Fledder

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Fledder
Stadtteil von Osnabrück
Karte:
Karte
Basisdaten
Fläche: 3,75 km²
Einwohner: 2593 Stand: 31. Dezember 2022
Bevölkerungsdichte: 691 Einwohner/km²
Postleitzahl: 49084
Vorwahlen: 0541
Gliederung
Stadtteilnummer:

13

Fledder ist ein Stadtteil östlich der Innenstadt von Osnabrück, der weitgehend durch Industrie- und Gewerbeflächen geprägt ist. Neben zahlreichen Gewerbebetrieben und großen Verbrauchermärkten finden sich hier vergleichsweise nur wenige Wohnhäuser. Im Fledder wohnen 2593 Einwohner[1] (12/2022), die sich auf 3,75 km² Fläche verteilen[2].

Räumliche Gliederung

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Fledder liegt südöstlich der Osnabrücker Innenstadt. Der Stadtteil grenzt ferner im Norden an Schinkel, im Nordosten an Schinkel-Ost, im Osten an Voxtrup und im Süden bis Südwesten an Schölerberg. Im Norden von Fledder fließt die Hase, die in diesem Bereich in einen Hauptarm (genannt Neue Hase) und einen Nebenarm (genannt Klöckner Hase) geteilt ist. Die Stadtteilgrenze bildet im Westen die Bahnstrecke Wanne-Eickel–Hamburg, im Norden die Klöckner Hase, im Nordosten die Bahnstrecke Löhne–Rheine, im Osten die Bundesautobahn 33 und im Süden die Meller Straße.

Den Großteil von Fledder nehmen Industrie-, Gewerbe-, Eisenbahn- und Einzelhandelsflächen ein. Wohnbebauung befindet sich hauptsächlich im Süden entlang der Meller Straße, die die Grenze zum Stadtteil Schölerberg bildet. Außerdem existiert eine Wohnsiedlung im Bereich Piärkamp, die komplett von Industrie- und Gewerbeflächen umschlossen ist. Im Norden des Stadtteils liegen das Gewerbegebiet Hasepark sowie das brachliegende IAG-Magnum-Gelände, welche durch die Neue Hase und die Bahnstrecke Löhne–Rheine vom rest des Stadtteils getrennt sind und räumlich eher an Schinkel angebunden sind. Im Westen liegt zur Innenstadt hin orientiert das Areal des stillgelegten Güterbahnhofes, auf dem das Lok-Viertel entwickelt wird (siehe Abschnitt Konversion von Industrieflächen).

Geschichte als Gewerbestadtteil

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Blick von der Schellenbergbrücke auf den Rangierbahnhof

Die während des Dreißigjährigen Krieges bestehende Festung Petersburg lag auf dem Gebiet des heutigen Stadtteils Fledder, von ihr sind heute keine Überreste mehr erhalten. 1868 siedelte sich in der Haseniederung südlich des damals noch gering bevölkerten Schinkels an der wenige Jahre zuvor eröffneten Hannoverschen Westbahn das „Eisen- und Stahlwerk zu Osnabrück“ an.[3] 1912 wurde südlich des Stahlwerks ein zentraler Rangier- und Verschiebebahnhof errichtet.[4] In den 1930er Jahren bezog der Automobilhersteller Karmann, dessen Werksgelände zu der Zeit noch an der Martinistraße lag, seine neuen Werkshallen.[5] In den 1960er Jahren wurde der Rangier- und Verschiebebahnhof erweitert und grundlegend modernisiert, dennoch reichten die Kapazitäten bald nicht mehr aus.

