Gemünda in Oberfranken
Gemünda in Oberfranken Stadt Seßlach
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Koordinaten: | 50° 14′ N, 10° 48′ O |
Höhe: | 277 m ü. NN |
Fläche: | 5,89 km²[1] |
Einwohner: | 483 (31. Dez. 2022)[2] |
Bevölkerungsdichte: | 82 Einwohner/km² |
Eingemeindung: | 1. Mai 1978 |
Postleitzahl: | 96145 |
Vorwahl: | 09567 |
Ehemaliges Gemeindehaus mit Schmiede
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Gemünda in Oberfranken (amtlich: Gemünda i.OFr.) ist ein Gemeindeteil der oberfränkischen Stadt Seßlach im Landkreis Coburg.
Geographie
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Gemünda liegt etwa zwölf Kilometer westlich von Coburg im Mündungsbereich der Kreck in die Rodach. Die Gemarkungsgrenze entspricht im Nordosten der bayerischen Landesgrenze zu Thüringen. Die Staatsstraße 2204 von Seßlach nach Autenhausen führt durch den Ort. Etwa zwei Kilometer nordöstlich von Gemünda, an der Landesgrenze zu Thüringen, liegt an der Rodach die Gehegsmühle.
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Gemünda wurde 837 erstmals urkundlich erwähnt, als der Testamentvollstrecker des Grafen Asis dem Kloster Fulda Güter in „Gimundi“ schenkte. Wie Seßlach gehörte Gemünda zum Hochstift Würzburg. Dorfherren waren unter anderem die von Rosenau, die von Bibra, die Stein zu Ostheim und die Marschälle zu Erlebach. Am bedeutendsten waren die von Lichtenstein. Das Klosteramt Tambach besaß zehn Höfe in dem Ort.[3]
Der Bau einer Kirche durch die Herren von Lichtenstein ist für das Jahr 1401 belegt. Ein Wasserschloss wurde im 15. Jahrhundert errichtet. Zu dem Rittergut gehörten unter anderem drei Hofstellen, ein Weinberg und Tongruben. Ende des 18. Jahrhunderts wurde das Schloss abgebrochen. Wein wurde bis ins 18. Jahrhundert angebaut. Während die Nachbarorte wie Autenhausen und Dietersdorf, die zum Klosteramt Tambach gehörten, katholisch blieben, führten die Herren von Bibra 1590 in Gemünda die Reformation ein.[4]
Zu Gemünda gehört die Gehegsmühle im Kaltengrund des Rodachtales, an der Grenze zu Thüringen, die 1727 erstmals genannt wurde und bis 1850 als Papiermühle arbeitete.[4] Eine kleine Kommunbrauerei wurde 1870 errichtet, die bis 1963 Bier braute.[5]
Im 18. Jahrhundert hieß Gemünda „Gemünden an der Kreck“ und im 19. Jahrhundert „Gemünda an der Kreck“. Seit 1926 führt der Ort den heutigen Namen.
Im Januar 1806 nahm Graf Joseph Carl die Tambacher Lande, zu denen auch Gemünda gehörte, als reichsunmittelbare Grafschaft Ortenburg-Tambach in Besitz. Im Oktober 1806 wurde die Grafschaft mediatisiert. Von Dezember 1806 bis 1814 gehörte Gemünda als Teil des Tambacher Landes zum Großherzogtum Würzburg. Nach dessen Auflösung wurde das Herrschaftsgericht Tambach dem Mainkreis zugeordnet. 1862 erfolgte die Eingliederung der Landgemeinde Gemünda mit ihrem Gemeindeteil Gehegsmühle in das neu geschaffene bayerische Bezirksamt Staffelstein.[6]
Nach dem Zweiten Weltkrieg prägte bis 1989 die Lage an der innerdeutschen Grenze den Ort.
1925 hatte das Dorf 398 Einwohner und 89 Wohngebäude. 382 Personen gehörten der evangelisch-lutherischen Kirche an.[7] Um 1940 gab es in Gemünda 55 landwirtschaftliche Klein- und Kleinstbetriebe. Im Jahr 1987 hatte das Dorf 487 Einwohner und 130 Wohngebäude mit 152 Wohnungen.[8] 1989 arbeiteten im Dorfkern 18 Dienstleister, Handwerks- und Gewerbebetriebe und 4 Haupterwerbslandwirte. 2002 waren 26 landwirtschaftliche Betriebe, Gewerbe- und Dienstleistungsbetriebe vorhanden. 2006 wurden 50 Übernachtungsmöglichkeiten angeboten.[4]
Am 1. Juli 1972 wurde der Landkreis Staffelstein aufgelöst. Seitdem gehört Gemünda zum Landkreis Coburg. Im Zuge der bayerischen Gebietsreform verlor Gemünda am 1. Mai 1978 seine Selbstständigkeit als Gemeinde und wurde ein Stadtteil von Seßlach.[9]
2008, 2010 und 2015 fanden in Gemünda ökumenische Passionsspiele als Laientheater auf temporären Freilichtbühnen statt.
