Gefallener

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Der Normandy American Cemetery and Memorial in Colleville-sur-Mer in Frankreich ehrt amerikanische Soldaten, die während des Zweiten Weltkriegs in Europa gefallen sind

Ein Gefallener ist ein im Kampf getöteter Kombattant,[1][2] im engeren Sinne jedoch nur bei sofortigem Todeseintritt (genealogisches Zeichen: ). Stirbt der Kombattant zu einem späteren Zeitpunkt, spricht man von tödlicher Verwundung (genealog. Zeichen: †⚔).[3]

Adolph Menzel: Aufbahrung der Märzgefallenen, 1848

Der Begriff stammt aus der Zeit, in der im Allgemeinen noch aufrecht stehend gekämpft wurde und tödlich getroffene Kämpfer somit zu Boden fielen. In diesem Zusammenhang wird das Verb bereits im Mittelhochdeutschen verwendet, beispielsweise im Nibelungenlied:

„vil der guoten recken vor Wolfhartes hant
mit tôde muosen vallen von swerten in daz bluot.“

Nibelungenlied, 38. (37.) Aventiure, Str. 2219 (Lachmann), 2282 (Bartsch/de Boor), 2341 (Zarncke)

In der Lutherbibel wird der Begriff „Gefallene“ als Synonym für „im Krieg vom Feind Getötete“ sowohl für Kämpfer als auch für nichtkämpfende Zivilisten benutzt:

„Es gab an jenem Tag insgesamt zwölftausend Gefallene, Männer und Frauen, die Gesamtheit der Männer von Ai.“

Buch Josua 8, 25

„und ist viel Volks gefallen.“

Ein Beispiel für den respektvollen Gehalt des Begriffs „gefallen“ ist in Schillers Nänie von 1800 zu finden:

„Nicht errettet den göttlichen Held die unsterbliche Mutter,
Wann er, am skäischen Tor fallend, sein Schicksal erfüllt.“

Ein paralleler älterer Ausdruck ist „bleiben“ (z. B.: „NN blieb in Flandern“). Auch die Deutsche Marine spricht von den „auf See gebliebenen Kameraden“. Der Begriff bezieht sich darauf, dass tote Soldaten aus logistischen Gründen sowie – zumindest in früheren Zeiten – auch weil ein Heimtransport zu lange dauern würde und Leichen zu verwesen beginnen, in der Nähe der Kampforte bestattet wurden.

Umgang und Sprachgebrauch

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Denkmal am Bergisel für die 1866 gefallenen Kaiserjäger

Als Nachweis dient bei Soldaten in der Regel die Aussage von Zeugen, bzw. seit dem Beginn des 20. Jahrhunderts auch die Erkennungsmarke. Soldaten, über deren Verbleib keine Gewissheit besteht, werden als „vermisst“ eingestuft.

In den amtlichen Deutschen Verlustlisten des Ersten Weltkrieges wurde die Bezeichnung „tot“ für im Kampf getötete Soldaten im Herbst 1914 durch „gefallen“ ersetzt. Zumindest früher gab es auch die englische Bezeichnung fallen soldier, bevor man auf die heute übliche Formulierung Killed In Action (KIA)[5] übergegangen ist.

Bei Todesfällen von Soldaten z. B. in den Auslandseinsätzen der Bundeswehr wurde bis zum Jahr 2008 nicht von Gefallenen gesprochen, auch wenn der Todesfall durch feindliche Handlungen verursacht worden ist. Am 24. Oktober 2008 sprach der Verteidigungsminister Franz Jung anlässlich der Trauerfeier für zwei im Afghanistan-Krieg getötete Soldaten erstmals von Gefallenen.[6]

Der Duden führt 2017 die in der Kriegsberichterstattung benutzte Wendung, jemand sei „im Krieg gefallen“ als Beispiel eines „Euphemismus“ dafür an, dass derjenige „als Soldat ums Leben gekommen“ sei.[7] Entsprechend greifen diverse Medien auf die Formulierung zurück, Soldaten seien im Krieg „gestorben“.[8] Dabei wird aber nicht klar, ob der Tod an der Front, in Kriegsgefangenschaft oder fern des Kampfgeschehens, bspw. während eines Heimaturlaubs, eintrat. Ebenso wenig unterscheidet die Formulierung „gestorben“ nicht nach möglichen Todesursachen, wie etwa Waffeneinwirkung, Unfall, Krankheit, Suizid, Hinrichtung, Mord oder Altersschwäche.[9][10]

Gefallener deutscher Schütze eines Maschinengewehrs 08/15 im Ersten Weltkrieg, Frankreich 1918

Für Gefallene wird auf Grabsteinen, etwa auf Kriegsgräberstätten, vor dem Todesdatum an Stelle des Dagger-Zeichens „†“ ein Eisernes Kreuz gesetzt, auf Familiengräbern auch zur Erinnerung, wenn der Gefallene nicht im Grab ruht. Auch die Abkürzung „gef.“ kommt vor. Das Eiserne Kreuz erscheint auch auf Gräbern anderer Kriegsopfer (an Verwundungen Gestorbene, Vermisste, Kriegsgefangene, Luftangriffstote).

Die Kriegsgräberstätte Bitburg-Kolmeshöhe wurde nach dem Ersten Weltkrieg zunächst als Gedenkstätte für Gefallene errichtet. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden gefallene deutsche Soldaten auf der Kolmeshöhe im Südwesten Bitburgs beerdigt.
  • Loretana de Libero: Tod im Einsatz. Deutsche Soldaten in Afghanistan. Zentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr, Potsdam 2015, ISBN 978-3-941571-29-7.
  • Manfred Hettling, Jörg Echternkamp: Gefallenengedenken im globalen Vergleich. Nationale Tradition, politische Legitimation und Individualisierung der Erinnerung. Oldenbourg Verlag, München, 2013, ISBN 978-3-486-71627-6.
  • Boris Z. Urlanis: Bilanz der Kriege. Die Menschenverluste Europas vom 17. Jahrhundert bis zur Gegenwart. Deutscher Verlag der Wissenschaften, Berlin 1965.
  • Michael J. Clodfelter: Warfare and Armed Conflicts. A Statistical Reference to Casualty and Other Figures, 1500-2000. 2nd Ed. McFarland, Jefferson, N.C./ London 2002, ISBN 0-7864-1204-6.
Wiktionary: Gefallener – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

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  1. vgl. fallen, in duden.de, abgerufen am 24. Mai 2015.
  2. Gefallener, in duden.de, abgerufen am 17. Oktober 2020.
  3. Boris Z. Urlanis: Bilanz der Kriege. Die Menschenverluste Europas vom 17. Jahrhundert bis zur Gegenwart. Deutscher Verlag der Wissenschaften, Berlin 1965, DNB 455190399, S. 18.
  4. siehe Grimms Deutsches Wörterbuch, Bd. 3, Spalte 1277-1287.
  5. AAP-06, NATO Glossary of terms and definitions
  6. Jung spricht erstmals von gefallenen Soldaten.
  7. Duden zum Euphemismus
  8. Russische Opfer im Ukraine-Krieg: Mehr als 47.000 Soldaten gestorben, taz.de, 10. Juli 2023, abgerufen am 18. Juni 2024
  9. Mysteriöser Tod eines Generals: Putin-Kritiker in Russland umgekommen, merkur.de, 19. November 2023, abgerufen am 18. Juni 2024
  10. Tod angeblich nach „langer Krankheit“: Ex-Truppenführer der russischen Streitkräfte ist tot, rnd.de, 17. August 2023, abgerufen am 18. Juni 2024