Friedhof Eichkamp

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Der Friedhof Eichkamp befand sich westlich des Sommergartens auf dem Berliner Messegelände im Ortsteil Westend des Bezirks Charlottenburg (heute: Charlottenburg-Wilmersdorf).

Name/Bezeichnung

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Der Name/die Bezeichnung „Eichkamp“ verweist auf die nahegelegene Siedlung Eichkamp sowie auf den Bahnhof Eichkamp, heute: „Messe Süd (Eichkamp)“.

Neben „Friedhof Eichkamp“[1] wurden auch folgende Bezeichnungen verwendet: „Notfriedhof Eichkamp“,[2] „Friedhof Im Eichkamp“,[3] „Friedhof an der AVUS[4], „Notfriedhof auf dem Messegelände“,[5] „Notfriedhof am Messegelände“,[6] „Friedhof am Messeberg in Eichkamp“[7], „Friedhof am Bhf. Eichkamp“,[8] „Städtischer Friedhof von Charlottenburg“.[9] Anlässlich eines Schreibens an The Military Government British Troops Berlin wurde „CEMETERY SITE MESSEGELAENDE“[10] mit „Kirchhofbauplatz Messegelände“[11] übersetzt. Im Gesetz zur Aufhebung des Friedhofes vom 21. Februar 1952 lautete die Bezeichnung „Notfriedhof westlich des Messegeländes am Funkturm“[12].

Der Friedhof Eichkamp (hier mit der Bezeichnung: Friedhof an der Avus) auf der Schadenskarte des Verwaltungsbezirks Charlottenburg. Stand 1945, Ausgabe 1952
Blick vom Funkturm auf den Sommergarten, das George-C.-Marshall-Haus, den Friedhof Eichkamp und das Mommsenstadion (links im Hintergrund), 1952

Es ist ungeklärt, wann der Friedhof Eichkamp angelegt wurde. Nicht nur die Angaben des damaligen Leiters des Friedhofs- und Bestattungsamtes, Schwarz,[13] sind unpräzise bzw. widersprüchlich.

So schrieb Schwarz in seinem Antrag auf nachträgliche Genehmigung eines Städtischen Friedhofs in Charlottenburg: „Gemäß § 1 Abs. 1 der VO. zur Regelung der Zuständigkeit der Landes- und Kreispolizeibehörden vom 1.10.1931 bitte ich, nachträglich die Genehmigung für die Anfang Mai 1945 begonnene Anlage eines städtischen Friedhofs an der Avus zu erteilen.“ 17. August 1945.[14]

Später schrieb Schwarz allerdings: „Als zu Ende des Jahres 1944 durch die massierten Angriffe der Briten und Amerikaner die Verluste und Opfer an Menschenleben bedeutend stiegen, mußte ein neuer Friedhof geschaffen werden. Es wurde hierzu ein Sportplatz in der Nähe des Messegeländes an der Avus ausgewählt. Ob diese Wahl richtig gewesen ist, mag dahin gestellt bleiben. Jedenfalls war dieser Sportplatz als Friedhof designiert und in Benutzung genommen. Als ich im Mai 1945 die Ämter Friedhof und Bestattung übernahm, fand ich diesen Friedhof in völlig desolatem Zustand vor, […]“, 14. Februar 1946[15] und: „Bezugnehmend auf Ihr Schreiben möchte ich feststellen, daß das strittige Gelände schon seit 1944 für Friedhofszwecke festgelegt wurde. Es ist also nicht der Fall, daß ich ein neues Gelände beschlagnahmt habe.“ 30. März 1946.[16]

Auch Black schrieb 2010: “Known alternately as the An der Avus or Eichkamp cemetery, it had been created in the emergency conditions of late 1944.” (deutsch: „Auch bekannt als An der Avus oder Eichkamp-Friedhof wurde er zur Notzeit spät im Jahr 1944 gegründet.“)[17] Eine Quellenangabe fehlt.

