Francofolies
Die Francofolies sind ein Musikfestival, das 1985 erstmals in La Rochelle in der Region Nouvelle-Aquitaine in Frankreich stattfand. Es treten ausschließlich Künstler aus Frankreich oder französisch sprechenden Ländern auf. Seit 1989 finden die Francofolies auch in Montreal, Kanada, seit 1994 in Spa, Belgien, seit 2017 in Saint-Pierre, Réunion[1] sowie Nouméa, Neukaledonien[2] und seit 2018 auch in Esch, Luxemburg[3] statt.
Francofolies in La Rochelle
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Der französische Radiomoderator Jean-Louis Foulquier begründete die Francofolies im Jahr 1985. Die Francofolies in La Rochelle sind als Partnerschaft zwischen privaten und öffentlichen Investoren organisiert. Der Festivalname wird von einer privaten Kulturvereinigung getragen, unterstützt wird das Festival durch staatliche Zuschüsse und örtliche sowie internationale Sponsoren wie Coca-Cola und Reebok.[4] Das Festival findet jedes Jahr im Juli im Hafen und im Stadtzentrum von La Rochelle statt[5] und entwickelte sich zu einem wichtigen Faktor der lokalen Wirtschaft,[6] der Umsatz betrug nach Angaben der Veranstalter aus dem Jahr 2002 rund 70 Millionen Francs.[7] Im Jahr 1993 verzeichnete die Veranstaltung rund 90.000 Besucher, im Jahr 2002 rund 101.000 Besucher.[5] Studenten stellen die größte Zielgruppe des Festivals dar mit einem Anteil von 35 % (Stand 2001).[8] Im Jahr 2003 musste das Festival wegen eines Streiks der Bühnenarbeiter und -techniker (intermittents du spectacle) abgesagt werden,[9] was nach Schätzungen der Veranstalter einen finanziellen Schaden in Höhe von 1,5 Millionen Euro bedeutete.[10] Der Begründer des Festivals Jean-Louis Foulquier zog sich im Jahr 2004 zurück. Die Leitung des Festivals übernahm zunächst der bisherige künstlerische Berater Didier Varrod und im Winter des Jahres 2004 Joël Breton, 2005 wurde Gerard Pont von Morgane Production neuer Festivaldirektor.[11] In den 2010er Jahren verzeichnete das Festival einen leichten Zuschauerrückgang, während 2011 noch rund 89.000 Besucher kamen, waren es 2012 rund 85.000.[12] Im Jahr 2017 waren es wieder rund 90.000 zahlende Gäste im Saal und 150.000 Besucher insgesamt.[13] 2019 erzielte der Veranstalter einen Umsatz von rund 6 Millionen Euro.[14]
Francofolies in Montreal
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Francofolies in Montreal, die 1989 als Ableger des Originals von Alain Simard und Guy Latraverse begründet wurden, gelten mittlerweile als größtes Event für französischsprachige Musik in der Welt.[15] Seit der 1996er Ausgabe wird der nach Félix Leclerc benannte Prix Félix-Leclerc für junge Künstler der französischsprachigen Chanson-Szene im Rahmen der Francofolies in Montreal verliehen; die Gewinner erhalten die Möglichkeit zu einer Gastspielreise nach Paris.[16] Das Ereignis findet jährlich an zehn Tagen Ende Juli statt, wobei ein Großteil der Konzerte ohne Eintritt in der Innenstadt von Montreal stattfindet und lediglich für die Konzerte etablierter Künstler Eintritt erhoben wird.[16] Es nehmen über 1.000 Künstler teil, die Besucherzahlen stiegen Ende der 2000er Jahre auf bis zu 900.000 an.[17] Das musikalische Spektrum umfasst Folk, Chanson, Hip-Hop, Popmusik und Weltmusik. Die zahlreichen kostenlosen Konzerte werden durch öffentliche Gelder und private Sponsoren wie Ford finanziert.[9] Zum 15. Festivaljubiläum erschien 2003 bei EMI ein kostenloser Festival-Sampler. Außerdem gibt es mehrere berühmte Personen beim Fest.
