Frederick Daniel Bunsen
Frederick Daniel Bunsen (* 8. Februar 1952 in El Paso, Texas, USA) ist ein deutsch-amerikanischer Künstler und Professor für Bildende Kunst, der seit 1972 in Deutschland lebt.
Leben
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Bunsen wuchs in den Bundesstaaten Texas und New Mexico in den USA auf. Er begann 1970 an der Oregon State University in Corvallis ein Studium der Germanistik, Kunstgeschichte und bildenden Kunst, letztere unter den Künstlern John Rock und Nelson Sandgren. 1973 ging er als Austauschstudent nach Stuttgart, blieb jedoch auch an der Universität von Oregon eingeschrieben. An der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste in Stuttgart[1] studierte er mit den Schwerpunkten freie Grafik und Malerei – bei Hugo Peters und vertiefend 1975 bis 1980 bei Rudolf Haegele. Darüber hinaus absolvierte er ein Studium der Germanistik und Kunstgeschichte an der Universität Stuttgart. Die Studien schloss er ab mit den akademischen Graden B.A., B.Sc. und M.A.[2]
Seit 1980 arbeitete er als freier Künstler. 1983 initiierte er zusammen mit dem ungarisch-rumänischen Exilkünstler András Markós eine bis 2002 bestehende Kooperative mit Künstlern aus Österreich, Rumänien, Frankreich und Deutschland, die sie als Die Gruppe (GbR)[3] registrierten, um als Künstler frei von Galerien an internationalen Kunstmessen teilnehmen zu können.
Die Bekanntschaft mit dem Systemtheoretiker Niklas Luhmann ab 1986 und die intensive Beschäftigung mit Luhmanns Gesamttheorie und seinem Konzept des Sinns der Kunst hatten Auswirkungen auf Bunsens eigene Kunst und führten ihn zu einer grundlegenden Revision seines Verständnisses von Kunst überhaupt. Die persönliche Verbindung gipfelte in Publikationen zu Fragen von Form und Sinn in der Kunst (u. a. Unbeobachtbare Welt – Über Kunst (1990)).
2000 bis 2008 wurde Bunsen als Gastprofessor mit einem Lehrauftrag für Zeichnung und moderne Kunsttheorie an die Universität für Kunst und Design Cluj-Napoca in Rumänien berufen.[4] 2004 wirkte er auf Einladung des Soziologen Rudolf Poledna gleichzeitig als Gastdozent (Einführung in der Systemtheorie) an der Babeș-Bolyai-Universität Cluj, Fakultät für Soziologie.
Seit 2014 übt er seine Lehrtätigkeit an der Freien Kunstschule Stuttgart – Akademie für Kunst und Design aus,[2] vorwiegend in Kunsttheorie und Zeichnen mit systemtheoretischem Ansatz.
Werk
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Bunsens künstlerische Wirkungsbereiche liegen in den Feldern Malerei, Grafik, Performance und Installation; den Schwerpunkt bildet die Malerei.
Sein bildnerischer Schaffensprozess basiert vor allem auf dem systemischen Ansatz eines Differenzierungsprozesses, der konsequent auf das Zusammenspiel der Formen und nicht auf die Singularität von Details setzt. Bedacht ist, dass der Betrachtende durch seine Unterscheidungen von Linien und Flächen eine Schlüsselrolle bei der Entwicklung von Sinnzusammenhängen für das Bild hat.[5]
Expressive Farben sind in vielen Bildwerken in Spannung miteinander verwoben, Pinselstriche werden rhythmisch verdichtet. Temperamentvolle, kräftige Pinselschwünge, nicht selten als „Bunsenstrich“[6] bezeichnet, und kompakte Farbflächen stoßen aufeinander. In der Abstraktion schafft der Künstler Felder der Kontemplation und Angebote zur Transzendenz. Bunsen versteht sein Werk als Ausdruck eines zeitgenössischen Existenzialismus.
Ausstellungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Einzelausstellungen, Auswahl aus Frederick Daniel Bunsen, Lebenslauf[7]
1981 Amerikahaus Stuttgart (In Zusammenarbeit mit Prof. Dr. Wolfgang Weidlich, Universität Stuttgart)
1982 Galerie Márkos, Leonberg
1982 Galerie Seiler, Heilbronn
1984 Universitäts-Galerie Stuttgart, Mitwirkung Herwarth Röttgen
1984 Galerie Hartje, Berlin, Installation u. Performance, Video mit Manfred Hulverscheid u. der Filmakademie Berlin, Mitwirkung Björn Engholm
1985 Galerie Bernd Heidelbauer, Stuttgart
1988 Galerie Arte Nuova Flawil, Schweiz (Galerie Tendenz Sindelfingen)
1988 Universität Salzburg, Bildungshaus St. Virgil (Internationale Hochschulwochen): Installation und Performance, Mitwirkung Ulrike Weiss, Gerhard Laber
1989 Kloster Weingarten, Akademie der Diözese Rottenburg-Stuttgart, Installation u. Performance, Mitwirkung Peter Renz und Gerhard Laber
1992 Galerie an der Stadtkirche Bayreuth
1992 AL Galerie G. Walz, Stuttgart (In Zusammenarbeit mit Albert Scaglione, Park West-Galleries, Michigan USA)
1999 Madách 5 Gallery, Budapest (Ungarn)
2000 BMP Visual Arts Gallery Lazarea (Rumänien) in Zusammenarbeit mit dem Franziskanerkloster Lazarea
2000 BMP Visual Art Gallery Csikszereda (Rumänien)
2000 AL Galerie G. Walz Stuttgart in Frankfurt; in Zusammenarbeit mit der Johann-Wolfgang-Goethe-Universität Frankfurt (Dies Academicus) und dem Schirn-Museum Frankfurt, Mitwirkung Thomas Schreijäck
2002 Rathaus Winnenden und in der St. Karl Borromäus Kirche, Performance, Installation und Ausstellung in Zusammenarbeit mit Susanne Lehrer, Tanz; Emanuel Anthropelos, experimentale Musik; Thomas Schmitz, Orgelimprovisation
2005 Galerie ArtHotel B. Strauss, Kirchheim-Nabern
2011 Hochschule für Kirchenmusik Rottenburg a. N., in Zusammenarbeit mit dem Kunstverein Diözese Rottenburg-Stuttgart, Mitwirkung Martin Johnson
2014 Lahrensmühle Leonberg (Galerie Irmgard Heyd, Hildrizhausen)
2015 Freie Kunstschule Stuttgart e. V.
2019 Galerie der Stadt Herrenberg
2019 St. Laurentius Rottenburg-Hailfingen, Lichtinstallation mit Philipp Contag-Lada
2020 Galerie Oberlichtsaal Sindelfingen, Mitwirkung Helge Bathelt
2021 Diözesan Museum Rottenburg, To know a form you have to work it, Mitwirkung Dirk Baecker, Inhaber des Lehrstuhls für Kulturtheorie und Management an der Universität Witten/Herdecke)
2022 Katholikentag Stuttgart: Lichtinstallation an der Domkirche St. Eberhard, Mitwirkung Philipp Contag-Lada
2023 St. Fidelis Stuttgart, Klangraum, „station-s“, Installation
2024 Stockmayer Stiftung, Stuttgart / Freie Kunstschule Stuttgart
Bunsen nahm seit 1984 an Gemeinschaftsausstellungen in europäischen und außereuropäischen Ländern teil.
Publikationen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Helge Bathelt, Frederick D. Bunsen (Hrsg.): Encounter of a Special Making. Eine Begegnung des Gesellschaftstheoretikers Niklas Luhmann und des bildenden Künstlers Frederick D. Bunsen. Selbstverlag, [Ammerbuch] 2022, ISBN 978-3-00-071673-7.
- Dirk Baecker, Frederick D. Bunsen, Karl-Heinz Minz (Hrsg.): Die Spinne bei der Arbeit. Selbstverlag, [Ammerbuch] 2021, ISBN 978-3-00-069239-0.
