Franz von Hauer (Geologe)
Franz Ritter von Hauer (* 30. Jänner 1822 in Wien; † 20. März 1899 ebenda) war ein österreichischer Geologe und Paläontologe.
Leben
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Franz von Hauer war ein Sohn des Geheimen Rates Joseph von Hauer, seine Brüder waren der Chemiker Karl und der Montanist Julius. Hauer war das sechste Kind, er hatte acht Geschwister. Er besuchte das Schottengymnasium in Wien und studierte anschließend von 1839 bis 1843 an der Bergakademie Schemnitz. 1846 wurde er Assistent von Wilhelm Ritter von Haidinger am Mineralogischen Museum in Wien.[1]
Im Jahr 1856 wurde er zum Mitglied der Leopoldina gewählt.[2] Ab 1865 war er korrespondierendes Mitglied der Accademia dei Lincei in Rom.
Am 17. Februar 1885 erfolgte seine Ernennung zum Nachfolger von Ferdinand von Hochstetter als Intendant (heute Generaldirektor) des k.k. Naturhistorischen Hofmuseums.[3]
Hauer wurde 1866 Direktor der k. k. geologischen Reichsanstalt in Wien und fertigte zusammen mit anderen Mitarbeitern eine geologische Übersichtskarte von Österreich-Ungarn an, bestehend aus 12 Blättern im Maßstab 1:576.000. Die zugehörigen Erläuterungen sollten zunächst in einem gesamten Band erscheinen. Letztendlich wurde es als zweckmäßig angesehen, die Texte für jedes Blatt in den Jahrbüchern der k.k. geologischen Reichsanstalt zu veröffentlichen. Ein 1872 erschienener Index verzeichnete die im Kartenwerk verwendeten Namen von lithostratigraphischen Einheiten und regionalgeologischen Bezeichnungen.[4]
1866 wurde er zum korrespondierenden und 1886 zum auswärtigen Mitglied der Bayerischen Akademie der Wissenschaften gewählt.[5] Seit 1874 war er Mitglied der American Philosophical Society.[6] 1881 wurde er als korrespondierendes Mitglied in die Preußische Akademie der Wissenschaften aufgenommen.[7] 1882 wurde er mit der Wollaston-Medaille der Geological Society of London ausgezeichnet. Er begründete 1886 die Annalen des kaiserlich-königlich naturhistorischen Hofmuseums.
Begraben wurde Hauer in einem Ehrengrab auf dem Wiener Zentralfriedhof. Im Jahr 1917 wurde in Wien-Landstraße (3. Bezirk) die Franz-Hauer-Gasse nach ihm benannt. Nach deren Umbenennung (nun: Fritz-Henkel-Gasse) wurde im Jahr 2006, ebenfalls in Wien-Landstraße, der kleine Platz vor der Geologischen Bundesanstalt mit dem Namen Franz-Hauer-Platz versehen.
Das Mineral Hauerit (MnS2) wurde auf Vorschlag (1846) von Wilhelm von Haidinger nach ihm benannt.[8]
Persönliches
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Franz von Hauer hatte zweimal geheiratet. Seine erste Frau war Rosa von Unkhrechtsberg. Diese Ehe endete nach nur kurzer Dauer durch ihren Tod. Mit päpstlicher Erlaubnis heiratete er ihre Schwester Luise. Aus dieser Verbindung ging eine Tochter hervor. Luise von Unkhrechtsberg verstarb früh und so endete auch diese Ehe nach kurzer Zeit. Zum Zeitpunkt seines Todes lebten noch seine Schwester Josephine und zwei Brüder. Diese Schwester betreute seinen Haushalt und versorgte ihn im letzten Lebensabschnitt, der durch eine tumorartige Wulst im Mund sehr erschwert war.[9]
Schriften (Auswahl)
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Beiträge über die Palaeontolographie von Österreich (1858–1859).
- mit Guido Stache: Geologie Siebenbürgens. Nach den Aufnahmen der k. k. geologischen Reichsanstalt und Literarischen Hülfsmitteln. Wilhelm Braumüller, Wien 1863 (Digitalisat).
- Geologische Uebersichtskarte der österreichisch-ungarischen Monarchie. Nach den Aufnahmen der k.k. geologischen Reichsanstalt bearbeitet von Franz Ritter v. Hauer. (12 Blätter im Maßstab 1:576.000 und jeweilige Erläuterungen) In: Jahrbuch der k.k. geologischen Reichsanstalt, ab 1867 (Digitalisat der Erläuterungen von Blatt VIII Siebenbürgen, 23 (1873), S. 71–116)
- Die Geologie und ihre Anwendung auf die Kenntnis der Bodenbeschaffenheit der Österr.-Ungar. Monarchie. 1. Auflage, Verlag Alfred Hölder, Wien 1875; (2. Auflage 1878, Digitalisat: Teil 1 und Teil 2).
- Die Cephalopoden des bosnischen Muschelkalkes von Han Bulog bei Sarajevo. In: Denkschriften der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften, mathematisch-naturwissenschaftliche Klasse 1888, 54, 8 Tafeln, Wien 1888, S. 1–50 (zobodat.at [PDF]).
- Geologische Karte von Oesterreich-Ungarn mit Bosnien-Hercegowina und Montenegro. Gezeichnet von Eduard Jahn (1896).
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Titelblatt der Geologie Siebenbürgens von Hauer und Stache (erschienen 1863) Mitarbeiter war 1856 bis 1860 Ferdinand von Richthofen
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Titelblatt des Berichts zum Kartenblatt 5 der Geologischen Übersichtskarte der Oesterreichischen Monarchie (1867)
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Constantin von Wurzbach: Hauer, Franz Ritter von. In: Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich. 8. Theil. Kaiserlich-königliche Hof- und Staatsdruckerei, Wien 1862, S. 59–63 (Digitalisat).
