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Gänseblümchen

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Gänseblümchen

Blütenstand des Gänseblümchens mit weißen Blütenblättern und gelben Blüten in der Mitte.

Systematik
Ordnung: Asternartige (Asterales)
Familie: Korbblütler (Asteraceae)
Unterfamilie: Asteroideae
Tribus: Astereae
Gattung: Gänseblümchen (Bellis)
Art: Gänseblümchen
Wissenschaftlicher Name
Bellis perennis
L.

Das Gänseblümchen (Bellis perennis), auch Ausdauerndes Gänseblümchen,[1] Mehrjähriges Gänseblümchen, Maßliebchen, Tausendschön, Monatsröserl oder schweizerisch Margritli („Kleine Margerite“) genannt,[2] ist eine Pflanzenart innerhalb der Familie der Korbblütler (Asteraceae). Da es auf fast jeder Wiesenfläche wächst, zählt es zu den bekanntesten Pflanzenarten Mitteleuropas.

Illustration von Jacob Sturm

Erscheinungsbild und Blatt

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Das Gänseblümchen ist eine ausdauernde, krautige Pflanze, die Wuchshöhen von meist 4 bis 15 (2 bis 20)[2] Zentimetern erreicht. Am kurzen, aufrechten Rhizom befinden sich faserige Wurzeln.[3]

Die in einer dichten Blattrosette zusammen stehenden Laubblätter sind in Blattstiel und Blattspreite gegliedert. Der geflügelte Blattstiel ist mindestens so lang wie die Blattspreite.[3] Die einfache Blattspreite besitzt nur einen Mittelnerv, ist spatelförmig bis verkehrt-eiförmig,[2] 6 bis 40 Millimeter lang und 4 bis 20 Millimeter breit.[3]

Blütenstand und Blüte

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Jede Blattrosette bringt von (Januar)[1][4] März bis November ununterbrochen aufsteigende bis aufrechte, behaarte, blattlose, meist 5 bis 15 (3 bis 20) Zentimeter[3] lange Blütenstandsschäfte mit einzeln stehenden, durchschnittlich 16 (10 bis 30) Millimeter breiten Blütenkörbchen hervor.[1][2][5]

Der körbchenförmige Blütenstand enthält Hüllblätter, die einen bewimperten Rand besitzen. Die mehr als hundert Blüten sind – wie für Korbblütler typisch – auf der verbreiterten Sprossachse, dem so genannten Blütenstandsboden angeordnet.[3] Dieser ist beim Gänseblümchen kegelförmig und hohl.[5] Randständig sind die weißen, zygomorphen, weiblichen, 4 bis 8 (bis 11) mm[3] langen Zungenblüten in zwei Reihen angeordnet. Im Zentrum des Blütenkörbchens stehen zwischen 75 und 125 gelbe, zwittrige und trichterförmige radiärsymmetrische, 1,5 mm lange[3] Röhrenblüten. Zwei Fruchtblätter sind zu einem unterständigen, einfächrigen Fruchtknoten verwachsen.

Von verschiedenen Autoren sind umfangreiche Zählungen der Hüllblätter und der Zungenblüten eines einzelnen Blütenkopfs vorgenommen worden. Die Zahl der Hüllblätter ist meist 13 bei einer geringen Variationsbreite. Die Zahl der Zungenblüten variiert viel stärker, hat aber einen Hauptgipfel bei 34 und Nebengipfel bei 42 oder 39. Bei italienischen Rassen kommt aber auch 55 besonders häufig vor. Wie auch bei anderen Korbblütlern treten besonders Zahlen aus der Fibonacci-Folge auf: 13, 21, 34, 55.[2]

Die Früchte sind nicht wie jene vieler Arten der Korbblütengewächse mit einem Pappus ausgestattet.[1][5] Bei den 1 bis 2 mm langen Achänen[3] handelt es sich um gekrönte Schließfrüchte, bei der Frucht- und Samenschale miteinander verwachsen sind. Die Samen sind endospermlos.

