Gagandeep Kang
Gagandeep Kang (Hindi गगनदीप कांग; geb. 3. November 1962 in Shimla) ist eine indische Virologin und Professorin für Mikrobiologie am Christian Medical College (CMC) in Vellore, Indien.[1]
Kang ist für ihre interdisziplinäre Forschung zur Übertragung, Entwicklung und Prävention enterischer Infektionen und deren Folgen bei Kindern in Indien bekannt.[1] Sie baute nationale Überwachungsnetzwerke für Rotaviren und Typhus auf und richtete Labore zur Unterstützung von Impfstoffstudien ein.[1] Sie führte klinische Studien der Phasen I bis III für Impfstoffe durch, ein Ansatz, der zwei von der WHO präqualifizierte Impfstoffe indischer Unternehmen unterstützt hat.[1]
Ihre Forschung untersucht die komplexen Beziehungen zwischen Infektionen, Darmfunktion sowie physischer und kognitiver Entwicklung bei Kindern.[1] An der CMC setzte sie Ausbildungsprogramme für Studenten und junge Dozenten in klinischer Translationsmedizin auf, um eine Gruppe klinischer Forscher aufzubauen, die relevante Probleme in Indien untersuchen.[1]
Leben
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Kang erhielt ihre Ausbildung in Medizin und Mikrobiologie am Christian Medical College in Vellore.[2] Ihr Forschungsteam hat über 20 Jahre hinweg umfangreiche gemeindebasierte Geburtskohortenstudien zu kindlichen enterischen Infektionen, Wachstum und Entwicklung durchgeführt.[2] Durch immunologische, mechanistische, epidemiologische und Implementierungsforschung gewann sie Informationen über die Interaktionen zwischen Umwelt und Infektionen bei Kindern.[2] Sie erforschte den Einfluss vorheriger Infektionen auf die Reaktionen auf Impfungen.[2]
Kang führte die größte einzelne Geburtskohortenstudie zu Rotavirus-Infektionen weltweit durch und zeigte, dass der Schutz nach einer natürlichen Infektion in Indien geringer ist als in entwickelten Ländern.[2] Sie leitete Studien, die zur Entwicklung und Einführung zweier indischer Rotavirus-Impfstoffen in das nationale Impfprogramm beitrugen.[2] Diese Impfstoffe sind nun von der WHO präqualifiziert und werden in anderen Ländern eingeführt.[2]
Sie erweiterte ihre Forschung auf andere enterische Krankheitserreger wie Cholera und Typhus, mit dem Ziel der Einführung weiterer Impfstoffe.[2] Zudem arbeitete sie an der Übertragung und dem Einfluss von COVID-19 sowie der Wirksamkeit von Impfstoffen in Indien.[2]
Von 2016 bis 2020 leitete sie das Translational Health Science and Technology Institute (THSTI) des indischen Department of Biotechnology, um Translationswissenschaftssysteme im medizinischen Forschungssystem Indiens zu etablieren.[2] Die von ihr initiierten Programme am THSTI unterstützten die Impfstoffentwicklungsbemühungen indischer Hersteller und erhielten weltweite Anerkennung.[2]
Wirken
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]An der CMC leitet Kang das Wellcome Trust Research Laboratory, wo die Arbeit an Rotavirus-Impfstoffen weiterhin Priorität hat.[3] Sie kooperiert mit einem Netzwerk von 25 Krankenhäusern in Indien, um zu verstehen, wie Krankheiten gelindert werden und warum Rotavirus-Impfstoffe in einkommensstarken Ländern besser wirken.[3]
Gemeinsam mit Jacob John leitete sie ein vierjähriges Überwachungsprogramm für Typhus, das eine hohe Prävalenz der Krankheit und den Bedarf an neuen Impfstoffen aufzeigte.[3]
Ihre Karriere begann nach ihrem Medizinabschluss 1986 an der CMC in der Augenheilkunde am All India Institute of Medical Sciences in Neu-Delhi.[3] Aufgrund eines familiären Tremors wechselte sie zur Mikrobiologie an der CMC.[3] 1991 begann sie als Juniorfakultätsmitglied in der enterischen Krankheitsforschung am Wellcome-Labor der CMC.[3]
1998 vertiefte sie ihre Rotavirus-Forschung, als sie am UK Public Health Laboratory Service in London arbeitete.[3] Sie arbeitete mit Mary Estes am Baylor College of Medicine zusammen, was zu einer dauerhaften Zusammenarbeit zwischen CMC und Baylor führte.[3]
Während der COVID-19-Pandemie bewertete sie die Rolle des THSTI in der epidemiologischen Forschung und schuf Plattformen für die Impfstoffproduktion.[3] Sie kehrte 2020 zur CMC zurück und engagiert sich in der COVID-19-Politik, unter anderem in Arbeitsgruppen der WHO und in nationalen Beratungsgremien.[3]
Auszeichnungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Kang ist Mitbegründerin der Lancet Citizens’ Commission zur Neugestaltung des indischen Gesundheitssystems.[3] Sie setzt sich für Reformen in der medizinischen Ausbildung Indiens ein, da das aktuelle System Forschung wenig fördert.[3] Ihr Ziel ist es, mindestens 20 Forscher im Bereich Public Health aufzubauen, die eigene Gruppen leiten, nicht nur an der CMC.[3]
Im Jahr 2019 wurde sie zum Fellow der Royal Society gewählt.[1] Im Jahr 2024 wurde sie mit dem John Dirks Canada Gairdner Global Health Award ausgezeichnet.[2]
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ a b c d e f g Fellow Detail Page | Royal Society. Abgerufen am 3. Dezember 2024 (englisch).
- ↑ a b c d e f g h i j k l The Gairdner Foundation: Gagandeep Kang. 23. Oktober 2024, abgerufen am 3. Dezember 2024 (englisch).
- ↑ a b c d e f g h i j k l m Richard Lane: Gagandeep Kang: helping to shape a healthier India. In: The Lancet. Band 398, Nr. 10304, 11. September 2021, ISSN 0140-6736, S. 947, doi:10.1016/S0140-6736(21)01970-X, PMID 34509223, PMC 9757805 (freier Volltext) – (elsevier.com [abgerufen am 3. Dezember 2024]).
Personendaten | |
---|---|
NAME | Kang, Gagandeep |
KURZBESCHREIBUNG | indische Virologin |
GEBURTSDATUM | 3. November 1962 |
GEBURTSORT | Shimla |