Frentzel (Patrizierfamilie)
Frentzel, auch Frenzel, war der Name einer Kaufmannsfamilie aus St. Annaberg in Niederösterreich. In Regensburg, wohin sie Ende des 17. Jahrhunderts einwanderte, zählte sie zum Patriziat. Von den einzelnen Familienmitgliedern gibt es mehrere zeitgenössische Abbildungen.[1][2]
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Überliefert sind zunächst die Regensburger inneren Räte Mathäus († März 1700) und Bartholomäus (1605–1670),[3] Söhne des aus St. Annaberg nach Regensburg eingewanderten Handelsmanns Johann Frentzel, der in Regensburg Salzbeamter wurde.[1][2] Johann Frentzel hatte am 10. Februar 1601 in Regensburg Katharina (geb. Kandler; * 8. September 1575), Tochter eines Johann Kandlers, „Schulhalter“ in Regensburg geheiratet. Der Ehe entstammten sechs Kinder.[4]
Bartholomäus heiratete im Jahr 1649 Christoph Simmerls Tochter Christina und wurde wie sein Vater Salzbeamter, aus finanziellen Gründen hauptsächlich aber wohl eher ein Handelsmann. Sein Sohn Mathäus war zunächst Hansgerichts-, dann Stadtgerichts- und später Ungeldamts-Assessor. 1683 wurde er anstelle des Johann Jakob Kerscher in den inneren Rat gewählt, nachdem er ein Jahr zuvor in zweiter Ehe des inneren geheimen Rats Gottlieb Wilds Tochter Maria Catharina geheiratet hatte. Einige Jahre vor seinem Tod wurde er noch Feldherr. Zuletzt bewohnte er die Wittwanger Wacht.[1]
Der jüngste Sohn Johann Frentzels war der evangelische Prediger Johann Wolfgang Frentzel (* 27. oder 28. September 1615 in Regensburg; † 19. November 1678 ebd.), von dem zu Lebzeiten mindestens zwei professionelle Abbildungen gemacht wurden. Er war lutherischer Theologe und seit 1643 Pastor in Regensburg.[1][4][8]
Johann Wolfgangs Sohn Johann Georg Frentzel (* 3. Juli 1649 in Regensburg; † 18. September 1687 ebd.) ging ab 3. Juli 1656 in Regensburg aufs Gymnasium, studierte ab 1670 in Jena und erwarb den Magistergrad, bevor er auch in Wittenberg studierte. 1673 begab er sich wieder nach Regensburg und übte sich im predigen. Er wurde 1678 von seinem Vater zum evangelischen Pastor in Regensburg ordiniert.[9] Kurz darauf erbte er die umfangreiche überwiegend theologische Büchersammlung seines Vaters, während er seine Schwester und einen weiteren Angehörigen mit jeweils 200 Gulden („fl.“) ausbezahlte. Am 23. Dezember 1678 predigte er erstmals vor dem St.-Katharinen-Bürgerhospital. Am 18. September 1679 heiratete er Anna Lucia, Tochter des Johann Friedrich Wahlbrunn, Pflegers der freiherrlich prösing’schen Herrschaft Hayndorf in Niederösterreich. Johann Georg Frentzel hinterließ 4 Söhne und 2 Töchter, wovon zum Zeitpunkt seiner Leichenpredigt nur noch ein Sohn und eine Tochter am Leben waren.[10] Im Jahr 1698 kaufte das Evangelische Ministerium die frentzel’sche Büchersammlung und begründete auf deren Grundlage eine Bibliothek, die weitere sieben Jahre später (1705) durch das Vermächtnis des Johann Michael Haaß (1500 Bücher vergleichbarer Richtung) erweitert und schließlich von der Staatlichen Bibliothek Regensburg übernommen wurde.[11]
Wappen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das Wappen der Familie ist unter den „Regenspŭrgische[n] Erbare[n] Geschlechter[n]“ in J. Siebmacher’s großes und allgemeines Wappenbuch (Paul Fürst: Band 2[12] und 5;[13] Johann David Köhler: Band 6)[14] mit Buchstaben zur Kennzeichnung der Farben abgebildet.[15] Es ist auch neben der Darstellung Bartholomäus Frentzels (links unten) abgebildet.
