Gelbstieliger Muschelseitling
Gelbstieliger Muschelseitling | ||||||||||||
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Gelbstieliger Muschelseitling (Sarcomyxa serotina) | ||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Sarcomyxa serotina | ||||||||||||
(Pers.) V. Papp |
Der Gelbstielige Muschelseitling oder Zwergknäueling (Sarcomyxa serotina[1], Syn.: Panellus serotinus, Pleurotus serotinus) ist eine Pilzart aus der Familie der Helmlingsverwandten.[2]:S. 376 Bisweilen wird die Art auch als Gelber Muscheling bezeichnet, obwohl der Name „Muscheling“ den Vertretern der Gattung Hohenbuehelia vorbehalten ist.[3]
Merkmale
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Gelbe Muschelseitling bildet 3–10 Zentimeter breite, muschel-, fächer- oder breit zungenförmige Fruchtkörper, die mit einem seitlichen Stiel einzeln bis büschelig oder dachziegelartig auf Holz wachsen. Die Oberseite der Hüte ist glatt, in feuchtem Zustand schmierig bis schleimig, trocken feinsamtig, zum Stiel hin faserschuppig. Die Farbe ist sehr variabel und kann von hellgrün, gelb-oliv bis rötlich-oliv gehen. Der Hutrand ist jung eingerollt, bei älteren Exemplaren scharf und etwas gerieft. Die jung cremefarbenen, später creme- bis ockerfarbenen Lamellen sind am Stiel breit und werden zum Rand hin schmaler. Das Sporenpulver ist weiß. Der kurze, konische Stiel ist auf ocker bis safrangelbem Grund dunkel schuppig punktiert.
Artabgrenzung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Gelbstielige Muschelseitling wird von Pilzsammlern häufig mit dem Austern-Seitling verwechselt[4][5] – die Fruchtkörper beider Arten wachsen oft zusammen am selben Baumstamm[5]. Letzterer hat jedoch bis zur Stielbasis herablaufende Lamellen und nie einen gelben Stiel, außerdem fehlen ihm die oliv grünlichen Töne.[4][5]
Ökologie
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Gelbstielige Muschelseitling ist ein Saprobiont und Schwächeparasit an Laubholz, der ein großes Spektrum von Baumarten besiedeln kann, wobei Eiche, Erlen und Rotbuche bevorzugt sind, selten wird er auch an Nadelbäumen gefunden. Die Art wächst dabei an alten, vorgeschädigten, noch stehenden oder schon umgestürzten toten Stämmen oder an Stümpfen. Der Gelbstielige Muschelseitling ist in schattigen, luft- und bodenfeuchten Laub- und Mischwäldern sowie bodensauren Fichten-Weißtannen-Wäldern und Kiefernforsten zu finden. Er kommt auch entlang von Bächen, an Moorrändern, an Waldwegen und Waldrändern in Hasel-Vorwäldern und in Obstbaumkulturen vor.
Verbreitung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Gelbe Muschelseitling ist in der Holarktis von mediterranen bis in boreale Gebiete zu finden, nördlich geht er bis Grönland und in Nordeuropa bis zum 69. Breitengrad. In Deutschland ist die Art verbreitet, zeigt jedoch regionale Unregelmäßigkeiten im Vorkommen.
Systematik und Taxonomie
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Gemäß Nomenklaturcode des ICN musste der Gelbstielige Muschelseitling unter dem wissenschaftlichen Namen Panellus serotinus geführt werden, obwohl der Pilz und vermutlich der in Asien verbreitete Speise-Muschelseitling (P. edulis) aus verwandtschaftlicher Sicht eine eigene Gattung darstellen, separiert von den Spezies um den Herben Zwergknäueling. Denn Petter Karstens Umkombination des Taxons von Panellus zu Sarcomyxa[6] verstieß gegen den Artikel 33.1. In dem Regelwerk heißt es, dass eine Umkombination (Autonyme ausgenommen) als ungültig publiziert gilt, wenn der Autor nicht das endgültige Epitheton dem Namen der Gattung, Art oder deren Abkürzung eindeutig zuordnet. Der finnische Mykologe nannte in seiner Originaldiagnose der Gattung Sarcomyxa jedoch „Pleurotus serotinus (Schrad.) Fr.“ als Typusart, weshalb die Umkombination ungültig war.[7] Inzwischen ist die Art jedoch gültig umkombiniert worden.[1]
Bedeutung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Speisewert
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der mild[8] bis etwas bitter[5][9] schmeckende Gelbstielige Muschelseitling ist essbar.[7] Die in neuerer Literatur vermutete Giftigkeit (In den Fruchtkörpern sollen Substanzen festgestellt worden sein, die im Verdacht stehen, Krebs auszulösen.[4] Darüber hinaus soll der Pilz Giftstoffe enthalten, die in körpereigene Fettzellen eingelagert werden und bei Gewichtsabnahme zum Tragen kommen.[10]) beruht offenbar auf einem Missverständnis.[7]
In Ostasien wird mit „Mukitake“ (Panellus edulis) eine nah verwandte Art des Gelbstieligen Muschelseitlings als Speisepilz geschätzt und auch kultiviert.[7]
Forstwirtschaft
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Als Holzzerstörer (Schwächeparasit) hat der Gelbstielige Muschelseitling keine wirtschaftliche Bedeutung.