Chromosomensatz

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Die Chromosomenzahl beträgt 2n = 18.[2] Auch die Gartenformen mit gefüllten Blütenköpfen haben dieselbe Chromosomenzahl.[2]

Weitere Illustrationen

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Was für einen Laien wie eine einzige Blüte aussieht, ist tatsächlich eine Scheinblüte (Pseudanthium). Das Blütenkörbchen richtet sich aufgrund des Heliotropismus immer nach der Sonne und schließt sich abends sowie bei schlechtem Wetter.[6] Die Blütenkörbchen von Bellis perennis, welche von Februar bis in den November hinein aufblühen, werden von Bienen, Hummeln, Schwebfliegen und vor allem Fliegen besucht. Zum Teil findet bei diesen Blütenbesuchen Fremdbestäubung statt. Auch verhilft dies zu einer Form der Selbstbestäubung, der sogenannten Geitonogamie, d. h., die einzelnen Blüten innerhalb eines Blütenköpfchens bestäuben sich gegenseitig. Die Selbstbestäubung innerhalb einer Einzelblüte (Autogamie) ist fraglich, jedoch nicht gänzlich ausgeschlossen. Die Blüten sind, wie für Korbblütler typisch, vormännlich, das heißt, die Staubblätter sondern reife Pollen ab, wenn die in der Blüte befindlichen Fruchtblätter noch nicht bereit für eine Bestäubung sind. Bei bestäubten Blüten entwickelt sich aus dem Fruchtknoten ein Nüsschen, die sogenannte Achäne. Das Gänseblümchen nutzt eine Reihe sehr unterschiedlicher Strategien zur Ausbreitung dieser Achänen.

Typisch für Gänseblümchen ist die Verbreitung der Achänen durch den Regen. Dadurch werden die Achänen im Umkreis der Mutterpflanze von ihr weggeschleudert. Eine andere Ausbreitungsform findet durch den Wind statt (Anemochorie). Die elastischen und etwas verlängerten Stängel werden durch Windböen bewegt und die kleinen Achänen ausgestreut. Die Achänen werden aber auch durch Tiere verbreitet (Zoochorie), vor allem durch Regenwürmer, Schafe und Rinder. Schließlich hilft sogar der Mensch bei der Ausbreitung (Anthropochorie). Das Gänseblümchen vermehrt sich generativ durch Samen (Achänen) und vegetativ.

Das Gänseblümchen wird von den Rostpilzen Puccinia obscura mit Spermogonien und Aecidien und von Puccinia lagenophorae mit Aecidien und Telien befallen.[7]

Aus der Gattung Bellis kommt lediglich Bellis perennis außerhalb des Mittelmeerraums auch in Mittel- und Nordeuropa vor. Bellis perennis wird in Mitteleuropa als ein Archäophyt betrachtet, der durch Schaffung von weiträumigen Wiesen und Weiden in vorgeschichtlicher Zeit zu einer weiten Ausbreitung nach Norden kam. Zum so häufigen Auftreten dieser Pflanze kam es jedoch erst mit der Einführung von Rasenflächen in Gärten und Parks. Durch den Menschen wurde diese Art später auch in Nord- und Südamerika längs der pazifischen Küste, auf Madeira und Neuseeland angesiedelt. Sie ist darüber hinaus auch ein Neophyt in Sichuan, Australien, auf Hawaii und den Azoren.[8] Häufig ist die Ausbreitung nicht gezielt erfolgt, sondern durch eine Verunreinigung von Grassamen durch die Samen des Gänseblümchens – fachsprachlich wird diese Ausbreitungsform auch als Speirochorie bezeichnet.

In den Allgäuer Alpen steigt es im Tiroler Teil auf der Wildmahdalpe bis in eine Höhenlage von 2040 Meter auf.[9] Im Wallis steigt es am Großen St. Bernhard sogar bis zu 2451 Metern Meereshöhe auf.[2] Das Gänseblümchen kommt mit Temperaturen bis −15° C zurecht.[10]

Bevorzugte Standorte sind Weiden, Parkrasen und Gärten auf nährstoffreichem Untergrund, bewachsene Bahndämme; ein regelmäßiger Schnitt ist erforderlich, da die Gräser und Wildblumen sonst die niedrig wachsenden Gänseblümchen überwuchern. Da Bellis perennis eine Speicherpflanze ist, überlebt sie den Winter im Schnee. Auf landwirtschaftlich genutzten Wiesen ist sie auch Zeiger für verdichtete Böden und übernutzte Wiesen und Weiden.