1962 schrieb die Stadt Osnabrück den Stadtteil Fledder als Industriegebiet aus. Die Vision, aus diesem Gewerbegebiet ein zusammenhängendes Großhandelszentrum zu machen, geht auf den Geschäftsführer des Großhandelsverbands Hans-Achim Castan (1929–1990) zurück. Nachdem das alte Osnabrücker Großhandelsviertel zwischen dem Hauptbahnhof und der Innenstadt nach dem Zweiten Weltkrieg durch den Ausbau des inneren Ringes zerschnitten worden war und immer größere Verkehrsprobleme auftauchten, hatte sich Castan bereits Anfang der 1960er Jahre mit den Plänen für ein neues Großhandelszentrum im Fledder auseinandergesetzt. Durch langwierige und beharrliche Verhandlungen u. a. mit der Stadt über Grundstücksfragen und Bebauungspläne, mit Großhändlern, deren Interesse er für dieses Projekt zu wecken suchte, sowie mit dem Bundeswirtschaftsministerium und Kreditinstituten über Finanzierungsfragen erreichte Castan, dass das Großhandelszentrum relativ schnell voll ausgebaut wurde.[6] In kürzester Zeit siedelten sich in der Folgezeit viele Betriebe an, die neben den Straßenverbindungen auch einen Gleisanschluss benötigten, was zu einer weiteren Vergrößerung des Rangierbahnhofes führte. Der Fledder ist heute, zusammen mit dem Hafen, eines der beiden größten zusammenhängenden Industrie- und Gewerbegebiete Osnabrücks.

Gebäude des ehemaligen Karmannwerkes, heute VW Osnabrück

Zu den bedeutendsten Unternehmen, die heute im Fledder ihren Sitz haben, zählen:

ehemalige Unternehmen sind außerdem:

Konversion von Industrieflächen

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Blick in den Hasepark

Größere Flächen im Fledder befinden sich derzeit in einem Umnutzungsprozess. So wurde das Gelände des 1989 geschlossenen Klöckner-Stahlwerks im Norden des Stadtteils in ein Gewerbegebiet („Hasepark“) umgewandelt.

Den Flächen der vor Jahren aufgegebenen Güterzugabfertigung mit Abfertigungshalle sowie eines Bahnbetriebswerks mit Ringlokschuppen westlich des noch heute genutzten Rangierbahnhofs steht eine Umnutzung noch bevor. Verschiedene, in den letzten Jahren diskutierte Nutzungskonzepte (z. B. Gewerbe, Wohnen, Veranstaltungsgelände, Mischnutzung) blieben bisher ergebnislos, was u. a. daran liegt, dass sich ein Großteil des Geländes nicht im Besitz der Stadt Osnabrück befindet. Nach einem Besitzerwechsel ist hier seit 2020 eine bauliche Entwicklung mit dem Projektnamen Lok-Viertel geplant.[7]

Nachdem der Stahlverarbeiter IAG Magnum Ende 2016 ebenfalls schließen musste, steht auch diesem Gelände eine Umnutzung bevor.

Einwohnerentwicklung

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Einwohnerentwicklung des Stadtteils Fledder:[8][9]

Datum Einwohner
31. Dezember 2004 2485
31. Dezember 2005 2516
31. Dezember 2006 2492
31. Dezember 2007 2470
31. Dezember 2008 2449
Datum Einwohner
31. Dezember 2009 2415
31. Dezember 2010 2407
31. Dezember 2011 2459
31. Dezember 2012 2451
31. Dezember 2013 2463
Datum Einwohner
31. Dezember 2014 2474
31. Dezember 2015 2590
31. Dezember 2016 3073
31. Dezember 2017 2594
31. Dezember 2018 2593
Datum Einwohner
31. Dezember 2019 2555

Verkehrsanbindung

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Fledder verfügt über eine eigene Anschlussstelle an der Bundesautobahn 33. Hauptverkehrsachse des Stadtteils ist die mehrspurige Ein- und Ausfallstraße Hannoversche Straße, welche aus Richtung Innenstadt zur A 33 und darüber hinaus bis nach Voxtrup führt. Die Schellenbergbrücke bildet die Verbindung des Fledders mit dem Stadtteil Schinkel.

