Freneuse-sur-Risle

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Freneuse-sur-Risle
Freneuse-sur-Risle (Frankreich)
Freneuse-sur-Risle (Frankreich)
Staat Frankreich
Region Normandie
Département (Nr.) Eure (27)
Arrondissement Bernay
Kanton Pont-Audemer
Gemeindeverband Pont-Audemer Val de Risle
Koordinaten 49° 15′ N, 0° 40′ OKoordinaten: 49° 15′ N, 0° 40′ O
Höhe 35–155 m
Fläche 8,13 km²
Einwohner 340 (1. Januar 2021)
Bevölkerungsdichte 42 Einw./km²
Postleitzahl 27290
INSEE-Code
Website freneuse.risle.free.fr

Rathaus und Grundschule

Freneuse-sur-Risle ist eine französische Gemeinde mit 340 Einwohnern (Stand 1. Januar 2021) im Département Eure in der Region Normandie.

Freneuse-sur-Risle liegt in Nordfrankreich am Ostrand der Landschaft Lieuvin an der Risle,[1] 46 Kilometer südöstlich von Le Havre, etwa 19 Kilometer nordöstlich von Bernay, dem Sitz der Unterpräfektur des Arrondissements, und 4,7 Kilometer südlich von Montfort-sur-Risle auf einer mittleren Höhe von 95 Metern über dem Meeresspiegel. Die Mairie steht auf einer Höhe von 51 Metern. Nachbargemeinden von Freneuse-sur-Risle sind Saint-Pierre-des-Ifs im Nordwesten, Glos-sur-Risle im Norden, Pont-Authou im Osten und Saint-Grégoire-du-Vièvre im Westen. Das Gemeindegebiet hat eine Fläche von 813 Hektar davon sind etwa 120 Hektar bewaldet.[2]

In Freneuse-sur-Risle besteht die Gefahr sich plötzlich im Boden bildender metertiefer Löcher. Die sogenannten Marnières sind alte Mergelgruben, die sich zum Beispiel nach starkem Regen öffnen können, wenn die Schuttfüllung in die Seitengänge geschwemmt wird. Durchschnittlich gibt es im Département Eure etwa 15 unterirdische Hohlräume, besonders Mergelgruben und Versickerungsstrecken pro Quadratkilometer. In Freneuse-sur-Risle gibt es insgesamt 22 unterirdische Hohlräume, zwei davon sind Mergelgruben, ein Hohlraum ist natürlichen Ursprungs.[3]

Die Gemeinde ist einer Klimazone des Typs Cfb (nach Köppen und Geiger) zugeordnet: Warmgemäßigtes Regenklima (C), vollfeucht (f), wärmster Monat unter 22 °C, mindestens vier Monate über 10 °C (b). Es herrscht Seeklima mit gemäßigtem Sommer.[4]

Der Ortsname entwickelte sich aus dem mittellateinischen Wort Fraxinosa für ‚Ort an dem Eschen wachsen‘. Freneuse wurde 1164 erstmals urkundlich erwähnt,[5] als Frainosa im Kopialbuch des Benediktinerklosters Saint-Pierre de Préaux in Les Préaux.[6]

Herzog Richard I. der Normandie (935–996) schenkte seinem Bruder Raoul d’Ivry († nach 1015) ein Waldgebiet, das damals französisch Vièvre oder mittellateinisch Foresta Guevra (1066) genannt wurde. Im 11. Jahrhundert war Saint-Étienne-l’Allier (4 Kilometer nordwestlich von Saint-Georges-du-Vièvre) der nordwestliche, Authou der südöstliche Eckpunkt. Das Gebiet reichte bis zur Risle. Freneuse-sur-Risle gehörte dazu. Der Sohn Raouls, Jean d’Ivry (1060–1067) war Bischof von Avranches und so gelangten diese Ländereien in den Besitz des Bistums, das auch das Kirchenpatronat innehatte.

