Fritz Freitag (Maler)
Fritz Freitag (* 1. September 1915 in Königshütte (Schlesien); † 23. Juli 1977 in Halle (Saale)) war ein deutscher Maler und Graphiker. Er war ein Vertreter der Halleschen Schule.
Leben und Werk
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Fritz Freitag wurde 1915 als jüngstes von sechs Geschwistern eines Büroangestellten und einer Kramladenbetreiberin im oberschlesischen Königshütte (heute: Chorzów) geboren. Aus wirtschaftlichen Gründen zog die Familie 1927 in die preußische Provinz Sachsen nach Halle an der Saale.[1]
Dort war er zunächst Steinmetz- und dann Retuscheur-Lehrling. 1933 begann er ein Studium in der Malklasse von Charles Crodel[2] an der Kunstgewerbeschule Burg Giebichenstein.[1] Nach dessen Entlassung im März 1933 war er Teilnehmer des privaten Malzirkels Crodels in der Wohnung des von den Nationalsozialisten vertriebenen Kunsthistorikers Paul Frankl. Für ein Semester besuchte Freitag 1936/37 die Klasse für dekorative Wandmalerei bei Heinrich Kamps an den Vereinigten Staatsschulen für freie und angewandte Kunst in Berlin-Charlottenburg. Danach setzte er sein Studium an der nunmehr in „Meisterschule des Deutschen Handwerks“[2] umbenannten Kunsthochschule Halle fort. Er besuchte die Klasse für Gebrauchsgrafik und Schriftgestaltung von Herbert Post und erhielt Unterricht im Porträt- und Aktzeichnen bei Gustav Weidanz. Um seinen Lebensunterhalt zu bestreiten, verkaufte er erste Werke, etwa das Mädchen mit Schleier (1937).[3] 1940 wurde er zum Kriegsdienst eingezogen, den er im Zuge des Balkanfeldzuges (1941) auch in Jugoslawien und Griechenland ableistete.[4] Ingrid Schulze (1983) attestierte ihm eine „gefühlsmäßige Opposition“ gegen den Nationalsozialismus.[3] Nach dem Zweiten Weltkrieg war er wieder freischaffend tätig, so entstand u. a. das Werk Weihnachtsmarkt 1945.[5]
Im Jahr 1947 war er in Halle an der Gründung der Künstlervereinigung „Die Fähre“ beteiligt, die sich als „Brücke zwischen Künstler und Volk“ verstand[1]. In dieser Zeit entstand ein Selbstporträt und das Werk Junge Mutter. Bei der Ausstellung Der Berg- und Hüttenmann im Marktschlößchen in Halle wurden Zeichnungen Freitags, die 1948 von Arbeitsvorgängen im Steinkohlenflöz bei Löbejün in Sachsen-Anhalt entstanden, gezeigt. Später brachte er sich mit den Werken Kartoffelesserinnen (um 1951) und Gerüstbauer (1952) ein.[5] Als Höhepunkt seiner damaligen Arbeit ist das würdevolle Bildnis Mutter in neuer Wohnung (1958) anzusehen.[6]
Das Porträt Mutter in alter Wohnung leitete bereits 1956 eine neue Schaffensphase ein.[6] Er malte seine ärmliche Mutter, die Tochter eines aus Schlesien stammenden Grubenarbeiters, „in der Würde ihrer schlichten Menschlichkeit“, wie Wolfgang Hütt 1977 feststellte.[7] Ende der 1950er Jahre wandte sich Freitag der Schichtenmalerei zu. Er ließ sich bei der deutschen (u. a. Stefan Lochner, Albrecht Dürer und Lucas Cranach[7]) und niederländischen Malerei des Spätmittelalters und der Renaissance sowie den Ornamentik der Spätgotik inspirieren. Insbesondere begeisterte er sich für den Gold- und Silbergrunde, wie die Serviererin II (1963) und Doris mit Geige (1970) zeigen.[8] Vor allem in den 1960er Jahren entstanden festlich anmutende Werke, etwa Die Sängerin vor dem Auftritt (1964; Porträt der Sängerin Philine Fischer vor ihrem Auftritt als Zauberin in der Händel-Oper Amadigi).
