Fechtschild
Der Fechtschild ist eine mittelalterliche Schutzwaffe, die dazu dient, Angriffe mit einer Fechtwaffe abzuwehren. Diese Schilde gibt es in verschiedenen Varianten, die teils einem kleinen Schild, teils einem Armschutz ähnlich sind und mit verschiedenen Zusätzen ausgerüstet wurden.
Geschichte und Varianten der Fechtschilde
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die ersten Schilde, die den Fechtschilden zugeordnet werden, entstanden im 8. Jahrhundert in Byzanz. Die Entwicklung der Fechtschilde passte sich in den Jahrhunderten den Bedürfnissen der jeweiligen Bewaffnung an. Es gibt viele Varianten von Fechtschilden, deren genaue Einzelbeschreibung kaum möglich ist. Form, Größe und Materialien sind von Land zu Land verschieden. Viele Adelige gaben ihre Waffen und Ausrüstungen selbst in Auftrag; Daraus entstanden nach Ausstattung und Gestaltung angepasste Varianten. Die Fechtschilde dienten bis auf wenige Ausnahmen nicht der militärischen, sondern der zivilen Verwendung. Der italienische Fechtschild wurde in Fechtschulen und bei gerichtlichen Zweikämpfen (Gottesurteil) benutzt. Alle Fechtschilde haben die Gemeinsamkeit, dass sie sowohl zur Verteidigung als auch zum Angriff genutzt werden können.
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Faustschild
Wendelin Boeheim -
Fechtschild
Wendelin Boeheim -
Armschild
Wendelin Boeheim -
Laternenschild
Wendelin Boeheim
Faustschild
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Faustschild (auch bekannt als Boce, bocete, Rondelle de Poing oder Brochiero)[1], der einen Durchmesser von etwa 30–40 cm hat, wurde bereits im 8. Jahrhundert in Byzanz verwendet. Von dort breitete er sich über ganz Europa aus. Eine bekannte Sonderform von Faustschilden ist der Buckler.
Faustschilde wurden bis zur Verbreitung der Feuerwaffen im 17. Jahrhundert benutzt. Spätere Versionen der Schilde wurden mit einer kleinen Pistole versehen, die durch die Schildnabe (in der Mitte des Schildes) schießt. Als die Feuerwaffen stärker und Schilde somit nutzlos wurden, verloren die Fechtschilde jede Bedeutung.
Italienischer Fechtschild
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die ersten Fechtschilde dieser Art entstanden im 14. Jahrhundert in Italien[2]. Sie sind im Gegensatz zu anderen Fechtschilden länglich oval und haben eine Länge von bis zu 2,50 Metern. Sie bestehen aus Holz, das mit Leder überzogen und bemalt ist. In der Mitte verläuft entlang der Längsachse ein hoher Grat, der hohl ist. Durch diese Aushöhlung verläuft eine eiserne Stange, die an beiden Enden zu scharfen, harpunenähnlichen Spitzen ausgebildet ist. Der Schild dient in dieser Ausführung zur Abwehr und zum Angriff. Diese Schilde wurden beidhändig geführt (ohne Zuhilfenahme einer anderen Blankwaffe).
Armschild
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die ersten (Fecht-)Armschilde verbreiteten sich ab dem 14. Jahrhundert in Italien. Der Armschild bedeckt nur den Unterarm und wird mit ledernen Riemen befestigt. Diese Schilde bestehen ebenfalls aus Holz, sind mit Leder überzogen und mit Temperamalerei verziert. Sie besitzen an der der Hand zugewandten Seite eine scharfe, spitze Klinge. Diese Schilde dienten nicht dem militärischen Einsatz, sondern fanden bei den Kampfspielen der adeligen Gesellschaft Italiens Verwendung. Gewöhnlich wurden diese Spiele an bestimmten Festtagen veranstaltet; das bekannteste war das „Giuoko del Ponte“ in Pisa.
Laternenschild
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Laternenschild ist eine italienische Entwicklung des 16. Jahrhunderts[3]. Er ist ein kleiner Rundschild aus Metall, an dem ein Panzerhandschuh, eine spitze Klinge sowie weitere, kleinere, gezackte Klingen (Klingenfänger) befestigt sind. Außerdem befindet sich an der Mittelnabe des Schildes ein Degenbrecher. Eine weitere Vorrichtung zum Halten und Brechen einer gegnerischen Klinge ist umlaufend auf dem Schild befestigt. Die Besonderheit an dem Schild ist eine integrierte Laterne, die über einen Klappmechanismus verdunkelt werden kann. Diese Laterne diente dazu, Gegner bei nächtlichen Angriffen zu blenden.
Siehe auch
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Wendelin Boeheim: Handbuch der Waffenkunde. Das Waffenwesen in seiner historischen Entwickelung vom Beginn des Mittelalters bis zum Ende des 18. Jahrhunderts. E. A. Seemann, Leipzig 1890, ISBN 3-8262-0212-0 (Textarchiv – Internet Archive – Erstauflage bis 2016 mehrfach nachgedruckt).
- Eberhard Schmitt, Friedrich Karl von Hutten (Hrsg.): Das Gold der Neuen Welt. Die Papiere des Welser Konquistadors und Generalkapitäns von Venezuela Philipp von Hutten 1534–1541. Verlag Frankenschwelle, Hildburghausen 1996, ISBN 3-86180-052-7.
- Michael Störmer: Rüstkammer. Ein Kompendium mittelalterlicher Nahkampfwaffen. Überarbeitete Neuausgabe. G&S Verlag, Zirndorf 2004, ISBN 3-925698-46-9, S. 14 (DragonSys. Lebendiges Mittelalter 4).
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Wendelin Boeheim: Handbuch der Waffenkunde. Das Waffenwesen in seiner historischen Entwickelung vom Beginn des Mittelalters bis zum Ende des 18. Jahrhunderts. Seemann, Leipzig 1890 (Seemanns kunstgewerbliche Handbücher 7, ZDB-ID 53757-3), (Nachdruck. Fourier Wiesbaden 1985, ISBN 3-921695-95-3), S. 190–192.
- ↑ Wendelin Boeheim: Handbuch der Waffenkunde. Das Waffenwesen in seiner historischen Entwickelung vom Beginn des Mittelalters bis zum Ende des 18. Jahrhunderts. Seemann, Leipzig 1890 (Seemanns kunstgewerbliche Handbücher 7, ZDB-ID 53757-3), (Nachdruck. Fourier Wiesbaden 1985, ISBN 3-921695-95-3), S. 184–187.
- ↑ Wendelin Boeheim: Handbuch der Waffenkunde. Das Waffenwesen in seiner historischen Entwickelung vom Beginn des Mittelalters bis zum Ende des 18. Jahrhunderts. Seemann, Leipzig 1890 (Seemanns kunstgewerbliche Handbücher 7, ZDB-ID 53757-3), (Nachdruck. Fourier Wiesbaden 1985, ISBN 3-921695-95-3), S. 187–190.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Italienischer Armschild mit Laterne, Degenbrecher, Panzerhandschuh und Zusatzklingen (Beschreibung und Abbildung eines Originals aus dem 17. Jahrhundert) im Kunsthistorischen Museum für Völkerkunde (Wien) ( vom 29. März 2010 im Internet Archive)
- Italienischer Armschild mit Laterne, Degenbrecher, Panzerhandschuh und Zusatzklingen (Abbildung einer Reproduktion von Stefan Nitriansky) ( vom 19. Mai 2011 im Internet Archive)