Faustkeil von Schnaitheim
Der Faustkeil von Schnaitheim ist ein 50.000 bis 80.000 Jahre alter Faustkeil, der 1999 auf dem Moldenberg im Heidenheimer Ortsteil Schnaitheim gefunden wurde.
Fundgeschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Faustkeil wurde am 5. Juni 1999 von dem ehemaligen Stadtförster der Stadt Heidenheim, Martin Schlierer, bei einer Begehung seines früheren Forstbezirks gefunden und aufgelesen. Es handelt sich um einen Einzelfund. Die Freilandfundstelle befindet sich bei einer kleinen Forsthütte im Gewann Winterhalde auf 590 m ü. NHN, unmittelbar neben einer aufgelassenen Baumschule und einem angrenzenden Sumpfgebiet. Die örtlichen Gegebenheiten und Fundumstände lassen darauf schließen, dass das Artefakt nicht verlagert wurde und somit am ursprünglichen Ablageort aufgefunden wurde. Gegen diese These sprechen rostfarbige Spuren, die vom Kontakt mit einer Pflugschar stammen könnten.[1]
Beschreibung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Faustkeil ist 15,7 cm lang, 8,6 cm breit und 5,5 cm dick. Die Spitze ist rund und asymmetrisch herausgearbeitet, die Schneiden weisen kleinere, rezente Beschädigungen auf. Am Griffende ist beidseitig verrundete Cortex erhalten, als Rohmaterial kommt daher ein lokal vorkommender Wackerstein aus den Schottern der Urbrenz in Frage, die auf der Winterhalde abgelagert sind. Es handelt sich um grobkörnigen, rotbraun bis braun verwitterten Jurahornstein.[1]
Datierung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Fundstelle liegt nur 4,25 km Luftlinie von der Heidenschmiede entfernt – einem Abri im Felsen unter dem Schloss Hellenstein – in der 1930 bei einer Ausgrabung ein gleichartiger mittelpaläolithischer Faustkeil gefunden wurde. Technologische und typologische Ähnlichkeiten bestehen auch mit den Faustkeilen aus der Bocksteinhöhle im Lonetal,[1] so dass der Faustkeil von Schnaitheim in der Alterseinstufung ebenfalls dem älteren Moustérien (Moustérien mit Micoquien-Option)[2] zugehörend angesprochen werden kann. Er ist etwa 80.000 bis 50.000 Jahre alt.
Der Faustkeil von Schnaitheim wurde 2015 im Museum Schloss Hellenstein erstmals öffentlich gezeigt.[3] Er befindet sich heute im Landesamt für Denkmalpflege Baden-Württemberg in Esslingen am Neckar.
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Nicholas J. Conard: Ein Faustkeil von der Winterhalde bei Heidenheim-Schnaitheim. In: Archäologische Ausgrabungen in Baden-Württemberg 1999. Konrad Theiss Verlag, Stuttgart 2000, S. 20–21.
- Nicholas J. Conard, Michael Bolus, Susanne C. Münzel: Middle Paleolithic land use, spatial organization and settlement intensity in the Swabian Jura, southwestern Germany. In: Quaternary International. 247, 2012, S. 236–245.
- Nicholas J. Conard, Michael Bolus, Ewa Dutkiewicz, Sibylle Wolf: Eiszeitarchäologie auf der Schwäbischen Alb. Kerns Verlag, Tübingen 2015, ISBN 978-3-935751-24-7, S. 64–72.
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ a b c Nicholas J. Conard: Ein Faustkeil von der Winterhalde bei Heidenheim-Schnaitheim. In: Archäologische Ausgrabungen in Baden-Württemberg 1999. Konrad Theiss Verlag, Stuttgart 2000, S. 20–21.
- ↑ Moustérien und Micoquien. In: Jürgen Richter, Harald Floss (Hrsg.): Steinartefakte – Vom Altpaläolithikum bis in die Neuzeit. 2. Auflage. Kerns Verlag, Tübingen 2013, ISBN 978-3-935751-16-2, S. 267–272.
- ↑ Heidenheimer Zeitung – Veranstaltungen: Die Heidenschmiede am Hellenstein und die Archäologie des Eiszeitalters, abgerufen am 26. November 2015.
Koordinaten: 48° 42′ 29″ N, 10° 10′ 46″ O