Gallensäuren

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
(Weitergeleitet von Gallensalze)
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Strukturformel von Cholansäure, der Stammverbindung der Gallensäuren

Die Gallensäuren sind ein wichtiges Endprodukt des Cholesterinstoffwechsels und dienen der Fettverdauung und Fettresorption. Gallensäuren gehören zur Gruppe der Steroide.

Bildung und Vorkommen

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Gallensäuren werden in den Hepatozyten der Leber aus Cholesterin durch Hydroxylierungsreaktionen und oxidative Verkürzung der am Ring D (Fünfring) befindlichen Seitenkette gebildet. Die wichtigsten Gallensäuren sind Cholsäure und Chenodesoxycholsäure. Diese liegen in der Galle nicht frei, sondern als sogenannte konjugierte Gallensäuren in Form ihrer Amide mit Taurin oder Glycin[1] und – wegen des im Alkalischen liegenden pH-Werts der Galle – hauptsächlich als deren Anionen (Gallensalze) vor. Konjugierte Gallensäuren kommen auch im Serum von Menschen vor und können, wie der Heidelberger Mediziner Bruno Frosch[2] (* 1929), der 1967 den Heinrich-Wieland-Preis erhielt, untersuchte, quantitativ bestimmt werden.[3] Die Übertragung der Gallensäuren auf Aminosäuren erfolgt mithilfe des Enzyms Gallensäure-CoA:Aminosäure-N-Acyltransferase.

Bestandteile der Galle

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Galle besteht zu 82 % aus Wasser, daneben aus Hydrogencarbonaten, Gallensäuren, Gallenfarbstoffen (etwa Bilirubin), Phospholipiden (wie Lecithin), Cholesterin und Endmetaboliten von Medikamenten und Steroidhormonen.

Die Gallensäuren sind für die Fettverdauung unerlässlich. Sie haben die Fähigkeit, die Oberflächenspannung des Wassers beträchtlich herabzusetzen (Tenside, Emulgatoren). Sie emulgieren die im Darmtrakt wasserunlöslichen Bestandteile (besonders Lipide) und vergrößern die Angreifbarkeit für Enzyme. Die Emulgierung wasserunlöslicher Verbindungen ist eine wichtige Voraussetzung für deren Resorption.

Das bedeutet aber auch, dass nach einer operativen Entfernung des Ileums – in dem 98 % der Gallensalze resorbiert werden, um diese dem enterohepatischen Kreislauf wieder zuzuführen – oder beim Befall des Ileums durch die chronisch entzündliche Darmerkrankung Morbus Crohn, diese Gallensalze vorzeitig mit dem Stuhl ausgeschieden werden und dadurch die Fettverdauung bzw. -absorption empfindlich gestört wird. Es kommt somit zu voluminösen Fettstühlen und einem Malabsorptionssyndrom.

Sinkt in der Gallenblase das Verhältnis der Gallensäure zu Cholesterin auf unter 13:1 (Norm = 20:1), kann Cholesterin ausfallen, so dass es zur Bildung von Gallensteinen (Cholesterinsteinen) kommen kann.

Der vermehrte Anfall von Gallensäuren ist wahrscheinlich an der Kanzerogenese des Dickdarmkrebses beteiligt.[4]

Medizinische Anwendung

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die halbsynthetisch gewonnene Dehydrocholsäure wird als Arzneistoff zur Anregung der Gallesekretion (Choleretikum) angewandt.[5]

  • E. Buddecke: Grundriss der Biochemie. W.de Gruyter
  • G. Löffler: Biochemie und Pathobiochemie. Springer-Verlag

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. Eintrag zu Gallensäuren. In: Römpp Online. Georg Thieme Verlag, abgerufen am 7. Juni 2014.
  2. Bruno Frosch: Zum Stoffwechsel der Gallensäuren beim Menschen. Methoden und Ergebnisse der quantitativen Bestimmung der konjugierten Serumgallensäuren bei Erkrankungen der Leber. 1966.
  3. Frosch, Bruno. In: Walter Habel (Hrsg.): Wer ist wer? Das deutsche Who’s who. 24. Ausgabe. Schmidt-Römhild, Lübeck 1985, ISBN 3-7950-2005-0, S. 343.
  4. Debruyne PR et al.: The role of bile acids in carcinogenesis. Mutat Res. 2001 Sep 1;480–481:359–69, PMID 11506828.
  5. Hermann J. Roth u. Helmut Fenner: Arzneistoffe. Thieme, Stuttgart u. New York 1988. S. 596–599.
Wikibooks: Biosynthese der Gallensäuren – Lern- und Lehrmaterialien