Freitags dekorative und ausgelassene Tafelbilder hatten auch ihren Ursprung in seiner baugebundenen Kunst.[9] Zu nennen sind die Gipsschnitte an der Speisesaalwand der Pädagogischen Hochschule in Halle-Kröllwitz (1956) und der Keramikfries Mittelalterlicher Markt und Apotheke für den Krankenhauswarteraum in Eisenhüttenstadt (1958) sowie die Wandbilder (Lackmalerei) Tanzpaare im Café Geiseltal in Merseburg-Süd (1961) und Quacksalberei im Ambulatorium in Halle-Süd (1964).[10] Ab Mitte der 1960er Jahre setzte er bei seiner baugebundenen Kunst vermehrt Ölfarben und Tempera ein. So stellte er 1965 auf einer Harmonikafalttür einer Schulaula in Merseburg-Süd die Vier Jahreszeiten dar. Im gleichen Jahr entstand auch das Wandbild Bremer Stadtmusikanten für eine Schulaula in Bitterfeld.[10] 1967 zog er in einer Schulaula in Wolfen mit dem Wandbild Jugendkapelle nach. Für den Speisesaal der Kinder- und Jugendsportschule in Halle entwarf er 1970 das Wandbild Einzug der Olympioniken. Weitere Werke dieser Art sind die Fünf Liebespaare aus fünf Jahrhunderten für eine Gaststätte in Merseburg-West (1966) und der Tanz der Völker für ein Altersheim in Roßlau (1971; Rundbild).[11] 1972/73 arbeitete er an Wandbildern zu den Weltfestspielen der Jugend und Studenten in der Mensa der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg und zur deutsch-bulgarischen Freundschaft im Studentenwohnheim der Technischen Hochschule Leuna-Merseburg.[12]
Ab 1967 rückten in den Werken Freitags erneut Emotionen in den Mittelpunkt. Beispielhaft dafür stehen seine Selbstbildnisse von 1967 und 1968.[13]
Freitag war Mitglied des Verbands Bildender Künstler der DDR. 1961 wurde er mit dem Kunstpreis der Stadt Halle ausgezeichnet.[4]
Freitag unternahm Studienreisen in die Volksrepublik Bulgarien (1955) und die Usbekische Sozialistische Sowjetrepublik (1960).[4]
Werke Freitags Werke befinden sich u. a. in den Beständen des Museums Bautzen, der Galerie Neue Meister in Dresden, des Kunstmuseums Moritzburg in Halle/Saale, der Universität Leipzig und der Hochschule Merseburg.
Tafelbilder (Auswahl)
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Der Galgenberg bei Halle (vor 1955, Mischtechnik)[14]
- Mutter in neuer Wohnung (1958, Mischtechnik, 150 × 100 cm; auf der Vierten Deutschen Kunstausstellung)[15]
- Vorabend zum 1. Mai (Mischtechnik, 110 × 135 cm; auf der Vierten Deutschen Kunstausstellung)[16]
- Das Blumenjahr (Mischtechnik; auf Fünften Deutschen Kunstausstellung)[17]
- Fröhlicher Winter (1965, Mischtechnik; Galerie Neue Meister)[18]
- Das Geigenmädchen (1967, Mischtechnik; Galerie Neue Meister)[19]
- Arbeitspause (1969, Tempera; Galerie Neue Meister)[20]
- Fröhlicher Sommer (1970, Mischtechnik; auf der VII. Kunstausstellung der DDR)[21]
- Bildnis Eva (1972, Tempera & Öl & Blattgold)[22]
- Winterfahrt auf Hiddensee (um 1973, Tempera und Öl)[23]
- Teetrinker (Mischtechnik; auf der VIII. Kunstausstellung der DDR)[24]
Ausstellungen (mutmaßlich unvollständig)
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Einzelausstellungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- 1947: Halle
- 1963: Bernburg (Schlossmuseum)
- 1973: Dresden (Gemäldegalerie Neue Meister)[25]
- 1974: Halle
- 1974: Frankfurt/Oder
Gruppenausstellungen (Auswahl)
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- 1954: Halle, Galerie in der Moritzburg, Bezirksausstellung
- 1958/1958, 1962/1963, 1967/1968, 1972/1973 und 1977/1978: Dresden, Deutsche Kunstausstellung bzw. Kunstausstellung der DDR
- 1968: Halle/Saale („Sieger der Geschichte“)
- 1969 und 1974: Halle, Bezirkskunstausstellung
- 1979: Berlin, Altes Museum („Jugend in der Kunst“)
- 1985: Erfurt, Gelände der Internationalen Gartenbauausstellung („Künstler im Bündnis“)
- 1985: Berlin („Musik in der bildenden Kunst“)
- 1989: Berlin, Akademie-Galerie im Marstall („Bauleute und ihre Werke. Widerspiegelungen in der bildenden Kunst der DDR“)
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Ingrid Schulze: Fritz Freitag – ein Maler aus Halle. In: Bildende Kunst, Berlin, 1/1974, S. 23–27
- Wolfgang Hütt: Künstler in Halle (= Welt der Kunst). Henschelverlag Kunst und Gesellschaft, Berlin 1977, S. 12.