Dagegen die Beschreibung in einer Mitteilung an den Polizeipräsidenten: „An das Ausstellungsgelände in Charlottenburg schliesst sich ein Sportplatz an. Dieser Sportplatz ist nach Einstellung der Kampfhandlung mit Militär- und Zivilleichen belegt worden. Anscheinend wird dort ein neuer Friedhof eingerichtet; denn noch immer werden neue Leichen beigesetzt.“ 28. Juni 1945.[18]

In einem Schreiben des Hauptamtes für Planung-Grünplanung hieß es: „Es trifft nicht zu, dass das strittige Gelände schon seit 1944 für Friedhofszwecke festgelegt wurde. Aus uns vorliegenden Berichten der örtlichen Polizeibehörde vom Juni und Juli 1945 und aus seinem eigenen Bericht vom 17.8.45 an den Herrn Polizeipräsidenten in Berlin geht eindeutig hervor, dass mit den Bestattungen auf dem Sportplatz des Messegeländes Anfang Mai 1945 begonnen worden ist.“, 14. Mai 1946.[19] Dem kommt die Aussage des Telegraf nahe: „Der Friedhof Eichkamp, ein im Sommer 1945 auf Befehl der Russen entstandener ‚Katastrophenfriedhof‘, […]“[20] Ähnliches steht bei Jenz: „Auch dieser Friedhof wurde auf Befehl der sowjetischen Besatzungsmacht angelegt.“[21]

Ebenso ist in der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt, Sachgebiet Gräberwesen, von einer Planung eines Friedhofes auf dem Messegelände vor 1945 nichts bekannt.[22]

Vom 11. März bis zum 15. Mai 1952 wurden die 4066 Toten des Friedhofes Eichkamp zu neuen Beisetzungsstätten überführt. 3977 davon wurden auf dem neuen landeseigenen Friedhof Ruhleben bestattet.[23] Zum 1. Juni 1952 stand das ehemalige (Not-)Friedhofsgelände den „Berliner Ausstellungen“ (heute: „Messe Berlin GmbH“) zur Erweiterung des Messegeländes zur Verfügung.[24]

Ein Grund für den siebenjährigen Bestand des Friedhofes ist in der aufwändigen Suche nach einer Ersatzfläche zu sehen. So wurden Teile von zwei möglichen Ersatzflächen[25] im Rahmen der Brachlandaktion[26] gärtnerischer Nutzung zugeführt. Auch zog sich der Gestaltungsprozess für die schließlich ausgewählte Fläche in Ruhleben in die Länge. Die erste Ausschreibung für den „Wettbewerb für eine Friedhofsanlage in Berlin-Ruhleben“ ist mit dem 6. November 1947 datiert,[27] eine zweite mit dem 15. Juni 1948.[28] Hinzu kommt, dass der Leiter des Friedhofs- und Bestattungsamtes Charlottenburg, Schwarz, den Friedhof Eichkamp (zzgl. Erweiterungsflächen) als dauerhafte Begräbnisstätte, als „Städtischer Friedhof von Charlottenburg“ etablieren wollte.[29] Gegen die Einwände der „Berliner Ausstellungen“ und des Stadtbaurats Hans Scharoun konnte sich Schwarz nicht durchsetzen. Am 18. Juli 1946 informierte Albert Horlitz, der stellvertretende Bezirksbürgermeister, den Magistrat: „[…] Herr Dr. Schwarz ist als Leiter des Friedhofs- und Bestattungsamtes abgelöst worden. […]“.[30]

  • Monica Black: Death in Berlin: from Weimar to Divided Germany. German Historical Institute, Cambridge University Press, Washington DC / Cambridge (GB) 2010, ISBN 978-0-521-11851-4.
  • Jürgen Schmidt (Hrsg.): Rote Rüben auf dem Olivaer Platz – Quellen zur Ernährungskrise in der Nachkriegszeit Berlins 1945–1949. Lit Verlag, Dr. W. Hopf, Berlin 2008, ISBN 978-3-8258-1057-3.
  • Birgit Jochens, Herbert May: Die Friedhöfe in Berlin-Charlottenburg – Geschichte der Friedhofsanlagen und deren Grabmalkultur. Stapp Verlag, Berlin 1994, ISBN 3-87776-056-2.
  • Heiderose Jenz: Der Friedhof als stadtgeographisches Problem der Millionenstadt Berlin – dargestellt unter Berücksichtigung der Friedhofsgründungen nach dem 2. Weltkrieg. Geographisches Institut der Freien Universität Berlin, Berlin 1977.