- Frederick Bunsen: Jenseits der Objekt-Kunst. Zur Umschrift künstlerischen Schaffens. In: Maren Lehmann, Markus Heidingsfelder, Olaf Maaß (Hrsg.): Umschrift. Grenzgänge der Systemtheorie. Velbrück, Weilerswist 2015, ISBN 978-3-95832-066-6, S. 115–128.
- Frederick Bunsen: Autopoiesis of a Journey. In: Gheorge Buş (Hrsg.): Imagine artistică, creativitate visual-plastică. Editura Dacia, Cluj-Napoca, Romania 2003, ISBN 973-35-1771-2, S. 32–36.
- Frederick Bunsen (Hrsg.): Das Schweigen der Farbe. Zum Rhythmus eines Dialogs. Nalors Grafika, Vác, Ungarn 2002, ISBN 3-00-009961-1.
- Frederick Bunsen: Der Künstler in Niklas Luhmann. In: Theodor M. Bardmann, Dirk Baecker (Hrsg.): Gibt es eigentlich den Berliner Zoo noch? Erinnerungen an Niklas Luhmann. Universitätsverlag, Konstanz 1999, ISBN 3-87940-696-0, S. 32–39.
- Frederick D. Bunsen: Kleckse und andere ketzerische Farbtropfen. In: Niklas Luhmann, Frederick Bunsen, Helge Bathelt: Frederick Bunsen. Nalors Grafika, Vác, Ungarn 1993, ISBN 963-04-2489-4, S. 10–12.
- Frederick D. Bunsen: Beobachtet werden. In: Niklas Luhmann, Frederick D. Bunsen, Dirk Baecker: Unbeobachtbare Welt. Über Kunst und Architektur. Verlag Cordula Haux, Bielefeld 1990, ISBN 3-925471-07-3, S. 46–50.
- Frederick D. Bunsen: Kunstbegriff. Selbst-Manifest des Künstlers. In: Frederick Bunsen (Hrsg.): „ohne Titel“. Neue Orientierungen der Kunst. Echter Verlag, Würzburg 1988, ISBN 3-429-01164-7, S. 27–55.
- Frederick Bunsen: Die Vermarktung des Genies ist sein Beweis. In: Feuilleton ZYMA. (Sindelfingen), 3/1985, S. 19–20.
Literatur (Auswahl)
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Helge Bathelt: Frederick D. Bunsen. Blutspur. In: Helge Bathelt, Elena Hocke u. a.: Jerg Ratgeb in Herrenberg. Stationen der Kunst. 1519 bis heute. Gulde, Tübingen 2018, S. 76–83.
- Malte Dominick Krüger: Kaum zu fassen. Warum der dreieinige Gott in der Kunst erscheint. In: zeitzeichen. Evangelische Kommentare zu Religion und Gesellschaft. ISSN 1616-4164; 6/2017, S. 27–29.
- Dagmar Danko: Zwischen Überhöhung und Kritik. Wie Kulturtheoretiker zeitgenössische Kunst interpretieren. Transcript Verlag, Bielefeld 2011, ISBN 978-3-8376-1628-6, S. 192, 205–208, 263–267.
- Phillip John: Frederick D. Bunsen. In: Bilder über Bilder. Daimler Art Collection. Hatje Cantz Verlag, Ostfildern 2011, ISBN 978-3-7757-2730-3, S. 65.
- Niklas Luhmann: Schriften zur Kunst und Literatur. Hrsg.: Niels Werber. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2008, ISBN 978-3-518-29472-7, S. 292–298.
- The School of Cluj. Artists, Professors of the University of Art and Design. Cluj, Romania: Idea Design & Print, 2006, S. 17.
- Martina Kitzing-Bretz: Frederick D. Bunsen. In: Land auf, Land ab. Karlsruhe und Stuttgart im Kaleidoskop der Sammlung Würth. Swiridoff, Künzelsau 2004, ISBN 3-89929-018-6, S. 77–78.
