Friedrich Wilhelm Vulpius
Friedrich Wilhelm Vulpius (botanisches Kürzel Vulp.; genannt „Belchen-Vater“) (* 17. Dezember 1801 in Pforzheim; † 17. November 1892 in Kreuzlingen) war ein badischer Apotheker und Florist (Geobotaniker). Während er in Müllheim lebte, machte er viele Exkursionen zum Belchen, wo er auch Pflanzen aus den Alpen ansiedelte. Aufgrund dieser großen Verbundenheit zum Schwarzwälder Belchen wurde er im südbadischen Raum auch „Belchen-Vater“ genannt.
Familie
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Vulpius stammte aus einer Apothekerfamilie. Sein Großvater Johann Samuel Vulpius wurde im fränkischen Kitzingen geboren und konnte später die Apotheke im badischen Müllheim übernehmen, wo 1760 auch sein zweiter Sohn gleichen Namens Johann Samuel geboren wurde. Vulpius war ein Sohn dieses jüngeren Johann Samuel Vulpius, der ebenfalls Apotheker war,[1] und dessen Ehefrau Johanna Elisabetha geborene Salzer.[2] 1827 heiratete er Luise Christine Fecht. Aus dieser Ehe sind fünf Kinder bekannt u. a.[Anm. 1]
- Marie Louise Friederike (1828–1902) ⚭ Joseph Gramm
- Emma Wilhelmine (1833–1908) ⚭ Andreas Hausammann
Leben
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Er besuchte die Schule in Pforzheim und trat dann bei seinem Vater eine Lehre als Apothekerhelfer an. Von 1819 bis 1824 erwarb er sich Berufspraxis in Württemberg und dem Ausland. 1824 begann er das Studium der Pharmazie an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg und später der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg. Nach dem Studienabschluss 1826 trat er eine Stelle in der Müllheimer Apotheke[3] seines Onkels an.
Vulpius war mutmaßlich in einem der Polenvereine aktiv, die sich in der Folge des polnischen Novemberaufstandes 1832 gebildet hatten.[4] Im Zusammenhang mit dieser Aktivität wurde er wegen Majestätsbeleidigung verurteilt, weshalb er in die Schweiz floh, wo er sich nach Aufenthalten in Aarau und Arbon in Kreuzlingen niederließ.
1836 wurde Vulpius in der Schweiz verhaftet, da er in Verbindung mit Karl Mathy und Ernst Schüler stand und aufgrund von Schriftverkehr vermutet wurde, dass Vulpius dem Umfeld des Geheimbundes Junges Deutschland angehöre.[5] Vulpius sollte deswegen auf Betreiben von August Lufft aus der Schweiz deportiert werden und wendete sich an den badischen Gesandten in Bern, Alexander von Dusch, um auszuloten, ob er bei einer Rückkehr nach Baden noch seine Strafe wegen Majestätsbeleidigung absitzen müsste. Nachdem ihm keine Zusage für einen Strafnachlass gemacht worden war, wanderte er über Frankreich in die Vereinigten Staaten aus,[6] wo er sich in Illinois niederließ. 1844 kam er nach Müllheim zurück.[7] 1847 erschienen seine Winke und Warnungen für Auswanderungslustige[8] mit einem Vorwort des sozialistischen Publizisten Hermann Püttmann.
Von 1863 bis 1871 publizierte Vulpius Berichte seiner botanischen Exkursionen in der Österreichischen botanischen Zeitschrift.[9] Die Berichte seiner Exkursionen in Baden wurden 1886/87 nochmals in den Mitteilungen des Botanischen Vereins für den Kreis Freiburg und das Land Baden[10] veröffentlicht. Seine Exkursionen führten ihn in den Jahren 1852 bis 1855 vornehmlich in die Alpen und in den 1860er-Jahren in den Schwarzwald.
Vulpius versuchte Pflanzen aus den Alpen am Belchen anzusiedeln (z. B. Edelweiß und Alpenrose).[11] Eine solche „Ansalbung“ führt zur Florenverfälschung und wird heute kritisch gesehen, weshalb sie unter einem Genehmigungsvorbehalt gemäß § 40 - Bundesnaturschutzgesetz (BNatSchG)[12] steht.
Das Herbarium von Vulpius kam nach seinem Tod in den Besitz des badischen botanischen Vereins.[13] Vielfach wird berichtet, dass es im Zweiten Weltkrieg zerstört wurde. Gottschlich stellt dies als Irrtum dar und berichtet, dass das Herbarium Vulpius sich in Karlsruhe befinde, aber nicht zugänglich sei.[14] Die von Vulpius gesammelten Exemplare der Gattung Habichtskräuter (Hieracium) wurden von Karl Hermann Zahn beschrieben.[15] Außerdem wurden die Funde von Vulpius gemäß Gottschlich auch in der Monografie von Elias Magnus Fries über die Hieracien verwertet.[16]
Schriften
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Eine Auflistung der Schriften von Vulpius findet sich in Wikisource.[17]
Ehrungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Vulpius war Ehrenmitglied des Botanischen Vereins für den Kreis Freiburg und das Land Baden[18] sowie des Badischen Schwarzwaldvereins.
