Franziska Schervier
Franziska Schervier (* 3. Januar 1819 in Aachen; † 14. Dezember 1876 ebenda) war eine deutsche Ordensschwester und Gründerin der Armen-Schwestern vom heiligen Franziskus. Ihr Gedenktag ist der 14. Dezember eines jeden Jahres.
Leben
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Franziska Schervier war die Tochter des Nadelfabrikanten Johann Heinrich Schervier (1784–1845) und dessen Ehefrau Marie Louise Victoire Migeon (1781–1832). Ihr Taufpate war Kaiser Franz I. von Österreich.
Sie gehörte zusammen mit ihren Aachener Altersgenossinnen Clara Fey, Pauline von Mallinckrodt – beide wie sie Schülerinnen von Luise Hensel an der Höheren Töchterschule St. Leonhard Aachen – und Josephine Koch zu den richtungsweisenden Persönlichkeiten der caritativ-sozialen Bewegung des 19. Jahrhunderts und zeichnete sich schon von Jugend an durch Frömmigkeit und große Nächstenliebe aus. Ihr Vorbild wurde der Heilige Franz von Assisi. Am Pfingstfest 1845 begann sie mit vier gleichgesinnten Frauen ein gemeinsames klösterliches Leben, wobei sie einen großen Schwerpunkt bei der Krankenpflege (Cholera- und Pockenkranke) setzten. Bereits sechs Jahre später wurde Scherviers Vereinigung durch Kardinal Johannes von Geissel aus Köln unter dem Namen Armen-Schwestern vom heiligen Franziskus zu einer klösterlichen Gemeinschaft erhoben. Zur gleichen Zeit unterstützte sie den Lehrer Johannes Philipp Höver bei seinem Vorhaben, im Jahr 1857 den Orden der Armen-Brüder des hl. Franziskus ebenfalls in Aachen zu gründen.
Im Alter von 57 Jahren starb Franziska Schervier am 14. Dezember 1876 in ihrer Heimatstadt. Anschließend wurde sie zunächst auf dem Aachener Ostfriedhof bestattet und vier Jahre später in die Krypta des neuen Mutterhauses an der Ecke Kleinmarschierstraße/Elisabethstraße überführt und schließlich 1973 in die dortige Kapelle verlegt.
Am 28. April 1974 wurde Franziska Schervier im Rahmen einer feierlichen Liturgie im Petersdom von Papst Paul VI. seliggesprochen. In Erinnerung an sie und ihr Wirken wurde 1976 von dem Künstler Hubert Löneke eine Plastik vor der St. Paul-Kirche in Aachen aufgestellt, der Taufkirche von Franziska Schervier.[1][2]
Seit 2010 ist sie Patronin der an Stelle der zum Jahresende 2009 aufgelösten Pfarreien Heilig Kreuz, St. Adalbert, St. Andreas, St. Foillan, St. Marien und St. Peter neu gegründeten Pfarre Franziska von Aachen.[3]
Der Aachener Bischof Helmut Dieser erklärte sie darüber hinaus zu einer der Schutzpatroninnen des Anfang 2018 im Bistum Aachen eingeleiteten „synodalen Gesprächs- und Veränderungsprozesses“.[4]
Eine umfangreiche Sammlung zu Franziska Schervier befindet sich im Familienarchiv der Familie Rey (verwandtschaftliche Beziehungen) im Bischöflichen Diözesanarchiv Aachen.
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Joseph Gerhard Rey: Die Familie Schervier und deren Sippen (= Veröffentlichungen des bischöflichen Diözesanarchivs Aachen 1, ZDB-ID 846757-2). Johannes Volk Verlag, Aachen 1936.
- Erich Kock: Franziska Schervier: Zeugin einer dienenden Kirche (= Topos-Taschenbücher; 52). Matthias Grünewald, Mainz 1976, ISBN 3-7867-0580-1.
- Erwin Gatz: Für Gott und die Welt: Die selige Franziska Schervier, eine wegweisende Persönlichkeit der karitativ-sozialen Bewegung im 19. Jahrhundert, 1819–1876. Johannes-Verlag, Leutesdorf 1978, ISBN 3-7794-0684-5.
- Erwin Gatz: Franziska Schervier (1819–1876). In: Jürgen Aretz, Rudolf Morsey, Anton Rauscher (Hrsg.): Zeitgeschichte in Lebensbildern. Aus dem deutschen Katholizismus des 19. und 20. Jahrhunderts. Band 3. Matthias-Grünewald-Verlag, Mainz 1979, ISBN 3-7867-0738-3, S. 50–61 (Nachdruck bei Aschendorff, Münster 2022, Digitalisat).
- Walter Troxler: Schervier, Franziska. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL). Band 9, Bautz, Herzberg 1995, ISBN 3-88309-058-1, Sp. 170–171 .
- Petra Fietzek: Franziska Schervier: Worte allein vermögen nichts (= Topos-plus-Taschenbücher; 502). Matthias-Grünewald-Verlag, Mainz 2003, ISBN 3-7867-8502-3.
- Erwin Gatz: Schervier, Franziska. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 22, Duncker & Humblot, Berlin 2005, ISBN 3-428-11203-2, S. 705 (Digitalisat).
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Website der Ordensgemeinschaft der Armen-Schwestern vom hl. Franziskus
- Literatur von und über Franziska Schervier im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Joachim Schäfer: Franziska Schervier. In: Ökumenisches Heiligenlexikon. 2. März 2016 .
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Jens von Fintel: Hubert Löneke: Franziska Schervier Denkmal. In: Kulturraum.NRW. Abgerufen am 24. November 2024.
- ↑ Lied- und Sagenschatz und historische Personen Unsere Serie „Schrittweise – Geschichte(n) zu Fuß erleben“, Teil 6: Auf dem „Aachenweg“ ein Streifzug durch die Stadtgeschichte. Geführte Spaziergänge. In: Aachener Zeitung. 7. Oktober 2008.
- ↑ Franziska Schervier. In: franziska-aachen.de. Abgerufen am 10. Juli 2020.
Über uns: Die Pfarre. In: franziska-aachen.de. Abgerufen am 26. Dezember 2010. - ↑ Silvesterpredigt: Bischof Dieser zeigt Herausforderungen für das Bistum auf. In: Aachener Zeitung. 1. Januar 2018, archiviert vom am 11. Januar 2018; abgerufen am 10. Juli 2020.
Personendaten | |
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NAME | Schervier, Franziska |
ALTERNATIVNAMEN | Franziska von Aachen |
KURZBESCHREIBUNG | deutsche katholische Ordensgründerin und Persönlichkeit der caritativ-sozialen Bewegung |
GEBURTSDATUM | 3. Januar 1819 |
GEBURTSORT | Aachen |
STERBEDATUM | 14. Dezember 1876 |
STERBEORT | Aachen |