Fernsehen in Österreich

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Ein ORF-Interview in Wien (2009)

Fernsehen in Österreich ist ein zentraler Teil der Medienlandschaft in Österreich; sowohl aus kultureller als auch aus sozialer, politischer und wirtschaftlicher Perspektive. Während es im Jahr 1960 noch 193.046 angemeldete Fernsehteilnehmer gab, stieg die Zahl im Jahr 2010 auf 3.251.697.

HD-Aufzeichnung einer Sportveranstaltung (2008)
ORF-Landesstudio Tirol

Derzeit existieren in Österreich, je nach Zählweise, mehr als 160 Fernsehsender.[1] Die meisten von ihnen sind kommerzieller Natur. Der Markt wird ungefähr zur Hälfte von öffentlich-rechtlichen Sendern kontrolliert (z. B. ORF 1, ORF 2, ORF III), die andere Hälfte von in- und ausländischen Privatsendern.

Öffentlich-rechtliche Rundfunkanstalten

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die ursprünglich als Informationsquellen gedachten öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten versorgen die Bevölkerung, neben der Grundversorgung an Wissen, in wachsendem Umfang an Unterhaltung. Finanziert wird das Programm hauptsächlich mit den Einnahmen aus den GIS-Gebühren, zu einem kleineren Prozentsatz auch durch Werbeeinnahmen.

Täglich um 19 Uhr wird das österreichische Regionalprogramm des staatlichen Senders ausgestrahlt. Das zentrale Element des Programmfensters ist die Sendung Bundesland heute, die sich mit Nachrichten, Themen und Ereignissen aus dem jeweiligen Bundesland beschäftigt. Von Montag bis Freitag wird die Tirol-Ausgabe von Bundesland heute mit der Sendung Südtirol heute ergänzt. Regelmäßig werden nach der Regionalwettervorhersage diverse Magazine in das Fenster eingebaut. Ein Beispiel hierfür ist Servus, Srečno, Ciao in ORF 2 Kärnten.

Zusammen mit dem SRF, der ARD und dem ZDF betreibt der ORF den werbefreien und 1984 gestarteten, kulturorientierten Fernsehsender 3sat.

Kommerzielle Fernsehsender

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der erste österreichweit empfangbare Privatsender ging zu Beginn des Jahres 2000 unter dem Namen ATVplus, heute ATV, on air, dessen Einschaltquoten in der Prime-Time bei rund 7,6 % liegen. Das Privatfernsehen in Österreich wird durch die Unternehmen ProSiebenSat.1 Media SE und RTL Group verhältnismäßig stark beeinflusst. Die größten Sender der ProSiebenSat.1 Media, also Sat.1 Österreich, ProSieben Austria, kabel eins austria und Puls 4 hatten 2010 einen Gesamtmarktanteil von ca. 18 %. Im frei empfangbaren Fernsehen gibt es in Österreich neben den öffentlich-rechtlichen Sendern eine Vielzahl von Privatsendern, welche von den GIS-Einnahmen nicht profitieren und sich daher ausschließlich über Werbeeinnahmen und Gewinnspiele finanzieren; aus diesem Grund ist auch der Werbeanteil wesentlich höher als der des ORF. Daneben gibt es Spartenprogramme wie Musiksender (z. B. gotv), Informationssender (z. B. Servus TV) und Regionalsender (z. B. tirol tv, RE eins, Innsat.TV, LT1).

Nichtkommerzielle Fernsehsender

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Seit 2005 gibt es in Österreich nichtkommerzielles, werbefreies Fernsehen. Die gemeinnützigen Unternehmen werden hauptsächlich aus Förderungen finanziert. Inhaltlich sind sie im Bereich Kultur, Subkultur, Fremdsprachen, Jugend und Medienbildung angesiedelt und erfüllen Aufgaben der freien Meinungsäußerung der Bevölkerung. Mit Okto, dorf und FS1 senden drei Stationen in Wien, Linz und Salzburg, sind im Verband Community Fernsehen Österreich als Interessenvertretung organisiert und unterliegen einer eigenen Charta, die ihre Prinzipien in Struktur und Inhalt definiert.

Bezahlfernsehen/Pay-TV

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zu den wichtigsten Anbietern von Bezahlfernsehen gehört neben Sky Österreich auch der jüngere Konkurrent austriasat. Pay-TV für Auslandsösterreicher existiert nicht, jedoch sendet der ORF das Programm von ORF 2 unverschlüsselt über ORF Sat bzw. seit 2004 über den Nachfolgesender ORF 2 Europe, der während einer Sendung ohne europaweite Rechte lediglich den Teletext ausstrahlt.

Die zentrale Sendung beider ORF-Vollprogramme ist das Nachrichtenformat Zeit im Bild. Für den ORF sind 26 Korrespondenten in insgesamt 16 Büros weltweit tätig. Das größte private Nachrichten-Netzwerk ist das der AustriaNews, bei dem täglich dreizehn Nachrichtensendungen ausgestrahlt werden. Hier legt man weniger Wert auf Korrespondenten, das journalistische Niveau ist aber mit dem des ORF vergleichbar.

