Fußball in Buenos Aires
Der Fußball in Buenos Aires hat wesentlich zur Entwicklung des Fußballs in Argentinien beigetragen. Die „fünf großen Fußballmannschaften“ in Argentinien sind alle in Buenos Aires (River Plate, Boca Juniors und San Lorenzo) bzw. in dem an die Stadt grenzenden Vorort Avellaneda (Racing Club und Independiente) des Großraums Buenos Aires beheimatet. Mit insgesamt 20 Erfolgen in der bisher 56 Mal ausgetragenen Copa Libertadores (bis einschließlich 2015) bildet der Großraum von Buenos Aires auch die mit Abstand erfolgreichste Stadt Südamerikas. Auch im zwischen 1960 und 2004 insgesamt 43 Mal ausgetragenen Fußball-Weltpokal haben die Vereine aus Buenos Aires mit insgesamt acht Erfolgen mehr Titel in die argentinische Hauptstadt geholt als jede andere Stadt verbuchen konnte. Deren Erfolgsquote liegt somit im alten Weltpokal bei fast zwanzig Prozent, in der Copa Libertadores sogar bei gut 35 Prozent. Insofern ist es durchaus berechtigt, Buenos Aires als die „Welthauptstadt des Fußballs“ zu bezeichnen.[1][2][3][4]
Die Anfänge des Fußballs in Buenos Aires
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Als 1891 erstmals die argentinische Fußballmeisterschaft ausgetragen wurde, kamen vier der sechs teilnehmenden Mannschaften aus Gran Buenos Aires. Erster Sieger der ältesten Fußballliga außerhalb von Großbritannien[5] war die Schulmannschaft der im Tigre Partido des Großraums von Buenos Aires beheimateten St. Andrew’s Scots School. Die Meister der nächsten Jahre kamen jeweils aus dem Partido Lomas de Zamora in Gran Buenos Aires; der fünfmalige Sieger Lomas Athletic Club war ebenfalls aus einer ehemaligen Schulmannschaft hervorgegangen und auch der Meister des Jahres 1896, Lomas Academy, vertrat eine Bildungseinrichtung.
1899 gewann mit dem in Belgrano beheimateten Belgrano Athletic Club erstmals ein Verein aus der Stadt Buenos Aires die Fußballmeisterschaft. Der Verein aus dem im Norden der argentinischen Hauptstadt beheimateten Bezirk, in dem sich seit 1938 auch das Estadio Monumental, Heimat des Rekordmeisters River Plate und der argentinischen Nationalmannschaft, befindet, war später noch zweimal in den Jahren 1904 und 1908 erfolgreich. Die anderen zehn Meistertitel zwischen 1900 und 1911 heimste der aus einer Schülermannschaft hervorgegangene Alumni Athletic Club ein. Deren Ursprung fand sich in der ebenfalls in Belgrano angesiedelten Buenos Aires English High School. 1912 war dann mit dem Quilmes Athletic Club erstmals eine noch heute im Profifußball vertretene Mannschaft erfolgreich, bevor im Jahr 1913 mit dem Racing Club erstmals eine der später „fünf großen Mannschaften“ des Landes einen Meistertitel gewann.
Rekorde und Rivalitäten
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Mit 36 Titeln ist River Plate argentinischer Rekordmeister, gefolgt von seinem Erzrivalen Boca Juniors mit 34 Titeln (Stand 2019/2020), der seinerseits einer der Rekordsieger im inzwischen nicht mehr ausgetragenen Weltpokal für Vereinsmannschaften ist. Ihr Superclásico spaltet das Land, denn angeblich sind rund 72 Prozent der argentinischen Fußballfans Anhänger einer dieser beiden Vereine (40 Prozent für Boca und 32 Prozent für River Plate).[6] Ursprünglich waren beide Vereine im Hafenviertel La Boca beheimatet, doch später verließ River Plate das vernachlässigte Viertel am südlichen Stadtrand und ließ sich im gehobenen Norden der argentinischen Hauptstadt nieder. Zu jener Zeit begann der Verein, große Summen für Spielereinkäufe auszugeben und erwarb sich somit in jeglicher Hinsicht den Beinamen „Los Millonarios“.[7]
Dahinter rangieren in der Erfolgsskala die verfeindeten Vereine aus Avellaneda; einem Vorort von Buenos Aires, der unmittelbar im Süden von La Boca liegt. Der Racing Club gewann 18 Meisterschaften und sein Konkurrent Independiente war 16 Mal erfolgreich. Independiente war 1964 auch der erste Verein, der die Copa Libertadores nach Argentinien holte und er ist mit sieben Erfolgen Rekordsieger im prestigeträchtigsten Wettbewerb der südamerikanischen Vereinsmannschaften. Dafür war der Racing Club 1967 der erste argentinische Verein, der den Weltpokal gewann.