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ a b c d Walter Fürnrohr: Das Patriziat der Freien Reichsstadt Regensburg zur Zeit des Immerwährenden Reichstags. Eine sozialgeschichtliche Studie über das Bürgertum der Barockzeit. In: Verhandlungen des Historischen Vereins für Oberpfalz und Regensburg. Band 93, 1952, S. 218 (heimatforschung-regensburg.de [PDF]).
- ↑ a b Gesellschaft für die Geschichte des Protestantismus in Österreich: Jahrbuch der Gesellschaft für die Geschichte des Protestantismus in Österreich. J. Klinkhardt, 1955, S. 143 (google.de [abgerufen am 23. August 2022]).
- ↑ Peter Mortzfeld: Die Porträtsammlung der Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel 1500–1850. In: Katalog der graphischen Porträts in der Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel 1500–1850 (= Reihe A: Die Porträtsammlung). Walter de Gruyter GmbH & Co KG, 2011, ISBN 978-3-11-092367-4 (google.de [abgerufen am 27. Februar 2022]).
- ↑ a b Edith Feistner, Alfred Holl: Erzählen und Rechnen in der frühen Neuzeit: Interdisziplinäre Blicke auf Regensburger Rechenbücher. Unter redaktioneller Mitarbeit von Jenny Huber und Nina Prifling. LIT Verlag Münster, 2016, ISBN 978-3-643-13172-0, S. 246 (google.de [abgerufen am 23. August 2022]).
- ↑ Bildarchiv Foto Marburg: Bildnis Bartholomäus Frentzel. In: Digitaler Portraitindex. Abgerufen am 23. Februar 2022.
- ↑ Herzog August Bibliothek: Bildnis Johann Wolfgang Frentzel. In: Deutsche Digitale Bibliothek. Abgerufen am 3. Februar 2022.
- ↑ Deutsches Historisches Museum: Porträt des evangelischen Theologen Johann Wolfgang Frenzel. In: Deutsche Digitale Bibliothek. Abgerufen am 3. Februar 2022.
- ↑ Peter Mortzfeld, Herzog August Bibliothek: En - Gy (A5599 - A8499). Walter de Gruyter GmbH & Co KG, 2011, ISBN 978-3-11-096917-7 (google.de [abgerufen am 3. Februar 2022]).
- ↑ a b Peter Mortzfeld: Frentzel, Johann Georg. In: Die Porträtsammlung der Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel. 28. Juli 2004, abgerufen am 21. Februar 2022.
- ↑ Gustav Früh: Die Leichenpredigten des Stadtarchivs Braunschweig. Niedersächsischer Landesverein für Familienkunde, 1978, S. 964 (google.de [abgerufen am 24. Juli 2023]).
- ↑ Michael Drucker: Bürger und Bücher: die Bibliothek der Reichsstadt Regensburg ; Ausstellung im ehemaligen reichsstädtischen Bibliothekssaal, heute Sitzungssaal des Verwaltungsgerichts Regensburg, 9.6. - 25.6.1999 und in der Staatlichen Bibliothek Regensburg, 1.7. - 17.7.1999. Staatliche Bibliothek, 1999, ISBN 978-3-925346-14-9, S. 19 (google.de [abgerufen am 23. Juli 2023]).
- ↑ https://www.digitale-sammlungen.de/de/view/bsb11343178?page=481
- ↑ https://www.digitale-sammlungen.de/de/view/bsb11223479?page=529
- ↑ Johann Siebmacher: Johann Siebmachers grosses Wappenbuch. in Verlag der Raspischen Buchhandlung, 1772, S. 376 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche)
- ↑ Johann Siebmachers allgemeines grosses und vollständiges Wappenbuch. Hohe Potentaten. Nürnberg 1772 (google.de [abgerufen am 4. Februar 2022]).