Zeigerwerte nach Ellenberg

Faktor Wert Skala Benennung/Erläuterung
Lichtzahl 8 1–9 Lichtpflanze
Temperaturzahl 5 1–9 Mäßigwärmezeiger
Kontinentalitätszahl 2 1–9 ozeanisch
Feuchtezahl X 1–12 indifferent
Reaktionszahl X 1–9 indifferent
Stickstoffzahl 5 1–9 mäßig stickstoffreiche Standorte
Lebensform H - Hemikryptophyt

Die ökologischen Zeigerwerte nach Landolt et al. 2010 sind in der Schweiz: Feuchtezahl F = 3 (mäßig feucht), Lichtzahl L = 4 (hell), Reaktionszahl R = 4 (neutral bis basisch), Temperaturzahl T = 3+ (unter-montan und ober-kollin), Nährstoffzahl N = 3 (mäßig nährstoffarm bis mäßig nährstoffreich), Kontinentalitätszahl K = 3 (subozeanisch bis subkontinental), Salztoleranz 1 = tolerant.[5]

Unterscheidung von verwandten Arten

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Bellis perennis unterscheidet sich von Bellis sylvestris durch Blätter, die plötzlich in den Stiel zusammengezogen sind. Die Hüllblätter sind stumpf und 4 bis 5 (-6) Millimeter lang. Die Blütenköpfchen sind 1,5 bis 3 Zentimeter breit. Bei Bellis sylvestris, dessen Hauptblütezeit im Herbst liegt, sind die Blätter allmählich in den Stiel verschmälert, die Hüllblätter sind (6) 7 bis 10 Millimeter lang und etwas spitz und die Blütenköpfchen sind 3 bis 4 Zentimeter breit. Die Stängel sind auch meist höher und die deutlich dreinervigen Blätter sind länger als bei Bellis perennis.[2]

Der wissenschaftliche Name Bellis perennis wurde 1753 von Carl von Linné in Species Plantarum erstveröffentlicht.[11] Bellis (lateinisch) bedeutet schön, hübsch, perennis (lat.) ausdauernd, mehrjährig.

Gänseblümchen und Menschen

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Gemälde von William Adolphe Bouguereau

Diese weit verbreitete Pflanzenart trägt eine Reihe von volkstümlichen Namen, die regional sehr unterschiedlich sein können. Typisch sind Angerbleamerl, Augenblümchen, Himmelsblume, Maiblume, Marienblümchen, Maßliebchen, Mondscheinblume, Morgenblume, Osterblume, Regenblume, Sommerröschen,[12] Sonnenblümchen und Tausendschön. In der Schweiz auch: Gisegeisseli, Geissemeieli, Geisseblüemli,[13] Geissenblümchen,[14][15] Baldurs Auge, Frühblümchen,[10] Müllerblüemli oder Margrittli.[16] Die schweizerische Bezeichnung „Margrittli“ (Diminutiv von „Margerite“) kommt offenkundig daher, dass ein Gänseblümchen wie die verkleinerte Version einer Margerite aussieht. In England heißt das Gänseblümchen „Day’s Eye“, was „Auge des Tages“ bedeutet, oder einfach Daisy.[10]

Die Bezeichnung Maßliebchen ist ab dem 14. Jahrhundert als Maßleben, Maßlieben, Maßlieblin belegt und wahrscheinlich vom mittelniederländischen matelieve ins Deutsche entlehnt.