- Ingrid Schulze: Fritz Freitag (= Maler und Werk). Verlag der Kunst, Dresden 1983.
- Freitag, Fritz. In: Hans Vollmer (Hrsg.): Allgemeines Lexikon der bildenden Künstler des XX. Jahrhunderts. Band 5: V–Z. Nachträge: A–G. E. A. Seemann, Leipzig 1961 (archive.org – Leseprobe).
- Freitag, Fritz. In: Dietmar Eisold (Hrsg.): Lexikon Künstler der DDR. Verlag Neues Leben, Berlin, 2010, ISBN 978-3-355-01761-9, S. 223
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Fritz Freitag in Bildindex
- Fritz Freitag in der Online-Datenbank Bildatlas Kunst in der DDR
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ a b c Ingrid Schulze: Fritz Freitag (= Maler und Werk). Verlag der Kunst, Dresden 1983, S. 1.
- ↑ a b Wolfgang Hütt: Künstler in Halle (= Welt der Kunst). Henschelverlag Kunst und Gesellschaft, Berlin 1977, S. 12.
- ↑ a b Ingrid Schulze: Fritz Freitag (= Maler und Werk). Verlag der Kunst, Dresden 1983, S. 2.
- ↑ a b c Ingrid Schulze: Fritz Freitag (= Maler und Werk). Verlag der Kunst, Dresden 1983, S. 28.
- ↑ a b Ingrid Schulze: Fritz Freitag (= Maler und Werk). Verlag der Kunst, Dresden 1983, S. 3.
- ↑ a b Ingrid Schulze: Fritz Freitag (= Maler und Werk). Verlag der Kunst, Dresden 1983, S. 4.
- ↑ a b Wolfgang Hütt: Künstler in Halle (= Welt der Kunst). Henschelverlag Kunst und Gesellschaft, Berlin 1977, o. S.
- ↑ Ingrid Schulze: Fritz Freitag (= Maler und Werk). Verlag der Kunst, Dresden 1983, S. 5.
- ↑ Ingrid Schulze: Fritz Freitag (= Maler und Werk). Verlag der Kunst, Dresden 1983, S. 6.
- ↑ a b Ingrid Schulze: Fritz Freitag (= Maler und Werk). Verlag der Kunst, Dresden 1983, S. 7.
- ↑ Ingrid Schulze: Fritz Freitag (= Maler und Werk). Verlag der Kunst, Dresden 1983, S. 8.
- ↑ Ingrid Schulze: Fritz Freitag (= Maler und Werk). Verlag der Kunst, Dresden 1983, S. 29.
- ↑ Ingrid Schulze: Fritz Freitag (= Maler und Werk). Verlag der Kunst, Dresden 1983, S. 25.
- ↑ Abbildung in: Bildende Kunst, Berlin, 2/1954, S. 12
- ↑ Mutter in neuer Wohnung. deutschefotothek.de, abgerufen am 25. September 2021.
- ↑ SLUB Dresden: Vierte deutsche Kunstausstellung Dresden 1958. Abgerufen am 4. August 2024 (deutsch).
- ↑ Das Blumenjahr. deutschefotothek.de, abgerufen am 25. September 2021.
- ↑ Fröhlicher Winter II. SKD | Online Collection, abgerufen am 25. September 2021.
- ↑ Das Geigenmädchen. SKD | Online Collection, abgerufen am 25. September 2021.
- ↑ Arbeitspause. SKD | Online Collection, abgerufen am 25. September 2021.
- ↑ Fröhlicher Sommer. deutschefotothek.de, abgerufen am 25. September 2021.
- ↑ Bildnis Eva. deutschefotothek.de, abgerufen am 25. September 2021.
- ↑ Winterfahrt auf Hiddensee. deutschefotothek.de, abgerufen am 25. September 2021.
- ↑ Teetrinker. deutschefotothek.de, abgerufen am 25. September 2021.
- ↑ Helga Fuhrmann: Ausstellung "Fritz Freitag" in der Gemäldegalerie Neue Meister. In: Dresdener Kunstblätter, Dresden, 17.1973, S. 75–81
Personendaten | |
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NAME | Freitag, Fritz |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Maler |
GEBURTSDATUM | 1. September 1915 |
GEBURTSORT | Königshütte |
STERBEDATUM | 23. Juli 1977 |
STERBEORT | Halle/Saale |