Fritz Bilz

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Porträt Fritz Bilz (2012)
Fritz Bilz (Zweiter von links) Rundgang durch Köln-Kalk Mai 2023

Fritz Bilz (* 1944 in Riedenburg) ist ein deutscher Historiker und Publizist. Er arbeitet zudem seit 1985 als Maler und Graphiker.

Fritz Bilz lebt seit 1945 im Elternhaus im Kölner Vorort Brück. Er ist als Arbeiterkind aufgewachsen, dem es auf dem Mülheimer Gymnasium nicht leicht gemacht wurde. Er ging nach der Mittleren Reife ab, machte eine Lehre und konnte damit auf die Ingenieursschule gehen.[1] Er arbeitete in verschiedenen Berufen, unter anderem als Packer, Bauhilfsarbeiter, Bauingenieur, Hauptschullehrer, Gewerkschaftssekretär, Geschäftsstellenleiter, Historiker und Publizist. Erst Ende der 1980er Jahre entdeckte er seine Liebe zum Schreiben und schrieb im Rahmen der Werkstatt für Ortsgeschichte Köln-Brück seine ersten Aufsätze zu geschichtlichen Sachverhalten. Dies vertiefte er durch ein Studium. 1999 schloss er sein Studium der Mittleren und Neuen Geschichte an der Universität zu Köln mit dem Magisterexamen ab.[2] 2007 wurde er dort bei Wolfgang Schieder mit der Arbeit Zwischen Kapelle und Fabrik. Die Sozialgeschichte Kalks von 1850 bis 1910 promoviert. Die sozial- und kulturgeschichtliche Betrachtung befasst sich mit dem heutigen Kölner Stadtteil Kalk, der bis 1910 eine selbständige Stadt war.

Seit 1989 lassen sich neben seinen Monographien über 60 Aufsätze und Miszellen aufzählen, die hauptsächlich das Ergebnis der Geschichtsforschungen von Fritz Bilz darstellen. Schwerpunkte dieser Forschungen sind geschichtliche Sachverhalte aus der Region, insbesondere mit dem Hauptaugenmerk auf die Alltagsgeschichte, die Arbeitergeschichte und den Nationalsozialismus. Bilz kommt aus der Bewegung der Geschichtswerkstätten, die im Rahmen der Neuen Sozialen Bewegungen Anfang der 1980er Jahre entstanden. Der Erforschung und Darstellung der regionalen Geschichte von unten verpflichtet, brachte er sich als Mitbegründer der Geschichtswerkstatt Köln-Brück[3] und der Geschichtswerkstatt Köln-Kalk[4] mit ein und hat sowohl durch entsprechende Publikationen als auch durch eine Vielzahl von Führungen sein Wissen an Interessierte weitergegeben.

Außerdem vermittelt Bilz seit 1988 im Rahmen von bisher über 200 historischen Führungen in den Kölner Vororten Brück, Kalk und Mülheim sowie dem Stadtzentrum auf verständliche Art Geschichte. Seit 2002 führt er auch Grundschul- und Realschulkinder durch die Vororte Brück und Kalk.

Als Fritz Bilz nach dem Tode seiner Mutter ihren Nachlass sichtete, fand er ihm bisher unbekannte Sparguthaben und Münzen im Wert von etwa einer halben Million DM. Da ihr Lebensunterhalt gesichert schien, beschloss das Ehepaar 1998 eine gemeinnützige Stiftung zu gründen. Die „Bilz-Stiftung“[7] zeichnet alljährlich lokale und regionale Institutionen aus, die sich entweder der Völkerverständigung widmen, sich für politisch, rassistisch oder religiös Verfolgte oder gegen Diskriminierung von Minderheiten einsetzen. Der Bilz-Preis ist jährlich mit 5000 € dotiert.[8]

