Frau anders

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Frau anders (Eigenschreibweise frau anders) war die einzige Lesbenzeitschrift in der DDR. Sie wurde von 1989 bis 1993 in Jena herausgegeben.

In den späten 1980er Jahren bildeten sich Lesbengruppen in verschiedenen Städten der DDR. Unter dem Dach der evangelischen Kirche konnten sie auch gemeinsame Veranstaltungen und Treffen organisieren. Ende 1988 wurde die Gründung eines Informationsblattes in Jena beschlossen.

Anfang 1989 erschien die erste Ausgabe von frau anders. Sie sollte vor allem dem Informationsaustausch und der Vernetzung von lesbischen Gruppen und einzelnen Frauen in der DDR dienen. Es wurden Termine von Veranstaltungen, Kontaktadressen und weitere Berichte abgedruckt. Die Redaktion schrieb nur einen Teil der Beiträge, andere wurden durch Einsendungen von anderen Frauen gestaltet, was Teil des Konzepts war. Herausgeberin war die Lesbengruppe im Arbeitskreis Homosexuelle Liebe in der Evangelischen Studentinnengemeinde Jena. Das Informationsblatt erschien alle zwei Monate. Es wurde in jeweils 100 Exemplaren vervielfältigt und durch ein Verteilersystem verschickt.[1] Es konnte mit dem Vermerk Nur für den innerkirchlichen Gebrauch als inoffizielles Informationsblatt innerhalb der Evangelischen Kirche verbreitet werden und war somit dem offiziellen Genehmigungsverfahren in der DDR entzogen.

Auch in den folgenden Jahren war frau anders ein Informationsblatt mit einem internen Verteilersystem. 1993 erschien die letzte Ausgabe.

In der wissenschaftlichen Rezeption wird frau anders als Zeitschrift eingeordnet. Ilse Lenz schrieb in Die Neue Frauenbewegung in Deutschland: „Die DDR-Frauenbewegung der 1970er und 80er Jahre hatte ein breites Bewusstsein für die ungelösten Probleme des Sozialismus geschaffen […] u.a.erschien damals die erste Ausgabe der Frauen- und Lesbenzeitschrift frau anders in Jena, die bis 1993 herauskam.“[2] In ihrer vergleichenden Studie zu Journalistinnen in Europa merkte Margreth Lünenborg an: „Als einzige unabhängige Zeitschrift, die bereits vor der Wende existiert hatte, wird frau anders, anfangs in Jena, später in Weimar von Lesben herausgegeben.“[3]

  • Eva Sänger: „Lieber öffentlich lesbisch als heimlich im DFD“. Die Samisdat-Publikation frau anders in der DDR 1988/89. In: Susanne Letzow, und andere (Hrsg.): Öffentlichkeiten und Geschlechterverhältnisse. Erfahrungen, Politiken, Subjekte. Königstein (Taunus), 2005, S. 159–183.
  • Bärbel Klässner: Als frau anders war. In: Heinrich-Böll-Stiftung Sachsen-Anhalt, Gunda Werner Institut (Hrsg.): Das Übersehenwerden hat Geschichte. Lesben in der DDR und in der Friedlichen Revolution. Tagungsdokumentation, Halle (Saale), Berlin 2015, S. 58–69.
Weiterführende Literatur
  • Sina Meißgeier: Literarische Veröffentlichungen in der Lesbenzeitschrift „frau anders“. In dies.: Lesbische Identitäten und Sexualität in der DDR-Literatur, Verlag Frank & Timme, Berlin 2016, ISBN 978-3-7329-0249-1, S. 103–110.

Einzelnachweise

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  1. Christina Karstädt, Annette von Zitzewitz: ... viel zuviel verschwiegen. Eine historische Dokumentation von Lebensgeschichten lesbischer Frauen in der DDR, Berlin 1996. S. 191, mit kurzen Angaben zur Entstehung
  2. Ilse Lenz: Die Neue Frauenbewegung in Deutschland. Abschied vom kleinen Unterschied. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden 2010, ISBN 978-3-531-17436-5, S. 27.
  3. Journalistinnen in Europa. Eine international vergleichende Analyse zum Gendering im sozialen System Journalismus, Westdeutscher Verlag, Opladen 1997, ISBN 978-3-531-12915-0, S. 220.