Darüber hinaus bestehen bzw. bestanden für die Pflanzenart, zum Teil auch nur regional, die weiteren deutschsprachigen Trivialnamen: Angeblümlein (Schlesien, Schwaben), Angerblume (Tübingen), Baumbüllichen, Klein Beinwellen (althochdeutsch), Brinkblome (niederdeutsch), Buntblümlein (Schwaben), Buntblume (Memmingen), Chatzablüemli (Oberrheintal, Untertoggenburg), Dusendschön (Holstein, gefüllte Variante), Fentjeblöme (Ostfriesland), Fenneblome (Ostfriesland), Weiß Frueblümlein (Schlesien), Frühblume (Sachsen), Gänsblümel (Eichstädt), Gänsblümlein (Schlesien bei Lauban, Glogau), Gänsblümchen (Graubünden), Gaisblüemli (St. Gallen am Rhein und bei Werdenberg), Gänseblumme (Rheinhessen), Gänsegisseli (Entlibuch), Gänsegisserli (Entlibuch), Gartebürstli (Luzern, Bern, gefüllte Variante), Gasbluema (St. Gallen bei Werdenberg), Gaseblaume (Göttingen), Geissblüemli (Zürich), Geisgisseli (Aargau), Gichtkraut, Glotzblume (Hessen, gefüllte Variante), Gönsekraut (Göttingen), Grasblume, Herzblümle (Henneberg, gefüllte Variante), Höppesli (Schaffhausen, gefüllte Variante), Johannisblüemli (Graubünden bei Laas), Chäsblüemli (St. Gallen am Oberrhein und bei Werdenberg), Kattenblome (Steding, Delmenhorst), Kirschblümchen, Klawer Blömnik (Helgoland), Konradsblume (Halle, gefüllte Variante), Konrädchen (Hessen, gefüllte Variante), Liebesblümle (Henneberg, gefüllte Variante), Maddelencesblümle (Eifel bei Daun), Maddeseblümchen (Eifel bei Altenahr), Madlinblee, Mädchensblume (Eifel bei Dreis), Märschblom (Altmark), Magdalenenblümchen (Eifel bei Daun), Magdelief (Hamburg), Magdlieben, Maiblome (Butjadingen, gefüllte Variante), Maijenblome (Bremen), Maisüsschen (Graubünden), Maliescher (Eifel bei Ulmen), Maltevkes (Ostfriesland, gefüllte Variante), Maneablüemli (St. Gallen in Obertoggenburg), Margarethel (Schwaben), Margarethenklomel (Schlesien), Margarithesblume (Eifel bei Gillenfeld und Gerolstein), Margenblaume (Göttingen, Osnabrück), Margritli (Bern), Marjen, Marienblome (Münsterland, Unterweser), Marjenblome (Oldenburg, Osnabrück), Marienblomekens, Marienblömchen (Westfalen, Thüringen, Helgoland), Marienblümlein (Schwaben), Marienblume (Ostpreußen, Pommern, Hamburg), Marienblümel (Schlesien), Marienkrönchen, Markblomen (Schleswig-Holstein), Marlblom (Mecklenburg, Schleswig-Holstein), Marlevkes (Ostfriesland, gefüllte Variante), Massblümlein, Masslibigen, Masslieben, Masslieblein, Massüsselen (Speyer), Matzelieschen (Nürburg, Eifel), Meargenbläumchen (Grafschaft Mark), Merginblum (mittelhochdeutsch), Miärgenblaume (Halingen), Mojleefkis (Ostfriesland), Monale (Tirol), Monatbleaml (Salzburg), Monatblüemli (Glarus, St. Gallen, Graubünden, gefüllte Variante), Monatblümlein (Augsburg), Monatblum (gefüllte Variante), Monaterle (Augsburg), Monatlen (Tirol bei Brixen), Mosslieb, Mülibliüemli (Glarus), Mülibürstli (Luzern, gefüllte Variante), Mülinblümlin, Müllenblumen, Müliblüemli (St. Gallen, Graubünden), Müllerblüemli (St. Gallen, Graubünden und besonders Zürich; ungefüllte und gefüllte Varianten), Osterblümel (Schlesien), Osterblumen, Palmblumen, Ringelrösslein (Erzgebirge), Rockerl (Steiermark), Ruckerl (Steiermark), Sametblüemli (Luzern, gefüllte Variante), Schweizgerlar (Zillertal), Sommerrösslin (Erzgebirge), Sommerthierlein (Schlesien), Tausendschintscher (Siebenbürgen, gefüllte Variante), Tausendschönchen (Luzern, gefüllte Variante), Wandeleien (Sachsen), Waseblüemli (Luzern), Wisali (St. Gallen bei Sargans), Winterkrönchen, Zeitlösslin (Westrich), Zytlose (Graubünden) und Zytlosenkrut.[17]

Verwendung als Nahrungspflanze

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Das Gänseblümchen wird gelegentlich als Futterpflanze genutzt. Für den Menschen sind Blätter, Knospen und Blüten roh genießbar.[18] Sie können z. B. im Salat verwendet werden. Am besten schmecken die jungen Blättchen aus dem Inneren der Rosette. Auch die Blüten sind essbar. Die Knospen sowie die nur halb geöffneten Blüten schmecken angenehm nussartig, die geöffneten Blüten dagegen leicht bitter, wodurch sie sich vorrangig als Salatbeigabe eignen. Sauer eingelegt werden Knospen manchmal als Kapern­ersatz verwendet.

