Flottenbegleiter

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Flottenbegleiter
Der Flottenbegleiter F 1
Der Flottenbegleiter F 1
Schiffsdaten
Land Deutsches Reich Deutsches Reich
Schiffsart Geleitboot
Bauzeitraum 1934 bis 1938
Stapellauf des Typschiffes 1. März 1935
Gebaute Einheiten 10
Dienstzeit 1935 bis 1950
Schiffsmaße und Besatzung
Länge 75,94 m (Lüa)
73,5 m (KWL)
Breite 8,8 m
Tiefgang (max.) 3,24 m
Verdrängung Standard: 712 ts
Konstruktion: 803 t
maximal: 1.028 ts
 
Besatzung 145 Mann
Maschinenanlage
Maschine 2 × Höchstdruckkessel
2 × Getriebeturbine
Maschinen­leistung 14.000 PS (10.297 kW)
Höchst­geschwindigkeit 28,0 kn (52 km/h)
Propeller 2 dreiflügelig ⌀ 2,45 m
Bewaffnung

Der Flottenbegleiter war die einzige Klasse von Geleitbooten der deutschen Kriegsmarine, die in Serie gebaut wurde. Hinzu kam die Klasse Geleitboot 1941, die eine völlige Neukonstruktion auf Basis des nicht gebauten Typs Kanonenboot 1938 darstellte, jedoch aufgrund anderer Prioritätensetzung nach dem Typboot abgebrochen wurde. Ebenfalls zu den nicht verwirklichten Projekten zählt das offiziell als Mehrzweckboot benannte Boot MZ 1.

Die Flottenbegleiter wurden gebaut, um Nachschubkonvois zu eskortieren, jedoch waren sie auch in der Lage, Minenfelder sowohl zu legen als auch zu räumen. Allerdings bewährten sich die Boote in ihrer ursprünglichen Form wegen schlechter Seeeigenschaften nicht besonders. Aus diesem Grund wurden sie in den Jahren 1938 bis 1940 bei der Kriegsmarinewerft Wilhelmshaven umgebaut und zum Teil verlängert.

Entwicklung und Bau

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Klasse bestand aus den zehn Booten F 1 bis F 10. F 1 bis F 6 entstanden zwischen 1934 und 1936 auf der Germaniawerft in Kiel, F 7 und F 8 zwischen 1935 und 1937 bei Blohm & Voss in Hamburg sowie F 9 und F 10 von 1934 bis 1938 auf der Kriegsmarinewerft in Wilhelmshaven. Durch die kurze Entwurfszeit waren die Boote schlecht durchdacht und erwiesen sich als Fehlkonstruktion. Vor allem weil sie als Testobjekte für die neuen Wagner-Kessel benutzt wurden, entstanden lange Werftzeiten, da frontreife Systeme „nachträglich“ eingebaut wurden.

Geplanter Einsatz

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Da sie für den vorgesehenen Einsatz technisch unzulänglich waren, wurden die restlichen neun Boote in der Anfangsphase des Krieges von der Front abgezogen und zu Tendern oder zu Torpedofangbooten umgebaut. So mussten die noch älteren Großen Torpedoboote und umgerüstete Minensuchboote als sogenannte Minenkampfboote diese Klasse ersetzen. Wegen vieler technischer Mängel wurden die Flottenbegleiter kaum im Kampf eingesetzt. Obwohl sie eine höhere Geschwindigkeit als die meisten anderen Geleitzerstörer erreichten, waren sie mangels Torpedorohren und wegen schlechter Fla-Bewaffnung nicht mit einem Geleitzerstörer beispielsweise der Buckley-Klasse vergleichbar.

Nach der erneuten Indienststellung als Tender oder Torpedofangboote wurden sie für Ausbildungszwecke benutzt. Ihre Aufgabe war es jetzt, die von angehenden U-Bootoffizieren an der Ostseeküste verschossenen Übungstorpedos wieder einzusammeln.

