Friedrich Revertera von Salandra

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Friedrich Graf Revertera von Salandra (* 21. Jänner 1827 in Lemberg, Galizien; † 28. April 1904 in Brixen, Tirol) war ein österreichisch-ungarischer Diplomat und Politiker.

Friedrich Graf Revertera von Salandra (um 1864)

Die katholische, als konservativ geltende Adelsfamilie Revertera-Salandra,[1] ursprünglich aus Katalonien, war 1771 aus dem neapolitanischen Salandra nach Österreich eingewandert.[2]

Revertera-Salandra studierte 1846/47 Rechtswissenschaft an der Universität Wien, wurde Beamter an der Niederösterreichischen Landesregierung und nahm als Offizier an den Feldzügen 1848/49 in Italien und Ungarn teil. 1850 trat er in den diplomatischen Dienst und arbeitete an den Botschaften in München, Berlin, Stuttgart, Stockholm und Paris. 1859 wurde er Legationsrat in Sankt Petersburg. Nach dem Deutsch-Dänischen Krieg 1864 diente er kurzfristig als ziviler Verwalter für Schleswig und Holstein. Ab 18. Juli 1864 amtierte er als Botschafter in Sankt Petersburg, bis er am 14. April 1868 wegen Differenzen mit Ministerpräsident Beust zurücktrat.[3]

Zwischenzeitlich im Ruhestand, widmete sich Revertera-Salandra der Bewirtschaftung seiner Güter in Erlach und Tollet und wurde 1869 als Vertreter der Großgrundbesitzer Abgeordneter im Niederösterreichischen Landtag. 1885 zog er in das Herrenhaus des Reichsrats ein. Er beteiligte sich stark am Ausbau und der Organisation des österreichischen Eisenbahnwesens sowie an der katholischen Sozialpolitik nach dem Frankfurter Katholikentag 1882. Dennoch lehnte er die Politik der Christlichsozialen und deren Antisemitismus ab.[3]

1888 wurde Revertera-Salandra für den auswärtigen Dienst reaktiviert und als Botschafter an den heiligen Stuhl entsandt. Am Höhepunkt der Krise zwischen dem Papst und dem neuen italienischen Staat offerierte er Leo XIII. im Auftrag des Kaisers ein Refugium in Österreich.[3] 1901 kehrte er nach Österreich zurück.[4]

Sein Sohn Nikolaus Revertera-Salandra schlug ebenfalls eine diplomatische Laufbahn ein.

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. Harry Slapnicka: Oberösterreich, die politische Führungsschicht. 1861 bis 1918. Oberösterreichischer Landesverlag, Linz 1983, ISBN 3-85214-381-0, S. 23.
  2. Richard Fester: Die Politik Kaiser Karls und der Wendepunkt des Weltkrieges. Verlag Lehmann, 1925, S. 284; und Harry Slapnicka: Oberösterreich, die politische Führungsschicht. 1861 bis 1918. Oberösterreichischer Landesverlag, Linz 1983, ISBN 3-85214-381-0, S. 23.
  3. a b c Harry Slapnicka: Revertera von Salandra Friedrich Graf. In: Österreichisches Biographisches Lexikon 1815–1950 (ÖBL). Band 9, Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 1988, ISBN 3-7001-1483-4, S. 100 f. (Direktlinks auf S. 100, S. 101).
  4. Friedrich Engel-Jánosi: Österreich und der Vatikan, 1846–1918. Band 1: Die Pontifikate Pius IX. und Leos XIII. (1846–1903), Styria, Graz 1958, S. 303.