Georg Friedrich Wagner

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Georg Friedrich Wagner (* 5. November 1818 in Holzburg; † 5. Juni 1880 in Hausen) war ein deutscher Orgelbauer, der in Oberhessen wirkte.

Georg Friedrich Wagner wurde 1818 als Sohn des Schrecksbacher Pfarrers Conrad Wagner und dessen zweiter Frau Justina Gies († 23. März 1848), Tochter des Schrecksbacher Försters Johannes Gies, geboren. Nach dem Tod des Vaters am 6. April 1819 zog die Mutter mit den Kindern nach Schrecksbach, wo Georg Friedrich Wagner aufwuchs. Vermutlich lernte er bei seinem Halbbruder Theodor Wagner (* 7. September 1803 in Holzburg), der in Schrecksbach Instrumentenbauer war und auch Orgelreparaturen durchführte, den Orgelbau kennen.

Vom 23. März 1841 bis zum 23. März 1844 ging Wagner bei Friedrich Wilhelm Bernhard in Romrod in die Lehre.[1] Er half beim Bau und der Aufstellung mehrerer neuen Orgeln und baute eine Orgel selbstständig.[2] In den beiden Folgejahren blieb er Bernhards Gehilfe und baute in dieser Zeit zwei Orgeln und zwei Pianofortes.

1846 machte sich Wagner in Schrecksbach, dem Wohnort seiner Mutter, als Orgelbauer selbstständig. 1850 übersiedelte er mit seiner Werkstatt und seinen Schwestern nach Bad Hersfeld.[3] Am 29. September 1850 heiratete er in Ziegenhain Maria Charlotte Lotz, die Tochter des Gerichtsdieners Konrad Lotz und seiner Frau Katharina Elisabeth geb. Käsinger. Den beiden wurden zwischen 1851 und 1872 sieben Kinder geboren, von denen die vier ältesten das Kindesalter nicht überlebten. In Hersfeld führte er 1852/1853 verschiedene Arbeiten an der Orgel von Johannes Schlottmann in der Stadtkirche durch.

Nach einer erfolgreichen Prüfung im Jahr 1851 erhielt er 1854 vom Marburger Konsistorium die Orgelbaulizenz für Oberhessen.[4] Wagner selbst schrieb, dass er 26 neue Orgeln gebaut habe. Von ihm sind Orgelreparaturen, Umbauten und Stimmungen in etwa 50 Fällen nachgewiesen.[5] Zwei Tage nach seinem Tod wurde Wagner am 7. Juni 1880 in Hausen begraben, wo er während seines letzten Orgelneubaus starb. Sein Sohn Heinrich Wilhelm wurde Schriftsetzer, sein Sohn Fritz Georg Dekorationsmaler.

Werke (Auswahl)

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Jahr Ort Gebäude Bild Manuale Register Bemerkungen
1858 Breitenbach am Herzberg Ev. Kirche II/P 16 Wagners größter Neubau; bis auf zwei Register erhalten
1859 Oberstoppel Ev. Kirche I/P 7 Neubau; umdisponiert erhalten
1859–1860 Obergeis Ev. Kirche I/P Neubau
1862 Mackenzell Kath. Kirche II/P 14 Neubau in Gehäuse von 1730; 1945 zerstört
1863–1864 Kirchhasel (Hünfeld) St. Georg II/P 14 Neubau; umgebaut erhalten
1864–1865 Lingelbach (Alsfeld) Ev. Kirche I/P 7 Neubau
1865 Willingshain Ev. Kirche I/P Neubau
1867 Oberzell (Sinntal) Ev. Kirche II/P 12 Neubau; 1959 zwei Pedalregister durch Gebr. Hoffmann umdisponiert; erhalten
1868 Oberaula Ev. Kirche II/P 19 Neubau hinter dem Prospekt von Jost Eichenberg (1721); erhalten[6]
1868–1870 Neukirchen (Haunetal) Ev. Kirche II/P 15 Neubau; erhalten
1870–1871 Dörnigheim Ev. Kirche II/P Neubau; Prospekt erhalten[7]
1870–1871 Immichenhain Ev. Kirche I/P 9 Neubau; 1963 ersetzt
1871 Steinau an der Straße Katharinenkirche Steinau
II/P 12 Neubau hinter Prospekt von 1682; erhalten[8]
1871–1872 Weißenbach (Großalmerode) Ev. Kirche I/P 8 Neubau; in die Stadtkirche Allendorf/Werra umgesetzt und dort erhalten
1875 Montabaur Pauluskirche II/P 12 Neubau; Denkmalorgel erhalten
1877 Elnhausen Evangelische Kirche I/P 12 Neubau; 1954/1955 tauschte Werner Bosch 3 Register aus; erhalten[9]
1878 Lischeid Ev. Kirche I/P 7 Neubau; 1968 Umbau durch Werner Bosch; erhalten
1878 Mellnau Ev. Kirche I/P 9 Neubau; 1883 in neue Kirche umgesetzt, 1977 durch Werner Bosch etwas umdisponiert; erhalten
1878–1879 Schwarzenborn (Knüll) Ev. Kirche II/P 13 Neubau; Umbauten 1951 durch Werner Bosch und 1961 durch Euler; erhalten
1879–1880 Hausen (Oberaula) Ev. Kirche I/P 6 Neubau unter Verwendung von barockem Schnitzwerk; erhalten
  • Gerhard Aumüller, Eckhard Trinkaus: Orgelbau im Landkreis Waldeck-Frankenberg. In: Friedhelm Brusniak, Hartmut Wecker (Hrsg.): Musik in Waldeck-Frankenberg. Musikgeschichte des Landkreises. Bing, Korbach 1997, ISBN 3-87077-098-8, S. 144–202.
  • Peter Brusius: Der Orgelbauer Georg Friedrich Wagner. Brusius, Marburg 2014.
  • Gottfried Rehm: Orgelbauten Wagners in Osthessen. In: Mein Heimatland. Nummer 18, Juni 1975, Band 28, S. 69–71.
  • Eckhard Trinkaus: Orgeln und Orgelbauer im früheren Kreis Ziegenhain (Hessen) (= Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Hessen. Band 43). Elwert, Marburg 1981, ISBN 3-7708-0713-8, S. 302–305.

Einzelnachweise

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  1. Franz Bösken, Hermann Fischer: Quellen und Forschungen zur Orgelgeschichte des Mittelrheins (= Beiträge zur Mittelrheinischen Musikgeschichte. Band 29,1). Band 3: Ehemalige Provinz Oberhessen. Teil 1: A–L. Schott, Mainz 1988, ISBN 3-7957-1330-7, S. 18.
  2. Trinkaus: Orgeln und Orgelbauer im früheren Kreis Ziegenhain (Hessen). 1981, S. 302.
  3. Rehm: Orgelbauten Wagners in Osthessen. 1975, S. 69.
  4. Brusius: Der Orgelbauer Georg Friedrich Wagner. 2014, S. 4.
  5. Trinkaus: Orgeln und Orgelbauer im früheren Kreis Ziegenhain (Hessen). 1981, S. 303–305.
  6. Orgel in Oberaula, abgerufen am 28. September 2017.
  7. Orgel in Dörnigheim, abgerufen am 28. September 2017.
  8. Mathias Mebold: Die Georg-Friedrich-Wagner-Orgel der Katharinenkirche in Steinau a. d. Straße von 1871. In: Ars Organi. Jg. 69, 2021, S. 41–45.
  9. Orgel in Elnshausen, abgerufen am 28. September 2017 (PDF).