Liste der Schiffe

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Name Bauwerft Kiellegung Stapellauf Indienststellung Verbleib
F 1 Germaniawerft, Kiel 2. August 1934 1. März 1935 15. Dezember 1935 wurde zum Tender umgebaut und im April 1942 nach weiterem Umbau in Jagd umbenannt. 1945 wurde der Tender amerikanische Kriegsbeute. Er diente bis 1947 dem Deutschen Minenräumdienst („German Mine Sweeping Administration“), wurde dann nach Frankreich ausgeliefert und dort abgewrackt.
F 2 7. August 1934 2. April 1935 27. Februar 1936 vom 6. April 1939 bis 22. Mai 1940 umgebaut und bei Kriegsende britische Beute,
1946 in Scapa Flow bei einem Sturm gesunken und zum Teil geborgen, die verbliebenen Teile sind weiterhin ein beliebtes touristisches Tauchziel.
F 3 22. August 1934 1. Juni 1935 7. März 1936 wurde in Königsberg zum Tender umgebaut und in Hai umbenannt. Darauf Führerboot des Führers der Minensuchboote Ost und geleitete in dieser Eigenschaft unter anderem die deutschen Schiffe im April 1940 zur Norwegen-Besetzung durch die Minensperren im Großen Belt und Kattegat
am 3. Mai 1945 nach durch britischen Luftangriff angriff in der Kieler Bucht versenkt, 1948 wurde das Wrack gehoben und verschrottet.
F 4 2. Juli 1935 5. April 1936 Umbau zum Tender mit Name Koblenz geplant, 1945 britische Kriegsbeute und später abgewrackt
F 5 6. September 1934 14. August 1935 1. Mai 1936 am 29. Januar 1945 nach einem Minentreffer in der mittleren Ostsee gesunken
F 6 1. Oktober 1935 25. Juni 1936 wurde 1938/39 zum Flottentender umgebaut und am 20. September 1939 mit dem Namen Königin Luise als solcher in Dienst gestellt. Das Schiff diente dann als Führerboot oder Begleitboot bei verschiedenen Marineverbänden. Am 5. Oktober 1943 wurde es wegen seiner großen Reparaturanfälligkeit in Nantes außer Dienst gestellt und dann nach Wilhelmshaven zurück verlegt. Dort wurde es am 30. März 1945 durch britische Fliegerbomben versenkt. Das Wrack wurde 1955 gehoben und abgebrochen.
F 7 Blohm & Voss, Hamburg 10. Januar 1935 25. Mai 1936 15. Februar 1937 1946 sowjetische Kriegsbeute
F 8 29. Januar 1935 27. Juli 1936 8. April 1937 1945 amerikanische Kriegsbeute, 1950 in den Niederlanden abgewrackt
F 9 Kriegsmarinewerft Wilhelmshaven 12. November 1934 11. Mai 1936 21. August 1937 am 14. Dezember 1939 durch britisches U-Boot HMS Ursula mit zwei Torpedos vor Helgoland versenkt. Das Schiff sank in weniger als 30 Sekunden; es gab nur 15 Überlebende.
F 10 11. Mai 1936 12. März 1938 1945 amerikanische Kriegsbeute, 1950 in den Niederlanden abgewrackt

Technische Beschreibung als Geleitboot

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Aufstellung der Hauptbewaffnung.
3,7-cm SK C/30 mit Bedienmannschaft.
Wasserbomben-Werfer, ähnlich wie ihn die Kriegsmarine verwendete.

Der Rumpf eines Flottenbegleiters war 75,94 Meter lang, 8,8 Meter breit und hatte bei einer Einsatzverdrängung von 1.147 Tonnen einen Tiefgang von 3,24 Metern.

Der Antrieb erfolgte durch vier Dampferzeuger – Wagner-Höchstdruck-Kessel – und zwei Wagner-Getriebeturbinesätze mit denen eine Gesamtleistung von 14.000 PS (10.297 kW) erreicht wurde. Die Leistung wurde an zwei Wellen mit je einer 2,45 Meter durchmessenden Schraube abgegeben. Die Höchstgeschwindigkeit betrug 28 Knoten (52 km/h) und die maximale Fahrstrecke 2.025 Seemeilen (3.750 km) bei 12 Knoten.

Artillerie und Flugabwehr

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Als Hauptbewaffnung waren zwei 10,5 cm SK C/32-Geschütze[1] (400 Schuss) mit Kaliberlänge 45 in Einzeltürmen vorhanden. Diese Geschütze waren in Bootsmittellinie, je eines vor dem Brückenaufbau und auf dem achteren Deckshaus, aufgestellt. Es waren die gleichen Geschütze wie bei der Hauptartillerie der Torpedoboote des Typs 1935. Zur Flugabwehr standen vier 3,7 cm SK C/30 (6.000 Schuss) in zwei Doppellafetten (Dopp.L. C/30) und sechs 2 cm Flak C/30 (4.000) in Einzellafetten (MPL C/30) zur Verfügung.

U-Jagdausrüstung

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die U-Jagdbewaffnung bestand aus zwei Ablaufschienen und zwei Werfern für bis zu 36 Wasserbomben, welche sich auf dem Achterdeck befanden.

Die Besatzung hatte eine Stärke von 117 Mann.

  • Erich Gröner, Dieter Jung, Martin Maass: Die deutschen Kriegsschiffe 1815–1945. Band 2: Torpedoboote, Zerstörer, Schnellboote, Minensuchboote, Minenräumboote. Bernard & Graefe Verlag, Bonn 1999, ISBN 3-7637-4801-6, S. 130 f.
  • Gordon Williamson: Kriegsmarine Costal Forces. Osprey Publishing, Oxford 2008, ISBN 978-1-84603-331-5, S. 22 (englisch).
Commons: Flottenbegleiter – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. 10,5-cm-SK C/32. In: navweaps.com. Abgerufen am 9. November 2020 (englisch).