Zur Eisenbahninfrastruktur zählen die Bahnstrecke Wanne-Eickel–Hamburg im Westen des Stadtteils und die Bahnstrecke Löhne–Rheine, die den Fledder von West nach Ost durchquert. Am Kreuzungspunkt der beiden Strecken liegt der Hauptbahnhof, zu dem vom Fledder aus jedoch kein direkter Zugang für Reisende besteht. Von der Bahnstrecke Löhne–Rheine geht außerdem der Rangier- und Verschiebebahnhof ab. Noch heute verfügen einige Unternehmen im Fledder über Gleisanschlüsse.

Der Name des Stadtteils entstand in Anlehnung an die alte Flurbezeichnung für eine Niederungsfläche südwestlich des Stadtkerns. Diese Fläche war wegen ihrer tiefen, feuchten Lage nur als Weidefläche geeignet. Solche nur dünn mit Erde überdeckte Moorflächen,[10] bzw. Landstriche, auf dem sich Wasser verbreitet, ohne schnell einzusickern,[11] bezeichnete man in Osnabrück als „Fladder“ oder „Fledder“. Im Volksmund wird häufig der Fledder gesagt.

Bis auf die Büroräume einiger Behörden gibt es im Fledder kaum öffentliche Einrichtungen wie Schulen usw., was mit der vergleichsweise geringen Einwohnerzahl erklärt werden kann.

An der Schellenbergstraße befand sich noch bis 2015 ein Rundbunker aus dem Zweiten Weltkrieg[12], der jedoch einer neuen Brücke und Stellflächen von Volkswagen Osnabrück weichen musste. Weiterhin gab es früher einen Luftschutzturm Kiebitzheide, der aber abgerissen wurde. An der Ecke Stahlwerksweg – Bielefelder Straße steht ein früherer Hochbunker, der heute verschiedenen Firmen als Büroflächen und Arbeitshallen dient.

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. Tabelle 14: Kennzahlenüberblick im Jump-Off-Jahr 2022 für die 23 Stadtteile Osnabrücks. Stadt Osnabrück, abgerufen am 7. März 2024.
  2. Stadt Osnabrück, – Statistik – Größe der Stadtteile und Statistische Bezirke 11/2011 (PDF-Datei)
  3. a b 1989 war der Ofen aus im Osnabrücker Stahlwerk, noz.de, 3. Februar 2016, abgerufen am 23. März 2018.
  4. Rangierbahnhof Osnabrück auf osnabahn.de, abgerufen am 23. März 2018.
  5. Ilsetraut Lindemann: Stadtgeschichte in Straßennamen – Karmann@1@2Vorlage:Toter Link/www.chronosroma.eu (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im April 2019. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis., Osnabrück 1972, auf chronosroma.eu, abgerufen am 23. März 2018
  6. Bundesverdienstkreuz für Dr. Castan, Osnabrück.- In: Wirtschaft Osnabrück Emsland (1980) Heft 1, S. 14.
  7. Wissenschaft, Wohnen und Wirtschaft statt Glaubenskrieg und Spekulationsobjekt: Befreiungsschlag für Osnabrücker Güterbahnhof, hasepost.de, 15. Oktober 2020, abgerufen am 1. März 2021.
  8. Stadt Osnabrück, – Statistik – Bevölkerung nach Stadtteilen 2004–2014 (PDF-Datei)
  9. Archivierte Kopie (Memento des Originals vom 4. November 2018 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/geo.osnabrueck.de KOSMOS - Kommunales Statistik und Monitoringportal Osnabrück Zahlen 2014–2019
  10. Matthias Rickling: Osnabrück von A bis Z. Aschendorff Verlag 2007, ISBN 3-402-06554-1. Stichwort: Fledder (Stadtteil)
  11. Wilhelm Fangmeyer: Deutung von Ortsnamen im Osnabrücker Land. In: Heimat-Jahrbuch Osnabrücker Land, 1982. S. 79.
  12. Hauke Haubrock: Rundbunker Schellenbergstraße ("Schellenberg Bunker") - Luftschutzanlagen. 15. November 2015, abgerufen am 31. August 2020.
Commons: Osnabrück-Fledder – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Koordinaten: 52° 16′ N, 8° 4′ O