Fixpunktsatz von Ryll-Nardzewski
Der Fixpunktsatz von Ryll-Nardzewski, benannt nach Czesław Ryll-Nardzewski, ist ein Satz aus dem mathematischen Teilgebiet der Funktionalanalysis. Der Satz sichert die Existenz eines gemeinsamen Fixpunktes einer Familie gewisser Abbildungen einer kompakten, konvexen Menge in sich.
Formulierung des Satzes
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Sei ein lokalkonvexer Raum, zum Beispiel ein normierter Raum, und sei eine nicht-leere schwach-kompakte konvexe Menge. Weiter sei eine nicht-leere Familie von Abbildungen mit folgenden Eigenschaften:
- ist eine Halbgruppe, das heißt: Für alle gilt .
- Jedes ist schwach-stetig und affin, Letzteres heißt für und gilt .
- ist nicht-kontrahierend, das heißt für zwei verschiedene Punkte liegt 0 nicht im Abschluss von .
Dann gibt es mindestens einen gemeinsamen Fixpunkt von , das heißt: Es gibt ein , so dass für alle .
Bemerkungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Zum Beweis zeigt man zunächst, dass jede endliche Teilmenge aus einen Fixpunkt hat, und schließt dann mit einem Kompaktheitsargument auf die Behauptung.
- Die Voraussetzung, dass nicht-kontrahierend sein soll, ist automatisch erfüllt, wenn alle Elemente aus Isometrien eines normierten Raumes sind. Diesen Spezialfall nennt man ebenfalls den Fixpunktsatz von Ryll-Nardzewski: Jede Halbgruppe schwach-stetiger affiner Isometrien einer schwach-kompakten konvexen Menge in sich hat einen Fixpunkt.
Anwendung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die bekannteste Anwendung ist die Herleitung der Existenz des Haar-Maßes auf einer kompakten Gruppe . Der Raum der endlichen Borel-Maße auf ist der Dualraum des Raumes der stetigen Funktionen auf und trägt daher die schwach-*-Topologie, die zu einem lokalkonvexen Raum macht, dessen schwache Topologie genau diese schwach-*-Topologie ist. Als konvexe Menge nimmt man . Für und seien durch die Formeln erklärt. Definiere weiter durch
Dann ist eine Halbgruppe von Isometrien, die in sich abbildet. Wendet man auf diese Situation den Fixpunktsatz von Ryll-Nardzewski an, so erhält man ein Maß, das leicht als Haar-Maß nachgewiesen werden kann.
Quellen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- John B. Conway: A Course in Functional Analysis, Springer-Verlag (1994), ISBN 0387972455
- C. Ryll-Nardzewski: On fixed points of semigroups of endomorphisms of linear spaces, Proc. Fifth Berkeley Sympos. Math. Statist. and Probability, Univ. California Press, Berkeley (1967), Seiten 55–61