Verwendung als Heilpflanze

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Bayogenin, eines der wichtigsten Saponine, das im Gänseblümchen vorkommt.

Die Röhrenblüten enthalten das Saponin Bayogenin,[19] [20] ätherische Öle, Bitterstoffe, Gerbstoffe und Schleim.[21][22] Außerdem wurde in den Blüten, wie bei vielen Asteraceae, das Apigenin-7 Glucosid Cosmosiin nachgewiesen. In neueren Studien konnten für Bellis perennis antimikrobielle[23] und antihyperlipidämische[24] Wirkungen aufgezeigt werden.

Gänseblümchenblüten werden volksheilkundlich als Heilmittel bei Hauterkrankungen, bei schmerzhafter oder ausbleibender Regelblutung, Kopfschmerzen, Schwindelanfällen und Schlaflosigkeit verwendet. Auch zur Hustenlösung wird das Gänseblümchen angewendet, was in erster Linie auf den Gehalt an Saponinen zurückzuführen ist. Eine Wirksamkeit in diesen Anwendungsgebieten ist nicht belegt. Als Teedroge sind die Blüten des Gänseblümchens (Flores Bellidis) gebräuchlich, für die homöopathische Verwendung wird aus der frischen Pflanze eine Urtinktur gewonnen.[25]

Das Gänseblümchen ist die Heilpflanze des Jahres 2017.[10]

Verwendung als Zierpflanze

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Formen des Gänseblümchens werden als Zierpflanzen genutzt. Sie werden ‘Bellis’ oder ‘Tausendschönchen’ genannt. Es gibt Formen mit vollständig oder teilweise gefüllten Blütenkörbchen. Dabei entsteht die Füllung dadurch, dass gegenüber der Wildform mehr als zwei Reihen an Zungenblüten vorhanden sind. Die typischen Blütenfarben sind weiß, rosa und rot.[4]

Ischtar-Tor mit Blumenreihen (Pergamonmuseum)

Königsgräber in Ur aus dem dritten Jahrtausend enthielten einen goldenen Kopfschmuck, der mit Gänseblümchen verziert ist.[26] Eine sehr alte 16-blättrige Form des Gänseblümchens findet sich als häufigstes Element am Ischtar-Tor als Zeichen Ištars.

Das Gänseblümchen kam zu ungeahntem Ruhm, als es vom französischen König Ludwig IX. (1214–1270) zusammen mit der Lilie in sein Wappen aufgenommen wurde. Dazu ließ er sich einen Ring mit einem geflochtenen Blütenkranz anfertigen.

Das Gänseblümchen ist einer der ersten Frühlingsboten und es heißt, wer die ersten drei Gänseblümchen im Frühjahr esse, werde das restliche Jahr von Zahnschmerzen, Augenbeschwerden und Fieber verschont.[6] Und wer getrocknete Gänseblümchen bei sich trüge, die am Johannistag mittags zwischen 12 und 13 Uhr gepflückt wurden, dem ginge keine wichtige Arbeit schief.

Verwendung findet das Gänseblümchen auch als Orakel, indem die einzelnen Blütenblätter einer Blüte verbunden mit alternierenden Abzählreimen (etwa: …liebt mich, liebt mich nicht, liebt mich…) abgezupft werden.

Plinius der Ältere schrieb im 1. Jahrhundert: „Das Gänseblümchen [lateinisch bellis] wächst auf den Wiesen und hat eine weiße, etwas ins Rötliche gehende Blüte. Mit artemisia aufgelegt, soll es von größerer Wirkung sein.“[27]

In einem Elsässer Manuskript aus dem ersten Viertel des 15. Jahrhunderts wurde das Gänseblümchen „Citelos“ genannt: „Citelos en waſſer von dem krute gebrant getruncken iſt den wunden luten gut vnd heilet dz verſerte gederme vnd machet weich in dem libe.“[28]

Im „Elixir“ des Nikolaus Frauenlob wurde das Gänseblümchen als «Allermaneyd plue» («Allermonats Blüte») bezeichnet. Frauenlob schrieb ihm 11 Tugenden zu:

