. 3. Juli 2008, abgerufen am 31. Oktober 2023.
  4. Frank Romeike: Themen-Special: Risikomanagement bei der Allianz. In: risknet.de. 14. April 2007, abgerufen am 31. Oktober 2023.
  5. Dilmaghani verantwortet Regierungsbeziehungen. In: politik-kommunikation.de. 19. Mai 2011, abgerufen am 31. Oktober 2023.
  6. Kristin Dolgner: 3. Annual Forum der ESMT "People, Planet, Profit – Creating a Sustainable Future". In: idw-online.de. European School of Management and Technology (ESMT), 17. Juni 2010, abgerufen am 31. Oktober 2023.
  7. Team - PHINEO. Farhad Dilmaghani, Vorstandsbevollmächtigter für Öffentlicher Sektor & Impact Investing. In: www.phineo.org. Archiviert vom Original am 26. Januar; abgerufen am 26. Januar 2017.
  8. Farhad Dilmaghani: Vorsitzender DeutschPlus, Staatssekretär a. D. In: deutsch-plus.de. Abgerufen am 31. Oktober 2023.
  9. „Wir müssen Engagierte vor Ort stärken und schützen.“ In: integrationsbeauftragte.de. 5. November 2019, archiviert vom Original am 1. September 2020; abgerufen am 31. Oktober 2023.
  10. PHINEO hat das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend erfolgreich bei Erarbeitung der Engagementstrategie begleitet. In: presseportal.de. Phineo, 26. Januar 2016, abgerufen am 31. Oktober 2023.
  11. Ulrich Zawatka-Gerlach: Berlin Staatssekretäre nach der Wahl: Die zweite Reihe sucht neue Aufgaben. In: tagesspiegel.de. 20. Oktober 2016, abgerufen am 31. Oktober 2023.
  12. Themenportal Flucht, Migration, Integration Leitbild Miteinander in Vielfalt. Ideen für ein gutes Zusammenleben in der Einwanderungsgesellschaft: Über das Leitbild. In: fes.de. Abgerufen am 31. Oktober 2023.
  13. Farhad Dilmaghani: Außenansicht: Für ein anderes Grundgesetz. In: sueddeutsche.de. 12. Oktober 2015, abgerufen am 31. Oktober 2023.
  14. Farhad Dilmaghani: Integrationsgipfel: Wann kommt das Antirassismusministerium? 19. Oktober 2020, abgerufen am 31. Oktober 2023.
  15. Farhad Dilmaghani: Progressive Regierung: Unser System braucht ein Update. In: spiegel.de. 8. September 2019, abgerufen am 31. Oktober 2023.
  16. Farhad Dilmaghani, Stephan J. Kramer, Matthias Quent: Verfassungsschutz: Wir brauchen einen Masterplan gegen Rechtsextremismus. In: zeit.de. 21. Februar 2023, abgerufen am 31. Oktober 2023.
  17. Farhad Dilmaghani, Vorsitzender DeutschPlus e.V. In: 19.re-publica.com. Abgerufen am 31. Oktober 2023.
  18. a b c Übergangsgeld gefordert: Senat will Regeln für Entlassung von Staatssekretären ändern. In: rbb24.de. 24. Juli 2019, archiviert vom Original am 10. August 2019; abgerufen am 31. Januar 2023: „Einer der Auslöser für das Gutachten war der Fall des Staatssekretärs Farhad Dilmaghani. 2013 hatte ihn die damalige Arbeitssenatorin Dilek Kalayci (beide SPD) nach nur 14 Monaten im Amt überraschend entlassen“
  19. Ulrich Zawatka-Gerlach: Berlins Staatssekretäre nach der Wahl: Die zweite Reihe sucht neue Aufgaben. 20. Oktober 2016, abgerufen am 31. Januar 2023.
  20. Reformbedarf der Rechtspraxis im Umgang mit politischen Beamtinnen und Beamten in Berlin. In: berlin.de. 22. Juli 2019, archiviert vom Original am 10. August 2019; abgerufen am 31. Oktober 2023 (Pressemitteilung).
  21. Geschäftsbericht 2011, Bundesagentur für Arbeit. (PDF) 31. Dezember 2011, S. 67, abgerufen am 31. Oktober 2023.
  22. Nikolai Schreiter: Hungerstreik am Brandenburger Tor: Kältebus und Tische, aber keine Zelte. In: taz.de. 31. Oktober 2012, abgerufen am 31. Oktober 2023.
  23. Deine Stadt. Dein Land. Dein Pass. Was bedeutet es, DEUTSCHE/R zu werden? Wir sind Berliner. Wir sind wir. In: einbuergerung-jetzt.de. Archiviert vom Original am 14. April 2013; abgerufen am 31. Oktober 2023.
  24. Reformbedarf der Rechtspraxis im Umgang mit politischen Beamtinnen und Beamten in Berlin. In: berlin.de. 2019, abgerufen am 31. Oktober 2023.
  25. Deutschplus begrüßt Rechtsgutachten im Auftrag der Senatskanzlei und Richtstellung zur Person Dilmaghani. In: deutsch-plus.de. 23. Juli 2019, abgerufen am 31. Oktober 2023.
  26. Hanau: Migrationsexperte Farhad Dilmaghani fordert Ministerium für gesellschaftlichen Zusammenhalt. In: spiegel.de. 20. Februar 2021, abgerufen am 31. Oktober 2023.
  27. Pressekontakt. In: bmfsfj.de. Abgerufen am 31. Oktober 2023.
  28. Pressekontakt. In: bmfsfj.de. Archiviert vom Original am 4. Juni 2023; abgerufen am 31. Oktober 2023.