Gedenkstein Islandfischerei
Der Gedenkstein Islandfischerei in Vík í Mýrdal erinnert an die vor Island umgekommenen deutschen Hochseefischer ebenso an die einheimischen Isländer, die Schiffbrüchige unter oft schwierigsten Bedingungen retteten.
Entstehung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Ehemalige Fischdampferfahrer und Beschäftigte der Fischindustrie gründeten unter der Leitung des Fischerei- und Schifffahrtshistorikers Ingo Heidbrink Mitte der 1990er Jahre einen Arbeitskreis, der am Deutschen Schifffahrtsmuseum die Geschichte der deutschen Hochseefischerei aufarbeitete.[1] Das vom Arbeitskreis initiierte Denkmal wurde von der Deutsch-Isländischen Gesellschaft Bremerhaven/Bremen unterstützt. Finanziert wurde es von der Robert Bosch Stiftung und aus privaten Spenden. Das Denkmal wurde im September 2002 eingeweiht.
Hintergrund
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Von jeher dienen die fischreichen Gewässer um Island als Nahrungsquelle. Im prosperierenden Deutschen Kaiserreich wuchs der Bedarf mit der Industrialisierung, die ihrerseits die industrielle Hochseefischerei ermöglichte. Häufige Stürme und Orkane, offene Decks, unzulängliche Telekommunikation und wenige Häfen machten die Reisen zu gefährlichen Unternehmen. Unsichere Landmarken, wechselnde Erdmagnetfelder, unberechenbare Meeresströmungen und mangelhafte Befeuerung der Küsten erschwerten die Navigation. Astronomische Navigation war kaum möglich. Steilküsten wie in Vestmannaeyjar und Vestfirðir machten Menschenrettungen von Land oft unmöglich. Bei Látrabjarg retteten Isländer im Winter 1947 die Besatzung eines englischen Fischdampfers. Als diese Großtat verfilmt werden sollte, gab ein neuerlicher Schiffsunfall die reale Kulisse unter gleichen Bedingungen. Der überaus eindrucksvolle Film ist in Island erhalten.
Die Präsident Herwig, der erste deutsche Fischdampfer, strandete 1898 an der Südküste Islands. Es folgten Bayern und William Jürgens (1925), Meteor und Westbank (1933) und andere Schiffe. 83 Heringslogger und Trawler gingen unter oder strandeten. 1.200 Seeleute ertranken.[2] Die letzten Opfer waren N. Ebeling II (1952) und Johannes Krüss (1967).[3]
Das kaum besiedelte Hinterland, Flussmündungen, Gletscher und unüberwindliche Felder von Lavabrocken ließen Gestrandete scheitern. Nachdem der aus Geestemünde stammende Fischdampfer Friedrich Albert am 19. Januar 1903 an der Südküste Islands gestrandet war, irrte die überlebende Mannschaft unter ihrem Kapitän Georg Büschen elf Tage auf der Suche nach Hilfe die Küste entlang. Drei Seeleute starben. Die Überlebenden wurden vom isländischen Bauern Sigurdur Jönsson aufgenommen und versorgt. Der deutsche Konsul Thomsen initiierte aufgrund dieser Ereignisse den Bau von Schutzhütten, die erste auf eigene Kosten. Es entstanden weitere Hinweisbaken an der Südküste und das Reichsmarineamt beteiligte sich mit Hinweisblättern für die Schiffsbesatzungen.[4]
Siehe auch
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Denkmal
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Gedenkstein ist ein sieben Tonnen schwerer Granitfels aus der Nähe von Moorausmoor.[1] Er ist 2,20 m hoch und 1,50 m breit. Umrahmt wird er von Basaltsäulen aus Island. Vier Bronzetafeln tragen in deutscher und isländischer Sprache die Inschrift:
Eine Tafel zeigt einen gestrandeten Fischdampfer.
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- H. Frank: Reisebericht über die Islandfahrt des Vermessungsschiffes „Meteor“ vom 1.10. bis 2.11.1934. Veröffentlichungen des Marineobservatoriums in Wilhelmshaven, NF H. 3 (1936), ZDB-ID 1183566-7, separate Zählung.
- Rudolf Höhn: Meteorologischer Erfahrungsbericht über die Island-Grönlandfahrt des Vermessungsschiffes „Meteor“ im Februar–März 1935. Veröffentlichungen des Marineobservatoriums in Wilhelmshaven, NF H. 3, 1936, separate Zählung.
- Ingo Heidbrink: Gestrandet unter Island – Schiffsverluste und Seeunfälle der deutschen Hochseefischerei an der isländischen Küste = Strönd við Ísland. Deutsches Schifffahrtsmuseum, Bremerhaven 2002.
- Ingo Heidbrink: German-Icelandic fisheries – history aspects of the development since 1945. Proceedings [Offprint Deutsches Schiffahrtsarchiv 26]. Deutsches Schifffahrtsmuseum, Bremerhaven 2003.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ a b 10 Jahre Gedenken an die toten Fischer (Nordsee-Zeitung, 7. September 2012)
- ↑ Gedenkstein in Vík auf Island (2002)
- ↑ Christian Biedekarken: 90 Minuten Hoffen und Bangen, den Tod vor Augen (private Website) ( vom 27. Oktober 2014 im Internet Archive)
- ↑ Island in Vergangenheit und Gegenwart (archive.org)
Koordinaten: 63° 24′ 51,1″ N, 19° 1′ 7,1″ W