Freie Jüdische Volksbühne

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Die Freie Jüdische Volksbühne war ein jiddisches Theater in Wien von 1919 bis 1930.

Im Frühsommer 1919 wurde der Verein Freie Jüdische Volksbühne in Wien gegründet. Er war wahrscheinlich nach dem Vorbild der Berliner Volksbühnenvereine organisiert. Das Ensemble um Ben Zvi spielte Theaterstücke in jiddischer Sprache an wechselnden Spielstätten. Anlässlich eines Gastspiels am Theater in der Josefstadt im Juli 1921 wurde die deutschsprachige Wiener Theaterkritik auf das kleine Ensemble aufmerksam.[1] Die schauspielerischen Leistungen wurden gelobt, es wurde aber bedauert, dass die jiddische Sprache trotz Bemühen nicht zu verstehen gewesen sei.

Nach einer Gastspielreise nach Rumänien im Sommer 1922 zerfiel das Ensemble 1923 langsam, die geplanten Aufführungen fanden danach nicht mehr statt. Es gab noch vereinzelte Gastspiele von Ben-Zvi und einigen verbliebenen Schauspielern im Sommer 1923 und im Winter 1924/25.

Seit 1926 sind erhebliche Schwierigkeiten beim Trägerverein Freie Jüdische Volksbühne feststellbar. Danach gab es noch vereinzelte Aufführungen. Seit 1929 wurde die Liquidation eingeleitet, 1930 wurde der Verein offiziell aufgelöst.[2] Anfang 1932 gab es noch einmal Aufführungen von drei Stücken als Gastspiele.

Aufführungen (Auswahl)

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danach vereinzelte Gastspiele von Ben Zvi und einigen Schauspielern

  • Der Fremde von Jakob Gordin, Juni 1923
  • Ajkele Mazik von Ben Schumer, Juli 1923
  • Gildene Pawe, Regie Leo Halpern, etwa 8. Dezember 1924 bis 4. Januar 1925, erfolgreich verlängert[7]
  • Bath-Schewa von David Pinski, Anfang 1925, Regie Leo Halpern, Ausstattung Tibor Gergely, Wiener Erstaufführung
  • Schmates von H. Leiwik, August 1925[8]
  • Der Fremde von Jakob Gordin, Januar bis Februar 1932
  • Schmates von Leivick, Januar bis Februar 1932
  • Hinkemann von Ernst Toller, Januar bis Februar 1932

Persönlichkeiten

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Im Juli 1922 hatte der Verein etwa 2000 Mitglieder.

Leiter
  • Isaak Deutsch, Gesellschafter, Geschäftsführer, Regisseur, Schauspieler[9]
  • Abraham Weinstein, Gesellschafter, Kaufmann
  • Paul Brecher, Mit-Theaterleiter 1921
  • Simon Natan, Regisseur, Schauspieler
Weitere Schauspieler
  • Ben-Zvi (Paul Baratow/Baratoff), wichtigster Schauspieler
  • Jona Reißmann
  • Lea Weintraub-Graf
  • Brodyer Sänger (Sänger aus Brody), als Gäste Anfang 1922

Das Ensemble der Freien Jüdischen Volksbühne spielte an verschiedenen Orten.

  • Wiener Bürgertheater, ab Februar 1920
  • Roland-Bühne, Praterstraße, Mai 1921, April 1922 (Gastspiele?)
  • Jüdische Kammerspiele, Untere Augartenstraße, Hinterhaus, spärlich eingerichtetes eigenes Theater, seit Frühjahr 1921, auch Oktober 1921
  • Theater in der Josefstadt, Juli 1921, Gastspiel
  • Taborstraße, etwa ab August 1921
  • Lustspieltheater, bis April 1922, Gastspiele
  • (geplant Rolandbühne , Praterstraße, ab Ende 1922, aber nicht umgesetzt)
  • Renaissancetheater, Juni und Juli 1923, Gastspiele
  • Künstlerspiele Riemergasse, Dezember 1924 bis Jänner 1925, Gastspiele
  • Roland-Bühne, Praterstraße, August 1925, Gastspiel
  • Saal in der Praterstraße, Jänner bis Februar 1932[10]
  • Eva Krivanec: Sammelbecken und Sprungbrett. Die "Freie Jüdische Volksbühne" in Wien. In: Transversal. Zeitschrift für jüdische Studien. 2007. S. 37–50.
  • Brigitte Dalinger: Verloschene Sterne. Geschichte des jüdischen Theaters in Wien. Wien 1998. S. 47ff.
  • Brigitte Dalinger: Quellenedition zur Geschichte des jüdischen Theaters in Wien. Tübingen 2003 (= Conditio Judaica 42)
  • Bettina Riedmann: Ich bin Jude, Österreicher, Deutscher. Judentum in Arthur Schnitzlers Tagebüchern und Briefen. Tübingen 2002. S. 163ff., mit einigen Angaben

Einzelnachweise

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  1. Hans Liebstoeckl: Theater. In: Wiener Sonn- und Montagszeitung, vom 13. Juni 1921, S. 2; und Freie Jüdische Volksbühne. In: Reichspost, vom 16. Juni 1921, S. 6
  2. Wiener Zeitung vom 19. Juni 1929, S. 16, über in Liquidation
  3. Bettina Riedmann, Ich bin Jude, Österreicher, Deutscher. Judentum in Arthur Schnitzlers Tafebüchern und Briefen, Tübingen 2002, S. 163f., mit einer Tagebucheintragung von Arthur Schnitzler dazu
  4. Riedmann, S. 179
  5. Otto Abeles: Freie jüdische Volksbühne. (Zum ersten Male: „Der Sing fin sein Trauer.“ Spiel in drei Akten mit einem Vor- und einem Nachspiel von Ossip Dymow.) In: Wiener Morgenzeitung, 19.2.1922, S. 8
  6. Otto Abeles: Schalom-Alejchem-Feier. (Freie jüdische Volksbühne.) In: Wiener Zeitung, 28.3.1922, S. 5
  7. NWJ (Neues Wiener Journal?), vom 10. Dezember 1924, S. 11
  8. Otto Abeles: „Schmates.“ Roland-Bühne. In: Wiener Morgenzeitung, 20.8.1925, S. 8.
  9. Wiener Zeitung vom 23. Oktober 1921, Amtsblatt, nach Eintragung in das Handelsregister, Stammkapital 400.000 Kronen
  10. Neue Freie Presse vom 30. Jänner 1932