- Emil Tietze: Franz v. Hauer: sein Lebensgang und seine wissenschaftliche Thätigkeit. Ein Beitrag zur Geschichte der österreichischen Geologie. In: Jahrbuch der k.k. Geologischen Reichsanstalt. Jg. 49, 1900, S. 679–827 (Digitalisat; PDF; 10,3 MB).
- August Rothpletz: Hauer, Franz von. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 50, Duncker & Humblot, Leipzig 1905, S. 64–66.
- Hauer, Franz von. In: Österreichisches Biographisches Lexikon 1815–1950 (ÖBL). Band 2, Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 1959, S. 211.
- Walther E. Petrascheck: Hauer, Franz Ritter von. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 8, Duncker & Humblot, Berlin 1969, ISBN 3-428-00189-3, S. 81 f. (Digitalisat).
- Günther Hamann, Walther E. Petrascheck: Franz von Hauer: Reiseberichte über eine mit Moriz Hoernes im Sommer 1848 unternommene Reise nach Deutschland, Frankreich, England und der Schweiz mit einer Subvention der Akademie der Wissenschaften zwecks Studien über geologische Landesaufnahmen. In: Veröffentlichungen der Kommission für Geschichte der Mathematik, Naturwissenschaften und Medizin, 43, 1985 (Digitalisat).
- Manfred Leutner: Wissenschaftstheoretische Fallstudien zur Entwicklung der erdwissenschaftlichen Forschung in Österreich: Wilhelm Haidinger – Franz von Hauer – Otto Ampferer. In: Abhandlungen der Geologischen Bundesanstalt, 55, 1999, S. 1–92 (Digitalisat).
- Thomas Hofmann, Thomas Kristen: Die Tagebücher Franz von Hauers von 1860 bis 1873: Hintergründiges, Privates und Unbekanntes aus der Pionierphase der k. k. Geologischen Reichsanstalt. In: Daniela Angetter, Bernhard Hubmann, Johannes Seidl (Hrsg.): Berichte der Geologischen Bundesanstalt, 96, 2012, S. 28–30 (Digitalisat).
- Thomas Hofmann, Richard Lein: Ein Blick hinter die Kulissen: Aus Briefen von Dionys Stur an Franz von Hauer. In: Daniela Angetter, Bernhard Hubmann, Johannes Seidl (Hrsg.): Berichte der Geologischen Bundesanstalt, 103, 2013, S. 51–55 (Digitalisat).
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Franz von Hauer im Wien Geschichte Wiki der Stadt Wien
- Literatur von und über Franz von Hauer im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Schriften von und über Hauer bei der SBBPK
- Eintrag zu Franz von Hauer (Geologe) im Austria-Forum (Biographie)
- Dr. phil. h. c. Franz Hauer. In: ZOBODAT.at. OÖ Landes-Kultur GmbH (mit Publikationsverzeichnis)
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Brigitta Mader: Die Prähistorische Kommission der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften 1878–1918. Verlag der österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 2018 (Mitteilungen der Prähistorischen Kommission der Österreichischen Akademie der Wissenschaften; 86), ISBN 978-3-7001-7768-5, S. 77.
- ↑ Mitgliedseintrag von Franz Ritter von Hauer bei der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina, abgerufen am 6. Februar 2016.
- ↑ Emil Tietze: Franz v. Hauer. Sein Lebensgang und seine wissenschaftliche Tätigkeit. op. cit. S. 708.
- ↑ Emil Tietze: Franz v. Hauer. Sein Lebensgang und seine wissenschaftliche Tätigkeit. op. cit. S. 775–777.
- ↑ Mitgliedseintrag von Franz Ritter von Hauer (mit Bild) bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, abgerufen am 6. Februar 2016.
- ↑ Member History: Franz von Hauer. American Philosophical Society, abgerufen am 24. September 2018.
- ↑ Mitglieder der Vorgängerakademien. Franz Ritter von Hauer. Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften, abgerufen am 2. April 2015.
- ↑ Wilhelm Haidinger: Hauerit. In: Berichte über die Mittheilungen von Freunden der Naturwissenschaften in Wien. Band 7, November 1846, S. 2–3. (online).
- ↑ Emil Tietze: Franz v. Hauer. Sein Lebensgang und seine wissenschaftliche Tätigkeit. op. cit. S. 713.
Personendaten | |
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NAME | Hauer, Franz von |
ALTERNATIVNAMEN | Hauer, Franz Ritter von (vollständiger Name) |
KURZBESCHREIBUNG | österreichischer Geologe und Paläontologe |
GEBURTSDATUM | 30. Januar 1822 |
GEBURTSORT | Wien |
STERBEDATUM | 20. März 1899 |
STERBEORT | Wien |
- Geograph (19. Jahrhundert)
- Geologe (19. Jahrhundert)
- Paläontologe
- Kartograf (19. Jahrhundert)
- Mitarbeiter der Geologischen Bundesanstalt
- Generaldirektor des Naturhistorischen Museums Wien
- Mitglied der Accademia dei Lincei
- Mitglied der Bayerischen Akademie der Wissenschaften
- Mitglied der Leopoldina (19. Jahrhundert)
- Mitglied der Österreichischen Akademie der Wissenschaften
- Mitglied der Preußischen Akademie der Wissenschaften
- Mitglied der Ungarischen Akademie der Wissenschaften
- Mitglied der American Philosophical Society
- Ritter (Neuzeit)
- Person (Cisleithanien)
- Person (Kaisertum Österreich)
- Geboren 1822
- Gestorben 1899
- Mann
- Namensgeber für ein Mineral