Faustkeil von Wallerfangen
Der altsteinzeitliche Faustkeil von Wallerfangen ist einer der ältesten Belege zur Siedlungsgeschichte der Gemeinde Wallerfangen und des Saargaus.[1] Er ist einer von lediglich vier vollständig geborgenen Faustkeilen im Saarland, wobei nur noch ein weiteres Stück ebenfalls aus Geröll-Quarzit gefertigt ist.
Fundgeschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das Steinwerkzeug wurde 2018 von einem achtjährigen Mädchen auf dem Flurstück „Harras“ der Gemeinde Wallerfangen im Aushub eines neu errichteten Straßenschildes gefunden. Nach der ersten Begutachtung eines regionalen Experten wurde der Fund dem Landesdenkmalamt Saarland gemeldet und übergeben. Der Faustkeil wird nach abgeschlossener Auswertung in der Dauerausstellung des Historischen Museums Wallerfangen in der Abteilung Römer, Kelten, Steinzeit gezeigt werden.
Beschreibung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Faustkeil besteht aus leicht rötlichem devonischen Quarzit, der in den Flussgeröllen der nahe gelegenen Saar vorkommt[2]. Er ist ca. 139 mm lang, 82 mm breit und an der dicksten Stelle etwa 42 mm stark. Da die Spitze minimal abgebrochen ist, kann von einer ursprünglichen Länge von ca. 145 mm ausgegangen werden. Das steinzeitliche Werkzeug hat eine Masse von 387 Gramm.
Zuordnung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Faustkeil von Wallerfangen ist das zweite vollständig geborgene Exemplar aus Quarzit im Saarland. Das andere Exemplar ist der 1995 gefundene Faustkeil von Hüttersdorf. Er wird dem Mittelpaläolithikum, also dem mittleren Abschnitt der Altsteinzeit zugeordnet und fällt somit in das mittlere bis junge Pleistozän, was einem Alter von etwa 80.000 bis 150.000 Jahren entspricht.[3] Zu dieser Zeit lebte der Neandertaler in Mitteleuropa. Von der Bearbeitungstechnik dieses sogenannten Kerngerätes ausgehend spricht man auch von der Kulturstufe des Moustérien. Experten bezeichnen diese Art auch als MTA, ein Moustérien de tradition acheuléenne.[4]
Typologisch älter ist der wesentlich bekanntere Faustkeil von Ludweiler, der 1940 gefunden wurde.[5]
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Constanze Höpken, Nicholas Conard: Der Faustkeil aus Wallerfangen. In: Von der Steinzeit bis zur Gegenwart – Nachforschungen zur Wallerfanger Geschichte, Wallerfangen 2019, S. 83–90.
- Nicholas Conard, Constanze Höpken: Ein Faustkeil aus Wallerfangen, in: Denkmalpflege im Saarland. Jahresbericht 2018, Schiffweiler 2019, S. 15 f. (online)
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Werner Klemm, Hans Dieter Eggers: Monumenta Rustica. Hrsg.: Verkehrsverein Siersburg. 1. Auflage. Conte, Siersburg 2019, ISBN 978-3-95602-209-8, S. 7.
- ↑ Constanze Höpken, Nicholas Conard: Faustkeil am Wegesrand. In: Verband der Landesarchäologen Deutschland (Hrsg.): Archäologie in Deutschland. Nr. 01 2020. wbg, Darmstadt 2020, S. 61–62.
- ↑ Constanze Höpken, Nicholas Conard: Der Faustkeil aus Wallerfangen. In: Von der Steinzeit bis zur Gegenwart – Nachforschungen zur Wallerfanger Geschichte, Theodor Liebertz zu Ehren herausgegeben zu dessen 150. Geburtstag. Verein für Heimatforschung Wallerfangen e. V., Wallerfangen 2019, S. 83–90.
- ↑ Lutz Fiedler: Faustkeile: Vom Ursprung der Kultur. 1. Auflage. wbg Herder, 2022, ISBN 978-3-534-27499-4.
- ↑ Ehrhard Grein: Bäuerliche Geschichte im Saar-Niedgau. In: SZ.de. Saarbrücker Zeitung, 27. November 2019, abgerufen am 29. November 2019.