Głębock (Lelkowo)
Głębock | ||
---|---|---|
? | ||
Basisdaten | ||
Staat: | Polen
| |
Woiwodschaft: | Ermland-Masuren | |
Powiat: | Braniewo | |
Gmina: | Lelkowo | |
Geographische Lage: | 54° 23′ N, 20° 16′ O | |
Einwohner: | 570 | |
Telefonvorwahl: | (+48) 55 | |
Kfz-Kennzeichen: | NBR | |
Wirtschaft und Verkehr | ||
Straße: | DW 510: Poln.-Russ. Grenze – Głębock ↔ Lelkowo – Pieniężno | |
Jarzeń ↔ Grabowiec | ||
Eisenbahn: | kein Bahnanschluss | |
Nächster int. Flughafen: | Danzig
| |
Kaliningrad |
Głębock (deutsch Tiefensee, Kreis Heiligenbeil/Ostpreußen) ist ein Dorf in der Landgemeinde Lelkowo (Lichtenfeld) im Powiat Braniewski (Kreis Braunsberg) der polnischen Woiwodschaft Ermland-Masuren.
Geographische Lage
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das Dorf liegt in der historischen Region Ostpreußen am Südostufer des Tiefensees (poln. Jezioro Głębockie) innerhalb der Masurischen Seenplatte, 25 Kilometer südöstlich der früheren Kreisstadt Heiligenbeil (Mamonowo) und 30 Kilometer östlich von Braunsberg (Braniewo). Die Grenze zur russischen Oblast Kaliningrad (Gebiet Königsberg (Preußen)) im Norden ist drei Kilometer entfernt.
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das frühere adlige Gutsdorf Tiefensee gehörte im 16. Jahrhundert zur Gutsherrschaft Arnstein und blieb mit deren Geschichte in den nächsten Jahrhunderten verbunden. Eigentümer waren die Familien von Rautter, von Troschke und von der Groeben. Im Jahr 1785 wird Tiefensee als ein adliges Vorwerk und Dorf mit einer Kirche und 27 Feuerstellen (Haushaltungen) beschrieben.[1] Erst als Louis von der Groeben (1842–1904) Tiefensee verkaufte, wurde aus dem Vorwerk ein eigenständiges Gut, das dann allerdings die Ostpreußische Landgesellschaft in Rentensiedlungsstücke aufteilte.
Im Jahr 1909 erwarb August Steer (1867–1945), der aus Westerkappeln bei Osnabrück stammte, das Restgut mit einer Größe von 148,5 Hektar. Er ließ das Wohnhaus erweitern. Dieses wie auch die übrigen Gebäude des Gutes Tiefensee sind bis heute erhalten.
Am 11. Juni 1874 wurde die Landgemeinde Tiefensee in den Amtsbezirk Schönwalde (Grabowiec) eingegliedert. Diese Zugehörigkeit blieb bis 1945 bestehen. Bis zu diesem Zeitpunkt gehörte der Ort zum Landkreis Heiligenbeil im Regierungsbezirk Königsberg der preußischen Provinz Ostpreußen.
Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs erobertete 1945 die Rote Armee die Region. Im März 1945 unterstellte die Sowjetunion Tiefensee der Verwaltung der Volksrepublik Polen. Diese benannte Tiefensee in Głębock um, vertrieb die Einwohner und ersetzte sie durch Polen.
Das Dorf ist heute der Woiwodschaft Ermland-Masuren angegliedert (1975–1998 Woiwodschaft Elbląg) und ist Sitz eines Schulzenamtes; es zählt heute 570 Einwohner.
Bevölkerungsentwicklung bis 1945
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Jahr | Einwohner | Anmerkungen |
---|---|---|
1816 | 204 | [2] |
1852 | 131 | [3] |
1858 | 300 | sämtlich Evangelische, davon 155 im Dorf und 145 auf dem Rittergut[4] |
1864 | 190 | am 3. Dezember[5] |
1910 | 303 | [6] |
1933 | 573 | [7] |
1939 | 575 | [7] |
Religionen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Pfarrkirche
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Im Hungerkrieg 1414 wurde die Kirche beschädigt und im Reiterkrieg 1520 von polnischen Truppen zerstört. Der Bau konnte erst 1566 neu errichtet werden. Nach Inschrift in der Vorhalle wurde diese von 1649 bis 1652 umgebaut. Aus dieser Zeit stammte wohl der steinerne Unterbau des Westturms, auf dem 1750 ein bretterverschalter Ständerbau errichtet wurde. Die Innenausstattung, Altar, Kanzel, Figuren und Bilder gehören der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts an.[8]
Die Tiefenseer Kirche hat wie die meisten anderen Gotteshäuser im Kirchenkreis Heiligenbeil den Zweiten Weltkrieg nicht unbeschadet überstanden.
Kirchspiel
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Bei überwiegend evangelischer Bevölkerung war Tiefensee bis 1945 Sitz eines Pfarramtes. Zu dessen Kirchspiel gehörten zuletzt etwa 1200 Gemeindeglieder, die in neun umliegenden Ortschaften wohnten:
|
Das Kirchspiel Tiefensee war bis 1945 in den ostpreußischen Kirchenkreis Heiligenbeil (heute russisch: Mamonowo) in der Kirchenprovinz Ostpreußen der Evangelischen Kirche der Altpreußischen Union eingegliedert.
Heute ist die Kirche in Głębock Filialkirche in der Pfarrei Dębowiec (Eichholz) im Dekanat Pieniężno (Mehlsack) im Erzbistum Ermland der Katholischen Kirche in Polen. Evangelische Kirchenglieder gehören zur Diözese Masuren der Evangelisch-Augsburgischen Kirche in Polen.
Pfarrer
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Zwischen der Reformation und der Vertreibung im Jahre 1945 amtierten in Tiefensee als evangelische Geistliche:
|
|
Verkehr
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Straßen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Głębock ist trotz seiner abgelegenen Grenzlage gut über die polnische Woiwodschaftsstraße (DW) 510 (frühere deutsche Reichsstraße 126) zu erreichen. Sie verläuft auf der Trasse der ehemaligen deutschen Reichsstraße 126, die vom südostpreußischen Alt Christburg (heute polnisch: Stary Dzierzgoń) über Mehlsack (Pieniężno) bis nach Königsberg (Preußen) (heute russisch: Kaliningrad) und bis zum nordostpreußischen Groß Skaisgirren (heute russisch: Bolschakowo) führte. In Pieniężno (Mehlsack) trifft die DW 510 auf die beiden bedeutenden Verkehrswege der DW 507 (Braniewo (Braunsberg) ↔ Dobre Miasto (Guttstadt)) und DW 512 (Pieniężno ↔ Bartoszyce (Bartenstein)).
In Głębock treffen zwei Nebenstraßen aus den Nachbarorten Grabowiec (Schönwalde) bzw. Jarzeń (Arnstein) auf die DW 510.
Schienen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Bahnverkehrstechnisch liegt Głębock sehr abgeschlagen weit von den Verkehrswegen entfernt. Zwischen 1885 und 1945 war das Dorf Bahnstation an der bedeutenden Nordsüdstrecke von Königsberg (Preußen) über Zinten (heute russisch: Kornewo) nach Allenstein (heute polnisch: Olsztyn Gutkowo).
Heute besteht Bahnanschluss nur noch ab Pieniężno (Mehlsack) an der Bahnstrecke Braniewo–Olsztyn Gutkowo (Braunsberg–Göttkendorf (–Allenstein)).
Persönlichkeiten
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Bruno Frankewitz (* 8. Dezember 1897 in Tiefensee; † 11. August 1982 in Straelen bei Geldern), deutscher Offizier im Zweiten Weltkrieg
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- in der Reihenfolge des Erscheinens
- Daniel Heinrich Arnoldt: Kurzgefaßte Nachrichten von allen seit der Reformation an den lutherischen Kirchen in Ostpreußen gestandnen Predigern. Königsberg 1777, S. 218–219.
- Deutsche Reichsbahn (Hrsg.): Deutsches Kursbuch. Gesamtausgabe der Reichsbahn-Kursbücher. Ausgabe vom 21. Januar 1940.
- Friedwald Moeller: Altpreußisches evangelisches Pfarrerbuch von der Reformation bis zur Vertreibung im Jahre 1945. Hamburg 1968.
- Wulf D. Wagner: Die Güter des Kreises Heiligenbeil in Ostpreußen. Rautenberg, Leer 2005, ISBN 3-7921-0640-X.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Informationszentrum Ostpreußen: Glębock - Tiefensee
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Johann Friedrich Goldbeck: Volständige Topographie des Königreichs Preußen. Teil I: Topographie von Ost-Preußen. Marienwerder 1785, S. 191.
- ↑ Alexander August Mützell, Leopold Krug: Neues topographisch-statistisch-geographisches Wörterbuch des preussischen Staats. Band 5: T–Z. Halle 1823, S. 22, Ziffer 815.
- ↑ Kraatz: Topographisch-statistisches Handbuch des Preußischen Staats. Berlin 1856, S. 626.
- ↑ Adolf Schlott: Topographisch-statistische Uebersicht des Regierungs-Bezirks Königsberg, nach amtlichen Quellen. Hartung, Königsberg 1861, S. 107, Ziffer 278–279.
- ↑ Preußisches Finanzministerium: Die Ergebnisse der Grund- und Gewerbesteuerveranlagung im Regierungsbezirk Königsberg. Berlin 1966, Kreis Heiligenbeil, S. 26, Ziffer 200.
- ↑ Tiefensee
- ↑ a b Michael Rademacher: Heiligenbeil. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.
- ↑ Emil Johannes Guttzeit: Natangen: Landschaft und Geschichte : gesammelte Beiträge. 1977, Kapitel: Der Tiefensee in Natnagen, S. 36.