  1. Als Salbe zubereitet gegen schuppige Gesichtshaut.
  2. Als Salbe gegen „sprinczel“ [Sommersprossen].
  3. Als Absud getrunken gegen Husten, besonders bei Kindern.
  4. Mit Ochsengalle als Salbe zubereitet gegen „swarcz makel an dem antlitz“ [Altersflecken?].
  5. Der Absud vom Kraut getrunken zur Stuhlausscheidung oder die Wurzel gegessen zur Anregung der Harnaustreibung.
  6. Oft gegessen gegen „luxuria“ [Geilheit, Schwelgerei …]
  7. Der Saft oder die heißgemachte Pflanze als Auflage bei „verruckten glidern“ [Verrenkungen].
  8. Die zerstoßene Pflanze mit dem Saft als Auflage bei Knochenbrüchen.
  9. Die zerstoßene Wurzel als Auflage bei Trümmerbrüchen („zeucht dy zebrochen pain herauss“).
  10. Zusammen mit lactuca gegessen wirksam gegen viele Erkrankungen.
  11. Der in Wein gesiedete Samen getrunken gegen alle „schedlich sleg ader würff“.[29][30][31]

Der im Jahre 1485 in Mainz erschienene Gart der Gesundheit bildete das Gänseblümchen naturgetreu ab.[32] Im Kleinen Destillierbuch des Hieronymus Brunschwig wurde das Gänseblümchen Consolida minor genannt, womit seine wundheilende Wirkung gemeint war.[33] Auch die Väter der Botanik (Otto Brunfels, Hieronymus Bock und Leonhard Fuchs) reihten das Gänseblümchen in die Rubrik «Consolida minor» ein. Bock zog noch, ebenso wie Brunschwig, den Wald-Sanikel in diese Kategorie.[34][35][36][37][38]

In seinem im Jahre 1539 erschienenen, nicht illustrierten Kräuterbuch beschrieb Hieronymus Bock das Gänseblümchen so eindrücklich, dass eine Abbildung fast überflüssig wäre:

„Die Maßlieben auff den awen vnd feüchten graß gärten / die jnwendig auch geele augen haben wie Chamillen / vnnd darumb mit kleynen weiſſen oder mit rotleibfarben bletlin geziert vnd bekleydet. Diſe blümlin find man ſchier durchs gantz jar / aber gegen dem früling am meyſten. Sind ſtöcklin mit waſichten filtzichten oder zaſichten weiſſen wurtzeln / wie die Wegerich wurtzeln. Das kraut ſchweitzer grün lynd vnnd weych. Jn der erſten ehe es anfacht zů blüen / iſt es auff der erden geſpreyt / anzůſehen wie eyn ſchöner ſtern. Das kraut aber eyn wenig breytter dann dz gemeyn Meüß örlin[39]. Stost zům erſten grüne knöpflin als flachs bollen / die ſteigen auff dünnen runden ſtengelin über sich ſpannen hoch oder weniger / vnd thůn ſich auff zů blůmen / welche ſo ſie zeittig ſind / felt das geel darin (welchs der samen iſt) auß / vnd pflantzt ſich ſelbs / wie die acker Chamillen.“

Historische Abbildungen

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  • Angelika Lüttig, Juliane Kasten: Hagebutte und Co. Blüten, Früchte und Ausbreitung europäischer Pflanzen. Fauna-Verlag, Nottuln 2003, ISBN 3-935980-90-6.
  • Gertrud Scherf: Wiesenblumen. Der etwas andere Naturführer. BLV, München 2004, ISBN 3-405-16909-7.
  • Jenny-Dewajana Wild: Phänologie, Bestäubung und Reproduktionsbiologie von Asteroideae (Asteraceae) in unterschiedlichen Höhenstufen Süddeutschlands. - Dissertation, Universität Ulm 2005 (Download).
Commons: Gänseblümchen (Bellis perennis) – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien
Wikispecies: Gänseblümchen – Artenverzeichnis
Wiktionary: Gänseblümchen – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