Bisherige Preisträger der Bilz-Stiftung

  • 1999 Unterstützerkreis für die von Abschiebung bedrohten Kinder und Jugendlichen, Köln-Bickendorf[9]
  • 2000 Jugendclub Courage, Köln-Bickendorf
  • 2001 Agisra e.V. Köln[10]
  • 2002 wurde der Preis nicht vergeben
  • 2003 Campus 15 Lohmar[11]
  • 2004 Öffentlichkeit gegen Gewalt e.V.[12]
  • 2005 Rom e.V. Köln[13]
  • 2006 Bundesverband Information und Beratung für NS Verfolgte e.V.[14]
  • 2007 Förderverein Kölner Flüchtlingsrat e.V.[15]
  • 2008 Allerweltshaus Köln[16]
  • 2009 Lern- und Gedenkort Jawne im Verein EL-DE-Haus[17]
  • 2010 Arbeitskreis für das ausländische Kind e.V. Köln[18]
  • 2011 Schüler gegen Rechts Köln e.V.[19]
  • 2012 Recherche International e.V. Köln[20][21]
  • 2013 Verein zur Förderung der Städtepartnerschaft Köln-Wolgograd[22]
  • 2015 Friedensbildungswerk Köln e. V.
  • 2016 IG Keupstrasse Köln-Mülheim
  • 2017 Der Verein Maro Dom
  • 2018 Integrationshaus e. V. (Köln-Kalk)
  • 2019 M.I.X. (Music International Against Xenophobia), ein Projekt an der Nelson-Mandela-Schule in Köln-Buchheim[23]
  • 2020 Kultur-Forum Türkei Deutschland[24]
  • 2022 Integrationsagentur des Begegnungszentrums Porz der Synagogen-Gemeinde Köln[25]
  • 2023: Coach e.V., Kölner Initiative für Bildung und Integration junger Migranten[26]
  • 2024: Stimmen der Solidarität – Mahnwache Köln e.V.[27]
  • Arbeit, Kampf und Tabaksqualm. Der Kölner Zigarrenarbeiter Peter Gerhard Röser 1814–1865. Hamburg 1995, ISBN 978-3-88756-030-0.
  • (gemeinsam mit Beatrix Klein und Klaus Ehlert): Im Prinzip sind wir uns einig. 50 Jahre ÖTV 1964 bis 1996, Düsseldorf 1996.
  • Einschnitte. Veränderung der Industriearbeit in Köln-Kalk, Köln 1997, ISBN 978-3-935735-02-5.
  • (mit Klaus Schmidt): Das war ´ne heiße Märzenzeit: Revolution im Rheinland 1848/49, Köln 1998, ISBN 978-3-89438-153-0.
  • (mit Brigitte Bilz): Diesen Menschen hat man mir totgeschlagen. Briefe aus Gestapohaft und KZ, Köln 1999, ISBN 3-89705-160-5.
  • Seidenweber im Umbruch. Industrie und Arbeiterschaft in Mülheim/Rhein von 1848 bis 1878, Hamburg 2001, ISBN 978-3-88756-031-7.
  • Zwischen Kapelle und Fabrik. Die Sozialgeschichte Kalks von 1850 bis 1910, Köln 2008, ISBN 978-3-89498-190-7.
  • (mit Eberhard Becker und Michael Werling) Der alte Friedhof in Köln-Kalk Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft, Köln 2008, ISBN 978-3-935735-07-0.
  • Kölner Sozialgeschichte „von unten“. Gesammelte Aufsätze zur Alltagsgeschichte im 19. und 20. Jahrhundert. Hrsg. von Michael Klöcker, Rheinlandia-Verlag, Siegburg 2009, ISBN 978-3-938535-60-8.
  • Mein Freund Jupp. Erzählungen, Schmidt von Schwind, Köln 2008, ISBN 978-3-932050-29-9.
  • Unangepasst und widerborstig. Der Kölner Karnevalist Karl Küpper 1905–1970, Ed.Kalk, Köln 2010, ISBN 3-935735-08-1, 3. Auflage 2020.[28]
  • Medden us em Levve. RatioBooks, Lohmar 2016, ISBN 978-3-939829-69-0.
  • Hrsg. mit Brigitte Bilz: Die Familie Ganz und die Lengfeld’sche Buchhandlung. Lebensgeschichten einer jüdischen Buchhändlerfamilie (Kleine Reihe des NS-Dokumentationszentrums der Stadt Köln, Band 2). Metropol, Berlin 2020, ISBN 978-3-86331-510-8.
  • Geschichtswerkstatt Kalk (Hrsg.): Jüdinnen und Juden in Kalk: Eine verdrängte Geschichte. Edition Kalk, Köln 2021, ISBN 978-3-935735-22-3.
  • Geschichtswerkstatt Kalk (Hrsg.): Die Geschichte des Kalkberges: Der Brei wird niemals fest. Edition Kalk, Köln 2022, ISBN 978-3-935735-12-4.
  • Im Schatten des Doms zu Köln – Bausteine einer Gegengeschichte, PapyRossa Verlag, Köln 2022, ISBN 978-3-89438-798-3

