Fritz Reimer

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Fritz Reimer (* 6. Februar 1931 in Breslau[1][2]) ist ein deutscher Psychiater und war von 1969 bis 1996 Ärztlicher Direktor des Psychiatrischen Landeskrankenhauses in Weinsberg. Als Mitglied der Sachverständigenkommission der Psychiatrie-Enquête engagierte er sich für die Psychiatriereform.

Reimer wuchs in der Nähe von Breslau auf, wo er zur Schule ging. Im Januar 1945 flüchtete er mit seiner Familie in einem Pferdewagen vor den näher rückenden sowjetischen Truppen. Nach drei Wochen kam die Familie zunächst bei Dresden unter[3] und dann in Hagenow, wo Reimer ab 1946 die Oberschule besuchte und 1950 die Reifeprüfung ablegte.[2] Noch 1950 begann er an der Universität Rostock ein Studium, das er 1956 mit der Promotion in Medizin abschloss.[2][4] Er arbeitete als Arzt an einer Klinik in Rostock und ging dann nach Westdeutschland, wo er in Kliniken in Bremen und Kiel arbeitete.[5] 1967 wurde er an der Universität Kiel erneut promoviert[6] und habilitierte sich.[1]

Von 1969 bis 1996 war Reimer Ärztlicher Direktor des Psychiatrischen Landeskrankenhauses in Weinsberg bei Heilbronn. In seiner Amtszeit machte er die Klinik zu einer Modellklinik der Sozialpsychiatrie und etablierte dort auch die Verhaltenstherapie. Er war viele Jahre Vorstandsmitglied der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie und Neurologie und von 1987 bis 1992 Vorsitzender der Bundesdirektorenkonferenz.[7] Als Mitglied der Sachverständigenkommission der Psychiatrie-Enquête engagierte er sich überregional für die Psychiatriereform. Der Psychoanalyse steht er kritisch gegenüber und setzt stattdessen auf eine Kombination von Psychopharmakotherapie und Sozialpsychiatrie.[5] 1973 wurde er außerplanmäßiger Professor an der Universität Heidelberg.[1] In Weinsberg, Heilbronn und Umgebung initiierte er zahlreiche Vereine und Institutionen für psychisch Kranke.[8]

Nach seiner Pensionierung als Ärztlicher Direktor des Psychiatrischen Landeskrankenhauses Weinsberg war Reimer 1998 Mitbegründer einer psychiatrischen Privatklinik im Schwarzwald.[9] Seit 2010 hat er zusammen mit seiner Frau, einer Psychologin, eine Praxis für Psychotherapie in Weinsberg.[3][10]

Neben seinem beruflichen Wirken war Reimer für die SPD, der er seit 1970 angehört,[11] Mitglied im Weinsberger Gemeinderat und im Kreistag des Landkreises Heilbronn. Er ist in dritter Ehe verheiratet und hat fünf Kinder.[12]

1996 erhielt Reimer das Bundesverdienstkreuz am Bande.[5][13]

Einzelnachweise

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  1. a b c Kürschners deutscher Gelehrtenkalender. De Gruyter, Berlin, Ausg. 18.2001, S. 2538
  2. a b c Lebenslauf auf S. 49 in Fritz Reimer: Graphologische Untersuchung bei manisch-depressivem Irresein. Rostock, Med. F., Diss. v. 20. Juli 1956, DNB 480168520
  3. a b Ranjo Doering, Felix Klingel: Der lange Weg zur neuen Heimat. Nach dem Zweiten Weltkrieg kamen Millionen Vertriebene aus den Ostgebieten und trafen auf Hilfe und Ablehnung. In: Heilbronner Stimme, 31. Dezember 2015, S. 28
  4. Eintrag zu Fritz Reimer im Matrikelportal Rostock
  5. a b c Gerd Laux: Prof. Fritz Reimer zum 90. Geburtstag. In: Psychopharmakotherapie, 28.2021, H. 1, S. 31–34 (online)
  6. Fritz Reimer: Das Syndrom der optischen Halluzinose. Kiel, Med. F., Diss. v. 18. Dez. 1967, DNB 482097000
  7. Geschichte/Chronik der BDK, bdk-deutschland.de (abgerufen am 7. Juli 2024)
  8. Eintrag zu Fritz Reimer in der Datenbank HEUSS des Stadtarchivs Heilbronn, Zeitgeschichtliche Sammlung Signatur ZS-13867
  9. SANIMA Klinik: Leitungsteam (Memento vom 22. Mai 2018 im Internet Archive)
  10. Website von Reimers Praxis
  11. Joachim Friedl: Wertvolle Unterstützer. In: Heilbronner Stimme, 16. November 2010 (online)
  12. Sabine Friedrich: „Ich war immer zum Kampf bereit“. In: Heilbronner Stimme, 22. Juli 2024, S. 4
  13. Deutsches Ärzteblatt, 93.1921, Heft 21, S. A-1419 / B-1125 / C-1044 (online)