Das Bistum vergab Lehen in Freneuse. Seigneur des Lehens Freneuse war 1164 Raoul de Freneuse. 1198 gelangte das Lehen in den Besitz des Königs. Seigneur war zu jener Zeit Jean de Freneuse, ein Sohn von Raoul. Das Lehen Freneuse wurde in ein sogenanntes Demi-fief de Haubert umgewandelt, etwa ‚halbiertes Lehen des Ringelpanzers‘. Diese Form der Unterteilung von Lehen war im Feudalismus nur in der Normandie und der Bretagne üblich. Der Besitzer des Lehens wurde automatisch Ritter, wenn er das Lehen erbte und 21 Jahre alt war, und musste in der ländlichen Armee seines Herrn dienen. Der Ringelpanzer war in diesem Zusammenhang das Symbol des Rittertums. Wenn diese Lehen vererbt wurden, konnten sie in bis zu acht Teile geteilt werden. Der Seigneur eines Halblehens war ein Halbritter, was bedeutete, dass er nur die Hälfte des für Ritter üblichen Dienstes für den König verrichten musste.[7] Um 1202 gelangte das Lehen durch Heirat in den Besitz der Familie La Mare-Gouvis aus Sainte-Opportune-la-Mare. Um 1210 verschenkte der König Philipp II. das Lehen Freneuse an Robert II. d’Harcourt. Sein Enkel Jean I. d’Harcourt (um 1198 bis 1288) lag im Jahr 1250 mit dem Bischof von Avranches im Rechtsstreit bezüglich der Blutgerichtsbarkeit in Freneuse. Der Bischof gewann. Um 1541 gehörte das Lehen Louise de Bourbon-Montpensier (1482–1561), der Herzogin von Montpensier. Es war inzwischen ein Viertellehen der Baronie Saint-Philbert-sur-Risle.[8][9]

Das Lehen Vieuville im Lieu-dit (‚Ort der genannt wird.‘) Les Coudraies wurde 1596 erstmals urkundlich erwähnt.[10]

Jean-Laurent Le Cerf de La Viéville (1674–1707) war Seigneur von Freneuse beziehungsweise Vieuville und Siegelbewahrer des Parlements der Normandie in Rouen. Er schrieb musikwissenschaftliche Artikel für das Journal de Trévoux.[11]

Im Ancien Régime führten die Pfarrer im Département Eure ein einfaches Leben. Der Pfarrer von Freneuse-sur-Risle war allerdings wohlhabender als der Durchschnitt, als er im Zuge der Französischen Revolution (1789–1799) enteignet wurde.[12]

Bevölkerungsentwicklung

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Jahr 1962 1968 1975 1982 1990 1999 2010 2019
Einwohner 463 469 406 359 347 340 343 345
Quellen: Cassini[13] und INSEE

1793 erhielt Freneuse-sur-Risle als Freneuse im Zuge der Französischen Revolution den Status einer Gemeinde und 1801 unter dem heutigen Namen durch die Verwaltungsreform unter Napoleon Bonaparte das Recht auf kommunale Selbstverwaltung.[14]

1833 gab es drei Wassermühlen in Freneuse-sur-Risle, 1879 waren es noch zwei. 1985 war noch eine der Wassermühlen erhalten.[15] Sie war vor 1540 gebaut worden.[2] Ab 1877 wurde das Gebäude gebaut, das noch heute die Mairie und eine Einklassenschule beherbergt.[10]

Kultur und Sehenswürdigkeiten

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Das Tal der Risle und das Tal der Croix Blanche, die hier auch Authou genannt wird, sind seit 1993 als Site Classé (‚Naturdenkmal‘) unter Denkmalschutz gestellt.[16]

Das Schloss Freneuse, auch Vieuville oder Sainte-Honorine genannt, wurde 1746 für die Familie Le Cerf über dem Tal der Risle erbaut. Das Schloss war der Sitz des Lehens La Viéville. Später wechselte das Schloss mehrfach den Besitzer. Im 19. Jahrhundert wurde es umgebaut und dabei stark verändert. Es wurde eine zweite Etage hinzugefügt und der Dachboden verlängert. Das Backsteingebäude wurde hell verputzt. 1839 gehörten über vierhundert Hektar Land zum Schlossgelände. Im Zweiten Weltkrieg (1939–1945) wurde das Gebäude beschädigt. Danach wurde der ursprüngliche Charakter des Schlosses bei der Restaurierung zerstört. Die Fassade wurde mit Zement verkleidet.[11]

In Wald La Salle gibt es eine restaurierte Furt über den gleichnamigen Bach. Die Furt wurde 1830 angelegt und ist befahrbar.

Freneuse-sur-Risle gehört zur römisch-katholischen Gemeinschaft Communauté de Montfort, die Teil der Pfarrei Montgeoly des Bistums Évreux ist.[17] Die Kirche ist dem Heiligen Ouen geweiht.[2][18] Sie wurde als Ecclesia de Fresnosa um 1370 im Urbar des Bistums Évreux erstmals urkundlich erwähnt. Das Kirchenschiff wurde im 15. Jahrhundert erbaut, der Chor ist wahrscheinlich älter, wurde aber im Laufe der Zeit stark verändert. Portalvorbau und Friedhofskreuz stammen aus dem 19. Jahrhundert.[10] Das Altarretabel trägt eine Inschrift mit der Jahreszahl 1694. Das Gemälde wurde um 1630 gemalt. Das Altarretabel wurde 1907 als Monument historique („historisches Denkmal“) klassifiziert. 1994 wurde ein silberner Kelch aus dem 18. Jahrhundert als historisches Denkmal eingestuft.[19]

Wirtschaft und Infrastruktur

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Im Jahr 2009 waren 6,7 Prozent der Erwerbstätigen in der Gemeinde beschäftigt, die anderen waren Pendler. 8,6 Prozent der Arbeitnehmer waren arbeitslos.[20]

Es gibt eine öffentliche Grundschule in der Gemeinde.[18]

Der nächstgelegene Haltepunkt ist der 2,5 Kilometer entfernte Bahnhof Glos-Monfort in Glos-sur-Risle. Der nächste Flughafen ist der 39,2 Kilometer entfernt liegende Flughafen Deauville in Saint-Gatien-des-Bois.

