Geöffnetes Grab
Das geöffnete Grab[1] (auch: Gesprengtes Grab[2]) in Hannover ist ein Grabmal auf dem Gartenfriedhof[1] im Warmbüchenviertel nahe dem Aegidientorplatz[3] und eines der Wahrzeichen der Stadt Hannover.[1]
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das Grabmal ist ein Erbbegräbnis[1] der in jungen Jahren an Schwindsucht verstorbenen Henriette Juliane Caroline von Rüling (1756–1782), der Ehefrau des hannoverschen Regierungssekretärs Georg Ernst von Rüling und Tochter des Oberappellationsgerichtsrats Georg Wilhelm von Willich. Es trägt die Inschrift[4]
„Dieses auf ewig gekaufte Begräbnis darf niemals geöffnet werden.[4]“
Im Lauf der Jahre hatte jedoch eine zwischen dem Sockel und dem zentnerschweren Grabstein herausgewachsene und immer größer gewordene Birke den Stein angehoben und auf diese Weise trotz des Gebotes der Inschrift das Grab dennoch „geöffnet“.[4]
So reihte sich das Grab als Kuriosität schon im 19. Jahrhundert ein in eine Reihe von geöffneten Gräbern, über die zahlreiche Schauergeschichten erzählt wurden.[4] Das Grab gehörte zu den frühen Touristen-Attraktionen[5] und entwickelte sich im weiteren Sinne zu einem der Wahrzeichen der Stadt Hannover.[1]
Die Geschichte des Grabes bildete die Vorlage für den 1883 erschienenen Roman Das geöffnete Grab von Otto Warbeck.[1]
Um 1900 war das Geöffnete Grab Motiv auf zahlreichen Ansichtskarten.[3] Karl Friedrich Wunder, Sohn des ersten hannoverschen Fotografen Friedrich Wunder,[6] publizierte eine Fotografie des Grabes in seinem um 1905 erschienenen Bildband Hannover – 26 Ansichten nach künstlerischen Aufnahmen.[7]
Anfang 2010 wurde der Baum im Auftrag des Grünflächenamtes der Stadt „aus Sicherheitsgründen“ gefällt, was danach zu vielfachen Protesten führte. In Absprache mit dem Denkmalamt wurde eine „angemessene Wiederherstellung der historischen Grabstätte“ angekündigt.[3] Danach wurde eine junge Birke direkt neben dem Grabstein angepflanzt.
Siehe auch
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Helmut Zimmermann: Hannoversche Porträts. Lebensbilder aus sieben Jahrhunderten, illustriert von Rainer Ossi Osswald, Harenberg, Hannover 1983, S. 64–66
- Karin Vera Schmidt: Warmbüchenviertel: Alte Birke am „offenen“ Grab ist tot / Die Stadt hat den bekannten Baum auf dem Gartenfriedhof im Warmbüchenviertel gefällt., online auf Hannoversche Allgemeine Zeitung vom 28. Januar 2010, zuletzt abgerufen am 6. Juni 2013
- Dirk Böttcher: Geöffnetes Grab. In: Klaus Mlynek, Waldemar R. Röhrbein (Hrsg.) u. a.: Stadtlexikon Hannover. Von den Anfängen bis in die Gegenwart. Schlütersche, Hannover 2009, ISBN 978-3-89993-662-9, S. 208.
- Landeshauptstadt Hannover: Der Gartenfriedhof, kostenlose Broschüre vom Grünflächenamt Hannover in Zusammenarbeit mit dem Presseamt Hannover, Dezember 1997, S. 22
- oder als PDF-Dokument online (1,23 MB; PDF)
- Otto Warbeck: Das geöffnete Grab, Roman, Hannover: Schlütersche Druckerei, 1883
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ a b c d e f Dirk Böttcher: Geöffnetes Grab (siehe Literatur)
- ↑ siehe dieses Foto
- ↑ a b c Karin Vera Schmidt: Warmbüchenviertel: Alte Birke am „offenen“ Grab ist tot (siehe Literatur)
- ↑ a b c d Landeshauptstadt Hannover: Der Gartenfriedhof (siehe Literatur)
- ↑ siehe zum Beispiel dieses Foto von ca. 1880
- ↑ Ludwig Hoerner: Friedrich Karl Wunder (1815–1893). Hannovers erster Photograph. In: Hannoversche Geschichtsblätter, Neue Folge, Band 39, 1985, S. 261–295
- ↑ Karl F. Wunder: Hannover – 26 Ansichten nach künstlerischen Aufnahmen, vollständiger Bildband, online durchblätterbar
Koordinaten: 52° 22′ 10,1″ N, 9° 44′ 51,7″ O