Fritz Hass

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Fritz Hass, Selbstbildnis, 1919

Fritz Hass (* 29. Oktober[1] 1864 in Heiligenbeil; † 20. Oktober 1930 in Lugano) war ein deutscher Maler, Illustrator, Karikaturist und Fotograf.

Der Sohn des evangelischen Pfarrers Rudolf Otto Theodor Hass studierte nach einem kurzen Aufenthalt an der Königsberger Akademie von 1885 bis 1889 an der Kunstakademie in München. Nach Abschluss seiner Studien wurde er dort ansässig, bildete sich autodidaktisch weiter und war fortan als freischaffender Künstler und Inhaber einer Mal- und Zeichenschule für Damen der besseren Stände tätig.

1892, im Gründungsjahr der Münchener Secession, wurde er erstmals einem größeren Publikum durch die Ausstellung seines Gemäldes Tot bekannt. Auch in den folgenden Jahren war er auf Ausstellungen der Secession mit den Gemälden Die Nacht, Die große Babylon, Abendmärchen und verschiedenen Bildnissen, so dem Porträt von Max Halbe, vertreten.

1894 machte er sich mit der Veröffentlichung eines Zyklus von elf humoristischen Feder- und Tuschezeichnungen unter dem Titel Satirischer Zeitspiegel als Karikaturist einen Namen. Ab 1895 war er Mitarbeiter an den Meggendorfer-Blättern und lieferte Beiträge für die Zeitschriften Jugend und Kikeriki. Ebenso stammten die beliebten Postkartenbilder, in denen er heimischen Gebirge mit menschlichen Gesichtern charakterisierte, von seiner Hand. Er veröffentlichte Bilderbücher, illustrierte elf Schubert-Lieder und hielt die Zerstörungen in den Stätten seiner Heimat Ostpreußen als Folge des Ersten Weltkrieges in Gemälden fest.

Unter dem Einfluss Rudolf Steiners, den er porträtierte und auch fotografierte,[2] setzte er sich in seiner Malerei verstärkt mit biblisch-mythologischen Themen auseinander. In einer über einem Vierteljahrhundert währenden Schaffensphase arbeitete er vollkommen zurückgezogen und am Rande des Existenzminimums. Seine in dieser Zeit entstandenen Werke, die erstmals im Frühjahr 1922 auf einer Sonderausstellung präsentiert wurden, versuchen mittels Farbwirkung das Gegenständliche aufzulösen und seelische Zustände oder das unnennbar Wesentliche der Dinge sichtbar zu machen. Hass steht mit seiner Auflösung der Formen und seinem Anspruch, die Wirklichkeit in ihrer Wesenhaftigkeit abzubilden, zwischen Symbolismus und Surrealismus. Seine Bilder wurden als gemalte Philosophie bezeichnet. Fritz Hass wird gern mit seinem gleichnamigen Sohn, Fritz Hass jun. (1902–1994), verwechselt, der bis zu seinem Tod ebenfalls als Maler in München wirkte.

„Der Symbolist Haß ist stilistisch – etwa in seiner Verwendung von Pastelltönen – den impressionistisch arbeitenden sezessionistischen Münchenern wie dem frühen Franz von Stuck verwandt. Andere Bilder (Die Milchstraße, Sanctus, Lichtbringer, Golgotha) dokumentieren, wie auch ein Porträt Steiners, die Nähe zur christlich gedeuteten (Adyar-) Theosophie. Haß gehörte zu denen, die das „Geistige“ in der Kunst zur Darstellung kommen lassen wollen, und diesem Ziel wurde von Zeitgenossen auch die impressionistische, Konturen und Gegenstände auflösende Malweise zugeordnet.“

Helmut Zander: Anthroposophie in Deutschland[3]

Werke (Auswahl)

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Illustrationen

  • 1897 Das Rauchercoupé
  • 1902 Erlkönig, Ständchen, Wanderers Nachtlied, Der Tod und das Mädchend, Die Forelle
  • 1907 Im Biergarten
  • 1908 An der Kegelbahn

Gemälde

  • 1892 Tot
  • 1894 Die Nacht
  • 1895 Die große Babylon
  • 1907 Junge im Bett und Mädchen am Tisch
  • 1915 Das zerstörte Lyck
  • 1920 Lichtbringer
  • 1920 Die Milchstraße
  • 1921 Erzengel

Bildnisse

  • 1895 Max Halbe
  • 1911 Rudolf Steiner
  • 1919 Selbstbildnis
  • Der junge Künstler (Porträt seines Enkels Hermann)

Publikationen

  • Schubert-Lieder, Zehn Zeichnungen, München 1902.
  • Mond und Sterne, München 1913, [Dietrich Münchener Künstler-Bilderbücher, 23].
  • Deutsche Heimatbilder München 1914.
  • Aus Ostpreussen: Erinnerungen an den Grossen Krieg. 10 farbige Künstlerpostkarten nach Originalgemälden, München 1916.
  • Bildmappe (Inhalt: 1. Golgatha – 2. Die Weltenseele – 3. Untergang der Finsternis – 4. Der Hüter – 5. Der Lichtbringer – 6. Erzengel – 7. Sanctus), hrsg. von Michael Georg Conrad, München 1922.
Commons: Fritz Hass – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Quelle: Selbstbiographie, abgedruckt in: Das geistige Deutschland des XIX. Jahrhunderts. Band 1 1898; andere Quellen geben den 20. Oktober als Geburtsdatum an
  2. Von Fritz Hass stammt das bekannte Porträtfoto, das Steiner während einer Vision zeigt.
  3. Helmut Zander: Anthroposophie in Deutschland. Band 2, Göttingen 2007, S. 1070.