Auf dem Gemeindegebiet gelten kontrollierte Herkunftsbezeichnungen (AOC) für Calvados, Pommeau de Normandie und Camembert de Normandie sowie geschützte geographische Angaben (IGP) für Schweinefleisch (Porc de Normandie), Geflügel (Volailles de Normandie) und Cidre de Normandie oder normand.[4]

Persönlichkeiten

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Einzelnachweise

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  1. Risle bei SANDRE (französisch)
  2. a b c d Bienvenue en Val de Risle. In: tourisme-val-de-risle.com. Communauté de Communes Val de Risle, abgerufen am 2. August 2013 (französisch).
  3. Documents d’information sur les marnières et les cavités souterraines :. In: bdcavite.net. Ministère de l’Écologie, du Développement durable et de l’Énergie, abgerufen am 3. August 2013 (französisch).
  4. a b Le village du Freneuse-sur-Risle. In: Annuaire-Mairie.fr. Abgerufen am 8. Juli 2013 (französisch).
  5. Ernest Nègre: Toponymie générale de la France. Band 2. Librairie Droz, 1996, ISBN 2-600-00133-6, S. 1246 (französisch, eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche – nur die französische Version „.fr“ ist einsehbar).
  6. Index. In: freneuse.risle.free.fr. Mairie von freneuse-sur-Risle, archiviert vom Original am 7. August 2013; abgerufen am 4. August 2013 (französisch, das Navigationsmenü der offiziellen Webseite funktioniert nicht).
  7. Fief de Chevalier, ou Fief de Haubert. In: Denis Diderot: L’Encyclopédie, Volume 6
  8. Anatole Caresme Charpillon: Dictionnaire historique de toutes les communes du département de l’Eure: histoire, géographie, statistique. Band 2. Éditions F.E.R.N., Guénégaud, Avallon, Paris 1966, S. 227–229 (französisch, archive.org – Nachdruck).
  9. Fotos von Paul Robert (1865–1898), Text von Émile Travers (1840–1913): La Normandie monumentale et pittoresque. Eure. Band 2. Lemale, Le Havre 1896, S. 167 f. (französisch, gallica.bnf.fr [abgerufen am 7. August 2013]).
  10. a b c Eintrag Nr. 27267 in der Base Mérimée des französischen Kulturministeriums (französisch)
  11. a b Franck Beaumont, Philippe Seydoux: Gentilhommières des pays de l’Eure. Editions de la Morande, Paris 1999, ISBN 2-902091-31-2 (formal falsch), S. 221 (französisch).
  12. Bernard Bodinier (Hrsg.): L’Eure de la Préhistoire à nos jours. Jean-Michel Bordessoules, Saint-Jean-d’Angély 2001, ISBN 2-913471-28-5, S. 213 (französisch).
  13. Cassini.ehess.fr
  14. name="cassini"
  15. Freneuse-sur-Risle. In: Archives Canton de Montfort / Risle. Abgerufen am 4. August 2013 (französisch).
  16. Liste des protections existantes par commune de l’Eure. (PDF; 285 kB) In: haute-normandie.culture.gouv.fr. Ministère de la Culture et de la Communication, S. 2, 8, 14, abgerufen am 9. August 2013 (französisch).
  17. Montgeoly. Diocèse d’Évreux, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 22. September 2015; abgerufen am 10. August 2013 (französisch).  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/evreux.catholique.fr
  18. a b Index. In: freneuse.risle.free.fr. Mairie von freneuse-sur-Risle, archiviert vom Original am 7. August 2013; abgerufen am 4. August 2013 (französisch, das Navigationsmenü der offiziellen Webseite funktioniert nicht).
  19. Eintrag Nr. 27267 in der Base Palissy des französischen Kulturministeriums (französisch)
  20. Dossier local. (PDF; 657 kB) In: Insee.fr. Institut national de la statistique et des études économiques, ehemals im Original (nicht mehr online verfügbar); abgerufen am 3. August 2013 (französisch).@1@2Vorlage:Toter Link/www.statistiques-locales.insee.fr (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
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