Franz Xaver Stocker

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Franz Xaver Stocker (* 1809[1] in vermutlich Donaueschingen; † 1875[2] in Aglasterhausen) war ein deutscher Arzt und Revolutionär in der badischen Revolution von 1848/49.

Stocker immatrikulierte sich zum Wintersemester 1823 an der Universität Freiburg zunächst an der philosophischen Fakultät, ab dem Wintersemester 1825 studierte er Medizin.[3] Er wird bei der öffentlichen Bekanntmachung seiner im Spätjahr 1830 erfolgten Approbation als praktischer Arzt – entsprechend der Bezeichnung Danubiöschinganus in der Universitätsmatrikel – als „von Donaueschingen“ bezeichnet[4] und erwarb im Frühjahr 1831 zusätzlich die Lizenzen zur Ausübung von Wundarzneikunde und Geburtshülfe.[5] Erste berufliche Stationen lassen sich bisher in Hilzingen (1841)[6] und Tengen (Thengenstadt) (1843)[7] nachweisen. 1846 ist er dann als praktischer Arzt in Haßmersheim belegt.[8] Hier tritt Stocker als Teilnehmer der badischen Revolution von 1848/49 in Erscheinung, zunächst als Schriftführer des Haßmersheimer Volksvereins; im Juni 1849 trat er als Feldarzt der badischen Volkswehr bei und ist schließlich auch im Lazarett der belagerten Festung Rastatt zu finden.[9]

1850 ist Stocker als Arzt wieder in Haßmersheim tätig[10] und dort auch noch 1859 nachweisbar.[11] Von hier aus ging er diversen nebenberuflichen Interessen nach und trat etwa 1852 dem 1848 in Heidelberg gegründeten Verein für deutsche Reinsprache bei.[12] Er ist zweifellos identisch mit dem „Herr(n) Stocker aus Hasmersheim“, der am 21. September 1853 auf der Sitzung der Sektion für Mineralogie, Geognosie und Geographie bei der 30. Versammlung deutscher Naturforscher in Tübingen eine „geognostische Specialkarte des untern Neckarkreises von Heilbronn bis Heidelberg“ vorlegte[13], die aber offenbar nicht im Druck erschienen ist.[14] Denn der anerkannte Geologe Carl Koch wies auf eine Publikation des Arztes über Gipsbergbau und eine Steinsalzbohrung bei Haßmersheim[15] hin und er betonte, Stocker beschäftige sich „viel mit Geognosie und Petrefactenkunde“ und sei in der Lage, „dem reisenden Mineralogen mancherlei Auskunft“ zu erteilen.[16] Der so Gelobte, der auch in der Sektion Geognosie an der 34. Versammlung deutscher Naturforscher und Ärzte in Carlsruhe im September 1858 teilnahm,[17] zeigte sich auch in der „badischen Flora“ bewandert und arbeitete u. a. dem Karlsruher Botaniker und Leiter der Großherzoglich Badischen Hof- und Landesbibliothek Johann Christoph Döll zu, indem er ihm gesammelte Pflanzen übersandte.[18] 1863 wird Stocker mit der Angabe „Arzt in Aglasterhausen“ als Gründungsmitglied des kurzlebigen Vereins für badische Ortsbeschreibung genannt.[19] Am zuletzt genannten Ort ist er im Jahre 1875 schließlich verstorben.

  • Dr.-Stocker-Straße in Haßmersheim.[20]
  • Auflagerungs-Verhältnisse des Bunten Sandsteines mit dem Wellen-Kalke bei Diedesheim am Neckar. In: Neues Jahrbuch für Mineralogie, Geognosie, Geologie und Petrefakten-Kunde. Jg. 1846, S. 793–797 (online bei Google Books).
  • Über den Gipsbergbau und die Steinsalzbohrung bei Haßmersheim. [o. O.] 1847.
  • Nachtrag zu G. Leonhard's Mineralien Badens. In: Beiträge zur mineralogischen und geognostischen Kenntniß des Großherzogthums Baden 2 (1853), S. 93 f. (online bei Google Books).[21]
  • Heinrich Raab: Art. Stocker. In: Revolutionäre in Baden 1848/49. Biographisches Inventar für die Quellen im Generallandesarchiv Karlsruhe und im Staatsarchiv Freiburg. Bearb. von Alexander Mohr (=Veröffentlichungen der Staatlichen Archivverwaltung Baden-Württemberg 48). Stuttgart 1998, ISBN 3-17-015373-0, S. 923.

