Fernand Deschamps

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Fernand Deschamps (* 13. Juli 1868 in Châtelineau; † 15. März 1957 in Brüssel) war ein belgischer Intellektueller, der in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts lebte und beteiligt war an den großen sozioökonomischen und ethischen Debatten.

Im Alter von sechzehn Jahren trat er in die Metallindustrie ein[1] – sein Vater war Leiter einer Abteilung – und erhielt Jahre später den Titel „Doctor of Laws“ für eine Prüfung durch den „Central Board of State“ (in Leuven). Anschließend studierte er an der Hochschule für Philosophie (ISP) in Leuven und wurde Redakteur der Zeitung „Le XXe Siècle“. Im Jahr 1898 gewann er den ersten Preis in Philosophie und bekam die Zuweisung eines Stipendiums.[2] Er blieb damit eineinhalb Jahre in Deutschland an den Universitäten von Bonn, Leipzig, Berlin und Hamburg. Er pflegte den Kontakt mit der ISP und schrieb Analysen und Kritiken für die „Revue Sociale Catholique“. Er trug auch zu einer Veröffentlichung des ISP über katholische Schriftsteller bei[3] und wurde Mitglied der Gesellschaft für Sozialwirtschaft und Unternehmen (SES).[4]

Im Jahr 1900 trat er in das belgische Ministerium für Bildung ein und arbeitete gleichzeitig unter der Leitung von Cyril Van Overbergh als Gastdozent am Institut für Philosophie an der Universität Louvain[5] und als Co-Sekretär der Zeitschrift „Le Mouvement sociologique“. Diese Zeitschrift war der Appendix der „Revue scolastique“.[6] Er beteiligte sich an der Gründung der Belgischen Gesellschaft für Soziologie, war gemeinsam mit Georges Legrand Herausgeber der oben genannten Zeitschrift[7] und fungierte als Moderator zu den Kontroversen über Soziologie. Er war zwischen dem religiösen Ansatz (Ethik) und dem wissenschaftlichen Ansatz hin- und hergerissen.[8] Im gleichen Zeitraum lehrte er Philosophie an der „Extension Universitaire pour dames à Anvers“ von Marie Elizabeth Belpaire. Im Jahr 1901 war er auf einer Mission in den Vereinigten Staaten, um die Frauenrechte zu studieren, insbesondere deren Wahlrecht.[9] Eine Zusammenfassung seiner Arbeit erschien in der Zeitschrift „Annales de Sociologie“ und als Anhang zu der „Revue-Néoscolastique“.[10]

Durch zahlreiche Bewertungen der Bücher und vielfältige Artikel in verschiedenen Fachzeitschriften mit geistigem, sozialem und katholischem Charakter verteidigte er, als ehemaliger Schüler und Nachfolger von Désiré Mercier, das positivistische Denken von Auguste Comte.[11] Ab 1903 wurde er zunächst als Lehrer eingesetzt, dann arbeitete er als Professor an der Höheren Handelsschule in Antwerpen, wo er Kurse für Wirtschaftswissenschaften, Wirtschaftsgeschichte und politische Ökonomie leitete.[12][13] Er arbeitete später auch an der „Kolonialen Universität“ Antwerpen als Professor. Während des Ersten Weltkrieges und der Schließung von Universitäten fand er Zuflucht in England an der „University of Cambridge“, im Christ’s College. Im Jahr 1933 beendete er seine akademische Laufbahn an der Hochschule aufgrund eines königlichen „Dekret emeritus“, überreicht von Camille Huysmans. Nach dem Ersten Weltkrieg verteidigte er als gemäßigter Katholik ein paar Ideen von Charles Maurras. Er verließ aber diesen Weg, wenn dessen Ideen eine Wendung nahmen, die er missbilligte.[14][15]

Bis 1940 beteiligte er sich aktiv und ausgiebig an den soziopolitischen und religiösen Debatten in den katholischen Zeitungen wie „Le XXe Siècle“ und „La Libre Belgique“, in der Regel auf der ersten Seite.

Mit seinem besten Freund Georges Legrand, Professor für Sozialwirtschaft an der Universitätsfakultät für Agrarwissenschaften Gembloux, die er an der ISP ausübte, teilte er die Ideen der Evolution und deren Entwicklung.

Das gesamte Archiv und seine persönliche Bibliothek wurden während des Zweiten Weltkrieges zerstört, als kurz nachdem Fernand Deschamps sein Haus verlassen hatte, dieses bombardiert wurde.

