Frankophone Kanadier
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Französisch ist die Erstsprache von 7,9 Millionen Kanadiern. Das entspricht 23,8 % der Gesamtbevölkerung Kanadas gegenüber 75,6 % anglophonen Kanadiern.[1] Die deutliche Mehrheit (etwa 81,3 %) der frankophonen Kanadier lebt in Québec, wo sie 78,1 % der Bevölkerung stellen. Größere frankophone Bevölkerungsgruppen gibt es in New Brunswick (31,6 %) und in Ontario (3,9 %).[2] Außerdem leben in den USA ungefähr zwei Millionen Menschen, deren Vorfahren frankophone Kanadier waren (siehe Französische Sprache in den Vereinigten Staaten).
Bezeichnungen und Definition
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Ausdruck „französische Kanadier“ (frz. Canadiens français) wurde während der Stillen Revolution populär und wird bis heute in unterschiedlichen Bedeutungen für frankophone Bevölkerungsgruppen verwendet. Seit 1969 ist Französisch in Kanada neben dem Englischen eine der Amtssprachen des gesamten Landes.
Bezeichnungen der Frankokanadier sind je nach Provinz:
- Franko-Quebecer, Quebecer (Franco-Québécois, Québécois)
- Franko-Neufundländer und Franko-Labradorianer (Franco-Terre-Neuviens und Franco-Labradoriens)
- Franko-Neubraunschweiger (Franco-Néo-Brunswickois)
- Franko-Neuschottländer (Franco-Néo-Écossais)
- Franko-Prinz-Eduardianer (Franco-Prince-Édouardiens)
- Franko-Ontarier (Franco-Ontariens, Franco-Ontarois, Ontarois)
- Franko-Manitobaner (Franco-Manitobains)
- Franko-Saskatchewaner (Fransaskois, Franco-Saskatchewanais)
- Franko-Albertaner (Franco-Albertains)
- Franko-Kolumbianer (Franco-Colombiens)
- Franko-Territorianer (Franco-Ténois)
- Franko-Nunavuter (Franco-Nunavois)
- Franko-Yukoner (Franco-Yukonnais)
Die frankophonen Bewohner Québecs, Ontarios und der westlichen Provinzen bezeichnen sich selbst entweder als Kanadier (Canadiens) oder als Bewohner ihrer Provinz. Die frankophonen Bewohner der sogenannten Seeprovinzen, d. h. von Nouveau Brunswick/New Brunswick, Nouvelle Écosse/Nova Scotia und Île-du-Prince-Édouard/Prince Edward Island, bezeichnen sich hingegen bevorzugt als Kanadier (Canadiens) oder Akadier oder auch als Franko-Akadier (Acadiens, Franco-Acadiens).
Die Vorfahren der meisten frankophonen Kanadier sind die französischen Siedler, die sich im 17. Jahrhundert am Sankt-Lorenz-Strom und in Neuschottland (Nouvelle Écosse/Nova Scotia) niederließen (siehe Geschichte Kanadas). Im Lauf der Jahrhunderte haben sich zudem Einwanderer aus aller Welt in die frankophonen Bevölkerungsgruppen Kanadas eingegliedert, wie z. B. zahlreiche Iren, die sich aufgrund ihrer katholischen Religion den frankophonen Milieus oft näher fühlten als den mehrheitlich protestantischen Anglophonen. Viele frankophone Kanadier stammen von den Einwanderern der jüngeren Zeit ab und sind z. B. haitianischen oder arabischen Ursprungs.
In den 1970er Jahren war insbesondere in Québec „Pepsis“ als ironische (Selbst)bezeichnung der Frankokanadier in Umlauf. Als Tertium Comparationis diente dabei, dass das gleichnamige Getränk (Pepsi-Cola) als kostengünstiges Imitat von Coca-Cola galt; demnach waren Frankokanadier eine „billige“, unvollständige Variante der eigentlichen, „echten“, d. h. anglophonen Kanadier.[3]
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Darlene Kelly: Gabrielle Roy and translator Harry Lorin Binsse, in "Canadian Literature. A quarterly of criticism and review" ISSN 0008-4360 Heft 187, Winter 2005, S. 87–102 (über ihren Übersetzer ins kanadische Englisch)
- francophone / anglophone. Sonderheft von "Canadian Literature. A quarterly of criticism and review", Heft 175, Winter 2002 (Artikel in beiden Sprachen)
- Sara Thomas: Frankophonie im Hohen Norden Kanadas. Yukon, Nordwest-Territorien, Nunavut. Mit einem Vorwort von Ingo Kolboom, Synchron Wissensverlag der Autoren, Heidelberg 2009.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Sprachatlanten von Ressources Naturelles Canada (französisch, englisch wahlweise)
- Kanadische Botschaft in Deutschland, hier in frz. Sprache, Wechsel zum Englischen möglich
- Hans-Jürgen Hübner: Franzosen in Kanada
- Volltext: (PDF; 903 kB) Berthelot Brunet, Histoire de la littérature canadienne-française. Éditions de l’Arbre, Montréal 1946. In Französisch
- Online-Zeitung Le Devoir; auch als Print verlegt
- Radio Canada in Franz.
- La Presse, Verlagsort Quebec, Montags bis Samstags
- La recherche sur la francophonie dans les Amériques, erstellt von L’Association des universités de la francophonie canadienne, AUFC und L’Association internationale des études québécoises, AIÉQ, März 2006
- Arbeitsstelle für interkulturelle Québec-Studien und nordamerikanische Frankophonie, AFIQS an der Universität des Saarlandes, am Lehrstuhl für Romanische Kulturwissenschaft und Interkulturelle Kommunikation, Hans-Jürgen Lüsebrink.
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Census 2011 online, nach Statistics Canada
- ↑ Census 2011 online
- ↑ in Englisch