Einzelnachweise

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  1. Geburtsjahr nach Deutscher Medicinal-Kalender. Jg. 2. Abt. 2: Schematismus der Civil- und Militär-Ärzte in Süddeutschland mit den Reichslanden. Nach amtlichen Quellen. Eduard Besold, Erlangen 1875, S. 12 (online bei Google Books).
  2. Todesjahr nach Süddeutsche Reichs-Post (Augsburg). Nr. 264 vom 11. November 1875, o. S. (unter Familiennachrichten) (online bei Google Books).
  3. Die Matrikel der Universität Freiburg im Breisgau von 1806-1870. Bearb. von Thomas Adolph. Masch. 1991, S. 202, Sigle 23W115 (online als PDF).
  4. Großherzoglich Badisches Staats- und Regierungs-Blatt Nr. 14 vom 3. November 1830, S. 158 (online bei Googler Books).
  5. Großherzoglich Badisches Staats- und Regierungs-Blatt Nr. 13 vom 20. Juli 1831, S. 141 (online bei Google Books).
  6. Hof- und Staats-Handbuch des Grossherzogthums Baden 1841. G. Braun'sche Hofbuchhandlung, Karlsruhe 1841, S. 114 (im Verzeichnis der "nicht angestellten, oder aus dem activen Staatsdienst getretenen practischen Ärzte im Großherzogthum") (online bei Google Books).
  7. Hof- und Staats-Handbuch des Grossherzogthums Baden 1843. G. Braun'sche Hofbuchhandlung, Karlsruhe 1843, S. 125 (im Verzeichnis der "nicht angestellten, oder aus dem activen Staatsdienst getretenen practischen Ärzte im Großherzogthum") (online bei Google Books).
  8. In der Autorenangabe von Auflagerungs-Verhältnisse (s. Schriften), S. 793.
  9. Revolution im Südwesten. Stätten der Demokratiebewegung 1848–49 in Baden-Württemberg. Hrsg. von der Arbeitsgemeinschaft hauptamtlicher Archivare im Städtetag Baden-Württemberg. 2. Aufl. Karlsruhe 1998, ISBN 3-88190-219-8, S. 235. - Vgl. Raab: Art. Stocker (s. Literatur).
  10. Mitteilungen des badischen ärztlichen Vereins. Jg. 4. Nr. 22 vom 24. Dezember 1850, S. 190 (online bei Google Books).
  11. E. Riegel: Statistik der Ärzte und Apotheker Deutschlands. G. L. Lang, Speyer 1859, S. 23 (onlinebei Google Books).
  12. Geschichte der Gründung und Entwicklung des Vereins der deutschen Reinsprache. Hrsg. von Josef Dominik Karl Brugger. J. C. B. Mohr, Heidelberg 1862, S. 134 (online bei Google Books).
  13. Zeitschrift der Deutschen Geologischen Gesellschaft 5 (1853), S. 644 (online bei Biodiversity Heritage Library).
  14. Franz Kirchheimer: Der Oberrheinische Geologische Verein und die Errichtung der Badischen Landesanstalt im Jahre 1888. In: Jahresberichte und Mitteilungen des Oberrheinischen Geologischen Vereins (1971), S. 83–152, S. 147 Anm. 93).
  15. S. Schriften
  16. Carl Koch: Über den technischen Werth der Gesteine des badischen Neckarthales, mit besonderer Rücksicht auf den Gypsbergbau. In: Beiträge zur mineralogischen und geognostischen Kenntniss des Grossherzogthums Baden 3 (1854), S. 74–96, S. 90 (online bei Internet Archive); ausnahmsweise ist hier von „Dr. Stocker“ die Rede.
  17. Als Arzt mit Wohnort Haßmersheim in: Amtlicher Bericht über die vier und dreißigste Versammlung deutscher Naturforscher und Ärzte in Carlsruhe im September 1858. Chr. Fr. Müller'sche Hofbuchhandlung, Karlsruhe 1859, S. 314 Nr. 779 (online bei Google Books).
  18. Johann Christoph Döll: Beiträge zu Pflanzenkunde. In: Vierunddreissigster Jahresbericht des Mannheimer Vereins für Naturkunde. Mannheim 1868, S. 30–79, S. 70 u. ö. (online bei Biodiversity Heritage Library).
  19. Schwäbischer Merkur, Nr. 38 vom 14. Februar 1863, S. 282 (online bei Google Books).
  20. Vgl. Fritz Müßig: Die Straßennamen der letzten 200 Jahre. Datensammlung zur Heimatgeschichte Haßmersheim am Neckar. Stand: 2017, S. 12 (online als [PDF]), wo der Bezug zu Franz Xaver Stockers Schrift über den Gipsbergbau hergestellt wird. Allem Anschein nach war Stocker aber kein promovierter Mediziner; trifft dies zu, wäre der Doktortitel im Straßennamen ungerechtfertigt.
  21. Bei der Autorennennung ist hier ausnahmsweise von „Dr. Stocker“ die Rede.