Gendergerechte Didaktik

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Gendergerechte Didaktik oder gendersensible Didaktik ist eine Didaktik, die darauf abzielt, dass Frauen und Männer gleichermaßen von ihr angesprochen werden und auf unterschiedliche Lernstile der jeweiligen Geschlechter eingeht. Sie betont das Geschlecht als relevante soziale Kategorie in der Entstehung von Wissenschaft und Technik, aber auch an Bildungseinrichtungen, wie etwa Schulen und Universitäten. Gendergerechte Didaktik ist partizipativ, d. h., sie bezieht die Lernenden aktiv in den Lernprozess mit ein. In Naturwissenschaften und Technik sollen nicht nur wissenschaftliche und technische, sondern auch Genderkompetenzen vermittelt werden.

Gendergerechte oder gendersensible Didaktik ist als Beitrag zur gesellschaftlichen Emanzipation von Frauen zu verstehen. Ihre Entstehung ist vor dem Hintergrund der Ersten und Zweiten Frauenbewegung zu sehen. Sie steht in deren Traditionen: Ein historisches Bewusstsein in Bezug auf Kämpfe für die rechtliche Gleichstellung der Frauen (Schwerpunkt der Ersten Frauenbewegung) und für eine selbstbestimmte und gleichberechtigte Beteiligung in allen Lebensfeldern (Schwerpunkt der Zweiten Frauenbewegung) ist eine unerlässliche Basis für Lehrende und Studierende. Mit Lebensfeldern sind unter anderem Politik, Arbeitswelt, Kirche, Familie, Produktion symbolischer Welten in öffentlichen Repräsentationen (z. B. Kunst), Kultur, Wissenschaft, praktische Disziplinen wie Medizin, Psychotherapie und Jurisprudenz, persönliche und sexuelle Beziehungen gemeint. Wie die Frauenbewegungen ist auch die gendersensible Didaktik mit anderen emanzipatorischen Bewegungen verbunden.[1]

Gendergerechte Didaktik hat drei zentrale Aufgaben:[1]

  1. Lehrangebote sollen gleichermaßen auf die Bedürfnisse von Männern und Frauen eingehen.
  2. Lehrangebote sollen so gestaltet sein, dass die Lernziele sowohl für Frauen als auch für Männer erreichbar sind.
  3. Lehrangebote zielen darauf ab, Genderkompetenzen zu vermitteln.

Allgemein gilt es bei der gendergerechten Didaktik darauf zu achten, den bisher hauptsächlich in der Forschung diskutierten Gender Bias zu vermeiden. Bei diesem handelt es sich um geschlechtsspezifische Verzerrungsfehler, die in drei Obergruppen[2] unterteilt werden können.

  1. Androzentrismus: Es wird eine rein männliche Perspektive eingenommen, und Frauen werden nicht miteinbezogen.
  2. Geschlechterinsensibilität: Geschlecht wird als zentrale Kategorie ignoriert und gewisse Situationen und Sachverhalte fälschlicherweise als für Männer und Frauen gleich angenommen.
  3. Doppelte Bewertungsmaßstäbe: Gleichartige Situationen, Eigenschaften oder Verhaltensweisen werden bei Frauen und Männern unterschiedlich bewertet.

Diese drei Problematiken, die ihren Ursprung in der Forschung haben, gilt es, auf die gendergerechte Didaktik umzulegen und sowohl inhaltlich, methodisch als auch in der Interaktion mit den Teilnehmern und Teilnehmerinnen zu vermeiden.

Die Entwicklung spezieller Methoden für den Unterricht war bisher vor allem in naturwissenschaftlichen und technischen Fächern relevant, da es insbesondere darum geht, Frauen den gleichen Zugang zu den Inhalten aber insbesondere auch zu den jeweiligen Berufsausbildungen zu ermöglichen. Folgende Bereiche können unterschieden werden:

  1. Interaktionen als lernhemmende bzw. lernfördernde Kommunikationsprozesse zwischen Lehrenden und Teilnehmenden
  2. Individuelle und vielfältige Voraussetzungen von Teilnehmern und Teilnehmerinnen berücksichtigen
  3. Praxisbezüge herstellen: Beispiele aus der Erfahrungswelt der Teilnehmerinnen sowie gesellschaftliche und ethische Aspekte einbeziehen
  4. Aktivierende und projektorientierte Lehr- und Lernmethoden
  5. Interdisziplinäre Lehr- und Lerngestaltung
  6. Fach- und Geschlechterstereotype thematisieren
  7. Vorbilder: Frauen hinter Forschungsprozessen
  8. Lehrmaterial: Rollendarstellungen in Sprache, Bildern und Abbildungen[3]

Einzelnachweise

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  1. a b Michaela Gindl, Günter Hefler, Silvia Hellmer: Grundlagen der Gendersensibilität in der Lehre. Leitfaden für gendersensible Didaktik. 2007, S. 10 (online) (PDF, 473 kB)
  2. Judith Fuchs, Kris Maschewsky, Ulrike Maschewsky-Schneider: Zu mehr Gleichberechtigung zwischen den Geschlechtern: Erkennen und Vermeiden von Gender Bias in der Gesundheitsforschung. Berlin 2002 (online) (PDF, 795 kB), Zugriff 8. September 2014, S. 13 f.
  3. Karin Steiner, Monira Kerler, Sandra Schneeweiß et al.: AMS Österreich, ABIF (Analyse, Beratung und interdisziplinäre Forschung) (Hrsg.): Praxishandbuch: Technische und naturwissenschaftliche Qualifizierungen von Frauen – Berufsorientierung und Methoden für gendergerechte Didaktik. Resilienzfaktoren gegen die geschlechtsspezifische Segregation. Wien 2015, S. 80–118 (online) (PDF, 5,77 MB)