Unterhaltungssendungen

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Heutzutage ist das Angebot an österreichischen Unterhaltungsformaten breit gefächert. Besonders beliebt sind Quizshows, Krimisendungen und Magazine. Zur Zeit der Öffnung des Eisernen Vorhangs waren Talkshows äußerst erfolgreich. Besonders hervorzuhebende Formate werden hier aufgelistet:

Serien, Reihen, Soaps

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Kindersendungen

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bedeutende österreichische Kindersendungen sind beispielsweise:

  • Forscherexpress: Wissenssendung seit 2004, mit der Romy 2004 ausgezeichnet
  • Tom Turbo: seit 1993, Fantasy-Serie mit dem Charakter eines Krimis, auch in Deutschland ausgestrahlt
  • Kasperltheater: seit 1957, weltweit älteste TV-Kindersendung
  • 1, 2 oder 3: seit 1977, Quizshow für Kinder, entsteht in Zusammenarbeit mit dem SF und dem ZDF

Größere Sportveranstaltungen, wie der FIS Ski-Worldcup und die Olympischen Spiele werden fast vollständig vom Österreichischen Rundfunk ausgestrahlt. Jedoch sichern sich immer mehr Privatsender die Rechte an diversen Großereignissen. So entreißt Puls 4 dem ORF die Rechte an der Champions League ab 2012, auch Servus TV beginnt mit der Servus Hockey Night Live mit der Übertragung von Sport.

Diverse Randsportarten werden in ORF SPORT + ausgestrahlt. In letzter Zeit gab es allerdings Unklarheiten, welche Ereignisse der ORF in diesem Spartenkanal zeigen darf und welche nicht, da das ORF-Gesetz die Übertragung von „Premiumsport“ auf ORF SPORT + nicht vorsieht. Daher beschloss der Nationalrat eine Neuregelung, welche besagt, dass Sportevents, bei denen der Premium-Charakter nicht klar ist, der ORF den Privatsendern die Rechte anbieten soll. Verzichten diese, darf der ORF senden.

Alfons Haider
Armin Assinger

Für die Fernsehwelt in Österreich sind unter anderem folgende Personen von großer Bedeutung:

Moderatoren, Journalisten und Showmaster

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
ORF-Intendant Alexander Wrabetz (2005)
  • Roland Weißmann, ORF-Generaldirektor
  • Alexander Wrabetz: (dreimal bereits) ORF-Generaldirektor vor ORF-Generaldirektor Weißmann
  • Monika Lindner: ORF-Generaldirektorin vor ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz
  • Gerhard Weis: Generalintendant (ORF-Reform) danach Generaldirektor; Vorgänger von ORF-Generaldirektorin Monika Lindner
  • Gerhard Zeiler: ORF-Generalintendant, Vorgänger von Generalintendant Gerhard Weis
  • Gerd Bacher: ORF-Generalintendant, Vorgänger von ORF-Generalintendant Gerhard Zeiler
  • Thaddäus Podgorski: ORF-Generaldintendant, Vorgänger von ORF-Generalintendant Gerd Bacher
  • Gerd Bacher: Generalintendant, Vorgänger von Generalintendant Thaddäus Podgorski
  • Otto Oberhammer: Generalintendant, Vorgänger von ORF-Generalintendant Gerd Bacher
  • Gerd Bacher: (dreimaliger) ORF-Generalintendant, Vorgänger von ORF-Generalintendant Otto Oberhammer
  • Josef Scheidl: Generalintendant, Vorgänger von ORF-Generalintendant Gerd Bacher
Das ORF-Landesstudio in Niederösterreich

Die meist genutzten Übertragungswege sind Satelliten und Kabelnetze. Auch terrestrische Verbreitung ist üblich, allerdings nur noch digital. Die Umstellung auf diesen digitalen DVB-T-Standard wurde 2011 fertiggestellt. Die digitale Satellitenübertragung über DVB-S hat sich bereits erfolgreich etabliert. Im Kabelfernsehen findet DVB-C erst wenig Verwendung, genauso wie Fernsehen über das Internet. Zwar werden praktisch alle Standards genutzt, jedoch sendet nicht jeder Sender in allen Modi. Seit einem geraumen Zeitraum sendet der ORF, wie später auch diverse andere Sender, in hochauflösender Qualität. Viele der ausgestrahlten Formate liegen allerdings nur PAL vor und müssen hochskaliert werden. Nur wenige Sendungen werden in nativem HD produziert. Viele Privatsender nutzen Plattformen wie HD Austria, um ihr hochauflösendes Programm zu übertragen. Viele Eigenproduktionen der öffentlich-rechtlichen Sender werden auch im Zweikanalton angeboten.

Jeder österreichische Bürger mit einem einsatzfähigen Fernseh- bzw. Radiogerät ist, abgesehen von wenigen Ausnahmen, verpflichtet, Rundfunkgebühren zu entrichten. Die Einnahmen gehen an die ORF-Beitrags Service GmbH (früher GIS) welche vorrangig zur Finanzierung öffentlich-rechtlicher Fernseh- und Radioprogramme verwendet werden.

