Gąbino
Gąbino (deutsch Gambin, slowinzisch[1] Gŏu̯bjinɵ[2]) ist ein Dorf in der polnischen Woiwodschaft Pommern. Es gehört zur Gmina Ustka (Gemeinde Stolpmünde) im Powiat Słupski (Stolper Kreis).
Geographische Lage
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das Kirchdorf liegt in Hinterpommern, etwa 16 Kilometer nordöstlich von Stolp, 15 Kilometer ostsüdöstlich von Ustka (Stolpmünde) und 3 ½ Kilometer südlich des Garder Sees, an den das Wussekener Moor angrenzt. Das Dorf liegt in einer Talmulde.
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]In älterer Zeit gehörte das Dorf zu einem Rittergut, das sich seit 1403 als Lehen im Besitz der Familie Bandemer befand. Um das Jahr 1782 hatte Gambin drei Vorwerke, vier Bauern, einen Halbbauern, drei Kossäten, einen Schulmeister, auf der Feldmark des Dorfs eine Wassermühle und einen weiteren Kossäten und insgesamt 18 Haushaltungen.[3] Das Gut bestand aus den beiden Teilgütern Gambin A und Gambin B, die sich im Besitz der Familie Bandemer befanden. Zu Gambin A gehörten zwei Drittel des Gutsbezirks mit zwei Vorwerken, der Wassermühle, zwei Bauern, einem Halbbauern und drei Kossäten. Zu Gambin B gehörte ein Drittel des Gutsbezirks mit einem Vorwerk, zwei Bauern und auf der Feldmark des Dorfs einem Kossäten. Mitte des 18. Jahrhunderts gehörte das Gut Gambin der Witwe des Generalmajors Joachim Christian von Bandemer, Charlotta Catharina geborene Gräfin Schlippenbach. Sie besaß auch die anderen Güter der Familie in Pommern, unter anderem Selesen.[4] 1821 lebten 121 Einwohner in Gambin. Im Ort war eine Wassermühle.[5]
Auf Gambin saß Ende des 19. Jahrhunderts Werner von Bandemer-Gambin, Mitglied des Preußischen Herrenhauses und Ritter des Johanniterordens.[6] Er vererbte seine Besitzungen an den gleichnamigen Neffen.[7] Werner von Bandemer (1864–1929), aus der Linie Weitenhagen stammend, Mitglied des Johanniterordens, war Gutsherr auf Gambin und Wendisch Buckow. Das Rittergut Gambin galt als Lehngut.[8]
Am 1. April 1927 hatte das Gut Gambin eine Flächengröße von 690 Hektar, und am 16. Juni 1925 hatte der Gutsbezirk 184 Einwohner.[9] Am 30. September 1928 wurde der Gutsbezirk Gambin in die Landgemeinde Gambin eingegliedert.[10]
Anfang der 1930er Jahre hatte die Landgemeinde Gambin eine Flächengröße von 19,7 km². Innerhalb der Gemeindegrenzen standen insgesamt 85 bewohnte Wohnhäuser an fünf verschiedenen Wohnstätten:[11]
- Bahnhof Gabel
- Dominke
- Gambin
- Groond
- Wusseken
Um 1935 gab es im Dorf Gambin einen Gasthof, eine Schmiede, eine Stellmacherei und eine Viehhandlung.[12]
1939 wurden in Gambin 579 Einwohner gezählt, die in 149 Haushaltungen lebten. Im gleichen Jahr umfasste das Rittergut Gambin 706 ha Land, davon 200 ha Wald.[13] Eigentümer waren die Söhne des Rittmeisters[14] Jürgen-Werner von Bandemer (1899–1939), Werner und Bodo. Nachdem Werner jun. (1926–1944) wie sein Vater im Krieg gestorben war, kam das Haus Gambin an die Nachfahren des Bodo und seiner Frau Monica von Carlowitz.[15]
Vor 1945 bildete Gambin eine Landgemeinde im Landkreis Stolp, Regierungsbezirk Köslin, der preußischen Provinz Pommern des Deutschen Reichs. Gambin war Amtssitz des Amtsbezirks Gambin.
Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs wurde die Region am 8. März 1945 von der Roten Armee besetzt. und bald danach unter polnische Verwaltung gestellt. Nach Beendigung der Kampfhandlungen wurde die Region anschließend zusammen mit ganz Hinterpommern seitens der sowjetischen Besatzungsmacht der Volksrepublik Polen zur Verwaltung überlassen. Gambin wurde unter der polonisierten Ortsbezeichnung ‚Gąbino‘ verwaltet. Das Gut wurde in einen polnischen Staatsbetrieb umgewandelt. Die einheimischen Dorfbewohner wurden von der polnischen Administration vertrieben.
Religion
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die bis 1945 hier ansässigen Dorfbewohner waren mit seltenen Ausnahmen evangelischer Konfession. Die evangelischen Bewohner der Gemeinde Gambin gehörten zum Kirchspiel Groß Garde.
Das katholische Kirchspiel war in Stolp.
Die bis dahin evangelische Dorfkirche wurde 1945 von der polnischen Administration zugunsten der polnischen katholischen Kirche zwangsenteignet und vom polnischen katholischen Klerus ‚neu geweiht‘.
Die seit 1945 und Vertreibung der einheimischen Dorfbewohner anwesende polnische Einwohnerschaft ist überwiegend katholisch.
Persönlichkeiten
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Werner von Bandemer (1817–1895), Besitzer des Rittergutes Gambin und Mitglied des Preußischen Herrenhauses
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Gambin, Dorf und Rittergut, Kreis Stolp, Provinz Pommern. In: Meyers Gazetteer, mit Eintrag aus Meyers Orts- und Verkehrslexikon, Ausgabe 1912, sowie einer historischen Landkarte der Umgebung von Gambin (meyersgaz.org).
- Pommersches Güter-Adressbuch, Friedrich Nagel (Paul Niekammer), Stettin 1892, S. 156–157 (Online).
- P. Ellerholz: Handbuch des Grundbesitzes im Deutschen Reiche, Band 2: Provinz Pommern, 2. Auflage, Nicolai (Stricker), Berlin 1884, S. 86–87 (Online).
- Ludwig Wilhelm Brüggemann: Ausführliche Beschreibung des gegenwärtigen Zustandes des Königl. Preußischen Herzogtums Vor- und Hinterpommern. Teil II, Band 2, Stettin 1784, S. 963, Ziffer 44 (Online).
- Karl-Heinz Pagel: Der Landkreis Stolp in Pommern. Lübeck 1989, S. 471–475 (Ortsbeschreibung Gambin; Online. PDF)
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Die Gemeinde Gambin im ehemaligen Kreis Stolp in Pommern, Hrsg. Gunthard Stübs und Pommersche Forschungsgemeinschaft, 2011.
- Amtsbezirk Gambin, in: Rolf Jehke: Territoriale Veränderungen in Deutschland und deutsch verwalteten Gebieten 1874–1945. Herdecke. Zuletzt geändert am 24. Juli 2011.
Fußnoten
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Im Jahr 1867 gab es unter den Einwohnern des Kreises Stolp noch 188 Kaschuben in einigen Dörfern in der Nähe der Küstenseen und im Südosten (Groß Rakitt); vgl. Gustav Neumann: Geographie des Preußischen Staats. 2. Auflage, Band 2, Berlin 1874, S. 127–128, Ziffer 4 (Online).
- ↑ Eintrag im „Slowinzischen Wörterbuch“ von Friedrich Lorentz, bitte Scan Nr. 749 (links) wählen. Zum System der Slowinzisch-Lautschrift von Lorentz, vgl. „Slowinzische Grammatik“, S. 13–16 (Scan 40–43), anschließend die Lautlehre.
- ↑ Ludwig Wilhelm Brüggemann: Ausführliche Beschreibung des gegenwärtigen Zustandes des Königl. Preußischen Herzogtums Vor- und Hinterpommern. Teil II, Band 2, Stettin 1784, S. 963, Ziffer 44 (Online).
- ↑ Beschreibung der zu dem Gerichtsbezirk Königl. Landescollegien in Cößlin gehörigen Hinterpommerschen Kreise. In: Ludewig-Wilhelm Brüggemann (Hrsg.): Ausführliche Beschreibung des gegenwartigen Zustandes des Königl. Preussischen Herzogthums Vor=und Hinterpommern. Die adelichen Güter des Stolpschen Kreises Auflage. Des zweiten Theils zweiter Band, Nr. 132. Gedruckt bey H. G. Essenbart. Königl. Hofbuchdrucker, Stettin 1784, S. 1044–1005 (Online).
- ↑ F. v. Restorff: Topographische Beschreibung der Provinz Pommern mit einer statistischen Übersicht. Nicolaische Buchhandlung, Berlin und Stettin 1827, S. 275 (Online).
- ↑ Wochenblatt der Johanniter-Ordens-Balley Brandenburg, Nr. 10, vom 4. März, Berlin 1868, S. 55 (Online).
- ↑ Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der Adeligen Häuser 1903. Der in Deutschland eingeborene Adel (Uradel). In: "Der Gotha". Letzte Ausgabe 1942. Vierter Jahrgang Auflage. Adelige Häuser nach alphabetischer Ordnung. Justus Perthes, Gotha 10. November 1902, S. 80 (Online).
- ↑ Niekammer`s Güter-Adressbücher. Band I. Pommersches Güter-Adressbuch. 1905. Verzeichnis sämtlicher Güter mit Angabe der Guts-Eigenschaft, des Grundsteuer-Reinertrages, der Gesamtfläche und des Flächeninhalts der einzelnen Kulturen. In: Handbuch der königlichen Behörden. Nach amtlichen Quellen und auf Grund direkter Angaben bearbeitet (Hrsg.): Standardwerk für Land-und Forstwirtschaft. 2. Auflage. Paul Niekammer GmbH, Stettin 22. Oktober 1904, S. 168–169 (Online).
- ↑ Kurt Albrecht: Die preußischen Gutsbezirke, in: Zeitschrift des Preussischen Statistischen Landesamts, 67. Jahrgang, Berlin 1927, S. 344–477, insb. S. 400 (Online).
- ↑ Amtsbezirk Gambin (Territorial.de)
- ↑ Die Gemeinde Gambin im ehemaligen Kreis Stolp in Pommern (Gunthard Stübs und Pommersche Forschungsgemeinschaft, 2011)
- ↑ Klockhausʼ Kaufmännisches Handels- und Gewerbe-Adressbuch des Deutschen Reichs, Band 1 A, Berlin 1935, S. 1016 (Online).
- ↑ Landwirtschaftliches Adreßbuch der Provinz Pommern 1939. Verzeichnis von ca. 20000 landwirtschaftlichen Betrieben von 20 ha aufwärts mit Angabe der Besitzer, Pächter und Verwalter, der Gesamtgröße des Betriebes und Flächeninhalt der einzelnen Kulturen; nach amtlichen Quellen. In: H. Seeliger (Hrsg.): Letzte Ausgabe Niekammer. 9. Auflage. Verlag von Niekammer’s Adreßbüchern GmbH, Leipzig 1939, S. 293 (d-nb.info).
- ↑ Siegfried von Boehn, Wolfgang von Loebell, Karl von Oppen, Otto Graf Lambsdorff: Die Zöglinge der Ritterakademie zu Brandenburg an der Havel. Teil: Fortsetzung und Ergänzung 2., 1914 - 1945, Mit einer Gedenktafel der Opfer des 2. Weltkrieges. In: Verein Ehemaliger Zöglinge d. Ritterakademie zu Brandenburg a. H (Hrsg.): Zöglingsverzeichnis III von IV. Druck Gerhard Heinrigs, Köln, Brandenburg (Havel) 1971, S. 57 (d-nb.info).
- ↑ Hans Friedrich v. Ehrenkrook, Otto Reichert, Friedrich Wilhelm Freiherr v. Lyncker u. Ehrenkrook, Wilhelm v. Blaschek, Carola v. Ehrenkrook geb. v. Hagen, Friedrich Wilhelm Euler: Genealogisches Handbuch der Adeligen Häuser / A (Uradel vor 1400 nobilitiert) 1960. In: Deutsches Adelsarchiv (Hrsg.): GHdA von 1951 bis 2014. Band IV, Nr. 22. C. A. Starke Verlag, 1960, ISSN 0435-2408, S. 2–3 (d-nb.info).
Koordinaten: 54° 36′ N, 17° 6′ O