Französisch-haitianische Beziehungen

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Französisch-haitianische Beziehungen
Lage von Frankreich und Haiti
FrankreichFrankreich Haiti
Frankreich Haiti

Die französisch-haitianischen Beziehungen beschreiben die zwischenstaatlichen Beziehungen zwischen Frankreich und Haiti. Vor allem für Haiti kommt diesen besondere Bedeutung zu, da Frankreich ehemalige Kolonialmacht ist und Französisch Amtssprache in Haiti ist.

Die ersten Franzosen, die nach Haiti kamen, waren Bukaniere, die im Jahr 1625 begannen, die Île de la Tortue unweit der Nordküste der Insel Hispaniola als Stützpunkt und Siedlung für Überfälle auf spanische Schiffe zu nutzen. 1663 gründeten französische Siedler eine Kolonie in Léogâne nahe der heutigen Hauptstadt Port-au-Prince. Nach dem Pfälzischen Erbfolgekrieg trat das spanische Reich mit der Unterzeichnung des Friedens von Rijswijk im Jahr 1697 den westlichen Teil von Hispaniola an Frankreich ab. Frankreich nannte die neue Kolonie Saint-Domingue. Die Kolonie wurde Frankreichs produktivste und reichste Kolonie, in der hauptsächlich Tabak, Indigo, Zuckerrohr, Baumwolle und Kakao angebaut wurden. Frankreich nutzte die Arbeitskraft von Sklaven aus Afrika, da das indigene Volk der Taíno fast ausgerottet war.[1]

Nicht zuletzt die Revolution in Frankreich führte zu einer Erhebung der Sklaven in Saint-Domingue. Im August 1791 kam es in der nördlichen Region Haitis zu einem ersten Sklavenaufstand, der als Haitianische Revolution bekannt wurde. Im Jahr 1802 schickte Napoleon Bonaparte 40 000 französische und polnische Truppen nach Hispaniola, um in der Kolonie die Ordnung zu bewahren. Jean-Jacques Dessalines setzte jedoch den Unabhängigkeitskampf fort.[2] Nach der Schlacht von Vertières im November 1803 gab Frankreich jede Hoffnung auf, die Kontrolle über die Kolonie zu behalten. Am 1. Januar 1804 erklärte Dessalines die Unabhängigkeit Saint-Domingues und benannte die neue Nation in Haiti um.[3]

Frankreich erkannte die Unabhängigkeit est im Jahr 1825 an. Dabei forderte die frühere Kolonialmacht Reparationen für entstandene Verluste in Höhe von 150 Millionen Franken in Gold. Zur Unterstreichung der Forderung wurde mit einer Invasion Haitis gedroht und wurden 12 Kriegsschiffe vor die Küste Haitis entsandt.[4] Am 17. April 1825 kam es zu einer Vereinbarung zwischen den beiden Nationen. Frankreich verzichtete auf alle Versuche, Haiti zurückzuerobern. Im November 1825 überreichte der erste französische Konsul dem Präsidenten Jean-Pierre Boyer sein Beglaubigungsschreiben.[5] Am 12. Februar 1838 wurde zwischen beiden Nationen ein Vertrag über Frieden und Freundschaft unterzeichnet.[6]

Mehrere haitianische Präsidenten, die von der Macht verdrängt wurden, suchten in Frankreich Zuflucht, darunter Jean-Pierre Boyer, Lysius Salomon, Franck Lavaud und Jean-Claude Duvalier.

Im Februar 2010, einen Monat nach dem schweren Erdbeben, besuchte der französische Präsident Nicolas Sarkozy Haiti für einen Tag. Es war der erste Besuch eines französischen Präsidenten überhaupt. Während seines Besuchs versprach Präsident Sarkozy Haiti 230 Millionen Euro an Hilfe. Er kündigte ferner den Erlass von Schulden in Höhe von 56 Millionen Euro an, die Haiti bei Frankreich hatte.[7] Im Mai 2015 stattete der französische Präsident François Hollande Haiti einen offiziellen Besuch ab und versprach 145 Millionen US-Dollar für Entwicklungsprojekte.[8]

Frankreich unterhält eine diplomatische Vertretung in Port-au-Prince. Eine Honorarkonsulin Frankreichs ist in Cap-Haïtien bestellt und ansässig.[9]

Haiti unterhält eine diplomatische Vertretung in Paris sowie Generalkonsulate in Cayenne, Französisch-Guayana, und in Pointe-à-Pitre, Guadeloupe.[10]

Seit der Aufnahme diplomatischer Beziehungen haben beide Länder mehrere Abkommen und Verträge unterzeichnet, darunter Handelsabkommen (1958 und 1959), ein Abkommen über den Luftverkehr zwischen beiden Ländern (1965), ein Abkommen über kulturelle, wissenschaftliche und technische Zusammenarbeit (1972), ein Übereinkommen über den Schutz von Investitionen (1973), eine Vereinbarung zur Zusammenarbeit im Tourismus (2007) und ein Abkommen über gemeinsame Forschung und Berufsausbildung (2015).[11]

Das Volumen des Außenhandels zwischen beiden Ländern lag im Jahr 2022 bei 53,5 Millionen Euro. Der Handelsüberschuss Frankreichs wächst, während das Gesamtvolumen sinkt.[12]

Frankreich unterhält in Port-au-Prince eine Zweigstelle des Institut Francais.[13]

Haiti gehört der Organisation internationale de la Francophonie sowie ihren Neben- und Unterorganisationen an.[14]

Commons: Französisch-haitianische Beziehungen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Robert Debs Heinl, Nancy Gordon Heinl: Written in Blood. The Story of the Haitian People 1492–1971. Houghton Mifflin, Boston 1978, ISBN 0-395-26305-0, S. 15 ff. (englisch).
  2. Heinl, S. 99 ff
  3. Heinl, S. 123
  4. Robert Mackey: France Asked to Return Money ‘Extorted’ From Haiti. In: The New York Times. 16. August 2020, abgerufen am 12. Januar 2024 (englisch).
  5. La première ambassade française en Haïti. Ambassade de France en Haiti, 10. August 2016, abgerufen am 12. Januar 2024 (französisch).
  6. Les relations franco-haïtiennes. Ambassade de France en Haiti, 13. Dezember 2017, abgerufen am 12. Januar 2024 (französisch).
  7. Haiti promised €230m as Nicolas Sarkozy visits former colony. In: The Guradian nach AP. 17. Februar 2010, abgerufen am 12. Januar 2024 (englisch).
  8. French President Hollande pledges Haiti investment. In: BBC news. 13. Mai 2015, abgerufen am 12. Januar 2024 (englisch).
  9. Französische Botschaft in Port-au-Prince. Abgerufen am 12. Januar 2024 (französisch).
  10. Botschaft Haitis in Paris. Abgerufen am 12. Januar 2024 (französisch).
  11. Traités et accords de la France. Suchmaske, unter "Mots du titre" ist "Haiti" einzugeben, dann "Chercher" anklicken. In: Ministère des Affaires Étrangères. Abgerufen am 12. Januar 2024 (französisch).
  12. HAÏTI Relations bilatérales. Direction générale du Trésor, abgerufen am 12. Januar 2024 (französisch).
  13. Internetauftritt des Kulturinstituts. Abgerufen am 12. Januar 2024 (französisch).
  14. Organisation internationale de la Francophonie. In: offizieller Netzauftritt. Abgerufen am 12. Januar 2024 (französisch).