Als fünfter Großverein gilt der CA San Lorenzo, der 15 Meistertitel verbuchen konnte und als erster Verein die 2002 eingeführte Copa Sudamericana gewann. Seine Auseinandersetzung mit dem fünffachen Meister Huracán gilt als das drittwichtigste Derby in Gran Buenos Aires, denn die beiden Vereine residieren in den benachbarten Vierteln Boedo und Parque Patricios. Ein weiteres traditionsreiches Derby ist die Begegnung zwischen Vélez Sársfield und Ferro Carril Oeste.
Das älteste Derby Argentiniens findet allerdings in Quilmes statt, wenngleich die letzte offizielle Begegnung wegen der unterschiedlichen Ligazugehörigkeit der beiden Vereine 1981 ausgetragen wurde. Der heute wesentlich erfolgreichere Quilmes AC wurde bereits 1887 von britischen Einwanderern gegründet und blieb den Einheimischen verschlossen. Daher riefen Schüler des Colegio Nacional de Buenos Aires 1899 ihren eigenen Verein ins Leben, dem allerdings nie der Sprung in die erste Liga gelang. Dennoch war das Derby immer hart umkämpft und die Derbybilanz ist relativ ausgeglichen: von 54 Begegnungen konnte Argentino 18 und der Quilmes AC 24 für sich entscheiden. Die restlichen 12 Spiele endeten unentschieden.
Weitere Informationen über die wichtigsten Vereine aus dem Großraum Buenos Aires im 1931 eingeführten Profifußball finden sich in der nachstehenden Tabelle.
Übersicht der wichtigsten Vereine aus der Region Buenos Aires
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die nachfolgende Tabelle beinhaltet die bedeutendsten Vereine der Stadt Buenos Aires sowie jene aus ihren unmittelbaren und zum Großraum Buenos Aires zählenden Vororten. Vereine, die lediglich während der Amateurepoche (vor 1931) erfolgreich waren, wie zum Beispiel der bereits 1913 aufgelöste zehnmalige Meister Alumni AC, bleiben in der Tabelle unberücksichtigt.
In den ersten beiden Spalte ist der jeweilige Verein mit seinem Logo angegeben, wobei sich die Reihenfolge ihrer Sortierung anhand der geografischen Lage bestimmt. Zunächst werden die in die Tabelle aufgenommenen Vereine aus der Stadt aufgeführt und ihre Reihenfolge folgt dem geografischen Verlauf von Norden nach Süden und von Westen nach Osten. Anschließend werden die in die Tabelle aufgenommenen Vereine aus den Vororten genannt und ihre Reihenfolge bestimmt sich ebenfalls von Norden über den Westen nach Süden (im Osten liegt der Río de la Plata) und folgt somit grob entgegen dem Uhrzeigersinn.
In der dritten Spalte wird der jeweilige Vereinssitz genannt, wobei der Standort des Stadions abweichend sein kann, wie zum Beispiel im Fall von River Plate (Vereinssitz ist Núñez, das Stadion befindet sich im benachbarten Belgrano) und bei den Chacarita Juniors (Vereinssitz ist das Viertel Chacarita in der Stadt Buenos Aires, während das Stadion sich im Vorort Villa Maipú des Großraums Buenos Aires befindet).
In der vierten Spalte wird das Gründungsjahr des jeweiligen Vereins, in der fünften Spalte die wichtigsten Erfolge (sofern vorhanden) und in der sechsten Spalte der jeweilige Hauptrivale aufgeführt.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Todos los Clásicos del Fútbol Argentino (spanisch; abgerufen am 11. Juli 2016)
- Final Tables Argentina since 1891 bei RSSSF (englisch)
- Ekstase und Schock – Die Fußballhauptstadt Buenos Aires (Dokumentarfilm des WDR)
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Buenos Aires – Die Welthauptstadt des Fußballs (Vorstellung des gleichnamigen Buches von Reinaldo Coddou H.)
- ↑ Thomas Badtke (n-tv): Welthauptstadt des Fußballs: Buenos Aires – ein einzigartiges Porträt (Artikel vom 16. November 2010)
- ↑ Alejandro Rebossio (El País): Buenos Aires, la ciudad con más campos de fútbol del mundo (spanisch; Artikel vom 17. August 2015)
- ↑ Rodrígo Calvo (La Nación): Buenos Aires, la capital del futbol mundial (spanisch; Artikel vom 24. Juli 2011)
- ↑ Tim Pears (The Observer): Salvation Army (englisch; Artikel im The Guardian vom 4. Juni 2006)
- ↑ Boca es el 5º equipo con mas hinchas en el mundo (spanisch; abgerufen am 12. Juli 2016)
- ↑ Omar Gisler: Fußball-Derbys – Die 75 fußball-verrücktesten Städte der Welt. Copress, München 2007, S. 54, ISBN 978-3-7679-0883-3