Fathom (Geld)
Fathom (von englisch fathom „Faden“) ist die Einheit des Muschelgeldes des indigenen Volkes der Tolai auf der Insel Neubritannien, das in ihrer Provinz East New Britain als offizielle Komplementärwährung zur Landeswährung Kina verwendet wird. Ein fathom ist eine Geldschnur aus Muschelschalen, die zwischen zwei ausgestreckte Arme reicht; der aktuelle Wechselkurs beträgt 4 Kina für 1 fathom (Juni 2013, etwa 1,50 Euro).
Die Bezeichnung der Geldschnur ist vom nautischen Längenmaß „Faden“ abgeleitet (englisch fathom, deutsch auch „Klafter“): 1,8 Meter entsprechen der Spannweite eines Mannes mit ausgebreiteten Armen.[1] 1 fathom ist also „1 Fadenlänge an Muscheln“ oder „1 Klafter Muschelgeld“ mit 300 bis 400 zurechtgeschliffenen Schalen der kleinen Meeresschnecke Nassarius arcularius. Beim Austausch mit den frühen britischen Seefahrern übernahmen die Inselbewohner diesen Ausdruck in ihre Kuanua-Sprache. Ihr Muschelgeld nennen sie tabu, tambu oder diwarra.
Die Bezeichnung fathom findet ebenfalls Erwähnung bei dem Schweizer Ethnologen Felix Speiser 1923 als historisches Geld des südpazifischen Inselstaates Vanuatu.[2]
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Alexander Solyga: Tabu – das Muschelgeld der Tolai: Eine Ethnologie des Geldes in Papua-Neuguinea. Dietrich Reimer Verlag, Berlin 2013, ISBN 978-3496028512.
Info: Solygas wirtschaftsethnologische Untersuchung wurde im Jahr 2011 mit dem Preis der Stadt und der Universität Bayreuth ausgezeichnet. - William Taufa, Heinrich Fellmann: Über das Muschelgeld (a tabu) auf Neupommern, Bismarckarchipel (Deutsch-Neuguinea).
In: Mitteilungen des Seminars für Orientalische Sprachen an der Friedrich Wilhelms-Universität zu Berlin, Abt. 1: Ostasiatische Studien, Jahrgang 5, 1902, S. 92–102. - A. L. Epstein: Tambu: The Shell-Money of the Tolai. In: R. H. Hook (Hrsg.): Fantasy and Symbol. Studies in Anthropological Interpretation. Academic Press, London 1979 (englisch).
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Sigrun Preissing: Tabu – Das Muschelgeld der Tolai in Papua Neuguinea. (PDF; 233 kB; 4 Seiten, abgerufen am 29. Juli 2013) In: Zeitschrift für Sozialökonomie, 46. Jahrgang, Folge 160-161, April 2009, S. 38–40, Gauke Verlag für Sozialökonomie, Kiel 2009, ISSN 0721-0752.
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Carolyn Leigh, Ron Perry: Guide to Artifacts. (englisch) In: Art-Pacific, Tucson Arizona USA 2011. Abgerufen am 30. Juli 2013.
Zitat: „Strings of shell disks or beads (called heishe in the U.S.) are often valued by the fathom which equals 6 feet or slightly less than 2 metres.“
Info: Leigh und Perry sammeln Kunst aus Neuguinea vor Ort seit 1964. - ↑ Felix Speiser: Ethnology of Vanuatu. An Early Twentieth Century Study. University Press, Honolulu 1996 (erstmals 1923), ISBN 0-8248-1874-1, S. 245 (englisch; Direktlink zur Seite 245 in der Google-Buchsuche);
Originaltitel: Ethnographische Materialien aus den neuen Hebriden und den Banks-Inseln. Kreidel Verlag, Berlin 1923 (seitdem verschiedene Neuauflagen/Reprints, keine Google-Voransicht).