Friederike Klünder

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Friederike Klünder, Porträtgemälde (undatiert)

Charlotte Friederike Amalie Klünder, geborene Grupen (* 28. Januar 1776 in Stadthagen;[1]6. Juni 1848 in Hamburg), war eine deutsche Wohltäterin und gesundheitliche Aufklärerin.

Klünder wuchs als Tochter des Superintendenten D. theol. Johann Friedrich Gottfried Grupen und seiner Ehefrau Christine Benedicte (geb. Ballhorn) ab 1778 in Bückeburg und ab 1784 in Neustadt am Rübenberge auf.[2] Durch die Heirat mit dem aus Braunschweig gebürtigen Bankierssohn Rütger Heinrich Klünder (1763–1849), der in Hamburg zeitweilig als Teilhaber der Firma Peter Godeffroy Söhne & Comp tätig war, kam sie nach Hamburg.

Gemeinsam mit ihrem Ehemann kaufte sie 1799 in Blankenese das Gelände des jetzigen Hesseparks, um an dessen höchster Stelle, die später den Namen „Kiekeberg“ erhielt, das „Landhaus Klünder“, heute als „Hessehaus“ bekannt, zu errichten und einen Park auf der ehemaligen Schafweide anzulegen.

Nach 1800 ließ sie sich von den in Hamburg tätigen Ärzten de Chaufepié und Kerner in der Pockenschutzimpfung unterweisen.[3] In der Folgezeit führte sie an 2168 Kinder und Erwachsene Schutzimpfungen[4] aus.[5] Zur Zeit der großen Arbeitslosigkeit von großen Teilen der Blankeneser Bevölkerung – verursacht durch die Kontinentalsperre – regte sie die Blankeneserinnen zur Selbsthilfe an, indem sie die Frauen mit Flachs versorgte, sie spinnen und weben ließ und die Ware im Namen der Frauen verkaufte.[6] Sie gründete eine Armenhilfe und sammelte immer wieder Geld für die Not leidende Bevölkerung, z. B. auch nach mehreren Brandkatastrophen.

Kurz nach der Goldenen Hochzeit des Ehepaares verstarb am 6. Juni 1848 zunächst Friederike Klünder und im darauffolgenden Jahr auch ihr Ehemann.

Das Ehepaar Klünder hatte drei Kinder. Die jüngere Tochter Elise (1799–1867) war seit 1819 mit dem Hamburger Rechtsanwalt, Notar und Senator August Meier verheiratet. Der Sohn Friedrich Klünder lebte beim Tod der Mutter 1848 in Hamburg und war mit Friederike Louise Bleßmann aus Göttingen verheiratet. Die ältere Tochter Benedicta (1798–1838, seit 1819 verheiratet mit Kaufmann Karl Krutisch in Hamburg) starb vor der Mutter; von dieser Tochter hatte Friederike Klünder lt. ihrem Sterbeeintrag von 1848 fünf Enkel.[7]

Friederike Klünder geb. Grupen war eine Großnichte des bedeutenden Bürgermeisters Christian Ulrich Grupen (1692–1767) in Hannover. Ihre Schwester Maria Elisabeth Dorothea war mit John Thornton (1764–1835) verheiratet. Deren gemeinsame Tochter war die in Hamburg tätige Sozialreformerin Charlotte Paulsen (1797–1862).

Seit 2019 ist der Friederike-Klünder-Weg in Blankenese nach ihr benannt.[5]

  • Engagierte Wohltäterin: Friederike Klünder. In: Maike und Ronald Holst: Blankeneser Frauen. Wachholtz, Neumünster / Hamburg 2013, ISBN 978-3-529-05233-0, S. 13.
  • Eva-Maria Bast: Friederike Klünder. Die Schöne auf dem Berge – Hilfe für Blankeneser Fischerfamilien. In: dies.: Hamburger Frauen: historische Lebensbilder aus der Stadt an der Elbe. Bast Medien GmbH, Überlingen 2019, ISBN 978-3-946581-66-6, S. 10–15.
  • Maike und Ronald Holst: Der gute Mensch von Blankenese: Friederike Klünder. KJM Buchverlag, Hamburg 2020, ISBN 978-3-96194-120-9.
  • Cornelia Göksu: Hamburger Frauenbiografien. In: hamburg.de/frauenbiografien/. Behörde für Schule und Berufsbildung, abgerufen am 2. Juni 2024.

Einzelnachweise

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  1. Ev.-luth. Kirchenbuch Stadthagen, Taufen 1776, Nr. 5, getauft am 31. Januar als Charlotta Friederike Amalia, Tochter des Oberpredigers Johann Friedrich Gottfried Grupen und der Christine Benedicte geb. Ballhorn, Patin: „Ihre Durchlaucht die Fürstin“ (online, kostenpflichtiger Zugang).
  2. Philipp Meyer (Hrsg.): Die Pastoren der Landeskirchen Hannovers und Schaumburg-Lippes seit der Reformation, Bd. 1 (1941), S. 137/138; Bd. 2 (1942), S. 190, 397. Der Vater Grupen war 1776–1778 Oberprediger in Stadthagen, 1778–1784 1. Pastor und Landessuperintendent und Konsistorialrat in Bückeburg und 1784–1805 1. Pastor und Superintendent in Neustadt a. Rbge. In der Literatur manchmal als „Generalsuperintendent“ bezeichnet, lässt sich dieses Amt für ihn lt. Philipp Meyer nicht nachweisen und auch lt. Grupens Sterbeeintrag von 1805 im Kirchenbuch Neustadt war er lediglich Superintendent (online, kostenpflichtiger Zugang).
  3. O. G. Jacobsen: Frau Klünder in Blankenese. In: G.H. Petersen (Hrsg.): Neue Schleswig-Holstein-Lauenburgische Provinzialberichte. Band 7. Kiel 1817, S. 119 (hathitrust.org).
  4. Zu jener Zeit hießen die Impfungen „Vaccination“, da es zunächst eine Impfung gegen Kuhpocken war.
  5. a b Cornelia Göksu: Hamburger Frauenbiografien.
  6. Der gute Mensch von Blankenese: Friederike Klünder auf www.blankenese.de. Abgerufen am 21. Juli 2022.
  7. Ev.-luth. Kirchenbuch Hamburg-Nienstedten mit Blankenese, Begräbnisse 1848, S. 274, Nr. 72 (online, kostenpflichtiger Zugang).