Fritz Weidemann
Friedrich „Fritz“ Carl Woldemar Weidemann (* 10. Maijul. / 22. Mai 1886greg. in Riga; † 5. März 1953 in Berlin) war ein deutscher Theater- und Stummfilmschauspieler und Drehbuchautor.
Leben und Wirken
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Weidemann, ein Sohn des Mechanikers Robert Weidemann und dessen Frau Leontine, geb. Niggel,[1] war ab 1902 an verschiedenen Provinzbühnen engagiert, ehe er 1910 nach Berlin verpflichtet wurde. Dort stieß er zum Stummfilm. Nach seinem Debüt mit einem Tonbild spielte der Deutschbalte 1912/13 in mehreren Filmen von Urban Gad mit Asta Nielsen, war 1913 in Stellan Ryes Gruselklassiker Der Student von Prag mit Paul Wegener zu sehen und 1916 auch in einem Film mit Henny Porten unter der Regie von Rudolf Biebrach.
Im Februar des gleichen Jahres hatte Weidemann die Oto Film GmbH gegründet.[2] Er produzierte den Film Dschihad und führte gleichzeitig Regie. Nach eigenen Angaben zeichnete er zudem für mehrere Produktionen als Drehbuchautor verantwortlich, deren Titel jedoch nicht zu ermitteln sind. Der Carl-Auen-Krimi Das Tagebuch des Apothekers Warren von 1918, in dem er zusammen mit Lori Leux und Erner Hübsch vor der Kamera stand, ist der letzte von ihm bekannte Film.
In den 1920er-Jahren hielt er sich mit dem Verfassen von Propagandaschriften und Liedtexten über Wasser. Nach der NS-Machtergreifung versuchte das NSDAP-Mitglied Weidemann, wieder in der Filmwirtschaft unterzukommen, was ihm jedoch misslang.[3] Schließlich verlegte er sich ganz auf kaufmännische Tätigkeiten und führte zuletzt eine Gaststätte. Er starb 1953 im Dominikus-Krankenhaus in Berlin-Hermsdorf.[4]
Von 1925 bis zu seinem Tod war Fritz Weidemann mit der Sängerin Gertrud Meißner verheiratet.[5]
Filmografie
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- 1911: Die keusche Susanne (= Susann, Susann, du hast mir’s angetan)
- 1912: Zu Tode gehetzt
- 1912: Der Totentanz
- 1912: Wenn die Maske fällt
- 1913: Komödianten
- 1913: Jugend und Tollheit
- 1913: Die Sünden der Väter
- 1913: Die Filmprimadonna
- 1913: Der Student von Prag
- 1913: Alt-Heidelberg, Du feine …
- 1915: Das große Schweigen
- 1916: Wer ist Moroly?
- 1916: Dschihad, der heilige Krieg (Regie, Produzent)
- 1916: Der unsichtbare Mensch (Produzent)
- 1916: Frauen, die sich opfern
- 1918: Das Tagebuch des Apothekers Warren
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Holger Hühn, Isabella Fetzer: Studio Babelsberg. Das deutsche Hollywood. epubli, Berlin 2012, ISBN 978-3-8442-1782-7 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
- Michelle Langford: Directory of World Cinema. Germany (= Directory of world cinema. ISSN 2040-7971, Band 9). Intellect Books, Bristol 2012, ISBN 978-1-84150-465-0, S. 40 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
- Claudia Pinkas: Der phantastische Film. Instabile Narrationen und die Narration der Instabilität. De Gruyter, Berlin 2010, ISBN 978-3-11-023757-3, S. 280 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
- Gabriele Jatho, Klaus Hoeppner: City Girls. Frauenbilder im Stummfilm. Bertz + Fischer Verlag, Berlin 2007, ISBN 978-3-86505-177-6, S. 30 f. (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
- Barbara Steinbauer-Grötsch: Die lange Nacht der Schatten. Film noir und Filmexil (= Deep Focus. Band 1). Bertz, Berlin 1997, ISBN 3-929470-09-8, S. 229 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
- Holger Jörg: Die sagen- und märchenhafte Leinwand. Erzählstoffe, Motive und narrative Strukturen der Volksprosa im „klassischen“ deutschen Stummfilm (1910–1930). Pro Universitate, Sinzheim 1994, ISBN 3-930747-11-1, S. 300 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
- Jörg Schweinitz: Prolog vor dem Film. Nachdenken über ein neues Medium 1909-1914 (= Reclams Universalbibliothek. Band 1432, Kunstwissenschaften). Reclam-Verlag, Stuttgart 1992, ISBN 3-379-01432-X, S. 451–453 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
- Dieter Helmuth Warstat: Frühes Kino der Kleinstadt (= Hochschul-Skripten / Medien. Band 25). Spiess, Berlin 1982, ISBN 3-88435-076-5, S. 436 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Fritz Weidemann bei IMDb; die falschen Lebensdaten beruhen auf einer Verwechslung mit dem gleichnamigen Opernsänger
- Fritz Weidemann bei filmportal.de
- Fritz Weidemann bei The German Early Cinema Database, DCH Cologne
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Lettisches Nationalarchiv, Geburtsregister der St.-Jacobi-Kirche in Riga 1883–1890, S. 273 (online, anmeldepflichtig).
- ↑ Handelsregister Berlin HRB Nr. 14013. Die Firma wurde am 6. Juni 1917 im Handelsregister gelöscht.
- ↑ Bundesarchiv, Akten der Reichsschrifttumskammer, Personalakte Friedrich Weidemann, R 9361-V/39460 (vgl. Eintrag im Archivportal-D).
- ↑ Landesarchiv Berlin, Sterberegister Standesamt Reinickendorf von Berlin, Nr. 581/1953 (online auf Ancestry, kostenpflichtig).
- ↑ Landesarchiv Berlin, Heiratsregister Standesamt Berlin-Schöneberg II, Nr. 11/1925 (online auf Ancestry, kostenpflichtig).
Personendaten | |
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NAME | Weidemann, Fritz |
ALTERNATIVNAMEN | Weidemann, Friedrich Carl Woldemar (vollständiger Name) |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Theater- und Stummfilmschauspieler und Drehbuchautor |
GEBURTSDATUM | 22. Mai 1886 |
GEBURTSORT | Riga, Gouvernement Livland, Russisches Kaiserreich |
STERBEDATUM | 5. März 1953 |
STERBEORT | Berlin (West) |