François-Vincent Raspail

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Francois Raspail

François-Vincent Raspail (* 25. Januar 1794 in Carpentras; † 7. Januar 1878 in Arcueil) war ein französischer Botaniker, Chemiker, Verfasser medizinischer Schriften und Politiker. Er gilt als ein Pionier der Histologie und speziell der Histochemie. Sein offizielles botanisches Autorenkürzel lautet „Raspail“.

Raspail studierte ab 1816 in Paris Jura und ab 1822 Medizin (ohne Abschluss). Nebenbei veröffentlichte er politische Artikel und war als Republikaner seit der Julirevolution von 1830 politisch aktiv und war deshalb unter Louis-Philippe I. über zwei Jahre inhaftiert. Auch an der 1848er Revolution war er beteiligt, war 1848 französischer Präsidentschaftskandidat der Sozialisten und gründete die Zeitschrift L’ami du Peuple (nachdem er schon zuvor 1834 eine Zeitschrift Reformer herausgegeben hatte). 1849 wurde er aus politischen Gründen zu sechs Jahren Haft verurteilt. 1853 wurde seine Haftstrafe in Exil umgewandelt, und bis 1862 blieb er in Belgien. 1869 war er Abgeordneter in der Nationalversammlung für Lyon und 1875 für Marseille.

Er war ein früher Vertreter der Zelltheorie in Frankreich und propagierte wie Rudolf Virchow in Deutschland, dass Zellen nur aus Zellen entstehen. Raspail gehörte zu den Pionieren des Studiums von Pflanzen mit dem Mikroskop, das er auch selbst weiterentwickelte. 1825 wandte er die seit 1814 bekannte Reaktion von Jod mit Stärke als Färbemittel für histologische Untersuchungen von Pflanzensamen an und führte bald darauf weitere histologische Färbemethoden ein. Ebenfalls 1825 führte er das Gefrieren von Gewebe ein, um histologische Schnitte durchzuführen. Außerdem setzte er sich für medizinische Hygiene ein (angeregt durch Beobachtungen im Gefängnis) und die Verwendung von Antiseptika, insbesondere Kampher, das er als Allheilmittel anpries und in allen möglichen Zubereitungen erfolgreich verkaufte. Allerdings verstieß er damit gegen das Gesetz, da er keine Zulassung als Mediziner hatte. 1846 wurde er deswegen vor Gericht angeklagt, kam aber glimpflich mit einer kleinen Geldstrafe davon.

1878 starb er an einer Lungenentzündung.[1]

Sein Werk Nouveau système de chimie organique wurde per Dekret der Glaubenskongregation 1834 auf den Index der verbotenen Bücher gesetzt.[2]

Nach ihm benannt ist die Pflanzengattung Raspalia Brongn. aus der Familie der Bruniaceae.[3] Ein Boulevard in Paris wurde 1913 nach ihm benannt und nach diesem eine Metrostation.

  • Essai de chimie microscopique 1830
  • Nouveau système de chimie organique fondé sur les nouvelles méthodes d’observation. Paris 1833.
  • Lettres sur les Prisons de Paris 1839
  • Médecine des familles, ou méthode hygiénique et curative par les cigarettes de camphre, les camphatières hygiéniques, l’eau sédative, etc. 6e édition. Collas, Paris 1845 Digitalisat Gallica
  • Revue élémentaire de Médecine et Pharmacie domestiques, ainsi que des sciences accessoires et usuelle. Mises à la portée de tout le monde.
  • Histoire naturelle de la santé et de la maladie chez les végétaux et chez les animaux en général, et en particulier chez l’homme. 3 Bände, Paris 1843; 3. Auflage:
  • Appel urgent au concours des hommes éclairés de toutes les professions contre les emprisonnements industriels ou autres qui compromettent de plus en plus la santé publique et l’avenir des générations. Paris – Bruxelles 1863 Digitalisat Gallica
  • Nouvelles études scientifiques et philologiques, 1861–1864. Paris – Bruxelles 1864 Digitalisat archive.org
  • J. Wagner: Raspail, Paris: Hachette 1939
  • G. Duveau: Raspail, Presses Universitaires de France 1948
  • Dora B. Weiner: Raspail, Scientist and Reformer, Columbia University Press 1968
  • Daniel Ligou: François-Vincent Raspail, ou le bon usage de la prison, Paris, J. Martineau, 1968.
  • G. Androutsos: Raspail (1794–1878), un grand vulgarisateur de la médecine et ses ponts de vues urologiques originaux, Histoire des Sciences medicales 40, 2006, 171–176
  • Heinz-Peter Schmiedebach: Raspail, François-Vincent. In: Werner E. Gerabek, Bernhard D. Haage, Gundolf Keil, Wolfgang Wegner (Hrsg.): Enzyklopädie Medizingeschichte. De Gruyter, Berlin / New York 2005, ISBN 3-11-015714-4, S. 1214.
Commons: François-Vincent Raspail – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. dla.library: University of Pennsylvania, Kislak Center for Special Collections, Rare Books and Manuscripts, 2012 April 3: F.V. Raspail: Sa Vie: Opuscules divers.
  2. Jesús Martínez de Bujanda, Marcella Richter: Index des livres interdits: Index librorum prohibitorum 1600–1966. Médiaspaul, Montréal 2002, ISBN 2-89420-522-8 (französisch, Google-Digitalisat in der Google-Buchsuche).
  3. Lotte Burkhardt: Verzeichnis eponymischer Pflanzennamen – Erweiterte Edition. Teil I und II. Botanic Garden and Botanical Museum Berlin, Freie Universität Berlin, Berlin 2018, ISBN 978-3-946292-26-5 doi:10.3372/epolist2018.