Kommerzielle Sender halten sich größtenteils durch Fernsehwerbung aufrecht. Weitere Finanzierungsmöglichkeiten sind Call-in-Gewinnspiele, Spenden, Verkauf von Produkten (Homeshopping-Sender) oder Telefonmehrwertdienste (z. B. Astrologie-Sender).

Die bekanntesten Fernsehpreise sind neben dem Axel-Corti-Preis und dem Erich-Neuberg-Preis der Fernsehpreis der Österreichischen Erwachsenenbildung sowie die Romy, welche alljährlich von der Tageszeitung Kurier verliehen wird.

Für das Jahr 2011 wurden knapp 3,27 Mio. gemeldete Fernsehteilnehmer in Österreich verzeichnet; demnach hatten 89,4 % der Privathaushalte eine gültige Fernsehlizenz, wobei die Empfangsdichte in Wien mit 77,6 TV-Lizenzen pro 100 Haushalte am niedrigsten und im Burgenland (99,7 %) am höchsten war.[19] Ungefähr zwei Drittel der Österreicher sehen täglich länger als 120 Minuten fern. Der Kabelnetzbetreiber UPC Austria spricht hierbei von einem Spitzenwert; lediglich französische, niederländische sowie belgische Rundfunkteilnehmer würden länger fernsehen. 16 % der Bevölkerung in Österreich sitzt nicht täglich vor dem Fernseher, für einen Großteil der Menschen (84 %) ist es unvorstellbar, einen Tag lang darauf zu verzichten; allerdings würde nur jeder 50. zu Hause bleiben, um eine bestimmte Sendung nicht zu verpassen. Etwa die Hälfte aller Haushalte ist im Besitz eines zweiten Fernsehgeräts, circa ein Fünftel besitzt drei Apparate, jeder zehnte Haushalt mindestens vier.[20]

  • Österreich ist Eurovision-Teilnehmer.
  • Jeder große österreichische Sender bietet Teletext, EPG und ShowView-Zahlen.
  • Außerhalb der Sendeaktivität sind zumindest die bundesweit aktiven Sender mit Websites vertreten, die das Programm teilweise sehr ausführlich begleiten.

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. RTR - Fernsehveranstalter nach Programmname (Memento des Originals vom 22. September 2020 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.rtr.at
  2. Marktanteile Basis: Personen 12+ / alle Empfangsebenen 2021. In: AGTT. AGTT, 1. Januar 2022, abgerufen am 1. Januar 2022.
  3. Jahresquoten 2020: Pandemie lässt ORF-Marktanteile wachsen. In: derstandard.de. 18. Januar 2021, abgerufen am 2. Februar 2024.
  4. https://www.agtt.at/show_content.php?sid=95
  5. https://www.agtt.at/show_content.php?sid=95
  6. http://www.filmwirtschaftsbericht.at/18/fernsehen/der-oesterreichische-fernsehmarkt/
  7. http://www.filmwirtschaftsbericht.at/18/fernsehen/der-oesterreichische-fernsehmarkt/
  8. https://der.orf.at/medienforschung/fernsehen/marktanteil/2017tvMarktanteile100.html
  9. APA: TV-Quoten 2016: ORF verliert leicht, Servus TV legt zu. In: sn.at. 2. Januar 2017, abgerufen am 29. Februar 2024.
  10. Schramm Monika: TV-Quoten 2015: ORF mit stabilen Marktanteilen, Puls4 vor ATV. In: tt.com. 4. Januar 2016, abgerufen am 29. Februar 2024.
  11. https://www.hdaustria.at/blog/teletest-2015/
  12. Schramm Monika: TV-Quoten 2015: ORF mit stabilen Marktanteilen, Puls4 vor ATV. In: tt.com. 4. Januar 2016, abgerufen am 29. Februar 2024.
  13. a b c TV-Quoten 2014: Leichte Marktanteilsverluste für ORF - Puls 4 vor ATV. In: tt.com. 2. Januar 2015, abgerufen am 29. Februar 2024.
  14. Datei:TV_Market_Shares_Austria_2014_12+_all.png
  15. ORF-Quoten 2011 so gering wie nie. In: derstandard.at. 2. Januar 2012, abgerufen am 2. Februar 2024.
  16. https://zukunft.orf.at/rte/upload/texte/veroeffentlichungen/2011/jahresbericht_2011.pdf
  17. TV-Marktanteile 2010. In: kurier.at. 10. Januar 2011, abgerufen am 11. Februar 2024.
  18. TV-Marktanteile Jahresbilanz 2009. In: kurier.at. 7. Januar 2010, abgerufen am 11. Februar 2024.
  19. STATISTIK AUSTRIA - Hörfunk und Fernsehen
  20. Österreicher sehen oft und lange fern - Vor der Glotze - Familie - krone.at (Memento vom 12. Februar 2011 im Internet Archive)