Francofolies in weiteren Ländern
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Weitere Ableger der Francofolies gibt bzw. gab es in Bulgarien (1991), Belgien (seit 1994 in Spa), Argentinien und Chile (1995) sowie in Deutschland (1996 und 2003 in Berlin) und der Schweiz (1999 in Nendaz und 2003 in Genf). Die Francofolies im belgischen Spa konnten sich etablieren und werden seit 1994 regelmäßig abgehalten.[18][18][19][17] Die zunächst für 2013 angekündigte Veranstaltung in Kinshasa[20] wurde auf 2014 verschoben.[21] Seit 2018 wird es auch in der luxemburgischen Stadt Esch veranstaltet.
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Barbara Lebrun: Protest Music in France: Production, Identities and Audiences. Ashgate Publishing, 2009, ISBN 978-0-7546-6472-7.
- Bill Marshall (Hrsg.): France and the Americas: Culture, Politics, and History. ABC-CLIO, 2005, ISBN 1-85109-411-3, S. 470–472.
Weblinks
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Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Les Francofolies de la Réunion francofolies.org (französisch); abgerufen am 21. September 2022.
- ↑ Les Francofolies de Nouvelle-Calédonie francofolies.org (französisch); abgerufen am 21. September 2022.
- ↑ Les Francofolies Esch/Alzette francofolies.org (französisch); abgerufen am 24. September 2022.
- ↑ Barbara Lebrun: Protest Music in France, S. 139.
- ↑ a b Barbara Lebrun: Protest Music in France, S. 137.
- ↑ Barbara Lebrun: Protest Music in France, S. 138.
- ↑ Barbara Lebrun: Protest Music in France, S. 140.
- ↑ Barbara Lebrun: Protest Music in France, S. 112.
- ↑ a b Bill Marshall (Hrsg.): France and the Americas, S. 472.
- ↑ James Martin: French Strikes Bring Down Summer Festivals. In: Billboard. 26. Juli 2003, S. 67.
- ↑ J’ai un rêve pour les Francofolies. l’Humanité, 8. Juli 2005, abgerufen am 25. Februar 2016 (französisch).
- ↑ Gilles Médioni: Bilan des Francos 2012: Beau temps mais orageux. L’Express, 15. Juli 2012, abgerufen am 8. März 2013 (französisch).
- ↑ Francofolies de La Rochelle: les chiffres-clés de cette 33e édition. sudouest.fr, 17. Juli 2017; abgerufen am 22. September 2022 (französisch)
- ↑ Présentation de la société FRANCOFOLIES. societe.com (französisch); abgerufen am 22. September 2022.
- ↑ Bill Marshall (Hrsg.): France and the Americas, S. 470.
- ↑ a b Bill Marshall (Hrsg.): France and the Americas, S. 471.
- ↑ a b Alain Pilot: 20th anniversary of ‘Les Francofolies de Montréal’. Radio France Internationale, 31. Juli 2008, archiviert vom (nicht mehr online verfügbar) am 24. Dezember 2013; abgerufen am 8. März 2013 (englisch). Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- ↑ a b Le label Francofolies ne connaît ni Etat, ni frontières. francofolies.fr, archiviert vom (nicht mehr online verfügbar) am 8. August 2011; abgerufen am 8. März 2013 (französisch). Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- ↑ Die Francofolies von Berlin sind bereit. Deutsch-Französisches Jugendwerk, 2003, abgerufen am 8. März 2013.
- ↑ Olivier Rogeau: Les Francofolies à Kinshasa en septembre 2013. Le Congolais, 16. November 2012, abgerufen am 8. März 2013 (französisch).
- ↑ Des Francofolies à Kinshasa en 2014. LaLibre.be, 20. Juli 2013, abgerufen am 23. Dezember 2013 (französisch).