- Wolfgang Urban: Frederick D. Bunsen. In: Tangenten. Alte und neue Kunst aus dem Diözesanmuseum Rottenburg. Schwabenverlag, Stuttgart 2004, S. 20.
- Albrecht Biesinger: Frederick Bunsen. In: Die Kunstsammlung des Rems-Murr-Kreises. Landratsamt des Rems-Murr-Kreises, Waiblingen 2001, S. 20–21.
- Torsten Obrist: Komplexität und Reduktion. Zur Arbeit von Frederick D. Bunsen. In: Art – Communication – Structure. Frederick D. Bunsen. (Katalog der Ausstellungsreihe Galerie Obrist Essen, Feldman Gallery – Pacific Northwest College of Art Portland, Oregon, Kunstzentrum Karlskaserne Ludwigsburg). Mediengesellschaft die rezeptoren, Bietigheim-Bissingen 2001, S. 2.
- Frederick D. Bunsen / hrsg.: Al Edition. Stuttgart: AL Edition, Gerlinde Walz, 1993, ISBN 3-929751-01-1.
- Peter Renz: Hinüber-Hinaus. Frederick Bunsen. Malerei 1992–1994. Nalors Grafika, Vác, Ungarn 1994, ISBN 3-929751-13-5.
- Josef Sudbrack: Überlichtetes Dunkel des Schweigens. In: Josef Sudbrack: Der göttliche Abgrund. Bilder vom dreifaltigen Leben Gottes. Echter Verlag, Würzburg 1991, ISBN 3-429-01375-5, S. 49–52.
- Helga Schröder: Leben in der Hoffnung. Maler und Performance-Künstler Frederick Bunsen. In: Leonberger Kreiszeitung. 25. November 1988, S. 33.
- Helge Bathelt, Heinz Hüer, Stefan Schmidt-Wulffen u. a.: Die Gruppe. Metz, Tübingen 1984, ISBN 3-921580-42-0, S. 32–35, 45–49.
- Herwarth Röttgen: Epitaph und Epistel. Frederick Daniel Bunsen. Universität, Stuttgart 1984.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Website von Frederick Daniel Bunsen
- Der Bunsenstrich – über Frederick D. Bunsen. In: Kunstportal Baden-Württemberg
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Hugo Peters: Bildnerische Grundlehre. 2. Auflage. Seemann, Leipzig 2001, ISBN 3-363-00805-8.
- ↑ a b Prof. Frederick D. Bunsen | Vita. In: Freie Kunstschule Stuttgart e.V. Abgerufen am 14. Dezember 2024.
- ↑ Die GRUPPE – international artists´ cooperative, 1983–2002 (PDF). In: spacetime-publishing.de, abgerufen am 16. Juli 2024. Und: Die Gruppe. Kunsthalle Szombathely, Stadtmuseum Waldkraiburg, Landratsamt Böblingen, Galerie AL Stuttgart / Hrsg.: Die Gruppe. Waldkraiburg: Stadtmuseum, 1992.
- ↑ Cadre didactice. In: uad.ro, abgerufen am 15. Dezember 2024. Und: The School of Cluj - Artists, Professors of the University of Art and Design. Cluj, Romania: Idea Design & Print, 2006, S. 17.
- ↑ Harry Lehmann: Die flüchtige Wahrheit der Kunst: Ästhetik nach Luhmann. Fink, München 2006, ISBN 3-7705-4193-6.
- ↑ Der Bunsenstrich – über Frederick D. Bunsen. In: Kunstportal Baden-Württemberg. Abgerufen am 14. Dezember 2024.
- ↑ Frederick Daniel Bunsen: Frederick Daniel Bunsen, Lebenslauf. (PDF) In: spacetime-publishing.de. Frederick Daniel Bunsen, 2024, S. 8 ff., abgerufen am 15. Dezember 2024.
Personendaten | |
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NAME | Bunsen, Frederick Daniel |
KURZBESCHREIBUNG | deutsch-amerikanischer Künstler |
GEBURTSDATUM | 8. Februar 1952 |
GEBURTSORT | El Paso, Texas USA |