Quellen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- German Josef Krieglsteiner (Hrsg.), Andreas Gminder: Die Großpilze Baden-Württembergs. Band 3: Ständerpilze. Blätterpilze I. Ulmer, Stuttgart 2001, ISBN 3-8001-3536-1.
- Josef Breitenbach, Fred Kränzlin (Hrsg.): Pilze der Schweiz. Beitrag zur Kenntnis der Pilzflora der Schweiz. Band 3: Röhrlinge und Blätterpilze. Teil 1: Strobilomycetaceae und Boletaceae, Paxillaceae, Gomphidiacea, Hygrophoracea, Tricholomataceae, Polyporaceae (lamellige). Mykologia, Luzern 1991, ISBN 3-85604-030-7.
- Karin Montag: Der Tintling – Wochenkalender für das Jahr 2008. Karin Montag, Schmelz 2007.
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ a b Species Fungorum - Species synonymy. Abgerufen am 7. Dezember 2021.
- ↑ Jean-Marc Moncalvo, Rytas Vilgalys, Scott A. Redhead, James E. Johnson, Timothy Y. James, M. Catherine Aime, Valerie Hofstetter, Sebastiaan J.W. Verduin, Ellen Larsson, Timothy J. Baroni, R. Greg Thorn, Stig Jacobsson, Heinz Clemencon, Orson K. Miller Jr.: One hundred and seventeen clades of euagarics. In: Molecular Phylogenetics and Evolution. Band 23. Academic Press, 2002, S. 357–400, doi:10.1016/S1055-7903(02)00027-1 (biology.duke.edu [PDF; 1000 kB]).
- ↑ Achim Bollmann, Andreas Gminder, Peter Reil: Abbildungsverzeichnis europäischer Großpilze. In: Jahrbuch der Schwarzwälder Pilzlehrschau. 4. Auflage. Band 2. Schwarzwälder Pilzlehrschau, 2007, ISSN 0932-920X (301 S., Verzeichnis der Farbabbildungen fast aller europäischen Großpilze (> 5 mm) inkl. CD mit über 600 Gattungsbeschreibungen).
- ↑ a b c Andreas Gminder: Gelbstieliger Muschelseitling. In: Handbuch für Pilzsammler. Kosmos, Stuttgart 2008, ISBN 978-3-440-11472-8, S. 139.
- ↑ a b c d Hermann T. Jahn: Pilze, die an Holz wachsen. Busse, Herford 1979, ISBN 978-3-87120-853-9, S. 188 (268 S., 222 Farbfotos, 19 Schwarzweißfotos und 114 Zeichnungen).
- ↑ Petter Adolf Karsten: Symbolae ad mycologiam Fennicam XXX. In: Meddelanden af Societas pro Fauna et Flora Fennica. Band 18, 1891, S. 62.
- ↑ a b c d Andreas Kunze, Carsten Neubauer, Holger Foerster: Die Mär vom giftigen Muschelseitling und eine Frage des guten Geschmacks. In: Der Tintling. Band 74, Nr. 1. Karin Montag, Schmelz 2012, S. 41–48.
- ↑ Hans E. Laux: Der große Kosmos-Pilzführer. Alle Speisepilze mit ihren giftigen Doppelgängern. Franckh-Kosmos, Stuttgart 2001, ISBN 3-440-08457-4, S. 194.
- ↑ Walter Pätzold, Hans E. Laux: Austernseitling – Verwechslungen. In: 1mal1 des Pilzesammelns. Kosmos, Stuttgart 2004, ISBN 3-440-09692-0, S. 192.
- ↑ Christoph Hahn: Panellus serotinus ist ungesund! In: Forum auf pilzepilze.de. 6. Januar 2002, abgerufen am 16. November 2011.