Einzelnachweise

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  1. Landesarchiv Berlin, F Rep. 280 LAZ, Nr. 13870 (siehe auch Weblink „160. Kiezspaziergang“);
    Telegraf, Nr. 277/5, Sonntag, den 26. November 1950, S. 16;
    Black, S. 246–253
  2. Telegraf, Nr. 277/5, Sonntag, den 26. November 1950, S. 16
  3. Landesarchiv Berlin, C Rep. 109 / Nr. 168: Dokument 165, Dok. 200
  4. Landesarchiv Berlin, C Rep. 109 / Nr. 168: Dok. 111, Dok 148, Dok. 157, Dok. 160, Dok. 164, Dok. 168, Dok. 170, Dok. 171, Dok. 174, Dok. 176, Dok. 177, Dok. 178, Dok. 182, Dok. 183, Dok.193, Dok. 197, Dok. 202, Dok. 205, Dok. 206, Dok. 207, Dok. 208, Dok. 210, Dok. 212;
    Landesarchiv Berlin, C Rep. 109 / Nr. 168/1: Dok. 3;
    Jenz, S. 39;
    Black, S. 246
  5. Jenz, S. 38–40
  6. Bezirksamt Charlottenburg von Berlin, Abt. Bau- u. Wohnungswesen, Gartenbauamt, 20. Mai 1952
  7. Verwaltungsinformationszentrum (VIZ) für Charlottenburg-Wilmersdorf, Rathaus Berlin-Charlottenburg, „BVV Charlottenburg / vorläufige BVV ab 1945“,
    Punkt 1 der CDU-Anfrage vom 26. August 1946
  8. Landesarchiv Berlin, F Rep 290, Bild-Nr. 4209, aufgenommen am 29. Januar 1950, Fotograf: Willy Kiel (Die Bezeichnung des Friedhofes steht auf der Rückseite des Fotos.)
  9. Landesarchiv Berlin, C Rep. 109 / Nr. 168: Dok. 162, Dok. 163
  10. Landesarchiv Berlin, C Rep. 109 / Nr. 168: Dok. 108
  11. Landesarchiv Berlin, C Rep. 109 / Nr. 168: Dok. 109
  12. Gesetz über die Aufhebung des Notfriedhofes westlich des Messegeländes am Funkturm, Gesetz- und Verordnungsblatt für Berlin 1951 bis 1961, S. 105, Zentral- und Landesbibliothek Berlin/Senatsbibliothek;
    Drucksachen Abgeordnetenhaus Berlin, 1951/52, 1. Wahlperiode, Nr. 349/900, Nr. 737 vom 1. Dezember 1951, Zentral- und Landesbibliothek Berlin / Zentrum für Berlin-Studien;
    Drucksachen Abgeordnetenhaus Berlin, 1952, 1. Wahlperiode, Nr. 901–1199, Nr. 904 vom 2. Februar 1952, Zentral- und Landesbibliothek Berlin/Zentrum für Berlin-Studien;
    Berlin Abgeordnetenhaus, WP 1 1951, Stenographische Berichte, Band 1, 1.–32. Sitzung, S. 875 sowie Band 2, WP 1 1952, 33.–60. Sitzung, S. 147–148, Zentral- und Landesbibliothek Berlin/Zentrum für Berlin-Studien
  13. Landesarchiv Berlin, C Rep. 118-01 / Nr. 9451 (siehe beiliegender Lebenslauf vom 10. August 1945)
  14. Landesarchiv Berlin, C Rep. 109 / Nr. 168: Dok. 147
  15. Landesarchiv Berlin, C Rep. 109 / Nr. 168: Dok. 162
  16. Landesarchiv Berlin, C Rep. 109 / Nr. 168: Dok. 180
  17. Black, S. 246–253
  18. Landesarchiv Berlin, C Rep. 109 / Nr. 168: Dok. 144
  19. Landesarchiv Berlin, C Rep. 109 / Nr. 168: Dok. 182
  20. Telegraf, Nr. 277/5, Sonntag, den 26. November 1950, S. 16.
  21. Jenz, S. 38
  22. Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt, Sachgebiet Gräberwesen, e-mail vom 9. Juni 2015
  23. Bezirksamt Charlottenburg von Berlin, Abt. Bau- u.Wohnungswesen, Gartenbauamt, 20. Mai 1952
  24. Bezirksamt Charlottenburg von Berlin, Abt. Bau- u.Wohnungswesen, Gartenbauamt, 20. Mai 1952
  25. Landesarchiv Berlin, C Rep. 109 / Nr. 168: Dok. 111, Dok. 112, Dok. 115, Dok. 116
  26. Schmidt, S. 76–94
  27. Landesarchiv Berlin, C Rep. 109 / Nr. 168: Dok. 128-131
  28. Landesarchiv Berlin, C Rep. 109 / Nr. 168: Dok. 138-143
  29. Landesarchiv Berlin, C Rep. 109 / Nr. 168: Dok. 162
  30. Landesarchiv Berlin, C Rep. 109 / Nr. 168: Dok. 195