Einwohnerentwicklung
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Sehenswürdigkeiten
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Gemünda hat einen hohen Anteil von denkmalgeschützten und das Ortsbild prägenden Bauwerken. In der Liste der Baudenkmäler in Gemünda sind 20 Baudenkmäler aufgeführt.
Die evangelisch-lutherische Pfarrkirche St. Johannis, auf einer Anhöhe stehend, ist ein spätmittelalterlicher Saalbau mit einem gotischen, eingezogenen Chor. Sie stammt in ihrem Kern aus dem Jahr 1515. Der 35 Meter hohe Kirchturm wurde zwischen 1566 und 1568 errichtet. 1787 wurde ein neues Kirchenschiff geweiht.[15]
Die Kapelle an der Heiligenleite, direkt an der ehemaligen innerdeutschen Grenze gelegen, entstand 2011/12. Auf Privatinitiative ließ die Stiftung 1150 Jahre Dorfgemeinschaft Gemünda das Gebäude nach Plänen der Architekten Josef Starkl errichten. In der Nähe befindet sich die 2018 neu gefasste Quelle an der Heiligenleite.
Persönlichkeiten
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Siegismund Justus Ehrhardt (1732–1793) war Sohn des Gemündaer Ortspfarrers Adam Georg Ehrhardt.
- Heinrich Stephani (1761–1850) war Sohn des Gemündaer Ortspfarrers Georg Leonhard Adam Stephani.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Gemünda Ein Pfarrdorf im Coburger Land
- Ortsblatt 1849
- Gemünda in der Ortsdatenbank des bavarikon, abgerufen am 4. Dezember 2023.
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ https://geoindex.io/
- ↑ Stadt Seßlach – Zahlen & Daten. In: www.sesslach.de. 31. Dezember 2022, abgerufen am 30. Januar 2023.
- ↑ Walter Schneier: Das Coburger Land. 2. Auflage. Coburg 1990, S. 226.
- ↑ a b c Gemünda Ein Pfarrdorf im Coburger Land
- ↑ Wolfgang Vatke: Coburger Brauereien Stadt und Land. Veste-Verlag Roßteutscher, Coburg 2008, ISBN 978-3-925431-03-6, S. 291.
- ↑ Heinz Pellender: TAMBACH vom Langheimer Klosteramt zur Ortenburg’schen Grafschaft. Heft 3 der Schriftenreihe der historischen Gesellschaft Coburg e. V. Coburg 1985.
- ↑ a b Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichnis für den Freistaat Bayern nach der Volkszählung vom 16. Juni 1925 und dem Gebietsstand vom 1. Januar 1928. Heft 109 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1928, DNB 361988923, OCLC 215857246, Abschnitt II, Sp. 1157 (Digitalisat).
- ↑ a b Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern, Gebietsstand: 25. Mai 1987. Heft 450 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München November 1991, DNB 94240937X, OCLC 231287364, S. 300 (Digitalisat).
- ↑ Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart / Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 680 (Statistische Bibliothek des Bundes und der Länder [PDF]).
- ↑ Kgl. Statistisches Bureau (Hrsg.): Vollständiges Ortschaften-Verzeichniss des Königreichs Bayern. Nach Kreisen, Verwaltungsdistrikten, Gerichts-Sprengeln und Gemeinden unter Beifügung der Pfarrei-, Schul- und Postzugehörigkeit … mit einem alphabetischen General-Ortsregister enthaltend die Bevölkerung nach dem Ergebnisse der Volkszählung vom 1. Dezember 1875. Adolf Ackermann, München 1877, OCLC 183234026, 2. Abschnitt (Einwohnerzahlen vom 1. Dezember 1871, Viehzahlen von 1873), Sp. 1122, urn:nbn:de:bvb:12-bsb00052489-4 (Digitalisat).
- ↑ K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichnis des Königreichs Bayern, mit alphabetischem Ortsregister. LXV. Heft der Beiträge zur Statistik des Königreichs Bayern. München 1904, DNB 361988931, OCLC 556534974, Abschnitt II, Sp. 1121 (Digitalisat).
- ↑ Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern – Bearbeitet auf Grund der Volkszählung vom 13. September 1950. Heft 169 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1952, DNB 453660975, OCLC 183218794, Abschnitt II, Sp. 999 (Digitalisat).
- ↑ Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern. Heft 335 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1973, DNB 740801384, OCLC 220710116, S. 152 (Digitalisat).
- ↑ www.sesslach.de ( vom 24. März 2016 im Internet Archive)
- ↑ Lothar Hofmann: Denkmale Region Coburg – Neustadt – Sonneberg: Orte der Einkehr und des Gebets. Historische Sakralbauten. Ein Führer durch die Kirchen der Landkreise Coburg und Sonneberg. Verlag Gerätemuseum des Coburger Landes, Ahorn 2007, ISBN 3-930531-04-6, S. 86.