Anmerkungen und Einzelnachweise

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  1. Société des Hauts Fourneaux de Sous-le-Bois à Maubeuge, Frankrijk
  2. Ministère de l’Intérieur et de l’Instruction Publique. Concours de 1897 pour la collation des bourses de voyage prévues par l’article 55 de la loi du 10 avril 1890 (Ministerium des Innern und öffentlichen Unterrichts. 1897 Wahlen für Beschaffung Reisestipendien nach § 55 des Gesetzes vom 10. April 1890)
  3. Deschamps, Fernand; Godenne, Charles; Legrand, Georges; Thiéry, Armand; Catholiques actuels, nos littéraires (Aktuelle Katholiken, unsere literarische), Institut Supérieur de Philosophie, 1998.
  4. Quaghebeur, Patricia, De „Revue Sociale Catholique“, 1896–1900, Een gematigd-progressief tijdschrift („Revue Sociale Catholique“, 1896–1900, eine moderat-progressive Zeitschrift), Bijlage I. Lijst van de medewerkers aan de RSC (1897–1900), p. VI, Verhandeling Geschiedenis, Leuven 1984
  5. Struyker Boudier, C. E. M. (1989). Wijsgerig leven in Nederland en België 1880–1980 (Philosophisches Leben in den Niederlanden und Belgien 1880–1980), UPL AMBO. Deel V en VI, De filosofie van Leuven. pp. 144–145
  6. Société Belge de Sociologie, Ed. (1905). Annales de Sociologie et Mouvement Sociologique (Zeitschrift für Soziologie und Soziologische Bewegung). Paris/Bruxelles, Félix Alcan/Oscar Schepens. pp. (Annales …) 337–401, (Mouvement …) 17–25, 53–58, 78–81, 81–85, 140–144, 193–207, 209–214, 254–259, 297–301
  7. Deferme, Jo, Uit de ketens van de vrijheid: het debat over de sociale politiek in België; 1886–1914 (Aus die Ketten der Freiheit: die Debatte über die Sozialpolitik in Belgien, 1886–1914), KADOC studies nr 32, Leuven, 2007, p 171
  8. Kaat Wills: Het verbond tussen geloof en wetenschap bedreigd – Het Leuvens Hoger Instituut voor Wijsbegeerte en het positivisme (1889–1914) (Memento vom 14. Oktober 2013 im Internet Archive; PDF-Datei; 1,87 MB, niederländisch)
  9. Ein Bericht von Carry Chapman Catt über diese Reise wird in dem Protokoll einer Anhörung gefunden: Hearing before the committee on the judiciary of the house of representatives, Washington, Tuesday February 18, 1902, pag. 14 en 15; und in der Zeitung The Salt Lake Herald, Augustus 31, 1901 der Deschamps irrtümlich an Minister für Bildung gefördert.
  10. Les causes sociales du féminisme aux Etats-Unis (Die sozialen Ursachen des Feminismus in den Vereinigten Staaten), Annales … pp. 337–401; Revue Néo-Scolastique … pp. 1–69
  11. Wils, K. (2005). De omweg van de wetenschap, Het positivisme en de Belgische en Nederlandse intellectuele cultuur 1845–1914 (Der Umweg der Wissenschaft, Positivismus und dem belgischen und niederländischen geistigen Kultur 1845–1914), Amsterdam University Press. pp. 336–339
  12. Cercle des Anciens Etudiants de l’ISCEA: Histoire de l’institut Supérieur de Commerce de l’État à Anvers. Geschichte der Staatlichen Hochschule für Wirtschaft in Antwerpen; Kreis von Alumni ISCEA. In: iscea.be. 1975, S. 34, 36, 38, 39, 41, 45, ehemals im Original (nicht mehr online verfügbar); abgerufen am 10. April 2019.@1@2Vorlage:Toter Link/www.iscea.be (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven)
  13. bookprep.com: Annuaire de l’Institut Supérieur du Commerce (Jahrbuch der Staatlichen Hochschule für Wirtschaft) (Memento vom 28. Juni 2013 im Webarchiv archive.today). Anvers. pp. 19, 20, 35, 36, 39, 47, 48, 49
  14. Defoort, E. (1976). „Le courant réactionnaire dans le catholicisme francophone belge 1918–1926. Première approche (Die reaktionäre Bewegung im belgisch-französischen Katholizismus 1918–1926. erster Ansatz).“ Belgisch Tijdschrift voor Nieuwste Geschiedenis (1976/1-2) (Belgische Zeitschrift für zeitgenössische Geschichte). pp. 86, 96, 100, 118
  15. Defoort, E. (1978). Charles Maurras en de action française in België (Charles Maurras und die „Action Française“ in Belgien), Gottmer, Nijmegen / Orion, Brugge. pp. 26, 27, 136, 146, 149, 167, 230, 238, 239, 241, 248, 305, 306, 416 ISBN 9026434537