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- (Otto) Buisson: Friedrich Wilhelm Vulpius †. In: Mitteilungen des badischen botanischen Vereins. Nr. 105 (1893), S. 41–44 pdf
- (Ferdinand) Leutz: Erinnerungen an Vulpius. In: Mitteilungen des badischen botanischen Vereins. Nr. 110/111 (1893), S. 89–105 pdf
- Gerhard Geiger: Der „Belchenvater“ und seine „Eiszeitkinder“. Erinnerungen an vergessene Botaniker des Oberlandes. In: Die Markgrafschaft, Heft 3/1961, S. 4–6 Digitalisat der UB Freiburg
- Carl Anton Löw: Nachruf auf Johann Samuel Vulpius. In: Dreizehnter Jahresbericht des Mannheimer Vereins für Naturkunde, 1847, S. 12–15 Google Digitalisat
- Johannes Helm: Wer – wann – wo? Biographische Notizen aus dem Markgräflerland. In: Das Markgräflerland, Heft 3/4 1975, S. 234 Digitalisat der UB Freiburg
- Geschichtsverein Markgräflerland e.V. (Herausgeber): Ortsfamilienbuch Müllheim/Baden. 1639–1870. Lörrach 2019, Nr. 4200 und 4201
- Franz Becker: Stammtafel der stimm- und bezugsberechtigten Mitglieder der Familienstiftung der Frau Auguste Bodemer, zugleich Chronik der Familie Fecht. Karlsruhe, 1912, S. 55–56 (Angabe gemäß Ortsfamilienbuch Müllheim/Baden.)
- Günter Gottschlich: Typusmaterial und andere bedeutsame Belege der Gattung Hieracium im Herbarium der Universität Heidelberg. 3.2. Belege aus dem Herbar Vulpius. In: Berichte der Botanischen Arbeitsgemeinschaft Südwestdeutschland 8 Karlsruhe 2017, S. 7–28; hier S. 10 pdf
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Vulpius Friedrich Wilhelm – Biografische Kurzinformation. In: LEO-BW, Landesarchiv Baden-Württemberg.
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Vulpius Johann Samuel – Biografische Kurzinformation. In: LEO-BW, Landesarchiv Baden-Württemberg.
- ↑ Johanna Elisabetha Salzer war die Tochter des Apothekers Salzer dessen Pregizer Apotheke in Pforzheim Johann Samuel Vulpius nach dem Tod des Schwiegervaters übernehmen konnte.
- ↑ Stadtapotheke Müllheim auf der Homepage des schwarzwald-tourismus
- ↑ Buisson S. 42 und Helm
- ↑ Dies wurde von Schüler aber verneint. Siehe Ernst Schüler: Die Regierung der Republik Bern, und die Verfolgten der Könige, 1837, S. 23 Google Digitalisat; Google Digitalisat
- ↑ Generallandesarchiv Karlsruhe 233 Nr. 35418
- ↑ Siehe Helm.
- ↑ Amerikanische Erfahrungen. Winke und Warnungen für Auswanderungslustige, Konstanz 1847 Internet Archive
- ↑ ZDB-ID 2781136-0
- ↑ ZDB-ID 2675422-8
- ↑ Digitalisat der UB Freiburg
- ↑ § 40 - Bundesnaturschutzgesetz (BNatSchG)
- ↑ Siehe K. Müller: Zum fünfzigjährigen Bestehen des Badischen Landesvereins für Naturkunde und Naturschutz e.V. In: Mitteilungen des badischen botanischen Vereins, N.F. 2/24 (1933), S. 317–326.
- ↑ Siehe Gottschlich.
- ↑ Karl Hermann Zahn: Hieracia Vulpiana. In: Mitteilungen des badischen botanischen Vereins, Nr. 165–168 (1899), S. 123–153. Digitalisat der UB Freiburg
- ↑ Elias Magnus Fries: Epicrisis generis hieraciorum. Edquist & Berglund, 1862 Google Digitalisat
- ↑ Wikisource: Friedrich Wilhelm Vulpius – Quellen und Volltexte
- ↑ Homepage des Nachfolgevereins Badischer Landesverein für Naturkunde und Naturschutz e.V.
Anmerkungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Bei Buisson wird von drei Töchtern berichtet. Das Ortsfamilienbuch Müllheim berichtet von zwei Töchtern die in Müllheim geboren wurden, sowie zwei dort geborenen Söhnen über die keine weitere Nachricht gefunden wurde.
Personendaten | |
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NAME | Vulpius, Friedrich Wilhelm |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Apotheker, Botaniker und Biologe |
GEBURTSDATUM | 17. Dezember 1801 |
GEBURTSORT | Pforzheim |
STERBEDATUM | 17. November 1892 |
STERBEORT | Kreuzlingen |