Friendly Floatees
Friendly Floatees (engl., dt. etwa Freundliche Treibteilchen) sind eine Charge von Quietscheentchen und anderen Plastiktieren, die berühmt wurden, nachdem sie bei einem Sturm über Bord gingen und im Meer trieben. Die Spielzeuge wurden aufgrund der Ozeanzirkulation über einen langen Zeitraum an verschiedenen Küsten angespült und gaben dabei Forschern Auskunft über Meeresströmungen. Verlorene Massengüter sind nur ein Teil einer großen Menge von Plastikmüll in den Ozeanen.
Herkunft
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das unter griechischer Flagge fahrende Frachtschiff Ever Laurel[1] geriet am 10. Januar 1992 auf dem Weg von Hongkong nach Tacoma (Washington, USA) in einen schweren Sturm. Im Nordpazifik an der Datumsgrenze verlor es dabei drei Container. Es wurden etwa 28.800 Kunststofftiere ins Meer gespült: gelbe Enten, grüne Frösche, blaue Schildkröten und rote Biber.
Bedeutung für die Meereskunde
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Nach acht Monaten wurden die ersten Spielzeuge in Alaska angespült. Dies erregte die Aufmerksamkeit des Ozeanforschers Curtis Ebbesmeyer. Nach seinen Nachforschungen erreichten viele Plastiktiere Australien und Indonesien sowie einige Chile. Viele Enten folgten der Ringströmung des Pazifiks, die zwei bis drei Jahre für eine Umdrehung benötigt. 1995 schließlich wurde festgestellt, dass Spielzeugtiere vom Beringmeer durch die Beringstraße ins Packeis des Nordpolarmeeres drifteten.
Schließlich begannen Forscher im Center of Oceanography in Southampton, darunter der Meeresströmungsforscher Simon Boxall, sich mit den Plastiktieren zu beschäftigen. Diese passierten die Ostküste Grönlands. 2000 und 2003 gab es Funde in den US-Staaten Maine und Massachusetts. Auf den Hebriden wurde 2003 ein ausgebleichter Frosch gefunden. Im August 2007 meldete die Engländerin Penny Harris den Fund einer der Enten an einem Strand in Devon, rund 27.000 km vom Ursprungsort entfernt.[2][3] Von Juli bis Dezember 2003 waren vom US-Hersteller First Years Inc., deren Name auf den Tieren steht, 100 US-Dollar Finderlohn ausgelobt.[4]
Auch Klimaforscher wie Stefan Rahmstorf vom Potsdamer Institut für Klimaforschung sind an den Wanderwegen der Floatees interessiert. Durch die grönländische Eisschmelze im Zuge des Klimawandels dringt Süßwasser in die Labradorsee, das Nordpolarmeer und die Grönlandsee ein, wobei das (leichtere) Süßwasser nicht so leicht absinkt und so die Meeresströmungen verlangsamt.
An der Oberfläche schwimmendes Treibgut ist jedoch vom Wind beeinflusst, während bei wissenschaftlichen Treibbojen durch tief im Wasser liegende Angriffsflächen der Windeinfluss eliminiert werden kann.
Rezeption in der Kunst
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die niederländische Künstlerin Marga Houtman inspirierte das Schicksal der Floatees zu der über zwei Meter großen Enten-Skulptur Mother Duck, die in England auf die Ankunft ihrer kleinen Artgenossen warten soll.[5]
Der österreichische Schriftsteller Heinrich Steinfest geht in seinem Roman Der Umfang der Hölle mehrfach auf die durch diesen Unfall in den Ozeanen umher schwimmenden Plastik-Enten ein.
Zudem sind Kinderbücher erschienen, die das Geschehen aufgreifen,[6][7] wie auch das Theaterstück für Kinder Quietsch, die Ente von Anne-Kathrin Klatt, uraufgeführt am Landestheater Tübingen am 1. Dezember 2007.[8]
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Curtis C. Ebbesmeyer, W. James Ingraham Jr.: Pacific Toy Spill Fuels Ocean Current Pathways Research. In: American Geophysical Union (Hrsg.): EOS, 75. Jg., Nr. 37, 13. September 1994, doi:10.1029/94EO01056, S. 425–430 (PDF; 1,3 MB) ( vom 21. Oktober 2014 im Internet Archive).
- Donovan Hohn: Moby-Duck: The True Story of 28,800 Bath Toys Lost at Sea and of the Beachcombers, Oceanographers, Environmentalists, and Fools, Including the Author, Who Went in Search of Them. Viking, New York 2011, ISBN 978-0-670-02219-9 (englisch).
- Jerry T. Mitchell, Danielle Hance: Map Skills, Ocean Currents, Pollution, and … A Rubber Duck? In: The Geography Teacher. Band 11, Nr. 3, 2014, S. 108–115, doi:10.1080/19338341.2014.945609.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- MDR Echt!: Forschung mit Badeenten ( vom 24. Mai 2010 im Internet Archive) (11. Dezember 2007)
- Spiegel Online: Tausende Quietsche-Enten nehmen Kurs auf England (1. Juli 2007)
- Curtis C. Ebbesmeyer: Beachcombing Science from Bath Toys. (englisch)
- Timeline of Rubber Duck Voyage. Chronologie auf Rubaduck.com (englisch)
- CBS News: Rubber Duckies Map The World (31. Juli 2003)
- Timesonline: Plastic duck armada is heading for Britain after 15-year global voyage (28. Juni 2007, englisch)
- Keith C. Heidorn: Of Shoes And Ships And Rubber Ducks And A Message In A Bottle (17. März 1999, aktualisiert 2010, englisch)
- Jane Standley: Ducks odyssey nears end (BBC News, 12. Juli 2003, englisch)
- David Adam: Duck ahoy (The Age, 7. August 2003, englisch)
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ The great escape: the bath toys that swam the Pacific. theguardian.com, abgerufen am 25. Juli 2014 (englisch).
- ↑ Times Online: First of the plastic duck invasion fleet makes landfall on the Devon coast
- ↑ Spiegel Online: Nach 15 Jahren auf See. Tausende Quietsche-Enten nehmen Kurs auf England, 1. Juli 2007
- ↑ Ducks embark on a scientific journey ( vom 1. Oktober 2003 im Internet Archive) The First Years Inc. im web.archive
- ↑ Moedereend in Cornwall. Abgerufen am 23. April 2019 (niederländisch).
- ↑ Eric Carle: 10 Little Rubberducks. (Rezensionen)
- ↑ The Drifting Seed newsletter (PDF, S. 11, Rezension zu Ducky von Eve Bunting und David Wisniewski, engl.; 1,3 MB)
- ↑ Uraufführung: Quietsch die Ente in Tübingen. theaterkompass.de, 23. November 2007, abgerufen am 29. Oktober 2023.