Finnenhaussiedlung
Finnenhaussiedlung, an manchen Orten auch Finnensiedlung oder Finnlandsiedlung genannt, steht für eine Siedlung aus Holzfertighäusern, sogenannten „Finnenhäusern“, die im Zweiten Weltkrieg zwischen 1941 und 1945 „für obdachlose, bombengeschädigte Familien der wehrwichtigen Betriebe“ aus Finnland importiert wurden und in verschiedenen Orten Deutschlands und Österreichs, besonders häufig aber in Norddeutschland, errichtet wurden, sowie für Siedlungen ähnlicher Bauart aus den 1950er Jahren, die für politische Flüchtlinge gebaut wurden.
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die ersten Verhandlungen wurden während des Winterkrieges zwischen der Sowjetunion und Finnland 1939 bis 1940 durch Finnland angestrebt. Dies wurde zunächst von deutscher Seite abgelehnt. 1941, kurz vor Beginn des deutschen Überfalls auf Russland, führten Besprechungen zwischen deutschen Behörden, Architekten und Vertretern der finnischen Firma Puutalo Oy, Helsinki zu einem Vertrag zwischen Finnland und dem Deutschen Reich. In dieser Zeit hatten bereits im verstärkten Maß Flugzeugangriffe auf deutsche Rüstungszentren und die Behausungen der Rüstungsarbeiter eingesetzt. Das Ziel der deutschen Behörden war es, zerstörte Wohnhäuser zügig zu ersetzen, um die Rüstungsproduktion fortführen zu können. Auch in deutschen Unternehmen gab es seit den 1920er Jahren Bestrebungen, Fertighäuser fabrikmäßig herzustellen (siehe Kupferhaus). Die finnischen Holzhäuser wurden jedoch bereits serienmäßig hergestellt und waren im holzreichen Finnland günstig zu produzieren.[1]
Standorte von Finnenhaussiedlungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Es sind etwa 35 Standorte von Finnenhaussiedlungen bekannt.
Siedlungen aus den Jahren 1941 bis 1945
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Orte mit Finnenhaussiedlungen aus der Zeit von 1941 bis 1945 sind unter anderem Ludwigsfelde, Wattenbek, Ascheberg (Holstein)[2], Preetz, Flintbek, Bordesholm,[3] Mainz-Gonsenheim,[4][5] Neumünster-Einfeld,[6] Schönberg (Holstein)[7][8] und Lübeck-Eichholz,[9] Prenzlau (Brandenburg)[10] sowie Köln-Höhenhaus (Finnensiedlung), Wedel und Metzingen (Baden-Württemberg).
Siedlungen aus der Nachkriegszeit
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]In den Jahren 1957/1958 wurde eine weitere Siedlung aus 379 Häusern in Berlin-Kladow errichtet, die die Vereinigten Staaten für die Unterkunft von politischen Flüchtlingen aus den Ostblock-Staaten gespendet hatten.[11][12] Diese und die ebenfalls 1958 in Berlin-Lichterfelde erbaute Finnenhaussiedlung aus 67 Häusern waren Bauprojekte der GEHAG.[13]
Bauweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die zumeist zweigeschossigen Gebäude mit Satteldach wurden als vollständige Bausätze in Tafelbauweise in Finnland hergestellt und auf dem Seeweg nach Deutschland geliefert.
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Sven Hübner: Die Finnenhaussiedlung – Flüchtlingsbau im Nationalsozialismus. In: Markus Oddey u. a. (Hg): Zukunft aus Trümmern. Ludwig, Kiel 2000, ISBN 3-933598-14-1, S. 272–287
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Geschichte finnischer Fertigsiedlungen in Deutschland – faz.net
- Beiträge über verschiedene Finnenhaussiedlungen – geschichtsspuren.de
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Volker Plischewski: Finnenhäuser – Fragen und Antworten von einem sogenannten Finnenhauskind. In Jahrbuch des Geschichtsvereins Bordesholm, 2009. Hrsg. Geschichtsverein im ehemaligen Amt Bordesholm, 24582 Brügge/Bordesholm. (PDF; 6,8 MB)
- ↑ Brandt, Dieter: Die Finnenhaussiedlung in Ascheberg. Ascheberg 1993.
- ↑ Finnenhaussiedlung Bordesholm (PDF; 6,8 MB)
- ↑ Ellerbrock, Hans-W.: Die Finnenhaussiedlung in Mainz-Gonsenheim – Fertighäuser gegen Waffen und Weizen. In: Gonsenheimer Jahrbuch, Jahrgang 28. Mainz 2021; S. 47–57.
- ↑ Röhrig, Richard: Die Finnensiedlung in Gonsenheim in: Gonsenheimer Jahrbuch, Jahrgang 28. Mainz 2021; S. 58 f.
- ↑ Finnenhäuser in Einfeld
- ↑ Deutsch-Finnische Gesellschaft: Finnenhaussiedlung (in Schönberg)
- ↑ Interessengemeinschaft Finnenhaussiedlung Schönberg e.V.g (archivierte Fassung vom 21. Juli 2013)
- ↑ Finnlandsiedlung in Lübeck
- ↑ Ellerbrock, Hans-W.: Die Geschichte der Finnenhaussiedlung in Prenzlau. In: Mitteilungen des Uckermärkischen Geschichtsvereins zu Prenzlau, Heft 29. Prenzlau 2022; S. 82–93.
- ↑ Finnenhaussiedlung in Berlin-Kladow auf berlin.de
- ↑ Finnenhaussiedlung Berlin-Kladow e. V.
- ↑ Finnenhaussiedlung Berlin-Lichterfelde; 1958 in der Denkmaldatenbank der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt.