Geosynchronous Satellite Launch Vehicle

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
(Weitergeleitet von GSLV)
Zur Navigation springen Zur Suche springen
GSLV Mk I/II

Das Geosynchronous Satellite Launch Vehicle (GSLV) ist eine Trägerrakete, die von der indischen Raumfahrtbehörde ISRO entwickelt wurde, um Kommunikationssatelliten des Types Insat in einen geostationären Orbit zu befördern und Indien auf diesem Gebiet von ausländischen Startdienstanbietern unabhängiger zu machen.

Von der GSLV wurden die beiden Versionen Mk I und Mk II entwickelt. Sie sind nicht zu verwechseln mit der GSLV Mk III, bei der es sich trotz des ähnlichen Namens um eine technisch eigenständige Rakete handelt.

Das GSLV baut auf der PSLV auf, es wurden jedoch zusätzliche Flüssigtreibstoff-Booster und eine kryogene Oberstufe hinzugefügt. Es ist eine dreistufige Trägerrakete mit einer feststoffgetriebenen ersten Stufe, einer flüssigtreibstoffgetriebenen zweiten Stufe und der kryogenen dritten Stufe. Die ersten beiden Stufen wurden von der PSLV übernommen, die dritte Stufe wurde in Russland gefertigt. Indien bestellte insgesamt sieben Oberstufen von Russland und wollte auch die Pläne für diese kaufen, doch wegen Intervention der USA fand dieser Technologietransfer nicht statt. Indien musste deshalb die kryogene Oberstufe selbst entwickeln, was jedoch elf Jahre dauerte.

Das GSLV verwendet vier L40-Flüssigtreibstoff-Booster (LRB) und kann bis zu 5 t in einen leicht östlichen LEO befördern. Mit Hilfe der russischen kryogenen Oberstufe 12KRB kann es 2,2 t in einen 18°-GTO befördern.

Es werden vier Flüssigtreibstoffbooster eingesetzt. Jeder der vier L40-Booster enthält zwei unabhängige Tanks, die zusammen 40 t Hypergol-Treibstoff (UH 25 und Distickstofftetroxid) enthalten. Die Booster haben einen Durchmesser von 2,1 m und jeweils ein 680 kN starkes Viking-Triebwerk.

Die erste Stufe S125 (MkIa) bzw. S139 (MkIb) hat einen Durchmesser von 2,8 m und wird aus Maraging-Stahl hergestellt. Sie ist eine Feststoffrakete und enthält 125 t bzw. 139 t Festtreibstoff.

Die zweite Stufe hat ebenfalls einen Durchmesser von 2,8 m und kann mit 37,5 t Flüssigtreibstoff (UH 25 und Stickstofftetroxid) beladen werden. Die beiden separaten Tanks bestehen aus einer speziellen Aluminiumlegierung. Die Stufe liefert einen Schub von 720 kN.

Die dritte Stufe 12KRB des russischen Herstellers GKNPZ Chrunitschew benutzt flüssigen Wasserstoff (LH2) und flüssigen Sauerstoff (LOX), auch hier in zwei unabhängigen Tanks aus einer Aluminiumlegierung. Insgesamt können 12,6 t Treibstoff aufgenommen werden, das Triebwerk KVD-1 liefert einen Schub von 7,5 kN, hat einen spezifischen Impuls von 454 s und kann zweimal im Flug gezündet werden.

Die ersten drei Flüge des GSLV benutzten alle noch die russische kryogene Oberstufe. Beim vierten Start am 15. April 2010 wurde erstmals eine indische dritte Stufe eingesetzt, die ebenfalls LH2 und LOX verbrennt und etwas mehr Schub als die 12KRB liefern sollte. Dadurch sollte die nun MkII genannte Rakete schwerere Nutzlasten im Geotransferorbit absetzen. Nach der Zündung der dritten Stufe arbeiteten offenbar die Vernierdüsen nicht, so dass die Rakete außer Kontrolle geriet und ins Meer stürzte.[1]

Mit der GSLV-D5 wurden mehrere Designverbesserungen eingeführt. Diese bestehen aus einer Neugestaltung der unteren Verkleidung, die die kryogene Oberstufe während des atmosphärischen Fluges schützt, einer Überarbeitung der Drahttunnel der kryogenen Oberstufe, um den während des Fluges auftretenden Kräften besser standzuhalten, einer überarbeiteten aerodynamischen Auslegung der gesamten Rakete und dem Einbau von Videosystemen zur Überwachung der Bewegungen der Außenhülle der Rakete während der verschiedenen Flugphasen. Die Verbesserungen der kryogenen Oberstufe beinhalten ein modifiziertes Design der Kraftstoffturbopumpen (FBTP), um die Größenänderung der Lager und Gehäuse bei Temperaturänderungen durch die kryogenen Treibstoffe sicherzustellen, und eine Änderung der Zündungssequenz, um die erfolgreiche und nachhaltige Zündung der Haupt- (ME) und Steuertriebwerke (SE) und des Gasgenerator (GG) sicherzustellen. Außerdem wurden einige kritische Systeme, wie zum Beispiel die Polyimid-Treibstoffleitungen und Flüssigsauerstoff- und Flüssigwasserstoffstandsensoren, durch in Indien gebaute ersetzt, um die eventuelle Kontamination beim Transport besser zu verhindern.[2]

Technische Daten

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  • Gesamthöhe: 49 m
  • Startmasse: 401 t
  • Anzahl der Stufen: 3
  • Zielorbit: GTO 180×36.000 km

Die ersten beiden Flüge einer GSLV waren Testflüge. Der erste, teilweise erfolgreiche wurde im April 2001 mit dem Satelliten GSAT-1 an Bord gestartet. Der zweite, vollständig erfolgreiche Start einer GSLV erfolgte im Mai 2003 und brachte den Experimentalkommunikationssatelliten GSAT-2 ins All. Der erste operative Start war am 20. September 2004 mit dem Kommunikationssatelliten EDUSAT als Nutzlast.

Dies ist eine vollständige Startliste des Geosynchronous Satellite Launch Vehicle, Mk I und II. Zur Starts der GSLV Mk III, siehe dort.

Stand der Liste: 30. November 2024

Lfd. Nr. Datum (UTC) Typ Ser.-Nr. Startplatz Nutzlast Art der Nutzlast Nutzlast­masse (brutto 1) Orbit 2 Anmerkungen
1 18. April 2001 GSLV Mk I D1 SHAR SLP GSAT-1 Experimenteller Kommunikationssatellit 1540 kg GTO Teilerfolg Dritte Stufe schaltete sich 10 Sek. zu früh ab, die Mission wurde von ISRO als Erfolg eingestuft
2 8. Mai 2003 GSLV Mk I D2 SHAR SLP GSAT-2 Experimenteller Kommunikationssatellit 1825 kg GTO Erfolg
3 20. September 2004 GSLV Mk I F01 SHAR SLP GSAT-3 (EDUSAT) Experimenteller Kommunikationssatellit 1950 kg GTO Erfolg
4 10. Juli 2006
12:08
GSLV Mk I F02 SHAR SLP Insat-4C Kommunikationssatellit 2168 kg GTO Fehlschlag Rakete wenige Minuten nach dem Start gesprengt, aufgrund einer Abweichung von der Flugbahn durch Versagen eines Boosters.
5 2. September 2007
12:50
GSLV Mk I F04 SHAR SLP Insat-4CR Kommunikationssatellit 2130 kg GTO Teilerfolg Ersatz für den zerstörten Insat-4C; der Satellit erreichte etwas niedrigere Umlaufbahn als vorgesehen, die Mission wurde von ISRO trotzdem als Erfolg eingestuft
6 15. April 2010
10:57
GSLV Mk II D3 SHAR SLP GSAT-4 (Healthsat) Experimenteller Kommunikationssatellit 2180 kg GTO Fehlschlag Kontroll- und Datenverlust kurz nach Zündung der dritten Stufe (Erstflug der Eigenentwicklung). Möglicherweise Versagen der Vernierdüsen
7 25. Dezember 2010
10:34
GSLV Mk I F06 SHAR SLP GSAT-5P Kommunikationssatellit ? GTO Fehlschlag Selbstzerstörung der Rakete wenige Sekunden nach einer Bahnabweichung, wobei auch der an Bord befindliche Satellit GSAT-5P zerstört wurde.
8 5. Januar 2014
10:48
GSLV Mk II D5 SHAR SLP GSAT-14 Kommunikationssatellit 1982 kg GTO Erfolg
9 27. August 2015
11:22
GSLV Mk II D6 SHAR SLP GSAT-6 Kommunikationssatellit 2117 kg GTO Erfolg
10 8. September 2016
11:20
GSLV Mk II F05 SHAR SLP INSAT-3DR Wettersatellit 2211 kg[3] GTO Erfolg
11 5. Mai 2017
11:27
GSLV Mk II F09 SHAR SLP GSAT-9 (South Asia Satellite) Kommunikationssatellit 2230 kg GTO Erfolg
12 29. März 2018
11:26
GSLV Mk II F08 SHAR SLP GSAT-6A Kommunikationssatellit 2140 kg GTO Erfolg
13 19. Dezember 2018
10:40
GSLV Mk II F11 SHAR SLP GSAT-7A Kommunikationssatellit 2250 kg GTO Erfolg
14 12. August 2021
00:13
GSLV Mk II F10 SHAR SLP EOS-03 (GISAT-1) Erdbeobachtungssatellit 2286 kg GTO FehlschlagFehlfunktion der dritten Stufe.
15 29. Mai 2023
05:12
GSLV Mk II F12 SHAR SLP NVS-01 (IRNSS 1J) Navigationssatellit 2232 kg GTO Erfolg
16 17. Feb. 2024
12:05
GSLV Mk II F14 SHAR SLP Insat-3DS Erdbeobachtungssatellit 2274 kg GTO Erfolg
Die „Unglückszahl“ (F)13 wurde übersprungen.
1 
Startmasse der Nutzlast einschließlich mitgeführtem Treibstoff (wet mass).
2 
Bahnhöhe, in der die Nutzlast ausgesetzt wurde; nicht zwangsläufig der Zielorbit der Nutzlast.
Commons: Geosynchronous Satellite Launch Vehicle – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. T.S. Subramanian: India's indigenous GSLV D3 rocket fails in mission. The Hindu, 15. April 2010, abgerufen am 15. April 2010 (englisch).
  2. ISRO: GSLV-D5-Broschüre (PDF; 3,7 MB)
  3. ISRO: GSLV F05/INSAT 3DR. (PDF) 22. Oktober 2016, S. 4, abgerufen am 22. Oktober 2016 (englisch).