Frangible

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Zerbersten eines Frangible-Geschosses bei einem Belastungstest

Frangible, englisch für „zerbrechlich“ (von lateinisch frangere ‚zerbrechen‘), bezeichnet die Eigenschaft eines Werkstoffes, bei Verformung in mehrere Teile zu zersplittern anstatt sich als Ganzes plastisch zu verformen. Die Wirkung im Ziel unterscheidet sich geringfügig von Splittergranaten mit Verzögerungszündern.

Insbesondere in der Waffentechnik steht der Begriff „frangible“ für die Eigenschaft spezieller Projektile, die beim Auftreffen auf harte Ziele in sehr kleine Teile fragmentieren.[1]

Diese Projektile werden aus Metallpartikeln oder feinem Metallpulver geformt. Das Ausgangsmaterial wird entweder warm oder kalt gesintert oder der metallische Grundstoff wird mit einem Kunststoff als Bindemittel in Formen gepresst.

Bereits im Zweiten Weltkrieg wurden Versuche unternommen, Geschosse aus Pulvermaterialien herzustellen. Ziel war vor allem, die Verwendung von Sparstoffen bei der Produktion zu verringern. Spätestens seit 1992 werden wieder Geschosse aus pulvrigem Material gefertigt. Der Anstoß zur Entwicklung ging vor allem von der Firma Delta Frangible Ammunition aus. Einer der Hauptgründe war die Suche nach umweltfreundlichen Geschossmaterialien, um durch die Kombination mit schadstoffarmen Zündhütchen die Belastung von Schießplätzen und Schützen mit Blei und anderen gesundheitsschädlichen Substanzen zu reduzieren oder ganz zu vermeiden. Zusätzliche Vorteile sind die kostengünstige Herstellung und die Verringerung der Gefährdungen durch Querschläger oder Durchschüsse.

Die Festigkeit moderner Frangible-Geschosse wird so eingestellt, dass sie beim Auftreffen auf ein Ziel aus härterem Material ab einem Auftreffwinkel von 20° in sehr kleine Teile zerplatzen. Auch bei Treffern auf weiche Ziele wie etwa ballistische Gelatine zerfallen die Geschosse sehr schnell, so dass die Wahrscheinlichkeit eines Durchschusses im Vergleich zu einem Teil- oder Vollmantelgeschoss deutlich geringer ist.

Bei einigen Geschosstypen werden die Metallpartikel in Nylon eingebettet, bei anderen wird Polyester verwendet. Als Geschossmaterialien kommen Wolfram-Kupfer-Pulvermischungen, Wolfram-Zink-Mischungen, Eisen-Zink-Mischungen und andere Kombinationen zum Einsatz. Leitfähige Geschosskörper können galvanisch verkupfert werden, nichtleitende Metall-Kunststoff-Compoundmaterialien können mit einem Tombakmantel versehen werden.[1]

Frangible-Geschosse werden von zahlreichen Herstellern sowohl in Fabrikpatronen als auch für Wiederlader angeboten.

Einzelnachweise

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  1. a b Jens Tigges: Geschosse der Zukunft. in: caliber. Ausgabe 03/2004, Vogt-Schild Deutschland GmbH Köln, S. 6 ff.