Gaswerke-Verwaltung (Hannover)
Der ehemalige Sitz der Gaswerke-Verwaltung in Hannover war eines der letzten Gebäude im Gebiet der östlichen Altstadt, die die Luftangriffe auf Hannover im Zweiten Weltkrieg überstanden hatten. Das repräsentative Gebäude[1] am Standort Osterstraße 31[2] im Stadtteil Mitte wurde trotz Kritik von (Bau-)Historikern[1] im Mai 2012 abgerissen,[3] um Platz für einen Neubau zu schaffen.[4]
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das Gebäude mit der Sandstein-Fassade wurde für die Verwaltung der städtischen Gaswerke errichtet. Die Pläne stammten von dem hannoverschen Architekten Wilhelm Mackensen.[1] Einer der letzten Mieter des Gebäudes war das Herren-Konfektionsgeschäft Kuhn, das vor dem Abriss in die Osterstraße 51 umzog.[1]
Das städtische Denkmalschutzamt hatte keine Einwände gegen den Abbruch; zudem brauchte die Stadt die Einnahmen aus dem Verkaufserlös der Flächen.[1] Nun soll nach Plänen des hannoverschen Projektentwicklers Peter Bertram und des Berliner Architektenbüros Kleihues + Kleihues, das auch den Umbau des Kröpcke-Centers verantwortet, ein Neubau entstehen: An der Stelle des alten Hauses und des in der Röselerstraße angrenzenden Verwaltungsbaus[1] aus den 1950er Jahren[4] – beide befanden sich in städtischem Besitz – soll bis Herbst 2013 ein geschwungenes Gebäude mit rund 11.000 Quadratmetern Nutzfläche entstehen. Hauptmieter des auf 55 Millionen Euro veranschlagten Neubaus wird die Deutsche Hypo, eine Tochter der Nord/LB. In den unteren Etagen sollen Läden entstehen; auch Kuhn will dann dort wieder einziehen.[1]
Unter Bauhistorikern gilt der Abriss als Frevel; sowohl der emeritierte Architekturprofessor Günther Kokkelink als auch der Bauhistoriker Sid Auffarth prangerten die Abrisspläne an. In diesem Bereich der Innenstadt sind laut dem HAZ-Journalisten Conrad von Meding „aus der Vorkriegszeit […] nur noch wenige Gebäude vorhanden, die eine derart schöne Fassade aufweisen“.[1] So war etwa das „Kaufhaus zum Stern“ von Elsbach & Frank (Osterstraße / Große Packhofstraße) das einzige in der Stadt, das die Fliegerbomben des Krieges relativ schadlos überstanden hatte;[5] das Gebäude wurde 1988 restauriert.[6] An alten Gebäuden in der Osterstraße findet sich außerdem noch die Aegidienkirche[7] – ihre Ruine dient heute als Mahnmal für die Opfer von Kriegen und Gewalt.
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Conrad von Meding: Osterstraße / Historiker kritisieren Gebäudeabriss, online auf der Seite der Hannoverschen Allgemeinen Zeitung vom 5. April 2012, zuletzt abgerufen am 21. Juni 2012
- Christian Bohnenkamp: Innenstadt / Osterstraße: Abriss für Hypo-Neubau läuft, online in der Neuen Presse vom 30. Mai 2012, zuletzt abgerufen am 21. Juni 2012
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ a b c d e f g h Conrad von Meding: Osterstraße … (siehe Literatur)
- ↑ telefonische Auskunft der Bauverwaltung
- ↑ siehe dieses Foto
- ↑ a b Christian Bohnenkamp: Innenstadt … (siehe Literatur)
- ↑ Waldemar R. Röhrbein: Elsbach & Frank, „Kaufhaus zum Stern“. In: Klaus Mlynek, Waldemar R. Röhrbein (Hrsg.) u. a.: Stadtlexikon Hannover. Von den Anfängen bis in die Gegenwart. Schlütersche, Hannover 2009, ISBN 978-3-89993-662-9, S. 159.
- ↑ Waldemar R. Röhrbein: Werner – Otto W. Bekleidungshaus. In: Stadtlexikon Hannover, S. 672
- ↑ Helmut Knocke, Hugo Thielen: Hannover Kunst- und Kultur-Lexikon. Handbuch und Stadtführer, 3., rev. Aufl. Hannover: Schäfer 1995, S. 61–63
Koordinaten: 52° 22′ 17,8″ N, 9° 44′ 18,2″ O