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  1. a b c d Bellis perennis L., Ausdauerndes Gänseblümchen. auf FloraWeb.de
  2. a b c d e f g h i Gerhard Wagenitz (Hrsg.): Illustrierte Flora von Mitteleuropa. Pteridophyta, Spermatophyta. Begründet von Gustav Hegi. 2., völlig neubearbeitete Auflage. Band VI. Teil 3: Angiospermae, Dicotyledones 4 (Compositae 1, Allgemeiner Teil, Eupatorium – Achillea). Paul Parey, Berlin / Hamburg 1979, ISBN 3-489-84020-8, S. 29–35, 350 (erschienen in Lieferungen 1964–1979).
  3. a b c d e f g h Luc Brouillet: Bellis. In Flora of North America Editorial Committee (Hrsg.): Flora of North America North of Mexico. Volume 20: Magnoliophyta: Asteridae, part 7: Asteraceae, part 2 (Astereae, Senecioneae). Oxford University Press, New York / Oxford u. a. 2006, ISBN 0-19-530564-7, Bellis perennis, S. 23 (englisch, online).
  4. a b Ruprecht Düll, Herfried Kutzelnigg: Taschenlexikon der Pflanzen Deutschlands : Ein botanisch-ökologischer Exkursionsbegleiter zu den wichtigsten Arten, 6. Aufl., Quelle und Meyer Wiebelsheim, 2005, S. 85–86, ISBN 3-494-01397-7
  5. a b c d Bellis perennis L. In: Info Flora, dem nationalen Daten- und Informationszentrum der Schweizer Flora. Abgerufen am 3. Mai 2022.
  6. a b Gerda Holzmann: Gesunde Wildkräuter aus meinem Garten. 4. Auflage. Löwenzahn, Innsbruck 2021, ISBN 978-3-7066-2635-4, S. 60–63.
  7. Peter Zwetko: Die Rostpilze Österreichs. Supplement und Wirt-Parasit-Verzeichnis zur 2. Auflage des Catalogus Florae Austriae, III. Teil, Heft 1, Uredinales. (PDF; 1,8 MB).
  8. Bellis im Germplasm Resources Information Network (GRIN), USDA, ARS, National Genetic Resources Program. National Germplasm Resources Laboratory, Beltsville, Maryland. Abgerufen am 23. Februar 2018.
  9. Erhard Dörr, Wolfgang Lippert: Flora des Allgäus und seiner Umgebung. Band 2, IHW, Eching 2004, ISBN 3-930167-61-1, S. 566.
  10. a b c d Chrischta Ganz: Heilpflanze des Jahres 2017: Gänseblümchen (Bellis perennis). In: Schweizerische Zeitschrift für Ganzheitsmedizin. Band 29, Nr. 2, 2017, S. 100–102.
  11. Carl von Linné: Species Plantarum. Band 2, Lars Salvius, Stockholm 1753, S. 886 (Digitalisathttp://vorlage_digitalisat.test/1%3Dhttps%3A%2F%2Fwww.biodiversitylibrary.org%2Fpage%2F358907%23page%2F328%2Fmode%2F1up~GB%3D~IA%3D~MDZ%3D%0A~SZ%3D~doppelseitig%3D~LT%3D~PUR%3D).
  12. Eintrag Gänseblümchen auf der Website naturheilkraut.com, abgerufen am 30. März 2012.
  13. Von «aabändle» über «Aaheulig» bis «hüütze». Artikel der Basellandschaftlichen Zeitung vom 6. November 2009
  14. Eintrag im Schweizerischen Idiotikon Band 5, Spalte 76, Zeile 9
  15. Als Beispiel: Verwendung in dem Roman Das Kreuz des Ostens von Werner Alex Walser, Leseprobe (PDF; 452 kB), S. 7.
  16. Gänseblümchen Eintrag im Mundartlexikon des Schweizer Rundfunks DRS, abgerufen am 31. März 2011
  17. Georg August Pritzel, Carl Jessen: Die deutschen Volksnamen der Pflanzen. Neuer Beitrag zum deutschen Sprachschatze. Philipp Cohen, Hannover 1882, S. 55–56, online.
  18. Gänseblümchen. In: Gesundheitsportal. Abgerufen am 10. Juni 2023.
