Frankfurter Erklärung zur Politischen Bildung

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Die Frankfurter Erklärung. Für eine kritisch-emanzipatorische Politische Bildung wurde im Juni 2015 von 19 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern sowie Praktikern der politischen Bildung erarbeitet und erstunterzeichnet[1], die sich im „Forum kritische politische Bildung“ zusammengeschlossen haben. Bis Mai 2017 sind über 170 Unterzeichner hinzugekommen. Die Erklärung ist in deutscher[2] und englischer[3] Sprache publiziert worden, kann online[4] eingesehen und weiterhin mitgezeichnet werden.

Inhalt und Anliegen

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Vor dem Hintergrund gesellschaftlicher Veränderungen, sozialer Ungleichheitsverhältnisse und neuer politischer Themenfelder gewinnt die Klärung von Prinzipien und Standards Politischer Bildung an Relevanz. Die Erklärung zielt in diesem Zusammenhang auf ein „kritisch-emanzipatorisches“ Selbstverständnis Politischer Bildung (Kritische politische Bildung), das sich im Sinne der Aufklärung und Antidiskriminierung an den Grundlagen einer demokratischen politischen Kultur orientiert.

Rezeption und Wirkung

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Frankfurter Erklärung dient in Fachzusammenhängen der politischen Bildung und Politikdidaktik vielfach als Bezugspunkt erneuter Selbstverständigungen. Dabei steht insbesondere die Frage im Vordergrund, inwiefern die Frankfurter Erklärung als Erweiterung oder auch als Korrektiv des sogenannten Beutelsbacher Konsenses verstanden werden kann.[5] Die dort formulierten Prinzipien der politischen Bildung in Deutschland sind aus Sicht der Frankfurter Erklärung konkretisierungsbedürftig. Fordert der Beutelsbacher Konsens etwa, dass Lehrkräfte Schüler mit keinerlei politischen Positionen indoktrinieren dürfen, fordert die Frankfurter Erklärung durchaus eine Positionierung politischer Bildung im Sinne einer Demokratisierung aller gesellschaftlichen Bereiche mit dem Ziel gleicher Teilhabe- und Beteiligungschancen.

  • Widmaier, Benedikt / Overwien, Bernd (Hrsg.): Was heißt heute kritische politische Bildung? Schwalbach 2013
  • Widmaier, Benedikt / Zorn, Peter (Hrsg.): Brauchen wir den Beutelsbacher Konsens? Eine Debatte der politischen Bildung, Bonn 2016
  • Hirsch, Anja (2016): Emancipatory? Critical reflections on promoting self-efficacy among marginalized youth. In: Kakos, Michalis / Müller-Hofstede, Christoph / Ross, Alistair (Hrsg.): Beyond Us versus Them: Citizenship Education with hard to reach learners in Europe, Bonn (Schriftenreihe der Bundeszentrale für politische Bildung), S. 161–181.
  • Hentges, Gudrun / Lösch, Bettina / Eis, Andreas: Schulische politische Bildung. Inhaltslosigkeit als neue Ideologie? In: FORUM Wissenschaft, Zts. des BdWi, H. 4/2017 (34. Jg.), S. 24–28.
  • Krenz-Dewe, Daniel / Poma Poma, Sara (2017): Machtkritisch – undogmatisch – reflexiv. Impulse aus den Cultural Studies für eine kritische politische Bildung. In: Görtler, Michael et al. (Hrsg.): Kritische politische Bildung: Standpunkte und Perspektiven, Schwalbach/Ts., S. 44–57.
  • Regier, Sascha: Den Staat aus der Gesellschaft denken. Ein kritischer Ansatz der Politischen Bildung, transcript Bielefeld 2023, ISBN 978-3-8376-6437-9 (PDF)
  • Zeitschrift für Didaktik der Gesellschaftswissenschaften, H. 01/2018 (Schwerpunkt: „Kritik“)

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. Die Unterzeichner - List of signatories. Abgerufen am 28. März 2018.
  2. Frankfurter Erklärung. Für eine kritisch-emanzipatorische politische Bildung. In: Journal für politische Bildung. H. 4, 2015, S. 94–96.
  3. Frankfurt Declaration. For a critical-emancipatory Political Education. In: Journal of Social Science Education. H. 1, 2016, S. 74–75.
  4. Frankfurter Erklärung (Online). Abgerufen am 31. März 2018.
  5. Sibylle Reinhardt: Kritische politische Bildung. In: Anne Schippling, Cathleen Grunert, Nicolle Pfaff (Hrsg.): Kritische Bildungsforschung. Standortbestimmungen und Gegenstandsfelder. Barbara Budrich, Opladen 2016, S. 241–254.