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. Ein Arbeiterkind führt durch Brück, Kölner Stadt-Anzeiger, 18. März 2013
  2. www.Fritz-Bilz.de abgerufen am 2. Dezember 2012
  3. Geschichtswerkstatt Köln-Brück, abgerufen am 2. Dezember 2012.
  4. Geschichtswerkstatt Köln-Kalk, abgerufen am 2. Dezember 2012.
  5. Dominic Röltgen: Kölner Historiker und Publizist. Ehrenamtspreis für Fritz Bilz, Kölnische Rundschau vom 13. Juli 2015, abgerufen am 17. März 2016
  6. Verleihung des Verdienstordens des Landes Nordrhein-Westfalen. In: Pressemitteilung. Staatskanzlei des Landes Nordrhein-Westfalen, 17. November 2016, archiviert vom Original am 18. November 2016; abgerufen am 18. November 2016.
  7. Bilz-Stiftung Abgerufen am 15. November 2017
  8. Thema Privatisierung. Abgerufen am 12. Juni 2022.
  9. Köln International: ein Stadtbuch gegen Rassismus, Antisemitismus, Rechtsextremismus, S. 94 Online abgerufen am 12. Juli 2013
  10. Hilfe für ausgebeutete Frauen Kölner Stadtanzeiger, 5. November 2001, abgerufen am 12. Juli 2013
  11. Bilz-Preis für Campus, Kölner Rundschau, 5. November 2003, abgerufen am 12. Juli 2013
  12. Öffentlichkeit gegen Gewalt e.V. abgerufen am 2. Dezember 2012
  13. Jürgen Schön: Ein Preis macht Schule - Linker Bilz-Preis geht an Schulprojekt für Rom-Kinder In: Die Tageszeitung. 6. Dezember 2005.
  14. bundesverband information und beratung für ns-verfolgte e.v abgerufen am 2. Dezember 2012
  15. Förderverein Kölner Flüchtlingsrat e.V. abgerufen am 2. Dezember 2012
  16. Allerweltshaus Köln, abgerufen am 2. Dezember 2012.
  17. Lern- und Gedenkort Jawne, Köln abgerufen am 2. Dezember 2012
  18. aak, abgerufen am 2. Dezember 2012.
  19. Ausgezeichneter Einsatz gegen Rassismus. In: koeln-nachrichten.de. 14. Dezember 2011, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 10. Juli 2014; abgerufen am 12. Juni 2022.
  20. Recherche International, abgerufen am 2. Dezember 2012.
  21. Bilz-Preis für Recherche International abgerufen am 31. Dezember 2012
  22. Vereinsseite mit News zu Bilz-Preis vom 9. November 2013
  23. Kölnische Rundschau vom 9. Dezember 2019: Mülheimer Initiative wehrt sich gegen Fremdenfeindlichkeit. Der „M.I.X.“ macht’s, von Dominic Röltgen, abgerufen am 10. Dezember 2019
  24. Druckausgabe Kölner Stadt-Anzeiger Nr. 191 Dienstag, 18. August 2020 Seite 28 Köln - notiert (stef)
  25. Kölner Stadt-Anzeiger vom 10. Dezember 2022: Integration. Synagogen-Gemeinde Köln-Porz ausgezeichnet, von Clemens Schminke , abgerufen am 29. Juni 2023
  26. Kölnische Rundschau Köln vom 22. Dezember 2023: Ehrung im NS-Dok. -Preis geht an den Coach e.V., von Angelika-Maria Bade , abgerufen am 25. Dezember 2023
  27. Kölner Stadt-Anzeiger Köln vom 10. Oktober 2024: Mit 5000 Euro dotiert. Verein „Stimmen der Solidarität – Mahnwache Köln“ erhält Bilz-Preis 2024, abgerufen am 16 Oktober 2024
  28. Kölner Stadt-Anzeiger Köln vom 4. Januar 2021: Biografie Karl Küppers. Kölner Historiker Fritz Bilz veröffentlicht dritte Auflage, abgerufen am 5. Januar 2021