  19. T. Schöpke, V. Wray, A. Kunath, K. Hiller: Bayogenin and asterogenic acid glycosides from Bellis perennis. In: Phytochemistry. Band 31, Nummer 7, Juli 1992, S. 2555–2557, PMID 1368391.
  20. Eberhard Teuscher, Ulrike Lindequist: Biogene Gifte. S. 283.
  21. Charakteristika auf heilkraeuter.de
  22. kraeuter-verzeichnis.de: Gänseblümchen
  23. Neslihan Kavalcıoğlu, Leyla Açık, Fatih Demirci, Betül Demirci, Hülya Demir, K. Hüsnü Can Başer: Biological activities of Bellis perennis volatiles and extracts. In: Natural Products Communications. Band 5, Nr. 1, 2010, S. 147–150, PMID 20184041, (online).
  24. T. Morikawa, O. Muraoka, M. Yoshikawa: Pharmaceutical food science: search for anti-obese constituents from medicinal foods-anti-hyperlipidemic saponin constituents from the flowers of Bellis perennis. In: Yakugaku Zasshi. Band 130, Nr. 5, Mai 2010, S. 673–678, PMID 20460863, doi:10.1248/yakushi.130.673 (in Japanisch).
  25. Thomas Schöpke und Karl Hiller. Bellis. In: Rudolf Hänsel, K. Keller, H. Rimpler und G. Schneider (Hrsg.) Hagers Handbuch der Pharmazeutischen Praxis. 5. Auflage, Springer, Band 4 Drogen A-D, Berlin etc. 1992, S. 476–479, ISBN 3-540-52631-5
  26. Penelope Hobhouse: Gardening through the Ages. Simon & Schuster, London 1992, ISBN 0-671-72887-3, S. 16.
  27. Plinius. Naturalis historia. Buch XXVI, § 26 (Kapitel XIII) (Digitalisat Latein) (Digitalisat Ausgabe Külb 1840–1864 (Deutsch))
  28. Frankfurt Ms. Germ. qu 17, Elsass 1. Viertel 15. Jh., Blatt 342rb (Digitalisat). Im Kleinen Destillierbuch, Straßburg 1500 übernahm Hieronymus Brunschwig die Indikationen des Elsässer Manuskripts unter den Buchstaben C, D und F. Blatt 122v-123r (Digitalisat)
  29. Heidelberg Cpg 583, Mattighofen (Bayern) (1482–1486), Blatt 17r-17v: Allermaneydplüe Digitalisat
  30. Zu Niklaus Frauenlob siehe: Handschriftencensus (Digitalisat): 4 Einträge, darunter auch Cpg 583.
  31. Teil-Edition (nur Steinbuch): Gerold Hayer, Elixir Nicolay Frawenlob von Hiersperg … In: Beiträge zur Mediävistik und Germanistischen Sprachwissenschaft … (Göppinger Arbeiten zur Germanistik 304) Göppingen 1980, S. 185–265.
  32. Gart der Gesundheit. (Mainz 1485). Ausgabe Augsburg (Schönsperger) 1485, Cap. 333 (Digitalisat)
  33. Hieronymus Brunschwig. Kleines Destillierbuch. Straßburg 1500, Blatt 122v-123r (Digitalisat)
  34. Otto Brunfels. Contrafeyt Kreüterbuch. Straßburg 1532, S. 292 (Digitalisat)
  35. Hieronymus Bock. New Kreütter Buch. Straßburg 1539, Buch I, Cap. 52 (Digitalisat)
  36. Leonhart Fuchs. New Kreütterbuch. Straßburg 1543, Cap. 53 (Digitalisat)
  37. Philipp Lorenz Geiger: Handbuch der Pharmacie zum Gebrauche bei Vorlesungen & zum Selbstunterrichte für Ärzte, Apotheker & Droguisten. Wolters, Stuttgart, 2. Band, 2. Hälfte 1830, S. 1388–1389: Bellis (Digitalisat)
  38. Wolfgang Schneider: Lexikon zur Arzneimittelgeschichte. Sachwörterbuch zur Geschichte der pharmazeutischen Botanik, Chemie, Mineralogie, Pharmakologie, Zoologie. Govi-Verlag, Frankfurt a. M. Band 5/1 (1974), S. 169–170: Bellis (Digitalisat)
  39. Kleines Habichtskraut
  40. Ruth Franke: Kräuterbücher die Mainzer Kräuterbuch-Inkunablen. Teil 2. Der Gart der Gesundheit. In: Altes Kräuterwissen. Nr. 17. Karfunkel-Verlag, ISSN 0944-2677, S. 33.